Kendrick Lamar "Damn"

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  • #10149693  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

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    Video zu DNA.

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    #10150311  | PERMALINK

    spiderland77

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    #10153677  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Tolles Album. Anders als der Vorgänger, musikalisch eher ruhig, melancholisch, weniger Jazz. Doch die Texte haben es in sich. Der erste Track lässt einen erschüttert zurück und dann gibt es einen krassen Gegenbeat mit „DNA“. Der Trackgemahnt an „Good kid…“. Weltklasse Beginn. Insgesamt ein sehr eigenständiges Werk.

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    #10169147  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,228

    Ich musste mich an „DAMN.“ tatsächlich erst gewöhnen. Ein erster Eindruck ist jedoch unverändert geblieben: Das ist eine für Kendricks Verhältnisse erstaunlich konventionelle Platte. Cripwalking zurück in die Zeit von „good kid“ oder gar noch früher, ergänzt um eine Reihe von Trap Signature Moves und Ad-Libs, R’n’B Patina und Pop.

    Vielleicht muss man sich die Frage stellen, was Lamar nach „To pimp a butterfly“ und seinem Fortsatz von „untitled. unmastered“ hätte machen können. In den letzten Jahren hat Lamar alles erreicht, was man als Rapper erreichen kann. Respekt von den Größten der Szene, weltweiten Ruhm, selbst abseits der HipHop Medien eine Galionsfigur, dazu frisch verlobt – irgendwie trat all das ein, was man ihm spätestens seit „Look out for Detox“ gewünscht hat.

    Ich mag, dass „DAMN.“ einerseits sehr ernst und inspiriert ist, andererseits aber sämtliche Erwartungshaltungen einfach zerbröseln lässt. Das ist nicht die nächste geschichtsbeflissene HipHop Platte für all die Yuppies, denen man einen Beipackzettel und Botschaft zum Booklet legen muss, damit sie HipHop auch ja gut finden können. „DAMN.“ ist auch aufrichtig, stellenweise auch enorm politisch (wie in „DNA“ etwa), aber eine musikalisch deutlich zaghaftere Platte. Meistens jedenfalls.

    Das Messiasgewand ist gefallen, Kendrick erweckt sich als Kung Fu Kenny neu und sein Augenmerk liegt hier einen Tacken mehr auf etwas umrisseneren Songstrukturen und Lyrics – ich mag „To pimp a butterfly“ sehr, aber ich verstehe, dass man sich dem ganzen Schmuck und Rüstzeug auch entledigen mag und einfach eine Platte releast, die Wert auf Flows legt und gerne Neues ausprobiert.

    Bemängeln kann ich mittlerweile nicht mehr so viel: „Feel“ ist der stärkste HipHop Track des Jahres, „DNA“ der blanke Wahnsinn.

    Rock bottom: Das völlig zerschossene Feature mit Rihanna. Hätte toll werden können. Ist aber leider Schund.

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    #10169465  | PERMALINK

    nail75

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    Beiträge: 44,729

    Habe die Platte heute zur Hälfte im Büro gehört. Neben „Carrie & Lowell“ war „To Pimp A Butterfly“ die Konsensplatte zwischen mir und meinem Kollegen in den letzten Monaten. Das neue Album ist wie du richtig sagst, konventioneller Hip-Hop. Die Jazz-Einflüsse von TPAB fehlen fast vollständig, was die Platte für mich musikalisch uninteressant macht. Ich bin mir sicher, dass das Album lohnenswert ist, aber es ist schlichtweg nicht meine Musik.

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    #10169489  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Musikalisch deutlich zaghafter und konventionell finde ich die Platte eigentlich überhaupt nicht, Irrlicht. Sie ist deutlich vielschichtiger als Pimp. Pimp suhlte sich ja in diesem 90er-Jahre Neo Soul Sound angereichert mit Smooth-Jazz-Elementen und mildem Funk. Damn wagt viel mehr, da gibt es Trap, NWA-Sounds, Pop Hop á la Drake, Trip Hop mit James Blake und und und. Eigentlich klingt jeder Track anders – und doch entsteht daraus ein kohärentes Album. Um Welten abwechslungreicher und mutiger als der lahme Vorgänger. Kendrick klingt befreit, auf Pimp klang er wie ein Gefangener der Erwartungen an ihn. Auch textlich. „Ain’t no Black Power when your baby killed by a coward“ und „don’t call me Black no mo‘ That word is only a color“ sind viel mutigere Zeilen als der Preacher-Kram auf Pimp.

    zuletzt geändert von captain-kidd

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    #10169503  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

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    nail75 Die Jazz-Einflüsse von TPAB fehlen fast vollständig, was die Platte für mich musikalisch uninteressant macht. Ich bin mir sicher, dass das Album lohnenswert ist, aber es ist schlichtweg nicht meine Musik.

    Wobei ich es ein wenig schräg finde, eine HipHop Platte zu hören, um darin Jazzelemente zu finden. Dann kann ich doch auch gleich Jazz hören.

    captain-kidd Musikalisch deutlich zaghafter und konventionell finde ich die Platte eigentlich überhaupt nicht, Irrlicht. Sie ist deutlich vielschichtiger als Pimp. Pimp suhlte sich ja in diesem 90er-Jahre Neo Soul Sound angereichert mit Smooth-Jazz-Elementen und mildem Funk. Damn wagt viel mehr, da gibt es Trap, NWA-Sounds, Pop Hop á la Drake, Trip Hop mit James Blake und und und. Eigentlich klingt jeder Track anders – und doch entsteht daraus ein kohärentes Album. Um Welten abwechslungreicher und mutiger als der lahme Vorgänger. Kendrick klingt befreit, auf Pimp klang er wie ein Gefangener der Erwartungen an ihn. Auch textlich. „Ain’t no Black Power when your baby killed by a coward“ und „don’t call me Black no mo‘ That word is only a color“ sind viel mutigere Zeilen als der Preacher-Kram auf Pimp.

    Ich sehe vieles ähnlich wie Du, drücke das vermutlich nur anders aus. Wie Du sagst: Ein wenig Drake Raop, ein wenig Kanye West Soundtektonik, ein paar Trap Flows, ein paar Ad-Libs – vielleicht höre ich momentan zuviel HipHop, aber das ist samt den knackenden Hi-hats im Grunde eben ein Potpourri der letzten zwei, drei HipHop Jahre, in dem Sinne auch konventionell. Im Stil das, was einem momentan täglich über Alben, Mixtapes, Soundcloudstreams und mehr entgegenschwappt – das Entscheidende ist halt: Kendrick macht das wieder besser, als der Großteil. Ob Kung Fu Kenny auf „To pimp a butterfly“ mehr gewagt hat, lasse ich mal dahingestellt, für mich hat das Album auch Schwächen und eher konventionelle Tracks. Ich finde nur, dass es erstmal einen Tacken direkter und packender klingt – man kann das großartig finden oder auch theatralisch und künstlich. Um das zu verdeutlichen: Beim Vorgänger gab es einen Gesprächsfaden, der sich präsent durch das ganze Album zog und in „Mortal man“ zuende erzählt wurde, hier ist der Faden zaghafter, flüchtiger, in der Geste gemilderer. Aber dennoch enorm berührend (ich meine das immer wieder auftauchende „Pray for me“ Motiv).

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    #10169513  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

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    Okay. Da hast du sicherlich recht. Es ist konventioneller in dem Sinne, dass es durch und durch ein Hip Hop Album ist. Gleichzeitig kann man es innerhalb dieses Rahmens jedoch durchaus als musikalisch vielfältiger ansehen. Für mich nach GKMC auf jeden Fall sein stärkstes Album. Vielleicht toppt es sogar das im Rückblick mal. Ich freue mich einfach, dass Lamar zurück auf der Erde ist und nicht mehr den Heiligen gibt…

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    #10169515  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    Das ist ein überraschend ignoranter Kommentar, Irrlicht. Das hängt doch alles zusammen: Soul, Funk, Gospel, Jazz, Hip-Hop – allesamt originär afro-amerikanische Musikstile und natürlich hat Hip-Hop auch immer wieder Jazzelemente. Nur sind sie selten so gut eingesetzt wie auf TPAB. Man denke nur an das Saxophon, das immer wieder auf sensationelle Weise eingesetzt wird.

    Ich möchte nur erklären, warum mir als jemandem, der normalerweise keinen Hip-Hop hört, TPAB so überragend erscheint. Und dafür ist neben der musikalischen Gestaltung auch der Inhalt verantwortlich – genau das, was du als Gesprächsfaden bezeichnest: alles fließt ineinander, alles hängt miteinander zusammen: musikalisch wie auch inhaltlich. Geschichte und Gegenwart der Afro-Amerikaner, Herkunft, Erfolg, Selbstbehauptung, Schuld (survivor’s guilt), Absturz, Hoffnung, Versöhnung. Und wenn du dir die Interviews anhörst, die Kendrick Lamar gegeben hat, dann weißt du, dass das alles kein Zufall ist. Das Album ist exakt durchkomponiert.

    Gerade gestern habe ich mich über „Mortal Man“ unterhalten. Dieses fiktive Gespräch mit Tupac ist einfach nur überragend gemacht, wie die beiden Botschaften einander gegenübergestellt werden und auch musikalisch arrangiert werden. TPAB besitzt so viel Tiefe, so viel Bedeutung, dass man darin immer neues Aspekte entdecken kann. Ich hatte nicht wirklich gehofft, dass das neue Album wieder so überragend wird – das wäre einfach unfair und auch unrealistisch. Ich werde mich schon noch damit beschäftigen, insbesondere auch mit dem Inhalt.

    Wenn man natürlich mit der Arroganz eines Provinzjournalisten rangeht, der alles weiß und nix versteht, wird man mit leeren Händen nach Hause gehen. Aber das ist man dann ja auch gewohnt.

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    #10169521  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

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    captain-kidd Ich freue mich einfach, dass Lamar zurück auf der Erde ist und nicht mehr den Heiligen gibt…

    Wobei ich finde, dass er das im Grunde nie gemacht hat. Für mich war „To pimp a butterfly“ ein sehr ambivalentes Album, man höre sich dazu speziell auch „The blacker the berry“ an. Kendrick hat eben nicht, wie viele andere seiner Generation, nur ein Black Power Statement geliefert, sondern seine Rolle als Künstler, sein Leben als Schwarzer und vor allem auch die Widersprüche innerhalb der eigenen Community offengelegt. Man kann nicht Gleichberechtigung erreichen, wenn man sich lediglich selbst stilisiert oder gar über andere erhebt (ein Konzept, an dem auch der Feminismus zu knabbern hat). In dem Sinne ist „don’t call me Black no mo‘ That word is only a color“ ein ganz logischer Schritt seiner zu jeder Zeit selbstreflektierten Haltung – es ging ja nie um einen Machtwechsel oder die reine Selbstbehauptung. „Fuck your ethnicity“, das ist mittlerweile sechs Jahre her und von diesem Grundsatz ist er nie abgewichen. Für mich war „To pimp a butterfly“ in erster Linie eine Erkundungsreise, tief in die Geschichte der Menschen, die ihn vielleicht auch selbst geprägt haben und deren Haltung er ebenso reflektiert, wie das Zeitgeschehen.

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    #10169531  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

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    nail75 Das ist ein überraschend ignoranter Kommentar, Irrlicht. Das hängt doch alles zusammen: Soul, Funk, Gospel, Jazz, Hip-Hop – allesamt originär afro-amerikanische Musikstile und natürlich hat Hip-Hop auch immer wieder Jazzelemente.

    Sorry, war nicht so gemeint. Ich bin da über die Jahre, speziell durch das Feuilleton etwas arg empfindlich geworden. Es ist leider ein Element der reichlich saturierten Gesellschaft, HipHop nur dann gut finden zu können, wenn es bestimmten, vermeintlich intellektuellen Ansprüchen genügt (besonders lustig ist das dann, wenn es von Leuten kommt, die sonst Metal feiern). Lamar ist da ähnlich wie auch Bada$$ natürlich ein willkommenes Fressen – der ist voll politisch und auch noch so musikalisch! Ja, ist er auch, aber das ist ein Teil seiner Kunst. Es gibt leider einen omnipräsenten Grundsatz, der zu besagen scheint, dass HipHop nur dann gut ist, wenn er inhaltlich die Weltlage kommentiert oder Schnittpunkte zu anderen Genres mit sich bringt. Dass das eine zutiefst gönnerhafte und oft auch rassistische Auslegung ist, ist vielen Rezensenten leider gar nicht bewusst. Die Blüten trägt das, wenn sich kluge Schreiberlinge über die Qualitäten und Authentizität von Leuten wie Haftbefehl oder Celo & Abdi auslassen und dem den cleveren HipHop von Samy Deluxe, Prinz Pi oder gar den Fanta 4 gegenüber stellen (und ich mag alle). Da will man echt nur noch draufhauen. Meist sind das so richtige Almankartoffeln.

    Ich würde sagen: HipHop muss gar nicht politisch aufgeladen sein oder mit Bedeutung um sich schmeißen. Im besten Fall hört man einen kritischen Geist sowieso an der Art seines Blicks, oft an ganz dezenten Details.

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    #10169565  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

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    Du weißt ja, dass mir eine solche Denkweise völlig fremd ist. Ich habe ja oben klargestellt, dass Kendrick Lamar eben nicht nur politisch, sondern auch sehr persönlich ist, sehr forschend, sehr fragend. Und wie diese beiden Ebenen verschmelzen, das gefällt mir eben ausgezeichnet.

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    #10169601  | PERMALINK

    captain-kidd

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    Und diese Ebenen verschmelzen eben bei Damn noch viel mehr als bei Pimp. Damn ist viel viel persönlicher. In meinen Ohren WILL Pimp diese Tiefe und Bedeutung besitzen. Aber es wirkt mir zu aufgesetzt – und ich finde es einfach musikalisch äußerst schwach. Und eine durchgängige Geschichte wird ja letztlich auch bei Damn erzählt. Das Album beginnt und endet mit den exakt gleichen Worten. Und diese immer wieder auftauchenden Katharsis-Chor-Elemente oder „what happens on earth, stays on earth“ sind mir einfach näher als das „I remember you were conflicted“- Geschwurbel von Pimp. Eben „Is it wickedness? Is it weakness? You decide! Are we gonna live or die?“ Er sieht sich eher als Handelnder denn als bloßes Opfer – benennt aber natürlich auch die schreienden Ungerechtigkeiten. Das ist alles viel viel subtiler als Pimp. Und musikalisch für mich um Welten besser. Damn ist quasi das Pimp für Leute, die Hip Hop mögen.

    Und da hast du schon recht, Irrlicht. Lamar war auch auf Pimp eher der Zauderer. Große Teile der Platte drehen sich ja gerade da rum: Wo ist Kendricks Platz in dem ganzen Kram. Was ist seine Rolle? Und will er die annehmen? Pimp ist wirklich nicht das politische Manifest, zu dem es von Kulturkritikern gemacht wurde. Die poltische Botschaft ganz am Ende lautet: Einfach beten und auf Gott vertrauen, dann klappt das schon irgendwie. Damn sagt eher: Handelt, verdammt.

    zuletzt geändert von captain-kidd

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    #10169625  | PERMALINK

    nail75

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    captain-kidd
    Und da hast du schon recht, Irrlicht. Lamar war auch auf Pimp eher der Zauderer. Große Teile der Platte drehen sich ja gerade da rum: Wo ist Kendricks Platz in dem ganzen Kram. Was ist seine Rolle? Und will er die annehmen? Pimp ist wirklich nicht das politische Manifest, zu dem es von Kulturkritikern gemacht wurde. Die poltische Botschaft ganz am Ende lautet: Einfach beten und auf Gott vertrauen, dann klappt das schon irgendwie. Damn sagt eher: Handelt, verdammt.

    Schau dir einfach das MTV-Interview an, da werden all diese Fragen thematisiert und diskutiert.

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    #10169627  | PERMALINK

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    irrlichtEin wenig Drake Raop, ein wenig Kanye West Soundtektonik, ein paar Trap Flows, ein paar Ad-Libs – vielleicht höre ich momentan zuviel HipHop, aber das ist samt den knackenden Hi-hats im Grunde eben ein Potpourri der letzten zwei, drei HipHop Jahre, in dem Sinne auch konventionell.

    Wirklich so schlimm?  :wacko:

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