"Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)

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  • #7655119  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

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    Herr RossiNa, täusch Dich mal nicht. Manche Schlager hatten ja einen durchaus homoerotischen Subtext bzw. ließen sich so interpretieren. Oder denk an die Todesfantasien in „Der Junge mit der Mundharmonika“. Interessant sind auch Schlager, die Rollenkonventionen in Frage stellten, z. B. „Wenn ich ein Junge wär“ von Rita Pavone. Natürlich, das sind eher die Ausnahmen als die Regel.

    Wenn du schon „Schmusesänger“ Bernd Clüver erwähnst, sollte man in dieser Hinsicht nicht die deutsche Fassung von „Under One Roof“ Mike und sein Freund vergessen.

    Auch wenn ich mit dem Text heutzutage eher meine Probleme habe, war es für Mitte der 70er schon sehr mutig.
    Ganz abgesehen davon, dass das auch in der angloamerikanischen Popmusik kein Thema war.

    --

    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
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    #7655121  | PERMALINK

    bonjour

    Registriert seit: 14.09.2011

    Beiträge: 2,272

    NorbertUnd selbst wenn der Schlager sich als gefährlich erweisen sollte, was wirst Du dagegen tun bzw. was muss die Konsequenz sein?

    Sollte sich tatsächlich erweisen, dass man vom Schlager festzementierte reaktionäre Weltbilder bekommt, so würde ich sofort Abstand nehmen und hoffen, dass es für mich noch nicht zu spät ist. ;-)

    Allerdings wird es dazu wohl nicht kommen.

    --

    #7655123  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    Herr RossiNa, täusch Dich mal nicht. Manche Schlager hatten ja einen durchaus homoerotischen Subtext bzw. ließen sich so interpretieren. Oder denk an die Todesfantasien in „Der Junge mit der Mundharmonika“. Interessant sind auch Schlager, die Rollenkonventionen in Frage stellten, z. B. „Wenn ich ein Junge wär“ von Rita Pavone. Natürlich, das sind eher die Ausnahmen als die Regel.

    Eben. GG Anderson hat solche Lieder nicht. ;-)

    Authentizismus, ick hör Dir trapsen … Ich will nun wirklich keine Lanze für den Schlager in toto brechen, aber die für mich interessanten Ausnahmen sind entweder comic-haft bunt und witzig, oder sie beschreiben Liebesdinge auf eine nachvollziehbare Art und Weise, wie es eben gute, simple Pop-Songs tun können.

    Sehr selten aus meiner Sicht. Nehmen wir mal das eigentlich überaus schlagerhafte „The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore“, das dennoch eine Tiefe an Sentiment besitzt, die man im deutschen Schlager meines Wissens nicht findet. Selbst wenn dort man mal ernstzunehmende Emotionen findet, werden sie durch Gesang oder Musik ins Süßliche gezogen, so wie in dem Beispiel, das Zappa1 oben verlinkt hat.

    BonjourSollte sich tatsächlich erweisen, dass man vom Schlager festzementierte reaktionäre Weltbilder bekommt, so würde ich sofort Abstand nehmen und hoffen, dass es für mich noch nicht zu spät ist. ;-)

    Das hast du falsch verstanden. Schlager transportiert „festzementierte reaktionäre Weltbilder“. Daher sind die Fans auch meistens diesem Klientel zuzurechnen. Damit sind natürlich nicht Foris wie Du oder Zappa gemeint, sondern das durchschnittliche Schlagerpublikum.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7655125  | PERMALINK

    norbert

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,169

    MikkoOder nimm „Connie Kramer“ von Juliane Werding. Ein Schlager, der sogar ausnahmsweise mal einen realen Hintergrund hat. Trotzdem wirkt der Text klischeehaft und letztlich seltsam unrealistisch.

    Bei „Connie Kramer“ und bei vielen anderen Schlagern hat es noch nicht mal dazu gereicht eine eigene Melodie zu komponieren. Wie so oft bei eingängigen Melodien wurde einfach „gecovert“. Weitere Beispiele: „Ein Bett im Kornfeld“ und „Mendocino“.

    --

    Blog: http://noirberts-artige-fotos.com Fotoalbum: Reggaekonzerte im Berlin der frühen 80er Jahre http://forum.rollingstone.de/album.php?albumid=755
    #7655127  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,878

    nail75Eben. GG Anderson hat solche Lieder nicht. ;-)

    Mit GG Anderson beschäftigt sich hier auch keiner.

    Selbst wenn dort man mal ernstzunehmende Emotionen findet, werden sie durch Gesang oder Musik ins Süßliche gezogen, so wie in dem Beispiel, das Zappa1 oben verlinkt hat.

    Das stimmt nicht, damit willst du nur deine Vorurteile bestätigt sehen.
    Da ist nichts Süßliches in der Aufnahme.
    Stören tun mich daran andere Dinge. Allerdings erst in den letzten Jahren, damals nicht.

    --

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    #7655129  | PERMALINK

    bonjour

    Registriert seit: 14.09.2011

    Beiträge: 2,272

    nail75Das hast du falsch verstanden. Schlager transportiert „festzementierte reaktionäre Weltbilder“. Daher sind die Fans auch meistens diesem Klientel zuzurechnen. Damit sind natürlich nicht Foris wie Du oder Zappa gemeint, sondern das durchschnittliche Schlagerpublikum.

    Das ist mir schon klar, darum habe ich extra einen Smiley gesetzt.

    Wäre übrigens nicht im Falle von Schlagern wie „Ganz in Weiß“ der Begriff „konservativ“ treffender als „reaktionär“?

    --

    #7655131  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    BonjourWäre übrigens nicht im Falle von Schlagern wie „Ganz in Weiß“ der Begriff „konservativ“ treffender als „reaktionär“?

    Ja, durchaus.

    --

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    #7655133  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    nail75
    Sehr selten aus meiner Sicht. Nehmen wir mal das eigentlich überaus schlagerhafte „The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore“, das dennoch eine Tiefe an Sentiment besitzt, die man im deutschen Schlager meines Wissens nicht findet. Selbst wenn dort man mal ernstzunehmende Emotionen findet, werden sie durch Gesang oder Musik ins Süßliche gezogen, so wie in dem Beispiel, das Zappa1 oben verlinkt hat.

    Naja, was ist schon mit „The Sun …“ oder The Walker Brothers zu vergleichen? Da fällt das meiste hinten runter im Vergleich. Ich halte es aber für irreführend, den Track als „schlagerhaft“ zu bezeichnen. Du kannst bestenfalls im deutschen Schlager Einflüsse aus dem orchestralen Pop der Walkers oder Righteous Brothers u. a. wahrnehmen.

    Ich finde Marianne Rosenbergs „Marleen“ z.B. nicht süßlich.

    --

    #7655135  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    BonjourDas ist mir schon klar, darum habe ich extra einen Smiley gesetzt.

    Wäre übrigens nicht im Falle von Schlagern wie „Ganz in Weiß“ der Begriff „konservativ“ treffender als „reaktionär“?

    Wo ist denn da der Unterschied? ;-)

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7655137  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,878

    nail75Wo ist denn da der Unterschied? ;-)

    Man kann ja in gewissen Dingen konservativ sein, ohne gleich reaktionär zu sein.
    Oder sind alle Paare, die weiß heiraten, für dich reaktionär?
    Und um viel mehr geht’s in dem harmlosen Liedchen ja nicht.

    --

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    #7655139  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Herr Rossi@reino: Wieso identischer Reim? In Sachsen wird die zweite Silbe von „Marceau“ sicher gelentlich wie „so“ ausgesprochen, aber Prag singen hochdeutsch. Stimmhaftes und stimmloses „s“ sind zwei verschiedene Laute.

    Dann sind im Umkehrschluß Reime von weichem auf hartes „S“ („Getöse“ auf „Größe“) keine Reime.

    childintimeDie Schlager der 20er und 30er werden immerhin durch Leute wie Max Raabe oder Ulrich Tukur am Leben erhalten und das ja nicht ganz unerfolgreich. Diese besaßen häufig aber auch wieder einen ganz speziellen Charme, der denen der 50er möglicherweise abgeht.

    Die suchen sich ihre Titel allerdings auch nicht nach deren Massenerfolg aus. Das ist in etwa so, als stünde Ulrich Roski repräsentativ für den Schlager der 70er Jahre.

    Mikko
    In den Zwanziger und frühen Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Tonfilm populär und mit ihm zahlreiche leichte und lockere Melodien aus ebensolchen Filmen. Neben einer gewissen Freizügigkeit und Frivolität in den Texten gab es auch ganz klare Nonsenslieder („Wer hat den Käse zum Bahnhof gerollt“, Was macht der Mayer auf dem Himalaya?“), aber auch musikalisch neue Einflüsse durch Jazz und Charleston. Aktuelle gesellschaftliche oder politische Themen wurden aber weiterhin so gut wie völlig ausgeblendet.

    So wie hier?
    Allerdings stammten auch viele Schlager aus den Kabaretts. Da war das Ausblenden nicht gerade Programm. Es war also eher eine Frage der Auslese.

    --

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    #7655141  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 78,408

    Interessanter Thread. Ich würde mir eine Diskussionsrunde mit 4 bis 6 Foris zu diesem Thema im Fernsehen (oder zumindest Radio) wünschen.

    --

    young, hot, sophisticated bitches with an attitude
    #7655143  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    ReinoDann sind im Umkehrschluß Reime von weichem auf hartes „S“ („Getöse“ auf „Größe“) keine Reime.

    Den Umkehrschluss verstehe ich nicht. „Wir allen waren so/ verliebt in Sophie Marceau“ reimt sich, und was sich reimt, ist gut … Dass sich hier ein einsilbiges auf ein zweisilbiges Wort reimt, ist wohl nicht die reine Lehre, aber gibt dem ganzen einen Wilhelm Busch-haften Schlenker, der durchaus zum gesamten Text passt.

    --

    #7655145  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Herr RossiDen Umkehrschluss verstehe ich nicht.

    Damit könnte man es bewenden lassen. Ist halt nicht dein Fachgebiet.
    Trotzdem ein Tip: Wenn die beiden „S“ am Anfang nicht identisch sind, sind sie es auch nicht in der Wortmitte. Und dann ist es kein Reim.

    Herr RossiAuthentizismus, ick hör Dir trapsen … Ich will nun wirklich keine Lanze für den Schlager in toto brechen, aber die für mich interessanten Ausnahmen sind entweder comic-haft bunt und witzig, oder sie beschreiben Liebesdinge auf eine nachvollziehbare Art und Weise, wie es eben gute, simple Pop-Songs tun können.

    Solche iditiotischen und falsch belegten Begriffe sollte man in einer ernsthaften Diskussion vermeiden. „Comichaft“ ist etwa wie „musikalisch“ als Synonym für 70er-Jahre-Schlager, Cool Jazz oder Techno.

    --

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    #7655147  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    ReinoSo wie hier?
    Allerdings stammten auch viele Schlager aus den Kabaretts. Da war das Ausblenden nicht gerade Programm. Es war also eher eine Frage der Auslese.

    Das ist lupenreines Kabarett, kein Schlager.

    --

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