Miles Davis

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  • #10964639  | PERMALINK

    friedrich

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    Demnächst auch in Ihrer Stadt auf der Kinoleinwand:

    Website zum Film: Klick!

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #10964899  | PERMALINK

    kurganrs

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    Beiträge: 8,838

    friedrichDemnächst auch in Ihrer Stadt auf der Kinoleinwand: Website zum Film: Klick!

    Ich habe den Film heute gesehen. Toll! Sehenswert! :good:
    Unbedingt ansehen und zwar auf der großen Leinwand.
    Hier eine Kritik zum Film: „Miles Davis: Birth of the Cool“: Gott und Teufel der Coolness
    Die obige Kritik beschreibt mMn den Film ganz gut.
    Ich hätte vielleicht etwas mehr Videoaufnahmen aus z.B. Konzerten erwartet… Hatte tlw. Tränen in den Augen.
    Nichtsdestotrotz Doppeldaumen hoch. :good:   :good:

    #11094603  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Beiträge: 67,053

    ich bin mal so frei, das aus der Versenkung zu retten:

    vorgarten
    @gruenschnabel

    gruenschnabel

    vorgarten

    ich bleibe dabei: ganz großes meisterwerk.

    Oh, Überraschung, lieber vorgarten. Meine eher ungeschulten Ohren interessieren sich bei solchen Prädikatierungen (gibt’s das Wort?) ja sehr für die wahrgenommenen Qualitäten. Welche sind das für dich bei diesem Album, die dich zu einer solchen Wertung motivieren?
    Ich mag das Album sehr, höre darauf aber weder ganz besonders herausragende Soli noch extrem überragendes Zusammenspiel. Und mit dem Titeltrack, „Shout“ sowie „Ursula“ sind Tracks dabei, deren kompositorische Anlage mir zunächst keine Höchstwertungen für das Album erlauben würden. Wo liegt da der Hase im Pfeffer?

    mit mindestens einer irritierten nachfrage hatte ich natürlich gerechnet
    du hast recht, kompositionspreise bekommt hier niemand, und die soli sind an sich nicht der rede wert – bis auf das eine schweinesolo von mike stern vielleicht (hattest du dich nicht woanders mal als stern-fan geoutet?).
    außerdem spricht die uneinheitliche struktur, die aus der produktionsgeschichte verständlich wird, dagegen, von einem geschlossenen werk zu sprechen. die funk-band des neffen, die da eher tools als tracks produziert, auf die sich miles dann mit ein paar linien draufsetzen kann, sind das eine. die garagigen jazz-tracks mit dem 2 stunden vorher engagierten bassisten sind das andere, und da weiß man, dass miles mit dem gitarristen barry finnerty nicht klarkam – weswegen ich da immer hinhöre und mich frage, was macht der da eigentlich so falsch? und dann gibt es natürlich „fat time“, wo alles hundertprozentig sitzt…
    ich mag das album aber als ganzes, sehe die vielen einzelteile eher als facetten eines sehr tollen zugangs zu jazzrock bzw. -funk. zum einen bin ich endlos fasziniert von der rhythm section aus miller & foster, von der art, wie foster die grooves so zwanglos hin- und herschiebt, und wie elastisch miller darauf reagiert und dann wieder vorprescht. und dass ich die überhaupt so gut hören kann, liegt daran, dass die musik so viel raum lässt, dass vor allem miles so viele pausen macht, durch die die textur durchdringen kann. dazu finde ich die spontaneität toll, die aufnahmen haben ein tolles live-gefühl, da findet sehr unforciert etwas zusammen.
    die funk-tracks wiederum finde ich ziemlich frisch und super produziert, da liegt schon sehr viel drin, was miles später mit popsongs gemacht hat (und was eigentlich mit „minnie“ 1975 schon anfängt). so eine glitzernde oberfläche, die sehr perfekt in ihrer zeit sitzt, sehr jugendlich auch, die miles nur mit sound und aura zu etwas überzeitlichem transzendiert (sehr hochgepitch geprochen).
    und dann die ganzen bezüge, die natürlich ein miles-fan-privatspaß sind: dass er da eigentlich in etwas wiedereinsteigt, das er selbst mal losgetreten hat, als hätte er einfach mal 6 jahre abgewartet, bis die musikgeschichte zu ihm aufschließt. man hört foster manchmal in seine 70er-jahre-grooves hineinfallen, man hört ein shorter-sopran in einigen licks von evans (der auch noch „bill evans heißt“…), und leute wie stern oder evans haben bestimmt nur deshalb mit dem jazz angefangen, weil shorter und mclaughlin bei miles damit angefangen haben.
    ganz allgemein aber mag ich einfach die lässigkeit, und die zeit, die mir das album gibt, auf all seine details zu achten.

    Danke @vorgarten – müsste man eigentlich drüben im MD-Thread nochmal wiederholen, Deinen schönen Post zu „The Man with the Horn“!

    Ich lege da natürlich deshalb keinen Widerspruch mehr ein, weil ich ja um den Sachverhalt weiss :-)

    Was Du zu Miller/Foster schreibst, ist aber vermutlich wirklich das, was diese Band so toll macht. Mich sprechen da dann aber die Live-Erkundungen auf „We Want Miles“ schon viel mehr an, auch weil’s dort keine Pop (Funk?) Nummern mehr gibt … es mag sein, dass Stern dort etwas zu oft Schweine-Solos spielt, aber die mag ich eigentlich auch in diesem Rahmen. Ich glaub das geschlossene und richtig starke Album ist ja dann „Star Time“, und mit Einschränkungen nochmal „Tutu“ (dem halte ich hartnäckig die Stange), während „Decoy“ zwar ein paar sehr tolle Tracks enthält aber als Ganzes total zerfällt, „You’re Under Arrest“ neben dem tollen Cover völlig zerfällt (ein, zwei gute Tracks?) … der andere „soft spot“ hier ist dann „Amandla“, das ja eigentlich ein Pop-Album ist. Und auf „Live Around the World“ gibt es auch sehr viel schönes (da wäre eigentlich mal eine kleine Box dringewesen, nicht? Montreux ist Montreux, da ist zuviel Robben Ford … aber auf diesen späten Live-Aufnahmen höre ich sehr viel schöne Musik).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11094625  | PERMALINK

    vorgarten

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    Beiträge: 12,004

    gypsy-tail-wind
    Was Du zu Miller/Foster schreibst, ist aber vermutlich wirklich das, was diese Band so toll macht. Mich sprechen da dann aber die Live-Erkundungen auf „We Want Miles“ schon viel mehr an, auch weil’s dort keine Pop (Funk?) Nummern mehr gibt … es mag sein, dass Stern dort etwas zu oft Schweine-Solos spielt, aber die mag ich eigentlich auch in diesem Rahmen. Ich glaub das geschlossene und richtig starke Album ist ja dann „Star Time“, und mit Einschränkungen nochmal „Tutu“ (dem halte ich hartnäckig die Stange), während „Decoy“ zwar ein paar sehr tolle Tracks enthält aber als Ganzes total zerfällt, „You’re Under Arrest“ neben dem tollen Cover völlig zerfällt (ein, zwei gute Tracks?) … der andere „soft spot“ hier ist dann „Amandla“, das ja eigentlich ein Pop-Album ist. Und auf „Live Around the World“ gibt es auch sehr viel schönes (da wäre eigentlich mal eine kleine Box dringewesen, nicht? Montreux ist Montreux, da ist zuviel Robben Ford … aber auf diesen späten Live-Aufnahmen höre ich sehr viel schöne Musik).

    ich muss das alles nochmal hören – und freue mich darauf. hab mir gerade endlich mal george coles THE LAST OF MILES bestellt, und THE MAN WITH THE HORN kam die tage endlich auf vinyl an, dadurch erklärt sich auch meine neu aufgeflammte euphorie. (und tatsächlich durch die kurze diskussion um das ARREST-cover neulich).

    als ich anfing mit jazzhören, konnte ich gerade noch 2 aktuelle konzertmitschnitte im tv sehen (montreux und leverkusen, glaube ich; ein freund hatte ihn kurz davor noch in den haag live gesehen), kaufte mir die aktuelle AURA (für die wiederum habe ich meinen soft spot), dann kam plötzlich die nachricht von seinem tod. ich habe dann schnell noch TUTU und WE WANT MILES nachgekauft, später den rest. letztere habe ich mir leidgehört und jetzt kaum mehr im ohr. aber THE MAN WITH THE HORN und STAR PEOPLE waren die alben aus der phase, die für mich durchgehend funktioniert haben.

    foster und miller, klar. aber darryl jones war auch sehr toll. die späte miles-phase war überhaupt bass-musik, finde ich. vielleicht können wir ja da demnächst die alben nochmal gemeinsam aufwärmen.

    --

    #11094655  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Bass-Musik? Ja, total! Da haben wir halt andere Annäherungswege genommen … bei mir geht „Aura“ bis heute immer zu schnell vergessen, weil ich das Album erst hörte, als ich schon fast die ganze Diskographie kannte.

    Die Sachen mal wieder anhören – da bin ich dabei!

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    #11094723  | PERMALINK

    atom
    Moderator

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    Ich habe die gesamte Phase ab ’80/’81 seit Ewigkeiten nicht mehr intensiv gehört, zwischendurch mal ein paar Auffrischungen mit Aura und Hot Spot sowie sporadisch mit We Want Miles gemacht. Eine intensivere, chronologische Hörsession würde mich auch mal wieder reizen, dazu muss ich aber noch ein paar Lücken wieder füllen (Miles! Miles Miles! z.B.).
    Ich finde, dass bereits mit Michael Henderson die Musik zur Bass-Musik wurde. Jedenfalls habe ich das durch ihn intensiver wahrgenommen. Vielleicht mal eine gute Möglichkeit, um sich anhand von Ife dem unterschiedlichen Bass-Sound zu nähern.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #11094773  | PERMALINK

    vorgarten

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    atom
    Ich finde, dass bereits mit Michael Henderson die Musik zur Bass-Musik wurde. Jedenfalls habe ich das durch ihn intensiver wahrgenommen. Vielleicht mal eine gute Möglichkeit, um sich anhand von Ife dem unterschiedlichen Bass-Sound zu nähern.

    das ist natürlich richtig, henderson ist der prototyp der davisschen bass-musik. und auf den war foster ja auch schon sehr gut eingestellt. den hinweis auf „ife“ verstehe ich nicht ganz – gibt es aufnahmen davon nach 1975?
    MILES MILES MILES kenne ich übrigens gar nicht.

    --

    #11094791  | PERMALINK

    atom
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    Ife war auf der Europa-Tour ’82 im Repertoire. Zu hören/sehen u.a. hierauf.

    Bzw. als Ausschnitt:

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #11094793  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Die Selist war im April 1982 fix – „Ife“ ist immer dabei:
    http://plosin.com/milesahead/Sessions.aspx

    In Sachen „Miles! Miles! Miles!“ – ich habe mal aus der Grabbelkiste einzelne CDs aus der grossen Columbia Albums-Box kaufen können, darunter auch das zu einer Doppel-CD erweiterte „We Want Miles“ mit der Hälfte von „Miles! Miles! Miles!“. Halte ich für keine wahnsinnig wichtige Ergänzung, würde da nicht zuviel investieren.

    Es ist aber beim 80er-Miles schon so, dass es fürs Gesamtbild Live-Aufnahmen braucht – z.B. eben die Montreux-Box … viel gibt es ja nicht: das vorhin auch erwähnte Warner-Live-Album repräsentiert ja nur den letzten Zeitraum, aus dem ersten gibt es wiederum nach „We Want Miles“ nichts mehr (was schade ist, denn von den 1982er-Aufnahmen sind einige doch gut, die Band dann auch etwas besser eingespielt/abgestimmt als auf „We Want Miles“.

    Das Konzert, das der Deluxe Edition von „Tutu“ beigegeben wurde, ist keine Sternstunde, ebensowenig wie der letzte Montreux-Auftritt mit Quincy Jones, den es ja nebst dem ersten von 1973 als einzigen auch ausserhalb und vor der Box schon gab.

    --

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    #11094801  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Es ist aber beim 80er-Miles schon so, dass es fürs Gesamtbild Live-Aufnahmen braucht – z.B. eben die Montreux-Box … viel gibt es ja nicht: das vorhin auch erwähnte Warner-Live-Album repräsentiert ja nur den letzten Zeitraum, aus dem ersten gibt es wiederum nach „We Want Miles“ nichts mehr (was schade ist, denn von den 1982er-Aufnahmen sind einige doch gut, die Band dann auch etwas besser eingespielt/abgestimmt als auf „We Want Miles“.

    das glaube ich gerne. aber man wird da bestimmt auf youtube fündig, wo ein „miles-davis-archiv“-kanal ja jeden noch so schlechten bootleg reingestellt hat. für die phase 1968-1975 war mir das eine große hilfe, um die entwicklungen der bands nachvollziehen zu können.

    --

    #11094809  | PERMALINK

    vorgarten

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    atomIfe war auf der Europa-Tour ’82 im Repertoire. Zu hören/sehen u.a. hierauf.

    super, da ist es dann zur reggae-version mit swing-anteilen geworden.

    --

    #11094813  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    ich hab schon mehrfach Anläufe zum chronologischen MD-Hören genommen, aber angesetzt jeweils 1964 (die Europa-Tour, bei der Shorter erstmals dabei war) oder beim Lost Quintet und dann weiter in die Siebziger, die ganzen Fillmore-Sachen etc.

    In den Achtzigern habe ich das nie versucht, aber immer mal wieder was angetestet oder angehört, was via Dime reinkam und eben auch die Montreux-Box, die halt stark auf den Mitt-80er-Pop-Miles fokussiert: CDs 3-12 sind von 1984-86, von 1984 und 1985 gibt es jeweils zwei Konzerte, also 4 CDs; danach folgen 1988-1991 mit je zwei CDs, den Auftakt macht 1973, was natürlich ein ziemlicher Bruch ist. Das mit Henderson und der Bass-Musik stimmt natürlich, aber teils, in der Mitte der 80er, nach Darryl Jones und mit Foley, höre ich den Aspekt weniger deutlich … glaub das ist dann aber zugleich der Übergang zu „Amandla“ (und davor schon zu den Miller-Produktionen, im Studio spielte er dann ja hie und da auch noch mit, „Tutu“ ist ebensosehr sein Album wie das von Davis) und zum wirklichen Pop-Miles, wenn man so will (nicht: die Funk-Band spielt Pop-Tunes wie ca. 1984-86, sondern MD spielt Pop-Musik mit Band – was ich ja wie gesagt ganz gerne mag).

    --

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    #11096073  | PERMALINK

    gruenschnabel

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    vorgarten@gruenschnabel

    gruenschnabel

    vorgarten
    ich bleibe dabei: ganz großes meisterwerk.

    Oh, Überraschung, lieber vorgarten. Meine eher ungeschulten Ohren interessieren sich bei solchen Prädikatierungen (gibt’s das Wort?) ja sehr für die wahrgenommenen Qualitäten. Welche sind das für dich bei diesem Album, die dich zu einer solchen Wertung motivieren?
    Ich mag das Album sehr, höre darauf aber weder ganz besonders herausragende Soli noch extrem überragendes Zusammenspiel. Und mit dem Titeltrack, „Shout“ sowie „Ursula“ sind Tracks dabei, deren kompositorische Anlage mir zunächst keine Höchstwertungen für das Album erlauben würden. Wo liegt da der Hase im Pfeffer?

    mit mindestens einer irritierten nachfrage hatte ich natürlich gerechnet
    du hast recht, kompositionspreise bekommt hier niemand, und die soli sind an sich nicht der rede wert – bis auf das eine schweinesolo von mike stern vielleicht (hattest du dich nicht woanders mal als stern-fan geoutet?).
    außerdem spricht die uneinheitliche struktur, die aus der produktionsgeschichte verständlich wird, dagegen, von einem geschlossenen werk zu sprechen. die funk-band des neffen, die da eher tools als tracks produziert, auf die sich miles dann mit ein paar linien draufsetzen kann, sind das eine. die garagigen jazz-tracks mit dem 2 stunden vorher engagierten bassisten sind das andere, und da weiß man, dass miles mit dem gitarristen barry finnerty nicht klarkam – weswegen ich da immer hinhöre und mich frage, was macht der da eigentlich so falsch? und dann gibt es natürlich „fat time“, wo alles hundertprozentig sitzt…
    ich mag das album aber als ganzes, sehe die vielen einzelteile eher als facetten eines sehr tollen zugangs zu jazzrock bzw. -funk. zum einen bin ich endlos fasziniert von der rhythm section aus miller & foster, von der art, wie foster die grooves so zwanglos hin- und herschiebt, und wie elastisch miller darauf reagiert und dann wieder vorprescht. und dass ich die überhaupt so gut hören kann, liegt daran, dass die musik so viel raum lässt, dass vor allem miles so viele pausen macht, durch die die textur durchdringen kann. dazu finde ich die spontaneität toll, die aufnahmen haben ein tolles live-gefühl, da findet sehr unforciert etwas zusammen.
    die funk-tracks wiederum finde ich ziemlich frisch und super produziert, da liegt schon sehr viel drin, was miles später mit popsongs gemacht hat (und was eigentlich mit „minnie“ 1975 schon anfängt). so eine glitzernde oberfläche, die sehr perfekt in ihrer zeit sitzt, sehr jugendlich auch, die miles nur mit sound und aura zu etwas überzeitlichem transzendiert (sehr hochgepitch geprochen).
    und dann die ganzen bezüge, die natürlich ein miles-fan-privatspaß sind: dass er da eigentlich in etwas wiedereinsteigt, das er selbst mal losgetreten hat, als hätte er einfach mal 6 jahre abgewartet, bis die musikgeschichte zu ihm aufschließt. man hört foster manchmal in seine 70er-jahre-grooves hineinfallen, man hört ein shorter-sopran in einigen licks von evans (der auch noch „bill evans heißt“…), und leute wie stern oder evans haben bestimmt nur deshalb mit dem jazz angefangen, weil shorter und mclaughlin bei miles damit angefangen haben.
    ganz allgemein aber mag ich einfach die lässigkeit, und die zeit, die mir das album gibt, auf all seine details zu achten.

    Über deine Antwort freue ich mich sehr. Und ich höre das, denke ich, sehr ähnlich. Angefangen von dieser Schlagzeug-Bass-Sache, die für den Reiz des späten Davis konstitutiv ist, bis hin zum Raum, der sich da öffnet und ganz feinsinnig be- und nicht überspielt wird: Ich persönlich glaube ja, dass Davis das nicht nur selbst einfach unglaublich toll macht, sondern dass er diesbezüglich für seine Musiker ein wahnsinnig prägender „Influenzer“ gewesen sein muss. Hancock hat ja mal gesagt, er habe den kreativ-produktiven Umgang mit Fehlern von Davis auf eindrucksvollste Weise verinnerlicht – um die eklatante Erweiterung des Bewusstseins für Raum (und dies schließt die von dir genannte „Textur“ ein) und Timing dürfte aber wohl ebenso kaum einer der Davis-Musiker herumgekommen sein.
    Nach dem, was du schreibst, würde ich zwar immer noch nicht gleich mit dem „Meisterwerk“-Prädikat wedeln, aber auch ich empfinde die Dynamik, Frische und Energie, mit denen er nach der Pause wiederkommt, ziemlich euphorisierend. Ich höre da natürlich auch eine Kontinuität, welche über sein mehrjähriges schlimmes Versumpfen hinwegreicht – aber diese letzte „Agharta“- und „Pangaea“-Phase erscheint mir doch deutlich resignativ; zuweilen wie ein ausmusiziertes Verlöschen/Vergehen. Und das ist dann beim Comeback völlig anders.
    Zu Mike Stern: Wahrscheinlich hast du das richtig in Erinnerung, aber mit kurzer Überlegung nehme ich den Begriff „Fan“ für mich zurück. Ich kenne ihn praktisch nur in Verbindung mit Davis. Zudem frage ich mich, ob seine Bandbreite/Möglichkeiten wirklich groß sind. Aaaaaaber: Ja, ich finde das Schweinesolo auf „Fat time“ toll, bei aller Gitarristen-Breitbeinigkeit, die natürlich auch hier zu hören ist. Nur: Hier ist sie keine aufgeblasene Pose, sondern eine überzeugende (und saucoole) Haltung. Ich höre Stern auch als starken, Hitze generierenden Rhythmusgitarristen – und: Seinem Solo auf dem ersten „Jean Pierre“ von „We want Miles“ verleihe nun wiederum ich mit größter Überzeugung das Prädikat „meisterhaft“. Wahrscheinlich waren Äußerungen zu diesem Solo ausschlaggebend dafür, dass du mich als „Fan“ wahrgenommen hast.
    Mit Blick auf Finnerty: Vielleicht hört man das, was Davis an ihm wohl nicht so mochte, überhaupt nicht auf dem Album. Denn diese Akkorde, die er spielt, finde ich schon auch passend und reizvoll. Im Gegensatz zu Stern alles andere als breitbeinig. Feiner, aber womöglich auch ein wenig blasser in dem Sinne, dass sich an ihm nichts so richtig entzündet. Vielleicht war es sowas. Aber ich habe natürlich keine Ahnung.

    --

    #11114023  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,004

    gerade die ersten 50 seiten gelesen (geht bei google books, meine printbestellung ist für’s erste verloren gegangen). sehr interessant, was da über die rückzugsjahre steht und auch über die genese der ersten comeback-aufnahmen. dass es erstmal darum ging, das groove-konzept der 1975er band weiterzuentwickeln, bis irgendwann nur noch pete cosey übrig war, der noch bis 1979 dachte, es geht weiter. wer da alles in diesem haus auftauchte und blieb, bis klar wird, es passiert nichts (paul buckmaster, gil evans, george butler): immer wieder gibt es ideen (nach einem sinatra-konzert z.b.!), immer wird jemand beauftragt, an etwas zu arbeiten, schließlich werden band zusammengestellt und teilweise sogar studios gemietet – und dann taucht miles nicht auf. bis irgendwann die frauen übernehmen, die schwester, cicely tyson, chaka khan, und ein bisschen ganzheitlicher an die sache rangehen…

    interessant, wie cole dann nach chicago springt und die junge funkszene ende der 70er darstellt, die vernetzten teenagerbands, die alle die nächsten earth, wind & fire werden wollten. und bei miles schwester im keller wurde geprobt und miles hört am telefon den moog-sound von robert irving und kapiert – er muss etwas völlig anderes machen als bisher. zu schön, die geschichte, eigentlich. aber interessant, dass aus diesem pool von jungen musikern bis zum ende die leute kamen, die in seinen bands mitspielten – darryl jones, bourelly, bobby broom, patterson (der letzte bassist). am ende sitzen vier der jungs im mai 1980 im new yorker studio, spielen „the man with the horn“ ein – und miles taucht wieder nicht auf.

    --

    #11118311  | PERMALINK

    icculus66

    Registriert seit: 09.01.2007

    Beiträge: 2,276

    Habe gerade alte Tapes ausgebuddelt. Miles Davis in der Philharmonie in
    Berlin in 1983. Naura hat das in den Achtzigern mehrfach im NDR gesendet:

    https://www.kind-of-blue.de/seiten/sessions/details/session_1983_29_oktober.htm

    Habe keine Ahnung, ob das jetzt nachmittags oder das Abend-Konzert ist.
    Dazwischen wohl Sun Ra und das MJQ. Aber ist ja auch scheiß-egal.
    Knattert sowas von gut! Tapes funktionieren immer noch nach all den Jahren …
    Auf youtube ist halt nur die Mono-Version. Hier findet man wahrscheinlich auch
    die Antwort auf die Frage, wer wohl die letzten „Jazz“-Musiker in Mileses Band waren.
    Und Starpeople ist ja wohl ein geiles Album. Sach ich ma so, ne.

    --

    Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)
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