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Könnte ich natürlich auch in den Metal-Thread oder in den Prog-Thread stecken, aber meiner Meinung nach verdient die Band ihren eigenen. Wenn „Into the Everflow“ wiederveröffentlich wird (wie gesagt: 19.04.), schreib ich auch nochmal etwas zu den anderen Alben dieser fantastischen Band.
„A Social Grace“
In den siebziger Jahren feierte das, was man gerne als Prog bezeichnet (oder beschimpft) sicherlich seine größten Erfolge. Ihren künstlerischen Höhepunkt erlangte diese Art der Musik, wie sie von Yes, Emerson, Lake & Palmer oder Genesis in dieser Zeit fabriziert wurde – Pink Floyd gingen definitiv in eine andere Richtung-, jedoch erst knapp zwanzig Jahre später und zwar im Metal und speziell in zwei grandiosen Debütalben: dem 1989 erschienenen “When Dream and Day Unite” von Dream Theater und diesem Werk, “A Social Grace” (1990) von der amerikanischen Band Psychotic Waltz.
Neu oder progressiv ist eigentlich an dem “Prog” von “A Social Grace” nichts. Es sind die Breaks und Tempiwechsel, die man kennt und das instrumentale Können, das man von so einer Band erwartet. Aber selten wurde all das intelligenter vorgetragen. Intelligent, weil vor allem mit enormer Aussagekraft. Und auch selten steckte mehr Energie und Einsatz darin. Psychotic Waltz zeichnen das Bild einer kaputten, im Sterben liegenden Welt und Natur (“There lies a dying sparrow/ Lying still with broken wings”, “…the earth picked to the bone”) und mit den Mitteln des Progs entsteht ein Gemälde voller Wahnwitz und Groteske, welches dem infernalen, satanischen Treiben auf der Theaterbühne, die das Cover passend abbildet, sehr nahe kommt. Für Augenblicke, wie dem zauberhaften Beginn des unglaublichen “Halo of Thorns” oder dem fast entspannten Intro zu “Only in a Dream”, wird der Hörer immer wieder in Sicherheit gewogen um anschließend erneut vom “psychotischen Walzer” mitgerissen zu werden. “I Remember”, der eingängigste Song auf “A Social Grace” – böse Zungen würden behaupten, die obligatorische Metal-Ballade – schließt die erste Hälfte des Werkes. Hier vereinen sich große Trauer und romantisch anmutende Schönheit zu einem Song, der in unmissverständlichen Metaphern und in ziemlicher Einfachheit zum einzigen klaren Moment des Albums wird. Mittendrin eines der wenigen Solos auf dem Album (ein Flötensolo). Ein Unglaubliches zugleich. Schwankend zwischen Glückseligkeit und innerem Kampf. Es scheint als werde das gesamte Album in einem einzigen Track zusammengefasst. Es folgt kurzes Durchschnaufen beim düster-spacigem Instrumental “Sleeping Dogs”, dann wird “A Social Grace” gnadenlos dem abschließenden, ebenso grandiosen wie nihilistischen “Nothing” entgegengetrieben, das kurz und heftig mit den Worten “Everything is nothing” das Werk beendet.
“A Social Grace” ist sowohl Klage als auch Anklage, gesungen von Buddy Lackey. Ein Sänger, der seinesgleichen sucht. Lackey ist ein Metalsänger durch und durch, aber so wie er klingt keiner seiner Kollegen. Mal ist seine Stimme hart, dann geheimnisvoll, mystisch, dann Lackey wie Ozzy Osbourne auf Drogen (oder eher nicht auf Drogen) um plötzlich in monumentalem Pathos Unheil zu verkünden. Wäre Gustaf Gründgens Mephisto Metalsänger, klänge er wie Buddy Lackey. Der größte, mächtigste Song mit dem Titel “A Psychotic Waltz” ist auch eine Buddy Lackey-Show. Er wimmert, heult, ja leidet sich förmlich durch das Stück und wenn dann am Schluss, im herrlichsten Moment des Albums zu schwersten Gitarren das Piano einsetzt, ist der Gesang auf einmal so kraftvoll wie nie zuvor. Lackey ist fast zu keinem Zeitpunkt maßvoll. Zweifellos ist sowohl dadurch als auch durch das Prog-Element “A Social Grace” ein absolut aufdringliches Stück Musik. Das Ganze wird allerdings in einer solchen Vehemenz gespielt, dass es zu keinem Zeitpunkt unglaubwürdig erscheint. Und im Gegensatz zu vielen anderen ProgRock-Kapellen verdeckt der Prog im Falle von Psychotic Waltz niemals nur einen seichten, belanglosen Rocksong.
Abschließend muss natürlich noch auf Brian McAlpin und Dan Rock hingewiesen werden. Dabei handelt es sich wohl um das Gitarrenduo der Metalszene schlechthin. Ihre Gitarrenarbeit ist Grund dafür, dass keiner der Songs jemals zum statischen Proggebilde verkommt. Unermüdlich peitschen sie die Songs voran mit einem Riffing von Dimensionen, die ansonsten höchstens ein Criss Oliva (Ex-Savatage) oder ein Jeff Waters (Annihilator) in seinen besten Zeiten erreichten. Gleichzeitig haben sie großen Anteil an der Schönheit so mancher ruhigerer Stelle.
Leider fanden diese Highlights des ProgRocks, also eingangs erwähntes Dream Theater-Debüt und eben “A Social Grace”, abgesehen von Höchstwertungen in diversen Metal-Zeitschriften, nicht sonderlich viel Beachtung. Dream Theater wurden erfolgreich, als sie mit neuem Sänger, auf Hochglanz poliertem Sound und sehr viel weiter im Mainstream angesiedeltem Material (Material, jenseits von schlecht, aber auch nie wieder so gut wie auf “When Dream and Day Unite”) fortfuhren, Psychotic Waltz wurden nie erfolgreich und gehören heute der Vergangenheit an.
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WerbungNoch nie was von Denen gehört…. :huh:
Aber so wie Du es beschreibst, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass mir das gefallen könnte.
Für weitere Infos besteht Interesse.Hast Du nen Brenner….? :)
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102Originally posted by Zappa1@10 Apr 2004, 04:25
Noch nie was von Denen gehört…. :huh:
Aber so wie Du es beschreibst, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass mir das gefallen könnte.
Für weitere Infos besteht Interesse.Hast Du nen Brenner….? :)
Ja klar.
Ich brenn sie dir gerne.Aber nicht überrascht sein: Psychotic Waltz sind in jeder Hinsicht auch eine Metalband. Ich glaube, die meisten hier würden schon daran scheitern („scheitern“ im Sinne von es nicht mögen) bevor sie am Prog des Albums scheitern können.
Aber trotzdem: gerne.
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Thx für´s Review Nihil. Nimmst du dir die anderen 3 auch noch vor? Bitte. :)
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Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]@ dr. nihil
Schließe mich brosche an. :)
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Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' RollOriginally posted by Brosche@10 Apr 2004, 19:58
Thx für´s Review Nihil. Nimmst du dir die anderen 3 auch noch vor? Bitte. :)Ja, wenn ich die „Into the Everflow“ habe.
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Originally posted by DR.Nihil@10 Apr 2004, 12:27
Ja klar.
Ich brenn sie dir gerne.Aber nicht überrascht sein: Psychotic Waltz sind in jeder Hinsicht auch eine Metalband. Ich glaube, die meisten hier würden schon daran scheitern („scheitern“ im Sinne von es nicht mögen) bevor sie am Prog des Albums scheitern können.
Aber trotzdem: gerne.
… am Verständnis für meinen etwas unorthodoxen Musik-Geschmack ist auch schon so mancher gescheitert… :lol:
aber Dein Post hat mich wirklich neugierig gemacht. Adresse kommt per pm.
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102Originally posted by Zappa1@12 Apr 2004, 22:48
aber Dein Post hat mich wirklich neugierig gemacht. Adresse kommt per pm.Ja, schick mal…, die Tage dann…
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… kann es sein, dass es mich sehr an die guten alten „Black Sabbath“ erinnert?
Ich mag das Album sehr,vielleicht auch, weil ich eben nenk leinen Zusammenhang zu B.S. herstelle.
Mit der anderen CD………da hab ich noch bissl Probleme……
die geht eigentlich garnicht……. :ph34r:
Obwohl, ist stimmungsmäßig, ist sicher keine CD die ich oft hören will,
….bissl was zum Rauchen…. dann ist es klasse, nüchtern gehts nicht :(--
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102Originally posted by Zappa1@19 Apr 2004, 03:11
… kann es sein, dass es mich sehr an die guten alten „Black Sabbath“ erinnert?Mich eigentlich fast nur insofern, als dass Lackey gelegentlich in der Tat an Osbourne erinnert.
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Originally posted by Zappa1@19 Apr 2004, 03:11
… kann es sein, dass es mich sehr an die guten alten „Black Sabbath“ erinnert?Auf der wiederveröffentlichten „Into the Everflow“ ist im übrigen eine Coverversion von Sabbath´s „Disturbing the Priest“ als Bonus-Track drauf. Nervt allerdings ziemlich nach dem grandiosen Album (beste Metal Band aller Zeiten, Punkt!). Kenne aber auch das Original nicht.
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Finde den Sabbath Song im Original Klasse. Ich glaube ich muß mir die beiden Boxen noch zulegen.
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Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]@ brosche
Welche beiden Boxen? Von „BS“???
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Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' RollOriginally posted by dr.music@27 Apr 2004, 16:57
@ broscheWelche beiden Boxen? Von „BS“???
Glaube, er meint die Psychotic Waltz-Wiederveröffentlichungen. Beinhaltet auch ein Demo von „Into the Everflow“ und ein ganz frühes Demo der Band, als diese noch Aslan hieß. Die beiden Sachen habe ich allerdings noch nicht angehört.
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@ Kollege nihil
Weil Du gerade online bist: Wegen Dir die „A social grace“ mehrmals angehört (5mal sogar).
Dein Vergleich mit ProgRock-Größen a la Genesis, Yes und Konsorten stimmt aber nicht. Das hier ist doch def. Progressive Metal. Ganz anders.
Vor allem fehlen die nötigen Keyboards!!! Und arg melodienselig ist es auch nicht. Viel Geriffe.
Leider „nur“ 4 Sterne. Bei mir nicht einmal TOP500. :(--
Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll -
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