"Indie": Genre? Vertriebsweg? Vorsilbe?

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  • #7449039  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,232

    Some Velvet MorningHerr Rossi, wie kommen sie gerade auf Freiburg?

    Ich hab einfach „Indie-Party“ gegoogelt. Das war einer der ersten Treffer.

    Aber ist der Musikexpress jetzt ein Indie Magazin? Ich finde, dass geht zu weit.

    Die Redakteure sind ja wie wir auch nicht mehr die Jüngsten und wissen um die Geschichte des Begriffs „Indie“ (Albert Koch hat ja sogar mal ein Buch zum Thema veröffentlicht: „Fuck Forever. Der Tod des Indie-Rock“). Aber ich bin sicher, dass sich ein Großteil der ME-Leser mit dem Begriff „Indie“ identifiziert.

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    #7449041  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    John Billdas trifft so auch auf Pop oder Rock zu.

    Ja natürlich, wer würde das bestreiten?

    Wenn ich Rockmusik sage, denke ich an zeitgenössische Musik, die mit elektrisch verstärkten Instrumenten (auf jeden Fall auch Gitarren) gespielt wird und etwas kraftvoller klingt als der Rest von Popmusik.

    Popmusik dagegen ist für mich der Oberbegriff für jede zeitgenössische Musik, die in erster Linie unterhalten will und sich im Gegensatz zu Volksmusik oder volkstümlicher Musik an internationalen Vorbildern orientiert.

    Von den Verfechtern des Indie wüsste ich gerne, wie sie Indie definieren.

    Cleetus, welche Musik hörst Du in Deinem Kopf beim Stichwort Indie?

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #7449043  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,574

    Mando Diao, Nada Surf, Interpol, Editors, Keane, Babyshambles, Strokes, größtenteils die Bands, die im NME vorkommen, etc.
    Ich definiere Indie ziemlich einfach über trendige Lederjacken und Männer die enge Hosen tragen und wenn sie so richtig ausreissen wollen auch mal ein Jackett zur zerrissenen Jeans. Wenn dann das Gründungsdatum bzw das Berühmtwerden der Band höchstens 12-15 Jahre zurückliegt, kann man das eigentlich so auf alles ummünzen.
    (Ich verwende den Begriff eher abfällig, ähnlich wie „Emo“)

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    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #7449045  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    MikkoVon den Verfechtern des Indie wüsste ich gerne, wie sie Indie definieren.

    ich denke nicht, dass man eine einheitliche Definition von Indie finden kann, zum einen, weil sich der Begriff natürlich im Laufe der Zeit verändert hat (Plattenfirmen haben heutzutage nichts, aber auch gar nichts mehr damit zu tun, Indie kann auch gerne von einem Major verlegt werden), zum anderen muss man eben berücksichtigen, wer ihn wie benutzt. Dann ist es aber genauso eindeutig wie jede andere Bezeichnung.

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    #7449047  | PERMALINK

    big-hat

    Registriert seit: 05.01.2007

    Beiträge: 718

    Ich verstehe die ganze Konfusion ehrlich gesagt nicht ganz. Wer in den letzten 10, 15 Jahren mal auf einer Indie-Party war, sollte doch wissen, was landläufig alles unter dem Label „Indie“ verkauft wird. Indie-Veranstaltungen gibt’s und gab’s doch in jeder grösseren Stadt, oder etwa nicht? Cleetus und Rossi haben das Feld ja in etwa abgesteckt. Als Kompass für den Club-Gänger, der nicht unversehens in einer House-Party landen will, ist dieser verselbständigte Indie-Begriff so schlecht nicht.

    Sobald man aber einigermassen ernsthaft über Musik diskutieren will, sollte man natürlich schon von jenem Indie-Begriff ausgehen, der historisch und inhaltlich begründet ist. Sonst wird’s arg beliebig. Ist aber natürlich eine Frage des eigenen Anspruchs. Ich könnte Robbie Williams jedenfalls nie als Indie-Hero durchgehen lassen, aber wenn er auf einer Indie-Party gespielt wird, freut mich das trotzdem. (Ok, die Zeiten als ich auf Indie-Partys ging, sind weitgehend vorbei.)

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    #7449049  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    CleetusMando Diao, Nada Surf, Interpol, Editors, Keane, Babyshambles, Strokes, größtenteils die Bands, die im NME vorkommen, etc.

    :lol: (Mando Diao und Keane im NME?)

    CleetusIch definiere Indie ziemlich einfach über trendige Lederjacken und Männer die enge Hosen tragen und wenn sie so richtig ausreissen wollen auch mal ein Jackett zur zerrissenen Jeans. Wenn dann das Gründungsdatum bzw das Berühmtwerden der Band höchstens 12-15 Jahre zurückliegt, kann man das eigentlich so auf alles ummünzen.
    (Ich verwende den Begriff eher abfällig, ähnlich wie „Emo“)

    Das war aber gestern. Äh, vorgestern, wenn Klaxons gestern waren.

    Und was ist mit Franz Ferdinand?

    Und, ja, Emo is the new Indie.

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7449051  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,574

    Mando Diao und Keane und Bands die im NME vorkommen.
    Die Klaxons kenne ich nicht.
    Was trägt der Indieer denn dann heute (Ich bin vom Land, bei uns tragen die das jetzt und in aktuellen Musikvideos sind tight pants anscheinend auch noch in. Allenfalls das Jackett wurde durch einen schwarzen, eng geschnittenen Dufflecoat-ähnlichen Mantel ersetzt. Außerdem ist es jetzt in, dauernd zu schauen, als ob einem kalt wäre.)
    Franz Ferdinand ist der Kaiser des Indierocks.

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    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #7449053  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    Da ähnlicher Jahrgang wie Cleetus, kann ich seinen Begriff sehr gut nachvollziehen. „Indie“ ist seit vielen Jahren (meinem Gefühl nach quasi die gesamten Noughties hindurch, spätestens aber seit der sogenannten The-Band-Welle) Begriff für eine Art Lifestyle, der in erster Linie Ähnlichkeiten in musikalischen Präferenzen, Kleidungsstil und (grob) Alter umfasst. Als ernsthafte musikalische Umschreibung denkbar vage natürlich, allenfalls brauchbar zur Beschreibung gesellschaftlicher Stereotypen in Gesprächen unter Leuten gleicher Sozialisation und Generation.

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    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #7449055  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Das ist schon ganz interessant, was Ihr da so berichtet. Meine Vorstellung von Indie gründet immer noch auf der Independent Musik der 80er. Bei Bands wie The Strokes oder The Libertines oder Mando Diao würde ich von modernem Rock sprechen mit mehr oder weniger Sixties und Punk Bezug.
    Überhaupt würde ich bei all diesen neueren Bands, die nicht richtig Mainstream oder „nur“ Pop sind, von modern rock reden. Das ist natürlich auch relativ ungenau. Es umfasst halt alles von Franz Ferdinand bis zu The Hives, von Kasabian bis Weezer.

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    #7449057  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    Tja, das ist schon lustig anzuschauen, wenn Forumsgroßväter daher kommen und meinen die allseits gültige Definition zu liefern und dann kommen die Youngsters daher und verweigern sich dem einfach und finden ihre ganz eigene Sprachregelung.

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    #7449059  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    CleetusMando Diao und Keane und Bands die im NME vorkommen.
    Die Klaxons kenne ich nicht.
    Was trägt der Indieer denn dann heute (Ich bin vom Land, bei uns tragen die das jetzt und in aktuellen Musikvideos sind tight pants anscheinend auch noch in. Allenfalls das Jackett wurde durch einen schwarzen, eng geschnittenen Dufflecoat-ähnlichen Mantel ersetzt. Außerdem ist es jetzt in, dauernd zu schauen, als ob einem kalt wäre.)
    Franz Ferdinand ist der Kaiser des Indierocks.

    eben. leute vom land und grundschüler (in großstädten).

    dachte klaxons-fans wären für neon-farben in indie-clubs verantwortlich, aber sie selbst tragen wohl vorwiegend bunte, aber nicht sonderlich grelle kleidung. und bunt = good shoes. aber klaxons waren eben die NME-lieblinge und mercury prize-gewinner; nicht good shoes.

    die großstädtischen indiier sind erwachsen geworden. oder tragen polo-hemden.

    die jüngeren indiier = emo kids.

    (ja, doch, skinny jeans und chucks sind natürlich auch hier noch angesagt. aber werden eben von jedem getragen. das ist kein subkulturelles phänomen mehr. klar, wenn der komplette jungfernstieg von converse einplakatiert wird.)

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7449061  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Firecracker, weißt Du eigentlich, dass es Emo auch schon seit 25 Jahren gibt? Ist nur erst jetzt so richtig „in“.

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    #7449063  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    Mikko
    Popmusik dagegen ist für mich der Oberbegriff für jede zeitgenössische Musik, die in erster Linie unterhalten will und sich im Gegensatz zu Volksmusik oder volkstümlicher Musik an internationalen Vorbildern orientiert.

    Da denkst du wohl eher an deutsche Verhältnisse, oder? Ich sehe nicht, dass z.B. Michael Jackson sich vorwiegend an – aus seiner Sicht! – internationalen Vorbildern orientiert hätte.

    Von den Verfechtern des Indie wüsste ich gerne, wie sie Indie definieren.

    Vielleicht so: „Indie“ ist jede Musik, die sich grundsätzlich im gängigen Rahmen von Rock und Pop bewegt, aber eine gewisse Abneigung gegen den als zu stromlinienförmig und uncool empfundenen Mainstream erkennen lässt.

    Zugegebenermaßen nicht sehr präzise, aber das dürfte an der Natur der Sache liegen. Der Begriff ist jedenfalls da und man sollte irgendwie mit ihm umgehen. Der Rückzug auf eine auf rein formale Definition dürfte durch die zwischenzeitliche Verwendungsgeschichte des Begriffs verschlossen sein.

    …, welche Musik hörst Du in Deinem Kopf beim Stichwort Indie?

    Bei mir: Pavement, die ersten beiden Alben.

    Der Begriff „Indie“ begleitet nun schon mehrere Generationen von Musikhörern und hat offenbar unterschiedliche Spuren hinterlassen. Für den, der in den frühen Achtzigern mit dabei war, ist es nicht zuletzt ein Kampfbegriff. Im stilhistorischen Rückblick stellt sich die Frage, wo Post Punk/New Wave aufhört und wo Indie beginnt.

    In den Neunzigern war Indie dann überall. In meiner Wahrnehmung wurde er v.a. repräsentiert von einer Bevölkerungsgruppe, die bisher in der stets auf Style und Coolness bedachten Popmusik kaum Beachtung gefunden hatten: den Slacker-Nerds.
    Leute, die jung, clever und gut ausgebildet waren, aber keinerlei Lust auf Karriere, Geld, Familie verspürten. Sie zogen die Klamotten an, die ihnen ihre Mutter zu Weihnachten gekauft hatte. Nicht, weil sie sie so schön fanden. Sondern weil sie keine Lust hatten, sich um etwas Besseres zu kümmern. Es war ihnen einfach nicht wichtig genug.
    Diese Nerds waren keineswegs im Einklang mit der sie umgebenden Leistungsgesellschaft. Aber sie rebellierten oder provozierten nicht. Sie wollten schlicht in Ruhe gelassen werden. Und Indie war der Soundtrack dazu.
    Aufgenommen wurde im eigenen Schlafzimmer mit Lo-Fi-Equipment. Die Musik war wackelig und ungeübt, aber selbstgenügsam und so unglamourös und uneitel wie nichts zuvor in der Popmusik. Und hatte irgendwie den Klang von Orientierungslosigkeit und Antriebsarmut.
    Dies ist der Sound von „Indie“, wie er sich bei mir festgesetzt hat. Als die Neunziger anbrachen war ich 16.

    Die Neunziger gingen und die meisten Slacker haben doch noch irgendwelche bürgerlichen Jobs gefunden. Die nächste Generation der Indieaner betreibt seitdem eine Art New-Wave-Revival. Das Ende ist derzeit noch nicht absehbar.

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #7449065  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    MikkoFirecracker, weißt Du eigentlich, dass es Emo auch schon seit 25 Jahren gibt? Ist nur erst jetzt so richtig „in“.

    Zu meiner Zeit hießen die Grufties. Die Welt war Scheiße und den besten Soundtrack lieferten Sisters of Mercy und The Cure.

    --

    #7449067  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ja, das ist ganz gut beschrieben, Ah Um, lässt aber natürlich immer noch etliche Fragen offen.
    Und meine grobe Definition von Pop ging in der Tat von deutschen Verhältnissen aus.

    Mick, Deine Gruftis sind Gruftis. Emo ist was anderes.

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