Pressemappe

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  • #3181783  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

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    Hehe, peinlicher Faux-pas der österreichischen Trendpostille, wenngleich recht wortgewand verpackte Inhaltsleere, wie man zugeben muss. Ungeschlagen:

    Trotz des Bestehens auf Ekstatik und hedonistischer Flucht aus dem Alltag entsteht so ein zwingender Soundtrack, weniger zur Flucht durch Tanzen als zum Fingerschnippen mit den Synapsen.„.

    Willkommen im Club, Herr Schachinger.

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    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #3181785  | PERMALINK

    hipecac

    Registriert seit: 18.09.2006

    Beiträge: 1,020

    „… aus diversen, oberflächlich kaum unterscheidbaren, aber aus der Abgrenzung heraus essentiellen britischen Sub-Stilen wie UK Garage, Two Step, Dub, House, Grime …“

    :muede:

    Und Gratulation, Punkcow, die intro-Journaille hat’s auch gleich geschluckt:
    http://www.intro.de/platten/kritiken/23045219

    #3181787  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 17,863

    #3181789  | PERMALINK

    copperhead
    ausgemachter exzentriker

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 37,394

    dougsahmFür Katzenfreunde

    http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/bd520b93-e9e9-425b-86ed-04227b740f7c.aspx

    schöne story, uli! :-)

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    BAD TASTE IS TIMELESS    
    #3181791  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,068

    Keine Ahnung, wann ich den Namen Gabriela Herpell zum letzten Mal gelesen hatte. Im Tempo sicher, aber wann? Schöne Wiederbegegnung jedenfalls in der SZ am Wochenende.

    --

    Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.
    #3181793  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,930

    kingberzerkKeine Ahnung, wann ich den Namen Gabriela Herpell zum letzten Mal gelesen hatte. Im Tempo sicher, aber wann? Schöne Wiederbegegnung jedenfalls in der SZ am Wochenende.

    Schöner Artikel!

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #3181795  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    #3181797  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    Eine dpa-Pressemeldung, die so wohl heute oder in den nächsten Tagen in vielen Zeitungen auftaucht:

    Der Plattenspieler läuft und läuft und läuft

    Im Einsteigerbereich herrscht Bewegung – Neue Geräte können die Musik sogar selbst digitalisieren
    (dpa/juk) Der 25. Geburtstag der CD im vorigen Jahr ist ohne großes Tamtam vorübergegangen. Schließlich gilt die Scheibe vielen angesichts von MP3 und Co. als Auslaufmodell. Dagegen wurde jüngst der 60. Geburtstag der LP mit viel Wohlwollen kommentiert. Das beweist: Das gute alte Vinyl lebt – und mit ihm der Plattenspieler. Immer wieder gibt es neue Modelle. Was sich auf dem Markt tut, erklären Experten.

    Hersteller von Schallplattenspielern bedienen keinen Massenmarkt mehr.Rund 700 000 neue LPs gingen im vergangenen Jahr in Deutschland über die Ladentische, so der Bundesverband Musikindustrie in Berlin. Gegenüber 149 Millionen CDs ist das mickrig. Trotzdem wurden immerhin 115 000 Plattenspieler verkauft. „Für 2008 rechnen wir mit 117 000“, sagt Roland M. Stehle vom IFA-Mitveranstalter gfu aus Frankfurt/Main. Das verwundert wenig, wenn man bedenkt, dass es noch immer viele Vinyl-Liebhaber mit großen Sammlungen gibt, die auch auf Flohmärkten oder in Second-Hand-Läden zugreifen.

    Neu ist ein relativer Begriff

    Bewegung herrscht vor allem im Einsteigerbereich. Dazu zählt Peter Steinfadt Geräte für etwa 80 bis 1000 Euro. „Dieses Segment ist im Lauf der vergangenen Jahre auf jeden Fall größer geworden“, sagt Steinfadt von der Analogue Audio Association, einem Verein „zur Erhaltung und Förderung der analogen Musikwiedergabe“ mit Sitz in Oberhausen.
    Allerdings ist „neu“ bei Plattenspielern ein relativer Begriff: Peter Steinfadt nennt als Referenzgeräte für Einsteiger den „TD 170“ von Thorens, den „P1“ von Rega oder auch den „Debut III“ von Pro-Ject, die allesamt nicht erst in diesem Jahr erschienen sind. Sie kosten um die 300 Euro – dazu kommen etwa 50 Euro für ein Tonabnehmersystem. Eine „Vielfalt“ sieht auch Bernhard Rietschel von der Zeitschrift „Audio“ in der Starter-Kategorie. „Aber technisch unterscheiden sich diese Spieler kaum von früheren, da wird ein bisschen gespielt mit Materialien und Formen.“
    Bernhard Rietschel kann Einsteigern etwa den DP300 von Denon empfehlen – oder den rund 180 Euro teuren SLBD 20 von Technics. „Er beruht im Prinzip auf einem Frühachtziger-Konzept,“ sagt der Experte. Problem sei hier nur das Tonabnehmesystem nach dem „T4P“-Prinzip: „Da gibt es heute kaum mehr Ersatzsysteme.“

    Das Digitalisieren von Vinyl

    Wer nach Plattenspielern mit tatsächlich neuen Funktionen sucht, wird auf Geräte stoßen, die sich selbst quasi überflüssig machen – indem sie das Digitalisieren von Vinyl ermöglichen. Der Hersteller Ion Audio aus Willich (Nordrhein-Westfalen) bringt im Herbst den „LP2CD“ heraus: „Das ist ein geschlossenes System, das es erlaubt, direkt von LP auf CD zu brennen“, sagt Geschäftsführer Ralf Wegener.
    Dazu wird das analoge Tonsignal der Schallplatte in dem Gerät mit Hilfe von Software in ein digitales umgewandelt. Der Nutzer nimmt am Ende die beschriebene CD aus der Schublade an der Vorderseite. „Der Wandler stammt aus professionellen Studiogeräten“, sagt Wegener. Rund 350 Euro kostet der Spieler. Eine weitere Neuheit ist der „LP2Flash“. Er erlaubt Kopien auf SD-Karten. „Und er hat USB-Ausgänge.“
    Damit lässt sich der Spieler mit dem Rechner verbinden – ebenfalls zum Digitalisieren von Musik. Auf solche Geräte setzen gleich mehrere Hersteller: „Es gibt im Einsteigerbereich den Trend, dass immer mehr Plattenspieler mit digitalen Ausgängen angeboten werden – vor allem mit USB“, sagt Bernhard Rietschel. Mit dabei ist Lenco: „L-80 USB“ heißt eines der aktuellen Geräte. Der jüngste Spieler von Pro-Ject aus dieser Kategorie ist der „Debut III/PhonoUSB“.
    Rund 325 Euro kostet die Version mit einem schwarzen, 345 Euro das Pendant mit einem silberfarbenem Gehäuse. Als „Erfinder“ der USB-Spieler, der diese nach wie vor verkauft, gilt Numark. Hinter dieser Marke, die stark auf den DJ-Markt abzielt, steht das Unternehmen, das auch die Ion-Audio-Geräte anbietet.

    Die High-End-Kategorie

    HiFi-Experten wie Bernhard Rietschel halten von den USB-Geräten aber nicht allzu viel. „Das Problem ist die technische Ausführung. Plattenspieler zu bauen, ist eben eine Kunst.“ Die rühmliche positive Ausnahme unter den USB-Spielern sei das Modell von Pro-Ject. Wer ein bisschen technisches Geschick habe, kriege das Digitalisieren von Schallplatten aber auch mit einem herkömmlichen Spieler hin.
    Begeistern können sich Experten wie Steinfadt, der auch den Audio-Vertrieb Frankfurter Hörgesellschaft leitet, und Rietschel dagegen für Modelle aus der High-End-Kategorie. Hier gibt es nach Rietschels Worten allenfalls „Minitrends“. „Aber wenn ein Plattenspieler einmal gut gebaut wurde, kann man ihn ewig weiterbauen, sofern die Werkzeuge nicht kaputtgehen.“
    Das treffe allerdings auch auf ein Gerät zu, das zwar mit einigen Hundert Euro seinen Preis hat, aber alles andere als High-End ist: auf den DJ-Dauerbrenner SL-1210 von Technics. „Wenn man den nicht ernsthaft misshandelt“, so Rietschel, „dann überlebt der einen.“

    Dazu gibts dann noch ein (für den einen oder anderen) sicher einer Horrorvision gleichendes Bild mit einem Plattenspieler, in den im hinteren Teil direkt ein I-Pod-Dings angedockt ist ;-)

    --

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    #3181799  | PERMALINK

    ursa-minor

    Registriert seit: 29.05.2005

    Beiträge: 4,499

    In der englischen/US-amerikanischen Vanity Fair (Dezember-Ausgabe) ist ein Special über Motown. Der Artikel basiert wohl auf einem Interview mit Berry Gordy Jr. (ich habe ihn noch nicht gelesen, aber die dazugehörigen Bilder sind von Annie Leibovitz und die finde ich schon mal spektakulär). Leider wird das nie was, wenn ich versuche, die VF einzuscannen. Vielleicht findet sich ja jemand mit mehr technischem Sachverstand?

    Hier ist schon mal der Text ohne die Bilder:
    http://www.vanityfair.com/culture/features/2008/12/motown200812

    Außerdem ein Interview mit den Machern des Film „M for Mississippi“:
    Is Blues Music on the Verge of Extinction?

    --

    C'mon Granddad!
    #3181801  | PERMALINK

    cassavetes

    Registriert seit: 09.03.2006

    Beiträge: 5,771

    Marcus Staiger letzte Woche in seinem MySpace-Blog:

    Für Zwischendurch: Große Gesellschaftsanalyse oder Freunde & Freundinnen der guten Unterhaltung

    Vor einiger Zeit habe ich mal einen Royalbunker Newsletter geschrieben, der mit der Überschrift versehen war „Freundinnen und Freunde der guten Unterhaltung“ und ehrlich gesagt, das passt noch immer.

    Damals habe ich den Newsletter aus einem ganz aktuellen Anlass geschrieben. Die Vorfälle an der Rütli-Schule waren in aller Munde und Deutschland nahm erstaunt zur Kenntnis, das es ein Ausländische-Jugendliche-Problem hatte. Schnell meldeten sich die üblichen Verdächtigen zu Wort. Von Rechts tönte es: „Raus, raus, raus. Wenn die sich nicht benehmen können, dann müssen sie ausgewiesen werden!“ Von Links kam: „Die armen Ausländer. 30 Jahre verfehlte Integrationspolitik. Wen wundert’s?“

    Zwar gehöre ich tendenziell der Position von Links an, aber wenn man sich eingehend mit dem Thema beschäftigt und vor allem, wenn man tagtäglich mit den Leuten zu tun hat, dann merkt man, dass man mit den Theorien aus seiner kuscheligen, marxistischen Arbeitsgruppe an der Universität nicht wirklich weiter kommt und dass im Endeffekt die alten Fragen nicht mehr richtig sind, was eben auch bedeutet, dass die alten Antworten für den Arsch sind.

    Mittlerweile dürfte nämlich jedem klar geworden sein, dass Deutschland weniger ein Immigranten Problem hat – wobei dieses Wort für Menschen, die hier geboren sind, sowieso von vorne herein falsch ist – als ein wirkliches Unterschichten-Problem. Den folgenden Artikel habe ich aus keinem bestimmten Anlass heraus geschrieben. Also keine Schlagzeilen. Keine Toten in der U-Bahn. Keine ausgetilten Ghettoschläger auf Tiledin.

    Diesen Artikel habe ich deshalb geschrieben, weil ich letzte Woche in das beschauliche Örtchen Augsburg eingeladen war, um dort vor einer Horde wildgewordener Pädagogik-StudentInnen, einen kleinen Vortrag zu halten.

    Ehrlich gesagt, war die Fahrt dorthin, in einem Kleinbus mit mehreren Flaschen Wodka und sehr redseligen Reisebegleitern das eigentliche Highlight. Da ich an diesem Abend aus unerfindlichen Gründen NICHT mitgetrunken habe und gegen Ende der einzige war, der noch aufrecht stehen konnte, müsste ich eigentlich genau darüber schreiben. Ich habe Sachen gehört und Dinge erfahren…, die ich leider erst nach meinem Tod veröffentlichen kann. – Ich sage nur Analverkehr war einer der Themenschwerpunkte und deshalb muss ich an dieser Stelle den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten.

    Dementsprechend vorbereitet betrat ich also am darauffolgenden Tag die Volkshochschule Augsburg und stellte mich an das Rednerpult. Mein Vortrag hieß… ehrlich gesagt weiß ich das schon gar nicht mehr, aber im Endeffekt wollte ich über das Abreißen des Dialogs zwischen den Gesellschaftsschichten sprechen, meinem großen Lebensthema. „Was jetzt kommt, ist keine leichte Kost!“ Es ist lang und allumfassend und kaum einer wird das hier durchhalten. Ich poste das trotzdem. Ich muss es tun denn ihr wisst ja „a man gotta do, whut a man gotta do“ und daran halte ich mich:

    Ich begann meinen Vortrag also mit einer relativ allgemeinen Einführung über Hip Hop als eine Kultur, mit der man sich sehr stark individuell identifizieren kann. Über die eigene Leistung, Competition und (früher mal) Originalität kann man sich einen eigenen Namen machen.
    Aber auch der Crew Gedanke spielt eine große Rolle, denn am Schönsten ist es oder war es, wenn man Teil einer Gruppe ist, die man repräsentieren kann.
    Dabei organisieren sich die Crews im Hip Hop, meiner Meinung nach, in so etwas wie Stämmen und ähnlich wie urzeitliche Jagdverbände bleiben die Gruppierungen so lange aktiv, so lange sie nützlich sind.
    So lange genug Mammut auf den Tisch kommt, bleibe ich drin. Wenn ich mit einer anderen Crew oder alleine mehr Mammut bekommen kann, dann gehe ich in eine andere Crew oder gründe eine neue.

    Am Schönsten war das natürlich früher. Am allerschönsten natürlich in den 90er Jahren, des letzten Jahrhunderts, in der goldenen Ära und verklärte Flaggschiffe des Crew-Gedankens kommen einem in den Sinn: Kolchose, Eimsbusch, Zulu Nation, Native Tongues Posse und so weiter.
    Da ist in den letzten Jahren definitiv einiges kaputt gegangen und der Crewgedanke verblasste auch wenn jetzt die Breaker aufschreien werden, und behaupten, dass bei ihnen alles noch intakt ist und die Sprüher schreien: „wir sind noch real“. Schauen wir der Tatsache aber ins Auge, dann hat sich einfach sehr viel verändert in den letzten 10 Jahren und vor allem haben sich ein paar Grundeinstellungen verändert im Hip Hop. Was zum Teil sehr bedauerlich ist.

    Wenn nämlich früher wichtig war, was man geleistet hat für Rap oder Hip Hop, wenn es früher hieß: „Es ist nicht wichtig, woher du kommst, sondern was du machst“, so sind heute ganz andere Dinge wichtig. Ganz am Rande natürlich so etwas wie Nationalität – mit vorne dabei Fler als explizit deutscher Bad Boy, aber auch diverse andere Künstler, die ihre jeweilige nationale Herkunft voll ausspielen. In diesem Zusammenhang ist es auch ein wenig bedauerlich, dass diverse Hip Hop Medien diese Diskussion überhaupt nicht aufgegriffen und diskutiert und einfach mal gesagt haben, dass Kategorien wie Nationalität im Hip Hop einfach mal nichts verloren haben. Still und heimlich wurde das akzeptiert und eine Diskussion hat nicht wirklich stattgefunden.

    Das nur am Rande, was nämlich in den letzten Jahren, mit dem Aufkommen des sogenannten Straßenraps, noch viel wichtiger wurde als die Identifikation mit so etwas wie Nationalität, ist die Identifikation mit seiner sozialen Herkunft, der Schicht, aus der man kommt und die auf keinen Fall zu hoch oder zu gut sein darf.
    Bekanntester Clash der Vorurteile und sozialen Klassen sind hier natürlich Bass Sultan Hengzt mit dem Statement „Rap braucht kein Abitur“ und die F.R. Antwort mit „Rap braucht Abitur“.

    Wobei die Straßenrapper mit der harten Authenz (das ist Absicht) natürlich im Vorteil sind, weil der Satz „Ich war nie ein schwuler Student“ aus irgendeinem Grund immer noch cooler klingt als „Ich war immer schon ein cooler Student“.
    Irgendwie scheint das Modell des schwulen/coolen Studenten nicht wirklich attraktiv zu sein, zumindest sind die Erfolge der Leute, die mit dem Studentenimage offensiv umgehen, relativ überschaubar und die Masse an „authentischen“ Rappern spricht dafür, dass der Böse Junge ein Erfolgsmodell ist.

    Die Frage muss natürlich aufgeworfen werden, warum der Bad Boy in unserer Gesellschaft immer interessanter ist als der Good Guy, aber im Endeffekt sind schon die dunklen Charaktere in jedem Disney Film um ein Vielfaches interessanter als die glatten, angepassten Prinzen mit dem Zahnpastalächeln. Gangsterfilme, Mafiapaten und lässige Drogendealer. Jeder hat ja auch irgendwelche Freunde, die echt hart drauf sind und irgendwie ist es ja dann doch auch aufregend, wenn die guten Freunde krumme Dinger drehen oder Koks in der Küche abwiegen, oder in ländlichen Gebieten einfach mal so verwegene Sachen machen, wie kiffen.

    Das wilde und aufregende Leben findet eben nicht im Hörsaal statt und natürlich möchte man ein Verbrecherleben nicht in letzter Konsequenz selbst erleben, aber ein bisschen Nervenkitzel darf’s dann schon sein – und wenn’s nur von der CD ist – da können sich die Bürgersöhne und Töchter auch mal austoben und Fantasien ausleben. Da wird der Fabrikantensohn zum Banger und die Lehrertochter zur Schlampe. Flirting with the Mafia.

    Auf der anderen Seite gibt es aber auch die ganz klare gesellschaftliche Reaktion auf diese Art von Musik: „Bäh. Iiiih. Das sind Asoziale. Damit will ich nichts zu tun haben.“ Wobei man mit dieser Reaktion genau ins Raster der spießigen Mittelschicht und der schwulen Studenten fällt, die mit der harten und „ehrlichen“ Straße nichts zu tun haben wollen, was dann wiederum die ausführenden Künstler freut, und bestätigt. Auf der anderen Seite ist aber genau diese Reaktion eigentlich ehrlich und authentisch von der bürgerlichen Seite bedeutet aber auch, dass da ein Graben sich öffnet und eine gesellschaftliche Spaltung akzeptiert wird.

    Wir gegen sie. Sie gegen uns, denn auf der anderen Seite wiederum gibt es ja tatsächlich sehr viele und immer mehr Menschen, die bildungsfern und in gewisser Weise auch in existenzieller Armut leben oder leben müssen. Es gibt diese Leute, die das wirklich ernst meinen. Die sich deshalb mit den Texten identifizieren können, nicht weil sie sich als Kleinkrimineller, Stesser oder Gangster fühlen wollen, für die Dauer einer Party, sondern weil sie tatsächlich Kleinkriminelle, Stresser oder Gangster sind. Die deshalb kein Student sein wollen, weil sie Studenten wirklich schwul finden und jede Form von Intelligenz als „Eierkopf“ beschimpfen. Die deshalb kein Student sein wollen, weil sie gar keine Chance haben, da mitzumachen. Weil es gar keine Frage ist, ob sie sich für oder gegen ein Studium entscheiden, weil es ganz einfach ist: Mit einem erweiterten Hauptschulabschluss gibt es kein Studium. Punkt.

    Mit einem erweiterten Hauptschulabschluss gibt es allerdings heutzutage auch keine Arbeit und keinen Ausbildungsplatz mehr UND was dazu kommt: deinen Kindern wird es ebenfalls nicht besser gehen. Warum auch? In Deutschland ist der soziale Aufstieg eine ganz schwierige Sache und das nur als Beispiel, aber in Deutschland kommen nur 7 Prozent der Hochschulabsolventen aus einem Nicht-Akademiker Haushalt. Das heißt 93% der frischen Akademiker haben mindestens ein akademisch ausgebildetes Elternteil.
    Deutschland vererbt seine Eliten und gleichzeitig vererbt es aber auch die Chancenlosigkeit, die Perspektivlosigkeit, die Arbeitslosigkeit und heraus kommt dann Hartz IV in der dritten Generation und ein steigender Bevölkerungsanteil, der auf Dauer von sogenannten Transferleistungen lebt.

    Das Problem dabei ist, dass schlecht ausgebildete Menschen bis vor 20 Jahren noch gutes Geld in der Produktion verdienen konnten, sprich man konnte als relativ schlecht ausgebildeter Mensch einen Fabrikjob abgreifen, mit dem man einigermaßen am Wohlstand dieses Landes teilnehmen konnte.
    Fakt ist. Diese Arbeit gibt es nicht mehr.

    Und es ist ja noch nicht mal so, dass es keine Förderung gäbe. Natürlich bieten diverse soziale Träger Fortbildungskurse und Bildungsangebote an. Natürlich versuchen alle Bildungsträger auf die Erfordernisse der modernen Dienstleistungsgesellschaft einzugehen, aber all die Agenturen und stylischen Konzepterbüros, die sich in sozial schwachen Stadtteilen, wie zuletzt in Berlin Kreuzberg oder Neukölln, angesiedelt haben: Die werden Mesut, den Straßendealer aus dem Kiez nicht einstellen, obwohl er vom türkischen Bund einen HTML Kurs bekommen hat.
    Abgesehen davon, dass Mesut selbst keinen Bock darauf hat in so einer Agentur zu arbeiten, die Leute vom türkischen Bund als Eierköpfe bezeichnet und sich weit mehr für seine Hugo Boss Unterwäsche und Alpha Industries Jacken interessierte, als für das Praktikum, dass ich ihm bei Royalbunker angeboten habe. Ehrlich gesagt habe ich ihn in seiner Praktikumzeit relativ selten gesehen und wenn, dann musste er alle 10 Minuten raus. Jeschäfte! Und das alles dann noch irgendwie sozialromantisch verklärt mit den Worten: Na ja. Mann muss halt tun, was man tun muss. So ist das Leben im Ghetto. – Ja klar. Dumm sein gehört da auch dazu.

    Dieser Junge ist definitiv draußen – auch durch seine eigene Schuld – und der einzige Grund warum so jemand Bushido scheiße findet ist, weil er Bushido nicht für real genug hält.

    Worauf ich aber letztendlich hinaus will. Wir haben also auf der einen Seite eine gebildete, bürgerliche Schicht, die sich aus Spaß und phasenweise auf das Niveau von Straßenrap herablässt, oder es eben iiih findet und auf der anderen Seite Leute, die auf diesem Niveau leben, leben müssen und sich zusätzlich noch in einer Art Ghettoromantik eingerichtet haben und letztendlich auch den Eindruck haben, so leben zu wollen zu müssen, weil es echt ist und die stolz drauf sind, dieses Leben zu meistern. Zu recht!

    Viele dieser Menschen findet man irgendwie in einem Hip Hop Umfeld und irgendwie fühlen sie sich auch Hip Hop und das im Gegensatz zu früher, nicht weil sie die Kultur geil finden, sondern weil Hip Hop anscheinend die Ausdrucksweise dieser Klasse ist.

    Das führt, ehrlich gesagt, zu sehr mittelmäßiger Kunst und auf der anderen Seite wiederum dazu, dass die Gesellschaft und die (bürgerliche) Presse Hip Hop als grenzdebile Asozialen-Musik wahrnimmt und ihr auch mit einer gewissen Überheblichkeit entgegentritt.

    Hip Hop ist die am weitest verbreitete Jugendkultur und gleichzeitig die missverstandenste.

    Da kommen dann Journalisten mit ihrer romantischen 90er Jahre Hip Hop Einstellung und quatschen immer noch vom Rap als CNN der Schwarzen.
    Da kommen Journalisten und fragen ernsthaft, ob es so etwas wie Gangster oder Gangster Rap in Deutschland überhaupt geben darf, weil es ja anscheinend keine Ghettos gibt hier in Deutschland.
    Dann frage ich mich: Wo leben diese Leute? Und dann frage ich sie, ob sie Kokain konsumieren? Und natürlich nimmt keiner von ihnen Koks.
    Dann frage ich sie, ob sie Freunde haben die Kokain konsumieren? Und natürlich hat jeder von diesen Menschen „Freunde“, die das machen. Und dann frage ich sie, ob sie glauben, dass dieses Kokain von Studenten aus Berlin Dahlem in dieses Land gebracht wird?

    NEIN! Dieses Kokain wird verdammt noch mal von organisierten Kriminellen in dieses Land gebracht. Und neben dem organisierten Drogenhandel gibt es auch noch Waffen- und Autoschieber sowie Mädchenhändler und Menschenschmuggler und sie alles sind Mitglied diverser organisierter Banden und die Banden kann man eben auch Gangs nennen und die Mitglieder einer Gang heißen nun mal Gangster und so wird es eben auch so etwas wie Gangster Rap geben und geben dürfen.
    Und wenn eine Gehttosituation eben eine Situation ist, aus der man sich strukturell nicht oder nur mit sehr großem Aufwand befreien kann, dann brauche ich keine Ghettos wie in Sao Paolo oder in St. Petersburg, um davon zu sprechen, dass es in Deutschland so etwas wie Ghettos gibt.

    Aber das will keiner hören.
    Ich sage nicht, dass die Sozialkritik in den erfolgreichen Raptexten jetzt eine übergeordnete Rolle spielt, oft genug ist sie nur dekoratives Beiwerk und da gibt es ganz viel peinliche Ghettoromantik, ganz viel BlaBla und Überhöhung.
    Aber es steckt eben auch ein wahrer, struktureller Kern drin und wenn Bushido auf seiner Website schreibt, dass er vom Aufschwung (den es mittlerweile wegen der sogenannten Finanzkrise gar nicht mehr gibt) in Neukölln nicht viel mitbekommt, oder wenn SIDO einen Track über die Schule und über das verfehlte Bildungssystem macht und zu dem Schluss kommt, dass man dann eben ein Hustler oder Junge von der Straße werden muss – dann beschreiben sie damit ein Lebensgefühl. Dann beschreiben sie damit das Gefühl, dass viele Leute haben. So fühlen sich die Menschen und vielleicht wollen die sich auch so fühlen und richten sich in diesem „ich gegen den Rest der Welt“ Gefühl auch ein – ABER und das ist das Entscheidende: Letzten Endes ist es vollkommen egal, wie sich diese Menschen ihrer Situation gegenüber verhalten, weil die gesellschaftlichen Entscheidungen, die wirklich wichtigen Entscheidungen vollkommen unabhängig von ihnen getroffen werden.
    Letzten Endes haben diese Menschen überhaupt keine Möglichkeit an so etwas wie gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen mitzuwirken. Überhaupt keine!

    Weil die wahren Entscheidungen werden in den Vorstandsetagen der großen Konzerne und in den Hinterzimmern der Politik getroffen, Orte, wo diese Menschen definitiv niemals hinkommen werden.

    Und wenn dann Monika Griefan in einer Podiumsdiskussion sitzt und sich über die derbe Sprache der Rapper aufregt und sagt, dass diese Sprache Konsens sei auf den Schulhöfen und dass es ein Bedürfnis einer Minderheit gäbe, die davor geschützt werden müsse – dann stimmt das nicht.
    Diese Sprache ist nicht die Sprache der Mehrheit. Diese Sprache ist immer noch die Sprache der Ausgeschlossenen, der Menschen ohne Perspektive, der Menschen ohne Arbeit, ohne Hoffnung und ohne Aussicht darauf und wenn es tatsächlich die Sprache der Mehrheit der Bevölkerung ist, dann ist das Problem aber mal richtig groß.

    Und deshalb ist die Diskussion darüber, ob Rapper Verantwortung tragen sollten absolut lächerlich.
    Es gibt keinen einzigen Gangbang unter 14 Jährigen weniger, wenn Frauenarzt aufhört Pornorap zu machen. Es gibt kein einziges Gramm Kokain weniger, keinen Schulabbrecher weniger, wenn Bushido, SIDO und all die anderen vollkommen andere Texte machen würden. Es gäbe keine einzige Gehaltserhöhung mehr für eine Frau, wenn Rapper aufhören würden frauenverachtende, sexistische Texte zu schreiben. Das ist alles nicht schön und hier soll auch nichts künstlich verteidigt werden, aber dass es Dinge wie Homophobie immer noch in dieser Gesellschaft gibt, dass es Kriminalität gibt, dass Frauen strukturell immer noch weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen bekommen und dass in den Vorstandsetagen immer noch kaum Frauen vertreten sind – dafür können Rapper leider gar nichts.

    Und wenn es tatsächlich mal eine Chefin gibt und sie schlecht drauf ist, oder ihre männlichen Untergebenen abkanzelt. Was heißt es dann, aus durchaus gebildetem Mund? – Die muss mal wieder ordentlich gefickt werden!

    Das sind Probleme meine Damen und Herren, aber darüber wird im Endeffekt herzlich wenig diskutiert. Weder über die sozioökonomischen Probleme noch über die sexuell- gesellschaftlichen.
    Da wird in den meisten Fällen mit den Rappern noch nicht einmal über Kunst geredet, sondern gerne und ausführlich über Images, Verantwortung, Häuser, Groupies, Gang Bang und die Leute werden vorgeführt als Ghetto Affen: Guck mal unser Gangsterjunge oder iiiih der Ekelrapper aus dem Ghetto.

    Natürlich gehört das alles zur Selbstinszenierung dazu, keine Frage, aber über das, was an inhaltlicher Botschaft doch noch drin steckt und selbst wenn es sich um eine Verweigerungshaltung der Gesellschaft gegenüber handelt – darüber wird nicht gesprochen.

    Und deshalb sage ich, anhand des Beispiels meiner Kultur, anhand vom Umgang mit Hip Hop und Rapmusik, dass ich das Gefühl habe, dass die Gesellschaftsschichten auseinanderdriften und der Dialog abreißt. Selbst innerhalb der Hip Hop Szene.

    Deshalb sage ich, dass wir in absehbarere Zeit das Problem haben, dass es Viertel geben wird, die nicht mehr betreten werden und höchstens mit dem vergitterten Ghettosafariebus durchfahren werden können und dass es auf der anderen Seite sehr viel mehr Reichenghettos geben wird, die geschützt werden.
    Mit Mauern, Überwachungskameras und privaten Secutrityfirmen. Townhouses im Prenzlauer Berg. Sicherheitssysteme inbegriffen.

    Deshalb sage ich, dass ich die Befürchtung habe, dass sich dieser Konflikt stark radikalisiert und dass die Solidarität mit dieser Gesellschaft von beiden Seiten, von arm und reich abnimmt. Ich habe das Gefühl, dass hier Menschen aufgegeben und die Dinge einfach so hingenommen werden.

    Wenn wir aber weiterhin einigermaßen friedlich zusammen leben wollen und uns Grundwerte wie Freiheit, Liberalität, Gerechtigkeit und Solidarität wichtig sind, dann sollten wir sehr schnell dafür sorgen, dass dieser Dialog nicht abreißt.

    Das muss man dann angehen. Das kann man nicht mit lustig, lustig Gehtto, Ghetto, hahaha gibt’s ja gar nicht abtun. Da muss man dann kämpfen, so komisch und altmodisch und verrückt das klingt.

    Für Liebe, Toleranz, Demokratie und Menschlichkeit.

    Wow. Jetzt kommen mir selber ein paar Tränen.

    Abschließend hätte ich dann also folgende Fragen:

    Hat dieser Dialog, von dem ich rede, überhaupt jemals stattgefunden?

    Ist dieser Dialog überhaupt erwünscht?

    Wenn ja. Wie kann man diesen Dialog herstellen. Auf welchen Ebenen. In welchen Medien. Wer muss ihn führen?

    Und warum sollen sich die Reichen oder Gebildeten oder die Reichen und Gebildeten oder die Reichen und Ungebildeten überhaupt um die Armen und Ungebildeten oder Armen und Gebildeten oder armen Gebildeten kümmern?
    Lasst sie verrecken und sich gegenseitig abstechen – den Abschaum. Auch das wäre eine Alternative.

    In diesem Sinne,

    Guten Abend.

    #3181803  | PERMALINK

    marbeck
    Keine Lust, mir etwas auszudenken

    Registriert seit: 27.07.2004

    Beiträge: 23,969

    Serie „60 Jahre Vinyl“ in den Stuttgarter Nachrichten (Plattenbesprechungen)

    --

    "I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered." - George Best --- Dienstags und donnerstags, ab 20 Uhr, samstags ab 20.30 Uhr: Radio StoneFM
    #3181805  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    „Kann, darf, soll man Menschen nach ihrem Musikgeschmack beurteilen? Ja.“
    Heute im Zeitmagazin

    --

    FAVOURITES
    #3181807  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    otis“Kann, darf, soll man Menschen nach ihrem Musikgeschmack beurteilen? Ja.“
    Heute im Zeitmagazin

    Sehr interessant. Dazu möchte ich allerdings noch anmerken, dass in jeglichen sozialen Beziehungen Unterschiede mindestens genauso attraktiv wie Parallelen sind. Und oft fruchtbarer!

    --

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    #3181809  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    otis“Kann, darf, soll man Menschen nach ihrem Musikgeschmack beurteilen? Ja.“
    Heute im Zeitmagazin

    Heute morgen im Briefkasten, gleich gelesen. Leider nicht so interessant wie gehofft, der Mehrwert hält sich (für mich) doch in Grenzen. Einzig, dass Last.FM inzwischen derart groß (25 Mio. Nutzer) ist, war mir noch nicht bewusst. Für mich weiterhin nicht persönlich, nur als Phänomen an sich interessant. Die Frage nach „Geschmack“ ist ja leider nur sehr kurz mit unterschiedlichen Ansätzen angeschnitten worden, die abschließende Amsterdamer Begegnung konnte da eher wenig hinzufügen (beide sind in der Nähe von Boston geboren, etc.).

    Schön diese Woche übrigens „Ich habe einen Traum“ mit Steve Buscemi!

    --

    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #3181811  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Ich fand das Ganze nur anmerkenswert, deshalb der Link.
    Die unterschiedlichen Ansätze bzgl. Geschmack habe ich allerdings neugierig zur Kenntnis genommen.
    Last.fm kenne ich nur dem Namen nach. ;-)
    @pete, mag sein, dass es so ist. Bei großen Parallelen etwaige Abweichungen auszumachen, mag jedoch genauso fruchtbar sein.

    --

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