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Gleich vorweg auch von mir ein nörgeln in Richtung Mastering. Was im Auto kaum negativ ins Gewicht fällt, wird vor der Anlage im Wohnzimmer unerträglich. Die beiden Leichtbauwände im selbigen sind bei mir stets ein guter Indikator, ob die Abmischung stimmt und bei Accelerate tut sie es nicht. Es dröhnt selbst bei runter gedrehtem Bassregler dermaßen, dass ich mal wieder ein Sockenpaar opfern musste, um es in die hinteren Bassöffnungen zu stopfen.
Ansonsten war ich gespannt wie ein Flitzebogen. Die Vorabsingle, bei der ich mich noch immer nicht entscheiden kann, ob die Akkorde einfach nur abgedroschenes Rockklischee oder tatsächlich irgendwo abgekupfert sind, die sich aber sofort ins Ohr fraßen, während der Rest des Songs ein paar Anläufe brauchte … ähm, wo war ich … die Vorabsingle jedenfalls klang so verlockend nach REM wie nichts seit, ja seit wann eigentlich? Seit dem Drummerausstieg? Seit Monster? Gar seit den IRS-Jahren, vielleicht noch Green eingeschlossen? Aber versprach Leaving New York nicht auch mehr, als der Rest dann hielt? Ich gluckste beim ersten Hören von Supernaturell, superserious jedenfalls vergnügt vor mich hin und war kurz davor, beim Rolling Stone anzufragen, ab wie viel Leserjahren man eigentlich einen Wunsch frei hat. Meiner wäre es gewesen, dass die Besprechung diesmal bitte nicht von Frau Fuß stammt. Nichts gegen die Dame, aber sie ist REM-Fan und besitzt für mich in diesem Fall nicht mehr genug Objektivität. Bei Reveal bin ich zumindest böse auf sie reingefallen. Für solche Art von Rezensionen gibt es Fanzines (oder dieses Forum ;->).
Der Stone lag im Briefkasten und eigentlich bin ich ja so ein selbstdisziplinierter von vorn nach hinten Leser. Diesmal jedoch gleich der Blick zu den Alben. Drei Sterne und für eher mäßig befunden. Immerhin vom Willander – dabei kam meine Anfrageabsicht doch nie über den Gedankenstatus hinaus. Kratzte mich zwar ein wenig, doch hielt es mich selbstredend nicht vom Erwerb des Albums ab. Aber wo bitte, Herr Willander, wurde Monster mäßig besprochen? Als Leser der ersten Stunde, dem gerade die ersten Ausgaben zur oft gewälzten Bibel wurden, ist mir sehr wohl in Erinnerung, dass Monster zumindest im Stone sehr wohlwollend aufgenommen und seitens der Redaktion unter die Alben des Jahres gewählt wurde. Auch New Adventures hat höchstens den einen Makel, den alle Alben seit dem tragen, nämlich schlicht zu lang zu sein. Das reichte damals für mich, um gar das Interesse an REM zu verlieren, wenn auch nur vorläufig. So wurde Up jedoch zum ersten von mir ausgelassenen Album, bis es Jahre später doch noch seinen Weg ins Regal fand. Mit dem Wissen um Up, Reveal und Around the sun begann New Adventures nachträglich erst so richtig zu glänzen. Von den IRS-Jahren möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht viel reden. Andere Zeit, andere Liga und mit einem Indie-Charme behaftet, der spätestens bei Out of Time abhanden kam. Ich hab sogar Verständnis dafür, dass diejenigen, die erst mit den letzten Alben eingestiegen sind, mit den REM-Alben der 80er nichts anfangen können.
Nun also Accelerate. Der CD-Player im Auto blieb stumm. Fragender Blick. Nichts kein Ton. Zurück zum Plattenladen. „Da is nix drauf“. Der Händler gab mir ne andere und den Spruch mit auf den Weg, wenn die auch nicht läuft, liegts am Player. CD rein – nichts. Ratlosigkeit. Der Player las und las. Dann, nach einer geschlagenen Minute startete der erste Song. So nebenbei: wir sprechen von einer Original-CD und einem Auto, das noch kein Jahr alt ist, sodass mithin auch der CD-Player auf der Höhe der Zeit sein sollte! Bin gespannt, wo das mit dem Kopierschutz noch hinführt!
Was dann folgte war das hier im Form bereits geschilderte Phänomen. Das Album rauschte vorbei und zunächst blieb nichts hängen. Bestätigt nur der Eindruck der Vorabsingle: Der Sound der letzten drei Alben ist vorerst zu den Akten gelegt, dafür an dieser Stelle drei Kreuze, und Gefangene werden diesmal nicht gemacht. Doch genauso wenig, wie Monster seinerzeit der Weg zurück zum „Gitarrenrock“ von vor Out of time war, ist es Accelerate und auch mit Monster hat es nicht viel gemein, außer den eben bemühten Vergleich, und dann irgendwie wieder doch. Whats the frequency, Kenneth vielleicht. Die Mehrstimmigkeit trat auch lange nicht mehr so deutlich zu Tage, möglicherweise wie seit gut 20 Jahren nicht mehr. Und irgendwie ist das auch so ein allgemeines Problem. Man sucht bei Bands mit einer solch langen Vergangenheit stets nach Vergleichen und hat diesbezügliche Erwartungen an das jeweils neue Album, die eine Band, zumindest eine mit Charakter und Kunstanspruch wie REM, gar nicht erfüllen will. Es wird kein zweites Automatic geben, kein Green, kein Document und auch kein Murmur, oder welche persönlichen Präferenzen sonst noch so bestehen. Anleihen an den eigenen Sound vergangener Alben sind erwünscht und ohnehin notwendig, um identifizierbar zu bleiben und mehr kann man auch von Accelerate nicht erwarten. Das ist immer noch eindeutig REM, die Anleihen greifen diesmal ein wenig weiter zurück, die Albumlänge kippte von einem Extrem ins andere, Balladen bleiben außen vor – auch das mal nicht unbedingt verkehrt – und verzichtbar nervig bleibt einzig der DJ-Song am Ende. Der Rest brennt sich überwiegend nach ein paar Anläufen ein und wächst zumeist. Mr. Richards ist z.B. so ein Grower. Horse to water bleibt dafür auch nach mehrfachem Hören Mittelmaß. Sing for the submarine hat hingegen das Zeug zum REM-Klassiker. Dass ich mich an den zweiten Song des Albums gerade nicht erinnern kann, spricht nicht für ihn. Auch Living well is the best revenge stürmt ziemlich ungestüm drauf los, dreht aber schnell ziemlich dauerhaft seine Kreise im Kopf. Herr Willander hat für meinen Geschmack vielleicht ein wenig zu niedrig angesetzt. *** ½ – **** Sterne gehen in Ordnung. Darunter gehe ich nicht. Darüber aber auch nicht.
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.Highlights von Rolling-Stone.de„I Put A Spell On You“ von Screamin‘ Jay Hawkins: Horror-Heuler
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WerbungSchöne ausführliche Rezension, Filter. Die Bewertung der Musik sehe ich ähnlich (****), gefällt mir besser als z.B. Monster. Der Sound ist nicht so schlimm wie befürchtet (besitze die 2LP-Ausgabe).
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Bauer Ewald…. (besitze die 2LP-Ausgabe).
Heißt das, sie haben die 34 Min. auf 4 LP-Seiten verteilt?
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*** 1/2
einen halben stern gibt es alleine für die abkehr vom verschwurbelten. ich fürchte allerdings, r.e.m. haben — mit oder ohne punkte, verquast oder nicht — dramatisch an relevanz verloren.--
rock 'n' roll..., deal with it!PeterJoshua….dramatisch an relevanz verloren.
Relevanz wofür?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Mick67Relevanz wofür?
Leute unter 35.
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Mick67Heißt das, sie haben die 34 Min. auf 4 LP-Seiten verteilt?
Genau. Die LPs laufen auf 45rpm. Außerdem liegt die CD bei.
Es gibt aber auch eine normale LP-Ausgabe.
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Dick LaurentLeute unter 35.
das, aber auch darüber hinaus. automatic for the people war neu, gesprächthema, bewegte musikbegeisterte und andere. ich glaube nicht, dass von r.e.m. heute noch derartige impulse ausgehen.
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rock 'n' roll..., deal with it!PeterJoshuadas, aber auch darüber hinaus. automatic for the people war neu, gesprächthema, bewegte musikbegeisterte und andere. ich glaube nicht, dass von r.e.m. heute noch derartige impulse ausgehen.
Muss ja auch nicht. Die Karawanserei zieht weiter oder so ähnlich.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.PeterJoshuadas, aber auch darüber hinaus. automatic for the people war neu, gesprächthema, bewegte musikbegeisterte und andere. ich glaube nicht, dass von r.e.m. heute noch derartige impulse ausgehen.
Ja und? Ich kenne keine Band, die es länger als 5-10 Jahre hinbekommt, relevant zu sein. Was immer das auch heißt.
Die neue R.E.M. macht Spaß. Fullstop! Ob Accelerate für irgendwas relevant ist, ist mir dabei so was von egal…--
Dick LaurentLeute unter 35.
Mick67Ja und? Ich kenne keine Band, die es länger als 5-10 Jahre hinbekommt, relevant zu sein. Was immer das auch heißt.
Die neue R.E.M. macht Spaß. Fullstop! Ob Accelerate für irgendwas relevant ist, ist mir dabei so was von egal…freut mich für dich, dass du spass hast. kann man sich währendessen trotzdem mit der frage der relevanz außeinandersetzen? wohl nicht.
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rock 'n' roll..., deal with it!Für mich waren R.E.M. in den Neunzigern SEHR relevant. Das war meine Teenagerzeit und Songs wie „Everybody hurts„, „Low“ oder „Country Feedback“ hatten mir sehr geholfen.
Mit den beiden Gute-Laune-Alben im neuen Jahrtausend konnte ich nicht so viel anfangen, aber die neue Platte gefällt mir wieder recht gut. Für mich ist sie relevant, aber ob sie das allgemein gesehen für die Menschheit ist? Da habe ich so meine Zweifel.Keine Ahnung, was die Jugend heutzutage hört (und ob sie überhaupt noch etwas relevant findet). Ich befürchte aber, R.E.M. sind mittlerweile zu einer Art Alte-Herren-Band geworden, die vorwiegend mit Fans aufwartet, die schon in den Achtzigern und Neunzigern auf ihre Musik standen.
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Krimis, Thriller und Urban Fantasy - weitere Infos unter www.soeren-prescher.dePeterJoshuafreut mich für dich, dass du spass hast. kann man sich währendessen trotzdem mit der frage der relevanz außeinandersetzen? wohl nicht.
Dann sind wir ja einer Meinung.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Je mehr die Songs wachsen, umso mehr entwickelt sich der Sound (Stichwort loudness war, in Verbindung mit einem möglichst bratzig-verwaschenen Mix) zum Ärgernis.
Zum Vergleich habe ich ‚Monster‘ mal direkt danach aufgelegt, ohne den Lautstärkeregler anzurühren: Es klingt geradezu erholsam und entspannend und lange nicht so beengend wie ‚Accelerate‘.--
?Aus dem Musikalischen Tagebuch:
http://forum.rollingstone.de/showpost.php?p=1576152&postcount=19645
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams -
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