Pierre Bourgeade – Erotische Literatur aus dem Baskenland

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    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

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    „Es bereitet mir ein großes Vergnügen, Krimis zu schreiben. Es ist aufregend herauszufinden, wie man die Grenzen der Sprache überschreiten kann, ohne vulgär zu werden. In der Literatur darf nichts passieren, in der Série Noire muss alles passieren.“

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    Zitat:
    Zitat von observer viewpost.gif
    Empfiehlt es sich, die Bücher in einer bestimmten Reihefolge zu lesen oder ist das bei Bourgeade egal?
    Du hast mich neugierig gemacht.

    Eigentlich vollkommen egal, da aus verschiedenen Jahrzehnten. Aber hier mal eine kurze Übersicht von mir:

    „Das rosa Telefon“ ist ein Roman über einen Buchhändler, der mangels der Umsätze sein Gewerbe aufgibt (der Buchhandel und sein Niedergang ist auch in anderen Werken von Bourgeade ein wichtiges Thema) und eine Privatdetektei eröffnet. Er wird über ein erotisches Abenteuer in einen Kriminalfall gezogen, der es tatsächlich schafft Erotik, Humor, Spannung und auch eine gewisse Brutalität miteinander gekonnt zu verbinden.
    Ich würde es als einen der besten Krimis überhaupt bezeichnen.
    In dem Buch gibt es 2 wirklich gekonnt platzierte Überraschungen und eine sehr gute Auflösung.
    Hast Du in maximal 1 Nacht durch und ist wie alle deutschen Ausgaben für 1 – 2 Euro auf Amazon erhältlich.

    Mein zweiter war „Die Frau des Buchändlers“, dessen Ttiel schon mehr verrät, aber auch nur die offensichtliche Beziehung zwischen einem alten Buchändler und einer jungen Frau, die ihn immer wieder besucht und sich von ihm Literatur empfehlen läßt.
    Die beiden heiraten später, obwohl sie keinen Sex haben.
    Allerdings erfährt man in einem seperaten Strang viel über das explizite Vorleben der Dame, und auch hier dürfte das dem einen oder anderen Leser/Leserinn das Blut in den Kopf steigen lassen. Sehr heiss!
    Der dritte Strang des Romans beschäftigt sich mit dem Sohn des alten Buchhändlers, der in Argentinien lebt und dort Banken überfällt und Buchläden niederbrennt.
    Es ist schon erstaunlich, wie Bourgade es schafft am Schluß die Handlungsfäden zusammen zu führen. Mehr will ich nicht verraten.

    Der dritte war „Die Reise zu den Frauen“ und ist von den vier Romanen leicht experimentell. Hier wird von einem reisenden Mann, der eine Freundin besucht, erzählt.
    Seine Erinnerungen an die eigenen realen amorösen Abenteuer werden unterbrochen von Fantasiegeschichten, die aber ab und zu mitten in der Handlung abbrechen und später wieder aufgenommen werden.
    Ein Kaleidoskop der Erotik, je wie man es dreht, es kommt immer wieder eine neue Geschichte.
    Insgesamt sind es 6 – 7 Geschichten die aber am Schluß in sich geschlossen auch miteinander einen Sinn ergeben.
    Ich bin sicherlich kein Freund der expreimentellen Literatur, aber was Bourgeade hier daraus macht ist scharf wie Pfeffer und Du willst unbedingt wissen, wie die Liebschaften enden.

    „Der Schrank“ erschien 1977 und ist eine Burleske über einen Flüchtling namens Focker, der in Westberlin von der Westpropagande vereinanmt wird.
    Schließlich hat er den Schrank seiner Großmutter verspeist, da er das wertvolle Stück nicht mit nehmen konnte.
    Sehr komisch, aber auch eine tolle Parabel über den Ausverkauf von Menschen, was mich sehr an unsere Medien und unsere Sensationslust in der heutigen Zeit erinnert.

    Ich würde die Romane auch heute wieder in dieser Reihenfolge lesen.
    Wirklich beeindruckend ist, wie Bourgeade bestimmte Entwicklungen vorausgeahnt hat, z.B. den Ausverkauf des klassischen Buchhandels.

    Vermeide, wenn es geht, die Inhaltsbeschreibungen auf Amazon und Co., weil oft zu viel verraten wird.

    Viel Spaß mit Bourgeade!

    Hier eine Übersicht seiner Arbeiten:
    http://www.krimi-couch.de/krimis/pierre-bourgeade.html

    Und ein Interview auf deutsch:
    http://www.unionsverlag.ch/info/link.asp?link_id=305&pers_id=1293&pic=../portrait/BourgeadePierre.jpg&tit=Pierre%20Bourgeade

    Übrigens hat Catherine Ringer (Les Rita Mitsouku) mit einem Threaterstück von Bourgeade (Fragments pour le Che) debutiert.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
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    #6849761  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    Das nenne ich Service. Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen.
    Ich werde mir mal „Das rosa Telefon“ bestellen.

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    Wake up! It`s t-shirt weather.
    #6849763  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,166

    observer
    Ich werde mir mal „Das rosa Telefon“ bestellen.

    Sehr schön. Dann sehen wir uns vielleicht wieder hier in diesem Thread.

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    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
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