marian mcpartland's piano jazz

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  • #10465125  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,962

    da wir immer wieder auf diese zwischen 1978 und 2014 wöchentlich ausgestrahlte jazzsendung auf npr zurückkommen, hat sie wohl einen eigenen thread verdient.

    das konzept war denkbar einfach: die wunderbare, scheuklappenlose, freundliche, umfassend versierte pianistin marian mcpartland (1918-2014) lädt einen gast zu sich ein, lässt ihn zwischen den unterhaltungen etwas vorspielen, spielt selbst mit oder stellt ihrerseits ein stück vor. die gespräche greifen nicht weit in die biografien oder analysen der gäste aus, es bleibt ein kleiner freundlicher austausch, in denen man die meisten mitspieler in völlig neuen facetten zu hören bekommt, wobei sich niemand verbiegen muss, dafür sorgt die unglaubliche anpassungsfähigkeit und neugier der gastgeberin.

    das spektrum der gäste reicht von mary lou williams bis steely dan, wie mehrfach schon erwähnt, war z.b. auch cecil taylor 1986 bei „piano jazz“ zu gast.

    das meiste ist auf der webseite von npr archiviert und kann umsonst angehört werden. hier gibt es die liste der sendungen (ab 2011 jon weber noch kurzfristig die sendung und stellte ein paar junge pianist_innen vor, ein paar aufgezeichnete sendungen wurden offenbar nie gesendet, von einigen gibt es eigenständige cd-veröffentlichungen).

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    #10479619  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Verspäteter Dank, dass Du diesen Thread eröffnet hast, @vorgarten. Inzwischen habe ich die Sendung mit Keith Jarrett gehört – und er war doch sehr aufgeräumt? Vielleicht fühlt er sich zu Hause ja am wohlsten. Frappiert hat mich, dass das „Portrait“, das McPartland spielt, dermaßen „tricky“ ist, so würde Jarrett sich selbst wohl nie porträtieren. Da waren die Maler weiter in der Selbstzision, oder es ist überhaupt schwieriger, sich musikalisch als Musiker selbst zu porträtieren? Theoretisch halbwegs einfach, Selbstwahrnehmung anders als Fremdwahrnehmung, Inklusion der Fremdwahrnehmung in die Selbstwahrnehmung, die keine mehr ist oder eben konstruiert, je nach Laune, all das. Aber wer ist der Dritte, der Beobachter, der das entscheiden mag, vermutlich ja selbst nur beobachtet und in Wahrnehmungsstörungen befangen – usw. (Das ist alles so einfach, dass ich mich gerade beim Tippen selbst langweile und Dich vermutlich auch.) Immerhin geht es ja immer zurück an den ersten, der beobachtet wurde, womöglich von sich selbst. Da bleibt am Ende eben doch nur das Tröstliche, das einfach das hörbar ist, was da ist. Auch Jarrett.

    Nur als Einsprengsel, ich werde sicher immer wieder einmal bei McPartland nachhören, was möglich ist im beobachtenden, freundlichen Austausch …

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    #11656205  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,962

    habe jetzt endlich mal die allererste sendung angehört, vom 8.8.1978. zwei freundinnen, die noch einen weg finden müssen, mit diesem neuen rahmen und einer virtuellen zuschauer*innenschaft umzugehen. wird williams das geheimnis der blues-cluster-akkorde verraten, die sie mcpartland erst mal um die ohren haut? ich kann dir beibringen, wie man malt, aber nicht, wie du die farben mischt! später will mcpartland mit ihrer freundin ihr benny-goodman-trauma besprechen, aber die sagt: zu mir war er immer nett. (mcpartland: das sollte er auch besser.) dann lockert williams auf und demonstriert mit ihrem mitgebrachten kollegen ronnie boykins mal kurz, wie man den rock wieder auf jazzbeine stellt, und dann singt sie auch noch. spätestens dann kriegt sich mcpartland vor lachen nicht mehr ein. george benson sollte sich warm anziehen. willst du nochmal singen, mary lou? keine antwort. na gut, dann begleite ich dich ein bisschen.

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    #11656261  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 3,975

    „A Great Day in Harlem“ (Esquire Magazine) Fotografen: Art Kane, Dizzy Gillespie (u.a.?)

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    #11656501  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,962

    die sendung mit barbara carroll (und george duvivier im hintergrund) ist auch aus der ersten staffel von 1978, was ja auch schon mal eine ansage ist: mary lou williams, barbara carroll und hazel scott neben bill evans, oscar peterson und eubie blake. am anfang denkt man, hier ist etwas konkurrenz im spiel, aber das löst sich sehr schön auf. sehr interessant diesbezüglich das gespräch in der mitte, in dem sie beide bedauern, nie eine richtige banderfahrung als sidewoman gehabt zu haben, nie auf tour gegangen sein – wenn, dann immer an einem ort engagiert, solo oder als trio-leiterin. auf plattenaufnahmen durfte man mal 8 takte solo spielen, ansonsten fühlte man sich privilegiert: man verschaffte bewunderten musikern im eigenen trio jobs. heute (1978) reflektieren sie ihren „weiblichen chauvinismus“: nie eine frau engagiert zu haben, unbedingt von den männern respektiert werden zu wollen, bei anderen musikerinnen zu denken: oh, nein, bitte nicht die. und wenn die es dann draufhat, sagt mcpartland zu ihr: sie spielen bass wie ein weiblicher ray brown! beide kichern, und carroll sagt: und das nach all den jahrzehnten, in denen man uns gesagt hat: du spielst aber ganz gut für eine frau.

    (die beiden alben von carroll auf blue note und united artists habe ich leider immer noch nicht.)

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    #11656933  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 3,975

    Etwas schade, dass in den sonst sehr guten Sendungen immer nur ganz kurz angedeutet oder manchmal gar nichts zu Alben erzählt wird. Bei Carroll finde ich diese zumindestens auf den ersten Blick interessant („Lullabies in Rhythm“ ist toll):

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    #11657879  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,962

    thelonicaEtwas schade, dass in den sonst sehr guten Sendungen immer nur ganz kurz angedeutet oder manchmal gar nichts zu Alben erzählt wird. Bei Carroll finde ich diese zumindestens auf den ersten Blick interessant („Lullabies in Rhythm“ ist toll):

    danke. die sendungen sind ja eigentlich kein journalistisches format, mcpartland hat sich wohl nie auf ihre partner*innen vorbereitet, es geht hauptsächlich um das spielen, also das sich gegenseitig etwas vorspielen und dann mehr und mehr auch das zusammenspielen, aus dem heraus mcpartland ja sofort immer stilistische merkmale auffallen.

    pick mir gerade immer wieder mal eine sendung heraus, aktuell die mit bertha hope (1991). da macht mcpartland auch wieder gleich den fehler, hope auf elmo festzunageln (sie ist halt nicht vorbereitet), weshalb die äußerst freundliche gesprächspartnerin erstmal ein bisschen biografie erzählen muss, damit deutlich wird, dass sie sehr eigenständig zum jazz gekommen ist. mcpartland scheint verwirrt von den ersten stücken (u.a. von elmo), findet die 1 nicht, dann spielen sie „i’m beginning to see the light“ zusammen und sie versteht warum: hope legt die betonungen immer woanders hin, wodurch sie den rhythmus beständig verändert. sehr toll ist dann das erste stück der gastgeberin, die vorher kokett erzählt hatte, dass sie keine komplexen akkorde spielt – und nun, wie hope auffällt, in der einleitung damit um sich wirft (das habe ich von ellington, sagt mcpartland, in der einleitung muss man auf sich aufmerksam machen). später spielt sie ein stück von alec wilder, für sie geschrieben (hope: ich höre orchester, bis bands!). zum schluss ein duett, cole porter.

    next stops: paul bley? shirley horn? blossom dearie? jason moran? jack dejohnette? barry harris? das ist ein so tolles archiv, dass man gar nicht weiß wohin.

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    #11657923  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,962

    doch noch schnell die sendung mit jason moran (2001), die sehr unterhaltsam gerät. mcpartland zeigt sich zunächst betont unbeeindruckt, sowohl von morans extemporieren über ravels „forlane“, dann über ein schwindlig gespieltes „out front“ seines lehrers jaki byard. dann kontert sie mit einem fantastischen „daydream“, und dabei hört man, wie toll sie die impulse empfangen hat und umsetzt: überraschende rhythmik, dunkle akkord und sogar morans morsezeichen-tonwiederholungen hat sie direkt integriert. natürlich kommen sie auf monk, in zwei tollen duetten, und mcpartland erzählt eine anekdote: sie trifft monk auf der straße und sagt: ich habe gerade eins deiner stücke gelernt, ‚roud about midnight, ich spiele gerade im five spot, komm doch mal vorbei („wie unverschämt von mir“). tatsächlich kommt er, mit einem freund, redet die ganze zeit, trinkt, beachtet die musik nicht und lässt mcpartland später mit der rechnung sitzen. geschah mir recht, sagt sie.

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    #11657965  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 3,975

    Bertha Hope bei Marian müsste ich mir auch mal anhören, Barry Harris vielleicht auch, da gibt es irgendwo noch einen Talk mit Ben Sidran (der mit Charlie Rouse war richtig gut). Ansonsten kenne ich die Sendungen mit Teddy Wilson, Jack DeJohnette, Keith Jarrett und an die mit Alicia Keys kann ich mich nicht gut erinnern (vielleicht war die auch gut).

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    #11659481  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 3,975

    Hier ist noch ein Interview mit Marian McPartland. Die Sendung (2002?) mit Barry Harris ist wohl sehr gut, Harris spricht ziemlich entspannt über sein Leben/seine Jugend wie man das vielleicht von ihm kennt, zusätzlich erwähnt er noch den Schlaganfall und dass er sich kürzlich den Daumen gebrochen hatte. Er spielte trotzdem fantastisch und verstand sich gut mit Marian. Sehr unterhaltsam…

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    #11659491  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,962

    thelonicaDie Sendung (2002?) mit Barry Harris ist wohl sehr gut

    produziert wurde sie 1980. hab sie leider noch nicht hören können.

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    #11659511  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 3,975

    Ah, das habe ich gerade erst gesehen. Phineas Newborn war 1987 da („Phineas Newborn Jr. Plays Harold Arlen’s Music of Jamaica“ ist sehr interessant übrigens), Shirley Scott 1992, Nancy Wilson 1993 (und 2008), James Moody 1997, Barry Harris (1997 auch? Dann passt das, weil den Schlaganfall hatte er 1993)…

    https://en.wikipedia.org/wiki/Piano_Jazz#1990s

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    #11659515  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,827

    thelonica Ah, das habe ich gerade erst gesehen. Phineas Newborn war 1987 da („Phineas Newborn Jr. Plays Harold Arlen’s Music of Jamaica“ ist sehr interessant übrigens), Shirley Scott 1992, Nancy Wilson 1993 (und 2008), James Moody 1997, Barry Harris (1997 auch? Dann passt das, weil den Schlaganfall hatte er 1993)…

    Wo gesehen?  ;-)
    Thx.

    #11659545  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,962

    vorgarten

    thelonicaDie Sendung (2002?) mit Barry Harris ist wohl sehr gut

    produziert wurde sie 1980. hab sie leider noch nicht hören können.

    sorry, das war unsinn, harris war offensichtlich mehrmals da, diese sendung ist tatsächlich von 2002. ich kann an der wiki-liste nicht ablesen, ob sendungen wiederholungen waren oder einige leute tatsächlich mehrfach zu besuch kamen.

    --

    #11659565  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 66,994

    Bei Wiederholungen scheint in der Regel auf der Übersichtsseite von NPR (wo ich aber nichts anhören kann, grad bei ein paar Folgen getestete) eine entsprechende Bemerkung zu stehen:
    https://www.npr.org/series/15773266/marian-mcpartland-s-piano-jazz/archive

    Die genauen Aufnahmedaten sind aber auch bei zirkulierenden Radio-Mitschnitten oft nicht bekannt.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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