Ornette Coleman

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  • #9001357  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Ich erlaube mir, da ich persönlich angesprochen wurde, trotzdem noch rasch zu antworten.

    vorgartenauch das trauern würde ich denen überlassen, die den toten gekannt haben.

    Genau das habe ich gesagt.

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    #9001359  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    ich muss ja ehrlich sagen, dass ich all das, was ornette ist, nicht in ein bild kriege. es gibt ja so eine erzählung höchster sophistication, die dann auch mit so einer schicken atlantic-box coffeetable-gerecht gemacht wird, andererseits steigt er nach drummern wie higgins, blackwell, moffett plötzlich auf einen 11jährigen um (später u.a. auch auf simplen drum-computer), kratzt seine violine, poltert gegen ausbeutung im musikgeschäft, nachdem er bei atlantic, blue note und impulse war…
    dann kommt eben die punk-erzählung, das sich treu & rotzig bleiben im schlechten system, dann spielt er bei yoko ono mit, dann wieder kommt ein album mit orchester (und vorher schon gunther schuler). ich höre sehr genau, was die frühphase bei jemandem wie jackie mclean angerichtet hat (im positiven natürlich), aber dann sowas komplett originelles wie prime time und das dann wieder in einer late night show (video finde ich gerade nicht). die verbindung von jazz sophistication und punk auf SONG X (für mich ein quell dauerhafter irritation), überhaupt: denardo – was für eine art drummer ist das eigentlich?

    irgendwie ist das alles sehr alt und wahnsinnig sich gleich bleibend, und doch in jedem moment innovativ und schwer zu integrieren (wie man coleman ohnehin nie in den hintergund integriert kriegt, es nervt immer, man muss schon sehr lust darauf haben und kann es nicht lange am stück hören).

    dann dieser sanfte typ, die grundagressivität des tons, die zurückhaltung und völlige publikumsüberforderung, sein leben lang. ich bin zu sehr weißes, bürgerlich erzogenes mittelschichtsöhnchen, um mir auf all das einen reim zu machen, galube ich. schönster kommentar aus der coleman-peripherie, vom sohn und der (auch schon verstorbenen) ehefrau, darauf wäre für mich vielleicht das hier:

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    #9001361  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Danke für den schönen Post, vorgarten. Da steht einiges, das ich ähnlich empfinde. Denardo und „Song X“ etwa habe ich auch noch nicht entschlüsselt.

    Was Prime Time betrifft rate ich zur Lektüre des betreffenden Kapitels im Buch von John Litweiler. Nicht dass bei mir da Klarheit herrschen würde, aber Liweilers Deutung scheint mir stimmig.

    nail75Die klingt immer noch avantgardistisch. Kein Wunder, dass man ihn in den 1950ern nicht ernstnahm, das war einfach jenseits aller Vorstellung, was er da spielte.

    Findest Du? Wenn ich die Atlantic-Aufnahmen wiederhöre, besonders jene der ersten drei Alben, finde ich da soviel frische, swingende, mitreissende und berührende Musik, dass es mir unmöglich ist, nachzuvollziehen, wie Ornette damals gewirkt haben muss, warum seine Musik solche Ängste verursacht haben kann. Ich kann es mir – theoretisch – einigermassen zurechtlegen, aber hörend nachempfinden nicht, es bleibt mir ein Rätsel.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9001363  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,003

    gypsy tail windDenardo und „Song X“ etwa habe ich auch noch nicht entschlüsselt.

    kein missverständnis: ich finde beide toll! manchmal ist es ja die frage, ob man überhaupt alles entschlüsseln will. ;-)

    gypsy tail windWas Prime Time betrifft rate ich zur Lektüre des betreffenden Kapitels im Buch von John Litweiler. Nicht dass bei mir da Klarheit herrschen würde, aber Liweilers Deutung scheint mir stimmig.

    ja, da hast du hier ja in den eingangsposts schöne sachen zitiert, die so viel klarer sind als mein wirres nachdenken hier. aber ich komme halt mehr und mehr darauf, wie unfassbar besonders das prime-time-konzept war. ohne, dass ich das dauernd hören könnte (aber das geht mir mit den atlantic-sachen auch so).

    --

    #9001365  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    vorgartenkein missverständnis: ich finde beide toll! manchmal ist es ja die frage, ob man überhaupt alles entschlüsseln will. ;-)

    Genau so. Kein Missverständnis!

    vorgartenja, da hast du hier ja in den eingangsposts schöne sachen zitiert, die so viel klarer sind als mein wirres nachdenken hier. aber ich komme halt mehr und mehr darauf, wie unfassbar besonders das prime-time-konzept war. ohne, dass ich das dauernd hören könnte (aber das geht mir mit den atlantic-sachen auch so).

    Die Atlantic-Aufnahmen kann ich jederzeit hören, sie sind Teil meiner musikalischen DNA. Wohl auch darum fällt es mir schwer, einen Schritt zurück zu gehen und die Irritation zu fassen, die sie damals auslösten.

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    #9001367  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

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    http://www.theparisreview.org/blog/2015/06/15/two-remembrances-of-ornette-coleman/

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #9001369  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hier auch noch Pat Methenys Erinnerungen an Ornette Coleman:
    http://www.patmetheny.com/news/full_display.cfm?id=104

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    #9001371  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

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    http://www.newyorker.com/culture/culture-desk/ornette-coleman-and-a-joyful-funeral

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    #9001373  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Down Beat, Januar 1960 – Blindfold Test mit Ornette Coleman und dann „Caught in the Act“, das Coleman Quartett im Five Spot:
    http://adammelville.blogspot.ca/2014/09/ornette-coleman-blindfold-test-and.html

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    #10361189  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Es ist also tatsächlich so … der alte Mann ist endlich (ähm) weg, der Weg frei, die beiden Impulse-Alben mal wieder vorzulegen, wogegen er sich ja gesträubt hatte. Ob Denardo da mit im Boot war? Ich will es doch schwer hoffen, Real Gone Music (nicht mit dem Schrotthändler Real Gone Jazz zu verwechseln, der siebzehn Alben auf eine CD pressen kann, mit einer Schrottpresse geht das eben) ist ja ein seriöses Unterfangen. Das Reissue kam bereits im Sommer, aber ich hatte davon mal wieder nichts mitgekriegt.

    Der Text klingt aber eher „fishy“ … „somehow … have never been reissued“ – äh ja, weil Ornette die Rechte besass und es eben nicht wollte. Denardo wird auch nur als Nachwuchstrommler erwähnt, nicht in den Credits oder so:
    http://www.realgonemusic.com/news/2017/7/11/ornette-coleman-ornette-at-12crisis-cd.html

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    #10361211  | PERMALINK

    vorgarten

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    super, danke, hatte ich irgendwann mal gesehen, aber dann wieder vergessen. da ich außerdem mehr und mehr ein fan von denardo werde (in welchem alter, ist mir egal) und diese ornette-phase hier sowieso mal diskutiert werden sollte: sofort bestellt.

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    #10361255  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    vorgartensuper, danke, hatte ich irgendwann mal gesehen, aber dann wieder vergessen. da ich außerdem mehr und mehr ein fan von denardo werde (in welchem alter, ist mir egal) und diese ornette-phase hier sowieso mal diskutiert werden sollte: sofort bestellt.

    Ich jetzt auch … hab zwar von beiden schon Vinyl und hätte v.a. beim Konzert, von dem „Crisis“ stammt, einst auf eine erweiterte Ausgabe gehofft, aber das findet wohl nicht mehr statt. Mit Denardo werde ich wohl immer wärmer … aber die Vorstellung, dass er schon als Kind bei sowas dabei war (ein paar Jahre frühre ja schon auf dem einen Blue Note-Album) ist schon ziemlich irre!

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    #10361263  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    gypsy-tail-windMit Denardo werde ich wohl immer wärmer … aber die Vorstellung, dass er schon als Kind bei sowas dabei war (ein paar Jahre frühre ja schon auf dem einen Blue Note-Album) ist schon ziemlich irre!

    das lief ja eigentlich umgekehrt – er hat später die virtuose holprigkeit seines kindlichen schlagzeugspiels kultiviert und ein trademark daraus gemacht. die frage stellt sich ja eigentlich gar nicht, ob er auch „normal“ spielen kann.

    --

    #10361293  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    vorgartendas lief ja eigentlich umgekehrt – er hat später die virtuose holprigkeit seines kindlichen schlagzeugspiels kultiviert und ein trademark daraus gemacht. die frage stellt sich ja eigentlich gar nicht, ob er auch „normal“ spielen kann.

    Ich war da missverständlich … ich finde einfach die Vorstellung krass, dass der mit zehn Jahren mit Ornette und Izenzon mal so rasch zu Van Gelder geht und ein Blue Note-Album macht – ganz unabhängig davon, was man von seinem Spiel halten mag.

    Andererseits, wenn man sich das so überlegt waren ja viele grossartige Musiker praktisch noch Kinder, als damals in den Fünfzigern und frühen Sechzigern ihre Karrieren begannen … ist ja heute im Pop auch noch so, aber im Jazz ist das irgendwie selten geworden, dass ein 18 oder 19jähriger wirklich gut ist (da gibt es dann eher „Kinder“stars wie die grauenvolle Grace Kelly oder diesen italienischen Saxophonisten, der wohl tatsächlich Bebop schon im Kindesalter raus hatte, aber das nützt dann halt auch nicht mehr viel, heute).

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    #10361301  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,003

    gypsy-tail-windIch war da missverständlich … ich finde einfach die Vorstellung krass, dass der mit zehn Jahren mit Ornette und Izenzon mal so rasch zu Van Gelder geht und ein Blue Note-Album macht – ganz unabhängig davon, was man von seinem Spiel halten mag.

    du meinst THE EMPTY FOXHOLE mit ornette und charlie haden? das ist ja eins meiner allerliebsten ornette-alben überhaupt.

    gypsy-tail-windAndererseits, wenn man sich das so überlegt waren ja viele grossartige Musiker praktisch noch Kinder, als damals in den Fünfzigern und frühen Sechzigern ihre Karrieren begannen …

    ja, das stimmt. ich habe heute wieder die 2. session für SEVEN STEPS TO HEAVEN gehört, im vergleich zu ersten, also den 17-jährigen tony williams im vergleich zum eigentlich wirklich guten frank butler – und das ist wirklich unglaublich, was der da macht. die vorgeschichte kennt man ja, mit 13 schon bei sam rivers, mit 16 bei jackie mclean – weil es so schön ist, hier nochmal das bild mit dem apfelsaft:

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