John Coltrane

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  • #11291269  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenist ja alles, was die umfrage angeht, ziemlich egal, oder? ich habe mich gefreut, dadurch mal auf die drei harden-alben zu stoßen. bei cecil taylor ging es eher andersherum, ich hatte ein bisschen porter gelesen, der macht einen punkt aus coltranes „suche“ über anschlüsse an avantgardistische zeitgenossen zwischen 1958 und 1960 (monk, shorter, ornette coleman, don cherry, cecil taylor), und da dachte ich, „was war das nochmal für ein album mit taylor?“, vor ewigkeiten mal gehört, zusammenhang vergessen, dann fand ich COLTRANE TIME unter coltranes namen und sah das dann in der masterliste nicht.
    mit harden und coltrane war das ja ein bisschen so wie bei dorham/henderson, wechselnde leader, hier noch verschiedene labels, der eine lädt den anderen ein, danach der andere den einen. rein musikalisch finde ich ja, dass coltrane auf TANGANYIKA STRUT schon mit nichtwestlichen modes experimentiert, also irgendwie ein album, das man gehört haben sollte, wenn man die karriere nachzeichnet. aber top20-favoriten sind das doch alles nicht, oder?
    sorry, jetzt habe ich wieder angefangen…

    Es läuft drauf hinaus: bei den wenigsten Jazzmusikern reicht es, um die ihre Entwicklung nachzuvollziehen, ihre Leader-Aufnahmen zu berücksichtigen. Aber für so eine Umfrage … mir ist die Diskussion jetzt ganz offiziell egal, die ganze Energie kann man produktiver loswerden, es gibt genügend mühsame Dinge die Tage und die Umfrage soll ja auch ein Antidot sein, nicht den Ärger steigern.

    Wenn wir bei den ca. 100 Alben auch noch stets hätten die Label studieren müssen (und dann anonym abstimmen, nachdem alle alles geprüft haben, und dann einen tauglichen Auswertungsmodus finden), wäre die Umfrage so im Juni 2022 gestartet (und die Rechnung von Ingo für seine Excel-Skills hätten wir uns obendrein nicht leisten können) :-)

    Ich höre jetzt jedenfalls keinen Coltrane die nächsten Tage, es gibt anderen (neuen) Stoff, der mir grad dringlicher scheint (viel Klassik, aber auch Luke Stewart, Von Hove/Brötzmann, Makhathini, Devin Gray, Dezron Doulgas/Brandee Younger [auf deren neuem Album gibt es einiges an Coltrane, auch noch „Wise One“, zu den Stücken, die ich gestern schon erwähnt hatte!], Junius Paul, Florian Arbenz/Greg Osby, Borah Bergman/Perry Robinson/Steve Swell/Roy Sage usw. – und ja, gerade „From Elvis in Nashville“).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #11291271  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,465

    vorgartenist ja alles, was die umfrage angeht, ziemlich egal, oder? ich habe mich gefreut, dadurch mal auf die drei harden-alben zu stoßen. bei cecil taylor ging es eher andersherum, ich hatte ein bisschen porter gelesen, der macht einen punkt aus coltranes „suche“ über anschlüsse an avantgardistische zeitgenossen zwischen 1958 und 1960 (monk, shorter, ornette coleman, don cherry, cecil taylor), und da dachte ich, „was war das nochmal für ein album mit taylor?“, vor ewigkeiten mal gehört, zusammenhang vergessen, dann fand ich COLTRANE TIME unter coltranes namen und sah das dann in der masterliste nicht.
    mit harden und coltrane war das ja ein bisschen so wie bei dorham/henderson, wechselnde leader, hier noch verschiedene labels, der eine lädt den anderen ein, danach der andere den einen. rein musikalisch finde ich ja, dass coltrane auf TANGANYIKA STRUT schon mit nichtwestlichen modes experimentiert, also irgendwie ein album, das man gehört haben sollte, wenn man die karriere nachzeichnet. aber top20-favoriten sind das doch alles nicht, oder?
    sorry, jetzt habe ich wieder angefangen…

    nene, ich denk das ist schon ok, wenn wir die Liste als gegeben annehmen und einfach nur ueber Harden und Coltrane reden… ich seh das schon anders als Dorham/Henderson, was ja eine existierende, tourende, kollaborative Band war, wo dann auf den Alben mal der eine, mal der andere der Leader ist… die drei Savoy Alben von Harden haben fast ausschliesslich Kompositionen von ihm, ganz wenige Standards und ein paar wenige Kompositionen von Curtis Fuller. Die Musiker sind fast ausschliesslich Weggefaehrten von Harden aus Detroit (Fuller, Ali Jackson, Doug Watkins, Tommy Flannagan, Louis Hayes) mit wenigen New Yorkern, (Coltrane, Art Taylor und Howard Williams, ueber den man sehr wenig weiss)… das passierte alles von Maerz bis Juni 1958… im Juli 58 gab es dann die Gegeneinladung, Coltrane nahm mal wieder eine Session mit Standards fuer Prestige auf, die Rhythmusgruppe bringt er quasi von Miles mit, aber ersetzt Bill Evans wieder durch Red Garland, Garland/Chambers/Cobb…

    das ist ja irgendwie absurd mit den Prestige Sessions: Die moderne Idee von „John Coltrane geht ins Studio um ein neues Album mit den Stuecken, die er kuerzlich komponiert hat, aufzunehmen“ sieht man schon auch mal, aber genauso oft sieht man Sessions, bei denen jemand anderes vorgearbeitet hat (Cattin‘ oder Dakar etwa), oder bei denen „einfach“ ein paar Standards aufgenommen wurden, die dann spaeter nach Lust und Laune auf diversen Alben verteilt werden konnten…

    Anders gesagt: Ich find diese Entwicklung von Coltrane zu einem Kuenstler, der Alben aufnimmt, schlicht ziemlich spannend… auch bei Prestige hat man sich ja dann ab irgendwann der Realitaet gebeugt und ueberwiegend Platten produziert, die sich als „das neue Album von …“ vermarkten lassen, aber in dieser Zeit hingen sie noch hinterher

    --

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    #11291307  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind

    vorgartenist ja alles, was die umfrage angeht, ziemlich egal, oder? ich habe mich gefreut, dadurch mal auf die drei harden-alben zu stoßen. bei cecil taylor ging es eher andersherum, ich hatte ein bisschen porter gelesen, der macht einen punkt aus coltranes „suche“ über anschlüsse an avantgardistische zeitgenossen zwischen 1958 und 1960 (monk, shorter, ornette coleman, don cherry, cecil taylor), und da dachte ich, „was war das nochmal für ein album mit taylor?“, vor ewigkeiten mal gehört, zusammenhang vergessen, dann fand ich COLTRANE TIME unter coltranes namen und sah das dann in der masterliste nicht. mit harden und coltrane war das ja ein bisschen so wie bei dorham/henderson, wechselnde leader, hier noch verschiedene labels, der eine lädt den anderen ein, danach der andere den einen. rein musikalisch finde ich ja, dass coltrane auf TANGANYIKA STRUT schon mit nichtwestlichen modes experimentiert, also irgendwie ein album, das man gehört haben sollte, wenn man die karriere nachzeichnet. aber top20-favoriten sind das doch alles nicht, oder? sorry, jetzt habe ich wieder angefangen…

    …. Ich höre jetzt jedenfalls keinen Coltrane die nächsten Tage, es gibt anderen (neuen) Stoff, der mir grad dringlicher scheint ….  gerade „From Elvis in Nashville“).

    Guader Stoff indeed ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11291357  | PERMALINK

    isotope

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    Duke Ellington meets Coleman Hawkins and John Coltrane!

    Ich liebe diese smoothen Kollaborationen!

    Über die Coltrane Umfrage freue ich mich sehr! Vor ca. 10-12 Jahren habe ich extrem viel Trane gehört, dann Jahre fast gar nicht. Vieles habe ich immer noch im Ohr, manches entdecke ich erst neu. Ich dürfte einen Großteil von Tranes Werk tatsächlich besitzten, das meiste auf CD (unterschiedliche boxen, einzelne Alben), einiges auch auf Vinyl. Die Frühsechziger dürften meine Lieblingsphase sein (zusammen mit den genialen Blue Train aus dem „Frühwerk“). Die „große Unbekannte“ ist bei mir immer noch die Prestige-box mit dieser für mich seltsam anmutenden Ordnung in sessions.

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    #11291469  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    isotope Die „große Unbekannte“ ist bei mir immer noch die Prestige-box mit dieser für mich seltsam anmutenden Ordnung in sessions.

    Mein Tip waere wahrscheinlich, erstmal mit den richtigen Coltrane Leaderalben anzufangen, die mehr oder weniger aus einer einzigen Session bestehen und entsprechend auch in der Box beisammen sind (Coltrane, Tranein‘ In aka John Coltrane With The Red Garland Trio, Soultrane, Settin‘ the Pace, Black Pearls), also die erste Haelfte von CD6, dann der Anfang von CD8 etc. Von da aus kann man sich dann entweder weitere Coltrane Alben zusammenbauen (Lush Life ist ws das beruehmteste, das so verstreut ist, Stardust,…) oder in die Kollaborationen und Jam Sessions einsteigen.

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    #11291541  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Beiträge: 13,465

    mr-badlands

    redbeansandrice

    vorgartenziemlich aufregend, dass du dich erstmals (?) in das post1965-terrain wagst…

    ….das ist ja dieser bekannte Anfaengerfehler mit Free Jazz, dass man Ascension oder so hoert, und dann denkt „wenn der fruehe bis mittlere Free Jazz schon so ein Getroete ist…

    Über dieses Album sollte man ausführlicher diskutieren , denn ich höre da kein “Getröte”. Eher ein absolut kompromissloses Werk. Ich muss es allerdings auch noch öfter hören. Man sollte mutig sein, wenn der erste Schock verdaut ist, wird es leichter. Doch ich denke, du hörst das nicht als “Getröte”, oder? Auch wenn es kein absolutes Lieblingsalbum ist.

    also… ich hab das Album damals 1995 oder so mit 14 in Koeln in der Stadtbuecherei ausgeliehen, das kostete 3 Mark pro CD, und direkt auf eine Kassette kopiert… und mir das danach auch einige Male angehoert, das Budget war beschraenkt und ich war neugierig… und ich hab da zunaechst nur Getroete gehoert… und ich wusste ja, das ist Jazz, das muss man ggf mehrfach hoeren… aber das Getroete ging nicht so leicht weg, und die Faszination wuchs auch nicht entsprechend nach… also, so muss das ja irgendwie funktionieren, man hoert ein Album einige Male, und vielleicht bleibt das eine oder andere, was einen stoert da, aber es gewinnt an Struktur, und so ab dem dritten, vierten Durchlauf faengt es an, dass man Sachen entdeckt, dass sich der Nebel lichtet, wie auch immer…

    wenn ich jetzt Ascension hoere, dann begreif ich immer noch eins zu eins, was mich damals vor einem Vierteljahrhundert im Kinderzimmer gestoert hat… waehrend ich mich zB bei Charlie Parker zwar an den Prozess des Begreifens, wie ich das Hoeren muss erinnere, aber nicht daran, wie es war, die Sachen vorher zu hoeren… und natuerlich hoer ich inzwischen auch andere Sachen auf Ascension. Jetzt grad laeuft es, und da ist das tolle Freddie Hubbard Solo mit Elvin Jones dahinter (so um Minute 17 von Edition II), nichts dran zu Meckern, grosse Klasse. Wenn ich will, dann kann ich auch in den Ensemblepassagen inzwischen mehr hoeren, das ALbum lief jetzt oefter, das Ohr ist geuebter und eine bessere Anlage als damals hab ich auch… Aber es wird noch sehr lange brauchen, bis das Album als Ganzes soweit gewachsen ist, dass ich wirklich Nachvollziehen kann, wie jemand Ascension besser finden kann als zB Crescent… Also, ich weiss, dass das sehr vielen gescheiten Leuten mit hervorragendem Geschmack so geht, aber mir fehlen noch die Verdrahtungen im Hirn, die diese Wahrnehmung ermoeglichen…

    --

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    #11291591  | PERMALINK

    vorgarten

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    heute sind die beiden chant-du-monde-boxen (in europa 1961 & 62) angekommen, die ja nicht die welt kosten. nochmal 14 version von „my favorite things“ mehr, uff. höre gerade paris, 1. konzert, 1961. klingt blechern, aber man hört eigentlich alles. interessant, dass die „blue train“ spielen, aber nicht „india“. ich kann das mit leicht blutenden ohren nur portionsweise hören, aber wie aufregend das war, kommt schon sehr deutlich zum vorschein.

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    #11291627  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 66,996

    Ich sag nur „Delilah“!

    Das mit „Ascension“ ging mir übrigens ähnlich: in der Bibliothek des Gymnasiums gab’s „The Major Works of John Coltrane“ (mit beiden Editionen plus „Kulu Sé Mama“, „Om“ und „Selflessness“, also quasi alle gross besetzten Impulse-Aufnahmen von Coltrane) – und das klang wie Musik vom Mars (nein, Sun Ra kannte ich da auch noch nicht, der Einstieg bei ihm ein paar Jahre später, über die erweiterte Ausgabe des MPS-Albums, war aber auch schwierig). Ich bewegte mich also zunächst auf dem Gebiet zwischen „My Favorite Things“ (gab’s in der Gemeindebibliothek) und „A Love Supreme“ (stand im Plattenregal daheim, allerdings so zerkratzt, dass es nur bedingt Spass machte und bald eine CD-Ausgabe angeschafft wurde). Die Prestige-Alben kamen bald auch dazu, die Sachen mit Miles Davis kannte ich teils schon länger. Die Annäherung an „Ascension“ passierte dann wenn ich mich recht erinnere via „Sun Ship“ und „Meditations“, das mich wie schon erwähnt sehr in den Bann zog. „Interstellar Space“ kam dann auch bald dazu, und da begriff ich dann irgendwie auch, dass „Ascension“ eben doch nicht von einem anderen Planeten kam sondern durchaus Bezüge zu den anderen Sachen aus der Zeit hatte … das ganze hat wohl so 3-4 Jahre gedauert und die „Complete 1961 Village Vanguard“-Box dürfte auch noch in den Zeitraum gefallen sein … auch die Box haute mich sofort weg, viel von Dolphy kannte ich da auch noch nicht, vermutlich „Out to Lunch“, „Outward Bound“, „Mingus Presents Mingus“ und die Five Spot-Aufnahmen – da war ich jedenfalls schon so angefixt, dass ich etwas enttäuscht war, dass er manchmal auch aussetzte im Vanguard.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11291741  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    die session vom 6.3.1963, einen tag, bevor es mit johnny hartman ein bisschen anders zuging. kann das jetzt besser würdigen, wie kompakt und selbstverständlich dieses quartett hier agiert, da stimmt einfach alles. die neuen stücke hätten es schon verdient gehabt, zeitnah herauszukommen, das kurze „nature boy“ ist auch toll, und „vilia“ natürlich.

    --

    #11291779  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

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    Ging mir mit dem Album ähnlich, so richtig hat es bei mir auch erst mit dem intensiven, hinleitenden Hören gezündet.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #11291817  | PERMALINK

    vorgarten

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    das coltrane-bromance-album, 32 minuten pure heaven. ich liebe natürlich seit jeher jeden ton auf diesem album, aber heute kam es mir noch mal geschlossener und wärmer vor. ich kenne die früheren bethlehem-aufnahmen von hartman und habe ihn bis in die 70er verfolgt, aber so unfassbar gut ist er nirgendwo anders. er hat für jede stimmlage einen sound, zeichnet einige ziemlich waghalsige ornamente, die aber total auf dem punkt sind. die gleichrangigkeit zu coltrane ist tatsächlich ernstgemeint, sie wechseln sich ab in thema und variation, wenn der eine sich äußert, hält der andere die klappe. aber es geht hier auch um eine intimität, eine session, in der hörbar nicht viele takes nötig waren, und es geht hier um 5 jungs, die ein bisschen herzschmerz und kitsch produzieren. gab es viele solch verletzliche männer-schnulzenalben? wäre das album mit einer sängerin (merrill fiel mir ein) nicht sehr anders geworden? sie hätten sich trauen können, das album „too beautiful“ oder so zu nennen, „john coltrane and johnny hartman“, ok, numer sicher…

    anspieltipp: „you are too beautiful“, das einzige stück mit tyner-solo, und was für eins… der nimmt das alles ja genauso ernst wie die beiden leader. aber dann hartmans einstieg nach dem solo…

    die nächsten beiden impulse-alben von hartman sind auch toll, weniger verletztlich, eher raffiniert. dann kommen langsam die performance-probleme, so sanft zu singen und doch ein echter mann zu sein. dass all das hier überhaupt kein problem ist, macht eine nicht geringe qualität aus. top 5.

    --

    #11291821  | PERMALINK

    Anonym
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    redbeansandrice

    mr-badlands

    redbeansandrice

    vorgartenziemlich aufregend, dass du dich erstmals (?) in das post1965-terrain wagst…

    ….das ist ja dieser bekannte Anfaengerfehler mit Free Jazz, dass man Ascension oder so hoert, und dann denkt „wenn der fruehe bis mittlere Free Jazz schon so ein Getroete ist…

    Über dieses Album sollte man ausführlicher diskutieren , denn ich höre da kein “Getröte”. Eher ein absolut kompromissloses Werk. Ich muss es allerdings auch noch öfter hören. Man sollte mutig sein, wenn der erste Schock verdaut ist, wird es leichter. Doch ich denke, du hörst das nicht als “Getröte”, oder? Auch wenn es kein absolutes Lieblingsalbum ist.

    also… ich hab das Album damals 1995 oder so mit 14 in Koeln in der Stadtbuecherei ausgeliehen, das kostete 3 Mark pro CD, und direkt auf eine Kassette kopiert… und mir das danach auch einige Male angehoert, das Budget war beschraenkt und ich war neugierig… und ich hab da zunaechst nur Getroete gehoert… und ich wusste ja, das ist Jazz, das muss man ggf mehrfach hoeren… aber das Getroete ging nicht so leicht weg, und die Faszination wuchs auch nicht entsprechend nach… also, so muss das ja irgendwie funktionieren, man hoert ein Album einige Male, und vielleicht bleibt das eine oder andere, was einen stoert da, aber es gewinnt an Struktur, und so ab dem dritten, vierten Durchlauf faengt es an, dass man Sachen entdeckt, dass sich der Nebel lichtet, wie auch immer… wenn ich jetzt Ascension hoere, dann begreif ich immer noch eins zu eins, was mich damals vor einem Vierteljahrhundert im Kinderzimmer gestoert hat… waehrend ich mich zB bei Charlie Parker zwar an den Prozess des Begreifens, wie ich das Hoeren muss erinnere, aber nicht daran, wie es war, die Sachen vorher zu hoeren… und natuerlich hoer ich inzwischen auch andere Sachen auf Ascension. Jetzt grad laeuft es, und da ist das tolle Freddie Hubbard Solo mit Elvin Jones dahinter (so um Minute 17 von Edition II), nichts dran zu Meckern, grosse Klasse. Wenn ich will, dann kann ich auch in den Ensemblepassagen inzwischen mehr hoeren, das ALbum lief jetzt oefter, das Ohr ist geuebter und eine bessere Anlage als damals hab ich auch… Aber es wird noch sehr lange brauchen, bis das Album als Ganzes soweit gewachsen ist, dass ich wirklich Nachvollziehen kann, wie jemand Ascension besser finden kann als zB Crescent… Also, ich weiss, dass das sehr vielen gescheiten Leuten mit hervorragendem Geschmack so geht, aber mir fehlen noch die Verdrahtungen im Hirn, die diese Wahrnehmung ermoeglichen…

    Danke für Deine Erfahrungen bzgl. “Ascension”. Ich glaube, wenn ich dieses Album mit 14 gehört hätte, dann hätte ich nach 10 Sekunden abgeschaltet. Es wäre für mich unerträglich gewesen. Damals hörte ich eher “Pet Shop Boys”, “Depeche Mode”, “a-ha”, “Tears for Fears” etc.. Außer einigen Benny Goodman Alben meines Vaters wusste ich nichts über Jazz und es interessierte mich nicht. Und ich hätte es mit Sicherheit auch als “Getröte” empfunden, keine Frage.

    “Ascension” habe ich vor ca. 2 Jahren kennen gelernt. Für mich steht es für eine Art “Karthasis”, in welcher das Leid erst einmal durch Leid erfahren wird, bevor sich langsam eine Art Schönheit und Ästhetik offenbart. Man hat sich mit dem eigenen Leid und dem Leid der Welt arrangiert und glaubt, seinen Weg gefunden zu haben. Doch dann kommt “Ascension” und Du weißt, dass Du Dich selbst belogen hast. All der unterdrückte Schmerz kommt hervor und Du spürst, dass Du hier nur herauskommst, indem Du den Schmerz zulässt und erkennst, dass der Schmerz nur einem Film gleicht, der täuschend echt wirkt. Die Essenz des Schmerzes ist Frieden, aus dem dieser aufsteigt und in welchem sich der Schmerz wieder auflöst. Kein anderes musikalisches Werk verkörpert dies so kompromisslos wie “Ascension”.

    Ich kann mich auch ehrlich gesagt, gar nicht so sehr auf die Soli konzentrieren, sondern ich versuche immer das Ganze zu hören. Oder besser, dass woraus die Musik entspringt.

    Vom Standpunkt des Jazz betrachtet, finde ich es außergewöhnlich, dass jedem Musiker (fast gleich viel?) Zeit für Soli eingeräumt wird. Wie Wellen im Ozean, schälen sich die Soli heraus, tauchen an die Oberfläche, türmen sich auf und werden wieder eins mit dem Ganzen. Werden wieder unsichtbar. Das Ganze ist größer als die einzelnen Solisten, es ist wie ein stetiger Fluss. Ebbe und Flut.

    Anfangs erscheinen die Wellen bedrohlich, mächtig, fast wie Ungeheuer, unmenschlich, doch wenn man herauszoomt, und die Soli immer als Teil der Gesamtheit sieht, dann fühlt man die Stille, den Frieden, die Größe, die allem zugrunde liegt. Dann fühlt man die Klarheit des Wassers und die Wellen scheinen nicht mehr bedrohlich. Die Bedrohung/Lärm wird stärker, je stärker man sich darauf fokussiert und nähren sich dem Frieden, der fast unendlichen Stille und Frieden des Ozeans wenn die Perspektive sich weitet.

    Ich werde es sicher am Ende der Umfrage noch besser in Worte fassen können. Doch ich bin mir sicher, dass es in diesem Werk mehrere Ebenen gibt, wie man es betrachten kann. Vom fast unerträglichen Lärm auf der irdischen Ebene bis zur transzendentalen Ebene des Friedens und der Stille.

    --

    #11291823  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

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    vorgarten das coltrane-bromance-album, 32 minuten pure heaven. ich liebe natürlich seit jeher jeden ton auf diesem album, aber heute kam es mir noch mal geschlossener und wärmer vor. ich kenne die früheren bethlehem-aufnahmen von hartman und habe ihn bis in die 70er verfolgt, aber so unfassbar gut ist er nirgendwo anders. er hat für jede stimmlage einen sound, zeichnet einige ziemlich waghalsige ornamente, die aber total auf dem punkt sind. die gleichrangigkeit zu coltrane ist tatsächlich ernstgemeint, sie wechseln sich ab in thema und variation, wenn der eine sich äußert, hält der andere die klappe. aber es geht hier auch um eine intimität, eine session, in der hörbar nicht viele takes nötig waren, und es geht hier um 5 jungs, die ein bisschen herzschmerz und kitsch produzieren. gab es viele solch verletzliche männer-schnulzenalben? wäre das album mit einer sängerin (merrill fiel mir ein) nicht sehr anders geworden? sie hätten sich trauen können, das album „too beautiful“ oder so zu nennen, „john coltrane and johnny hartman“, ok, numer sicher… anspieltipp: „you are too beautiful“, das einzige stück mit tyner-solo, und was für eins… der nimmt das alles ja genauso ernst wie die beiden leader. aber dann hartmans einstieg nach dem solo… die nächsten beiden impulse-alben von hartman sind auch toll, weniger verletztlich, eher raffiniert.  ….

    Möglichweise war die Hypothek (aka Respekt) auf den Aufnahmen mit Coltrane zu groß, mir jedenfalls passt Johnny Hartman auf „I Just Dropped By To Say Hello“ mit der eher altbackenen Partie besser …. er agiert dort quasi in selbstbestimmter Zurückgenommenheit ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11291829  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,967

    soulpopeMöglichweise war die Hypothek (aka Respekt) auf den Aufnahmen mit Coltrane zu groß, mir jedenfalls passt Johnny Hartman auf „I Just Dropped By To Say Hello“ mit der eher altbackenen Partie besser …. er agiert dort quasi in selbstbestimmter Zurückgenommenheit ….

    I JUST DROPPED BY ist ein ganz fantastisches album – es funktioniert nur völlig anders, finde ich. aber da sind wir uns vielleicht sogar einig.

    --

    #11292021  | PERMALINK

    isotope

    Registriert seit: 23.10.2015

    Beiträge: 844

    Heute in der Früh gehört – zwei weitere Kandidaten für meine top 20, vielleicht sogar top 10!

     

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