John Coltrane

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  • #10350005  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

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    Ich habe mir gestern „Chasing Trane“ angesehen. Ja, hat mir gefallen. Für eine umfassende Dokumentation ist für mich die Phase nach „A Love Supreme“ jedoch viel zu oberflächlich skizziert worden. Ich hätte mir auch mehr Live-Material gewünscht, dachte aber, dass es da möglicherweise gar nicht so viel gibt. Trotzdem: Sehenswert.

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    How does it feel to be one of the beautiful people?
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    #10499093  | PERMALINK

    vorgarten

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    eins meiner halbernst verfolgten jazzhistorischen hör-projekte ist ja gerade, die entwicklungen von coltrane und davis nach KIND OF BLUE parallel zu hören. dazu möchte ich zwei kleine einträge machen. der erste hat rein gar nichts mit miles zu tun.

    am 2. februar 1966 nimmt das coltrane sextett (coltrane-coltrane-sanders-garrison-ali-appleton) in san francisco dieses stück auf, das später, mit einem „ugly edit“ auf COSMIC MUSIC landen wird (und wahrscheinlich nur ein ausschnitt aus einer langen improvisation über „leo“ ist).

    mich interessiert das gerade, weil es die erste aufnahme von alice coltrane in der band ihres mannes ist – sie ist nach ihm und sanders (auf einer piccoloflöte) ab 5’02 mit einem etwa zweieinhalbminütigem solo zu hören, das ich sehr interessant finde. meine alice-rezeption ist natürlich von einer großen sympathie gefärbt, auch wenn ich behaupten würde, dass mein bild von ihr schon etwas komplexer ist als das der später harfespielenden spiritual-jazz-ikone, die in der band ihres mannes noch recht funktional eingesetzt wurde, jedenfalls beschäftigen sich die wenigsten kommentare, die man über ihr spiel bei john so lesen kann, überhaupt mit dem, was sie da eigentlich macht. speziell über dieses solo ist kaum etwas zu lesen (in den besprechungen von COSMIC MUSIC z.b.), @gypsy-tail-wind beschreibt es in seinem chronologischen coltrane-überblick als „eher ereignisarm“.

    tatsächlich höre ich gleich mehrere ereignisse darin, vom ereignis einer neuen stimme in dieser band abgesehen. nachdem ich ihre begleitung bis zum solobeginn kaum wahrgenommen habe (sie ist im mix nicht sehr präsent, macht aber auch keine wesentlichen angebote an die anderen solisten), ändert sich ab 5’02 sofort der charakter des stücks. schon am ende von sanders‘ solo, das komplett alle angebote seiner mitmusiker*innen ignoriert, bereitet sie das vor: ein eher hymnisch angelegtes zwei-akkord-schema, das wie eine kleine hommage an tyner wirkt, das mit dem soloeinstieg an die oberfläche drängt und das sie nach ein paar interessanten variation zunehmend in die abstraktion und mehrdeutigkeit überführt. was ganz großartig dabei ist, ist, wie garrison diese bewegung aufgreift, unfassbar schnell und flexibel. die später charismatischen eindunkelnden ambivalenzen in alices rechte-hand-läufen entwickeln sich hier zögerlich (nicht als masche oder rezept), dazwischen schlägt sie motivisch immer wieder eine zweiton-figur vor, die sie mit der linken hand rhythmisch konturiert und damit die virtuosen abwärtslinien rahmt. ihr zugang ist also sowohl rhythmisch wie harmonisch wie auch motivisch, was vielleicht weniger durchdacht als vielmehr suchend erscheint, aber dennoch eine menge unternimmt in zweieinhalb minuten. das ist alles nicht sonderlich spektakulär, aber wirkt auf mich wie eine kleine erzählung über den charakterwechsel der coltrane-musik selbst, der von der swingenden, hymnischen beseeltheit der tyner/jones-begleitung in etwas sehr viel unbestimmteres, voraussetzungsloseres führt.

    hiernach werde ich noch kurz über das räumliche zusammentreffen der coltrane- und davis-bands in newport (juli 1966) schreiben, von dem ich bisher gar nichts wusste – der auftritt des davis-quintets ist ja auf der newport-bootleg-box drauf, die inoffizielle aufnahme des coltrane-auftritts zirkuliert im netz (und wurde von gypsy auch schon beschrieben). wie gesagt – das nur als kleine subjektive einwürfe, aus inselinteressen heraus. vielleicht hört ja jemand mit (und anders).

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    #10499139  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,359

    Schönes Projekt @vorgarten!

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #10499277  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,969

    ich hätte jetzt nie daran geglaubt, wie erhellend dieser vergleich ausfällt. davis und coltrane hatten ja seit ihrer letzten zusammenarbeit (die europatour von 1960 kursiert ja gerade wieder) unvergleichbare wege eingeschlagen – der von coltrane ist ja eigentlich kaum zu fassen, mit den unglaublich freien village-vanguard-experimenten 1961, dann der „softie-trilogie“ für impulse, das schrittweise radikalisieren des quartetts, A LOVE SUPREME und die neue band, die hier ja noch recht am anfang steht (nach dem village-vanguard-auftritt, vor der japan-tournee). miles dagegen mit seiner club-band-stilisierung, den störungen in den beziehungen zur gil-evans-programmmusik und zu cbs, dem suchen nach etwas neuem und den 2 jahren live-erfahrung mit dem neuen quintett, von dem es allerdings bis dato nur ein einziges studioalbum gibt… beide tauchen 1966 in newport auf, als state of the art und überforderung eines gepflegten jazzfestivals. coltrane wird in einem 30-minuten-nachmittags-slot am 2.7. abgestellt, den er auf das doppelte ausreizt. miles (am 4.7.) rockt nach 8 jahren festivalabstinenz ein 40-minütiges programm wie auf fast forward herunter.

    was überrascht: wie schlagzeug-dominiert beide sets sind, wie stark auf kante sie angelegt sind, beides für ein publikum, das es (noch) nicht gibt. rashied ali leistet auf 60 minuten übermenschliches, wie leichtauch immer das aus dem handgelenk kommt, es klingt nach 4 drummern und lässt keinen augenblick an intensität nach – während tony williams kein wohlfrisiertes haar an miles-davis-gassenhauern lässt, was er von anfang an klarmacht, mit seiner punkversion von „gingerbread boy“. überhaupt: die miles-davis-band reflektiert die festivalsituation, in dem sie konfrontativ dagegen anspielt, bewusst egozentrisch, das publikum ist völlig unwichtig und darin dann wieder wichtig. coltrane dagegen macht angebote, sich mit ihm auf den trip zu begeben, lässt aber natürlich alle im regen stehen, die dazu nicht bereit sind. 1966 ist offensichtlich kein datum, in dem sich schwarze us-amerikanische musiker irgendjemandem andienen. die schärfe ereignet sich von selbst, ob als show-konzept (miles) oder als trance (coltrane). etwas muss kaputt gehen oder verlassen werden, bevor etwas neues entstehen kann. und wahrscheinlich ist das allen sowieso klar, auch den yachtbesitzern in newport.

    coltranes band spielt eine suite, die in sich völlig stimmig ist. hätte impulse das aufgenommen und vernünftig herausgebracht, wäre diese aufnahme heute ein großer klassiker. viel mehr als auf den village-vanguard-aufnahmen sind die drei solisten hier gleichberechtigt und völlig identifizierbar in ihrem stil. sanders stellt „my favourite things“ vor, um gleich darauf ein schwarzes loch zu bauen, in das jede sentimentalität eingesaugt wird, um für immer zu verschwinden – tatsächlich wird sie (john) coltrane wenig später wieder freilegen. ein unfassbares solo, auch für seine verhältnisse. danach kommt alice, mit viel zeit und viel raum, und einem untergründigen funkeln, das langsam zum feuer wird (eins ihrer besten soli, das weit über diese band hinausweist). der ehemann setzt all dem natürlich die krone auf, auf überraschende weise: er interagiert zunächst mit alice, beide repetieren einzelne motive, fordern sich heraus, lassen sich lücken – um dann mit ali ins rasen zu kommen, und wenig später in etwas völlig anderes, als wenn der heilige geist ins sopransax schlüpft, der ton wird immer schöner und immer emotionaler, in der wiedererkennbaren bridge des standards fast kitschig – das ist dann schon die allerletzte phase, wo die intensität des aus-sich-heraus-tretens wieder zur reinen beschwörung von themen und sounds wird. so geht das weiter mit „welcome“, als 11-minütiger tour-de-force, schließlich zerhackt sich das wieder alles mit „leo“, in das sanders sich halsbrecherisch stagedivend hineinwirft und in dem alice zwischendurch für ruhe sorgen muss, um plötzlich mit garrison und ali selbstbewusst piano trio zu spielen.

    da gibt es ein paar schreie aus dem publikum am ende, da kann man sich newport nicht mehr vor dem geistigen auge vorstellen. und viel nachmittägliches schweigen.

    und dann die lustigen einzelkämpfer aus der miles-band, zwei tage später. jeder macht sein ding, so penetrant wie möglich, die anderen werden schon darauf reagieren und etwas daraus machen. tun sie auch. miles in fantastischer form, anders als im plugged nickel, ein halbes jahr zuvor. wie unverschämt die permanent zeigen, dass sie auch anders könnten, balladen spielen, blues, swing… um sofort zu zeigen, was sie eigentlich spielen wollen. das blitzt manchmal nur ein paar sekunden auf. „all blues“ in quasi unspielbarer geschwindigkeit, dann mal kurz halb so schnell, was immer noch zu heiß ist. richtig subtil wird es nur bei „r.j.“, da wissen sie, dass das publikum das eh nicht kennt. aber ansonsten beschmeißen sie sich mit jazztrümmern, was gegen die erwartungshaltungen und das gepflegte setting gerichtet ist, nicht gegen das, wa sie da zertrümmern.

    interessant, shorter zuzuhören. seine intensität ist total 1966, man hätte ihn zwei tage vorher neben coltrane und sanders stellen können, ohne dass ali einen zahn hätte ablegen müssen. man merkt überhaupt: die hätten sich alle was zu erzählen gehabt oder entspannt miteinander schweigen können, so newport backstage. obwohl: bei alice und herbie wäre ich mir nicht so sicher. und bei miles und pharoah auch nicht (alice und wayne dagegen… miles und rashied…) am ehesten stellt man sich noch ron und jimmy vor, wie sie sich abklatschen dafür, die ganzen irrlichter spielerisch daran erinnert zu haben, dass sie auf bühnenbrettern stehen.

    --

    #10499325  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Danke für die zwei feinen Posts!

    In Sachen Alice C. bin ich ja seit meinen vielen Coltrane-Posts deutlich milder bzw. wärmer geworden – wäre wohl an der Zeit, das alles mal wieder anzuhören und auch mit ihren Alben weiterzumachen!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10499517  | PERMALINK

    vorgarten

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    Beiträge: 11,969

    gypsy-tail-wind
    In Sachen Alice C. bin ich ja seit meinen vielen Coltrane-Posts deutlich milder bzw. wärmer geworden – wäre wohl an der Zeit, das alles mal wieder anzuhören und auch mit ihren Alben weiterzumachen!

    so viel ist es ja gar nicht, was es von der letzten band gibt. ermüdend dann, wenn man den organissimo-thread zu COSMIC MUSIC durchblättert, wo wirklich niemand über die musik schreibt, sondern nur how alice messed up the release, weil sie „leo“ mit overdubbs versehen und dabei wohl die originalbänder zerstört hat (ein gerücht, dass wohl bull neidlinger in die welt gesetzt hat). anstelle auf ihr spiel zu achten oder sich, wenn man sich beschweren will, eher mal zu fragen, warum es so viel unveröffentlichtes material gibt (die session vom 22.4.66 z.b.).

    was ich beim letzten durchhören festgestellt habe, ist, dass tyner eigentlich auch eine entwicklung in einen quasi-alice-coltrane-stil durchläuft, weil er irgendwie merkt, dass er coltrane in dunklere bereiche folgen muss, in denen ihm auch seine verminderten akkorde nicht recht helfen – in „song of praise“ aus der mai65-session höre ich das z.b., auch „attaining“ von der SUN SHIP ist interessant, wo er zwar zwischendurch mit elvin wieder powerplay-swing spielt, aber immer wieder in was kippt, das sich fast wie von alice anhört, vor allem natürlich in der begleitung.

    bei rashied ali hingegen fand ich dagegen überraschend, wie wenig er sich auf das multidirektionale, „flächige“ spiel reduzieren lässt, denn bei ihm ist live eine ungeheure kraft dahinter, die sehr wohl die solisten ganz schön anzutreiben vermag (ist ja teilweise auf INTERSTELLAR SPACE auch zu hören).

    sehr gespannt bin ich jetzt, die japan-konzerte nochmal durchzuhören. da habe ich die einzelnen bandmitglieder noch gleichwertiger in erinnerung.

    --

    #10499523  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Beiträge: 66,998

    Das mit Tyner ist interessant und ich empfinde es auch so … das ist wohl eben der Punkt, wo er nicht mehr mitgehen wollte, nachdem er sich mal die Füsse nassgemacht hatte (für Elvin gilt wohl dasselbe): er merkte schon, wohin es wohl hätte gehen müssen, aber das interessierte ihn dann halt irgendwie nicht mehr oder es war zu sehr von dem Territorium weg, auf dem er sich noch wohl fühlte. Ich kann Deine Beobachtung jedenfalls – aus gehöriger Distanz, 1965er Coltrane lief wohl ein Jahr nicht mehr – sehr gut nachvollziehen.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10500129  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Beiträge: 0

    Vielen Dank @vorgarten und @gypsy-tail-wind für die fundierten Einblicke.

    Ich habe den Eindruck, dass bei Coltrane oft bloß geschrieben wird, dass er der Größte oder einer der Größten war (das will ich auch nicht bestreiten), doch dabei bleibt es dann. Dann wird genickt und keiner sagt mehr was….

    Ich bin ja noch in den Anfängen des Jazz-Musik-Hörens, doch ich denke, es macht schon Sinn, sich auch mit der Entwicklung der verscheidenen Jazz-Richtungen und mit der musikalischen Entwicklung der Protagonisten auseinander zu setzen. Die Theorie hinter der Musik ist bestimmt sehr faszinierend, oder auch wie sich das Spiel der Musiker oder innerhalb von Gruppierungen entwickelt.

    Spätestens beim Hören von z.B. „Free-Jazz“ oder „Avantgarde-Jazz“ ist eine genaurer Beschäftigung mit dem entsprechenden Werk ja Voraussetzung. Wie will ich denn solch komplexe Musik bewerten, ohne mich damit auseinander zu setzen? Und hier ist es auch hilfreich etwas theoretisches Wissen zu besitzen. Sonst wird die Begegnung mit z.B. „Free-Jazz“ eine sehr kurze werden, gem. dem Motto: Gefällt oder gefällt nicht. Und oft endet dies in einem „gefällt nicht“, nur weil das Ohr noch nicht so geschult ist. Erst nach der Auseinandersetzung kann ich – hoffentlich – unterscheiden, zwischen den Großmeistern und den Dilettanten.

    --

    #10500481  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,855

    Neues aus 1963:

    https://www.nytimes.com/2018/06/07/arts/music/john-coltrane-lost-album-both-directions-at-once.html
    https://www.theguardian.com/music/2018/jun/08/lost-1963-john-coltrane-album-discovered

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #10500515  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Vorhin auch gesehen – ist heute 1. April?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10500523  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,855

    gypsy-tail-windVorhin auch gesehen – ist heute 1. April?

     
    Wieso? Gibt es Hintergründe, die man wissen sollte?

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #10500539  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,969

    mr-badlands
    Ich habe den Eindruck, dass bei Coltrane oft bloß geschrieben wird, dass er der Größte oder einer der Größten war (das will ich auch nicht bestreiten), doch dabei bleibt es dann. Dann wird genickt und keiner sagt mehr was….
    (…)
    Spätestens beim Hören von z.B. „Free-Jazz“ oder „Avantgarde-Jazz“ ist eine genaurer Beschäftigung mit dem entsprechenden Werk ja Voraussetzung. Wie will ich denn solch komplexe Musik bewerten, ohne mich damit auseinander zu setzen? Und hier ist es auch hilfreich etwas theoretisches Wissen zu besitzen. Sonst wird die Begegnung mit z.B. „Free-Jazz“ eine sehr kurze werden, gem. dem Motto: Gefällt oder gefällt nicht. Und oft endet dies in einem „gefällt nicht“, nur weil das Ohr noch nicht so geschult ist. Erst nach der Auseinandersetzung kann ich – hoffentlich – unterscheiden, zwischen den Großmeistern und den Dilettanten.

    sogenannter „free jazz“ ist nicht unbedingt komplexer und voraussetzungsvoller als „gebundenere“ musik. es geht darin nur oft um was anderes. und ob man genauso dafür (intensität, dichte, individualismus, politisierung, frequenzen etc.) sensibel ist, merkt man oft sofort – oder irgendwann plötzlich – oder nie. anlesen kann man sich den zugang kaum. aber geniekult und mythologisierung helfen da ganz sicher nicht weiter – was man aber kaum den musiker*innen vorwerfen kann.

    --

    #10500541  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    nicht_vom_forum

    gypsy-tail-windVorhin auch gesehen – ist heute 1. April?

    Wieso? Gibt es Hintergründe, die man wissen sollte?

    Nein, man wusste doch wieder mal überhaupt gar nichts … ich bin nur sehr erstaunt aber auch hocherfreut – las vorhin nur den NYTimes-Artikel und der ist eben so schlecht, dass er unfreiwillig wie eine Ente wirkt … aber dem Guardian glaube ich jetzt :-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10500545  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

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    vorgarten

    gypsy-tail-wind
    In Sachen Alice C. bin ich ja seit meinen vielen Coltrane-Posts deutlich milder bzw. wärmer geworden – wäre wohl an der Zeit, das alles mal wieder anzuhören und auch mit ihren Alben weiterzumachen!

    so viel ist es ja gar nicht, was es von der letzten band gibt. ermüdend dann, wenn man den organissimo-thread zu COSMIC MUSIC durchblättert, wo wirklich niemand über die musik schreibt, sondern nur how alice messed up the release, weil sie „leo“ mit overdubbs versehen und dabei wohl die originalbänder zerstört hat (ein gerücht, dass wohl bull neidlinger in die welt gesetzt hat). anstelle auf ihr spiel zu achten oder sich, wenn man sich beschweren will, eher mal zu fragen, warum es so viel unveröffentlichtes material gibt (die session vom 22.4.66 z.b.).

    „Ermüdend“ ist die perfekte Beschreibung von Organissimo. Darum schrieb ich auch mal wenig schmeichelhaft vom Forum der lebenden Toten. Die Leute da saugen wirklich allen anderen die Lebensenergie raus.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #10500547  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,703

    gypsy-tail-wind

    nicht_vom_forum

    gypsy-tail-windVorhin auch gesehen – ist heute 1. April?

    Wieso? Gibt es Hintergründe, die man wissen sollte?

    Nein, man wusste doch wieder mal überhaupt gar nichts … ich bin nur sehr erstaunt aber auch hocherfreut – las vorhin nur den NYTimes-Artikel und der ist eben so schlecht, dass er unfreiwillig wie eine Ente wirkt … aber dem Guardian glaube ich jetzt

    Ich habe gleich auf den Guardian geklickt (war aber Zufall) und bin auch sehr erfreut – und erstaunt. ;)

    Hast du das Coltrane Reference Book eigentlich da? Wenn ja: Schaust du bitte mal nach?

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