Ich höre gerade … Jazz!

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  • #10887013  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @imernst Danke für Deine weiteren Überlegungen zum Thema – mein „egal“ war eine völlig inhaltsleere Floskel zur Überleitung …

    Von den Be! Jazz-Boxen weiss ich, aber die sind viel zu teuer … gebt mir eine Doppel-CD oder sowas für 25€, dann kaufe ich sie sofort: die NDR (die schwarzen Papp-CDs, die Onkel Pö-Reihe) und SWR CDs (die schwarzen, die purpurnen, die weissen Big Band/Swing, die hässlichen bunten) stehen hier praktisch komplett … die L+R-CD stehen hier Grossteils auch, und auch diese andere Serie u.a. mit Ronnie Ross, Hans Koller und anderen steht hier komplett, die INMUS Jazz Collection. Das CD-Reissue-Zeitalter ist halt nur noch am … wie sagt man, auströpfeln oder sowas halt. In Deutschland war offenbar niemand da, der Mitte der 90er beherzt einen Anlauf genommen hat, die ganzen EPs und Singles (Metronome, Brunswick, Campi, was es da halt alles so gab) wieder herauszubringen.

    Aber diese teuren Boxen für Zeug, das dann oft doch nur halb-gut und eher aus historischer Perspektive interessant ist … hmmm. Obendrein hat BE! in meinen Augen recht erfolgreich an seiner eigenen Delegitimierung gearbeiet mit dem illegalen Reissue von Barney Wilens „Zodiac“ (ich bin ein riesiger Fan von Wilen). Die Wilen-Erben sind ja offensichtlich zugänglich, sonst hätte es nicht vor Jahren mal die tolle CD Le Jardin Aux Sentiers Qui Bifurquent, später die Sachen auf Sonorama, das erweiterte LP+DVD-Reissue von „Moshi“, und jüngst eben die Doppel-CD auf Elemental gegeben … (ich verstehe z.B. auch nicht, warum Uehlinger mit Hat bzw. jetzt ezz-thetic sich mit Albert Ayler oder jüngst auch dem depperten Marion Brown Doppelhalbreissue* sich in diesem Grau- bis Schwarzbereich tummeln muss … er würde doch besser mehr Dinge wie Giuffres Graz-Konzert raushauen, das sich anscheinend ja auch sehr gut verkauft).

    *) will er an Orrin Keepnews anknüpfen? bei dem gab’s doch damals immerhin ein ganzes und dann ein dreiviertel Ablum, das ist mehr als einmal zwei Drittel und einmal die Hälfte – v.a. eben: eines komplett!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #10887019  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Sonny Stitt – Soul Girl

    dieses Album, angeblich aus den fruehen 70ern, erschienen auf Paula Records, hoere ich gerade zum ersten Mal. Anscheinend sind es drei Sessions von zwei, zwei und drei Tracks, alle drei mit klassischen Chicagoer Bands (wobei die Lineupangaben nicht besonders solide aussehen und auch nicht zwischen den ersten beiden Sessions unterscheiden). Stitt spielt durchgaengig handelsuebliche Alt- und Tenorsaxophone, kein Varitone. Die erste Session hat eine etwas groessere Band mit Streichern und Backgroundsaengerin, die man in aehnlicher Besetzung auch hinter Eddie Harris, Minnie Ripperton oder Terry Callier gehoert hat. Ich mag es, kann aber kaum jedermanns Sache sein. Die zweite Session, Track 3 und 4 der ersten Seite sind dann im Trio mit E-Piano (auf Jeep Blues) bzw Piano (auf I Know That You Know). Und grad letzterer Track zeigt Stitt mE in absoluter Topform. Die zweite Seite ist dann ein ganz klassisches akustisches Quartet mit hochkompetenten Leuten (Muhal Richard Abrams, Cleveland Eaton, Wilbur Campbell, angeblich). Man wundert sich ein bisschen, wie ein solcher Mischmasch an Sessions entstehen konnte – alles misslungene Versuche Alben aufzunehmen? Reste – aber wovon? Aber letztlich ist das hier ein prima Sonny Stitt Album

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    #10887051  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    JC Heard / Bill Perkins – At the Lighthouse 1964

    ganz klassischer West Coast Jazz, dieses Fruehjahr auf Fresh Sound erschienen, neben Heard (dr) und Perkins (ts/bs) sind noch Joe Pass (g), Jim Hughart (b) und einer meiner Lieblingspianisten, Frank Strazzeri, in der Band. Klingt alles genau wie man es erwarten wuerde, Perkins spielt hier noch klassisches Four Brothers Lester plus Bop Tenor ohne den Coltraneeinfluss, der in den folgenden 10 Jahren auch bei ihm kommen sollte – dafuer ueberrascht er mit dem Baritonsaxophon, das er sich neben dem Tenor auch noch mitgebracht hat… Ich faende es gut, wenn das Album noch eine kleine Spur packender und schoener waere…. (und von Strazzeri hab ich glaub ich auch noch nichts richtig grossartiges vor 1969 gehoert…) aber beklagen kann man sich eigentlich echt nicht…

    zuletzt geändert von redbeansandrice

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    #10887069  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Geht mir ähnlich mit dem Perkins-Heard Album … wobei ich mir bei „klassischer West Coast“ nicht 100% sicher bin, Perkins klang für mein Empfinden schon etwas härter als in den Fünfzigern, und Heard treibt auch etwas mehr an als die typischen West Coast-Drummer – andererseits kommt er ja mehr aus dem Swing als aus dem Bop und darum fällt das vielleicht auch weniger auf (und der waschechte Bopper Stan Levey passt ja auch super in die nun wirklich typsische Rumsey-Band …). Und gerade Joe Pass bringt ja nochmal eine Wärme ins Gefüge, die ja auch eher Black California als West Coast Jazz atmet?

    Anyway, mein Fazit ist bisher ähnlich (drei Hörgänge, aber alle schon Monate her): gut, aber nicht super – also ja, etwas schöner/stringenter/zupackender hätte nicht geschadet.

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    #10887247  | PERMALINK

    imernst

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    Eben die letzten Töne von

    verklungen. Für mich ist diese Scheibe ein kleines Meisterwerk. Mitwirkende sind unter anderen der dritte grosse deutsche Nachkriegsbassist neben Kowald und Trunk: Buschi Niebergall.  Bengt Ernryd an der Trompette war mir, bevor ich diese LP entdeckt hatte, vollkommen unbekannt. Nachdem ich diese, sowie drei andere Aufnahmen mit Ernryd auf dem schwedischen Label Dragon gehört hatte, erwies er sich als mindestens mittlere ‚Offenbarung‘. Und das empfinde ich nach gut 10 Jahren immer noch so. Aber Bengt Ernryd hat mich auch zum Kauf zweier CDs verleitet, welche sich als teure und grandiose Enttäuschung entpuppten. Es waren zwei Solo Alben des Musikers welche ich nur als Machwerke bezeichnen kann. Zum Grösstenteil den banalen und kläglichen Synthesizer Klängen auf diesen CDs geschuldet. Immerhin hat er 2016 eine Split LP mit u.a. Swedish Azz (Mats Gustafsson) veröffentlicht. Seite A war ein bis dato unveröffentlichtes Stück Musik von 1967 (mit dabei Gilbert Holmström). Seite B der gleiche Titel in einer Interpretation des oben genanntes Ensembles mit Ernryd und Holmström (2013). Nur wenig mehr als 15 Minuten auf Vinyl, aber dafür keine Enttäuschung mit den Vögeln (Fåglarna).

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    #10887337  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Stimmt natürlich, Buschi Niebergall! Und nichts gegen Günter Lenz (und Eberhard Weber, wobei doch, so manches von ihm ist wirklich nicht meins und das hat nicht nur aber auch mit dem Bassspiel zu tun) … aber Trunk halte ich für ein Ausnahmetalent im europäischen Jazz jener Zeit (also vor dem Free Jazz – so ist wohl auch die Bemerkung zur Mangelsdorff Gruppe zu verstehen, vermute ich? andernfalls wäre sie natürlich widersinnig, das ist schon klar).

    Zum Thema zurück: gestern lief nochmal CD 2 aus dem neuen Set von Barney Wilen – ich bin ziemlich begeistert!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10887429  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Bei der Nachbereitung von imernsts post zu „Ballade an der Ruhr“ hab ich mich eben kurz bei discogs einen Ueberblick ueber den sonstigen Output des „Tonstudio Burghardt und Sohn“ aus Schwerte gemacht… viel Schund, aber einzelne Cover legen doch nahe, dass man hier den Bogen raus hatte… kurz nach „Ballade an der Ruhr“ entstand etwa dieses Werk … den Spezialmusikhaendler Detlef Bogdanowicz aus Herten gibt es scheinbar mit leicht abgewandeltem Konzept bis heute…

    in Sachen West Coast Jazz ja/nein: Ich weiss schon, was du meinst, Strazzeri zB hat mit West Coast Jazz eigentlich nicht viel zu tun, ausser dass er halt ein von New York (upstate) nach Kalifornien ausgewanderter weisser Musiker war, der bopbasierten Mainstreamjazz spielte… aber vielleicht ist er tatsaechlich schon eher als Hardbopper in Kalifornien angekommen … in diesem Sinne laeuft hier nun (spotify) die Mouse Bonati Haelfte von

    Jack Martin Octet / Mouse Bonati Sextet ‎– New Sounds From New Orleans (s. auch hier)

    ist etwas unklar, welche der beiden Seiten dieser LP das Debut von Strazzeri ist (vermutlich allerdings die, die ich hier nicht kriege, die Informationen sind leicht widerspruechlich)… West Coast Jazz ist das jedenfalls nicht… der Altist Joseph „Mouse“ Bonati spielte spaeter auf der verworfenen ersten Session fuer Frank Strazzerris Debut Album (die dann mit Hadley Caliman neu aufgenommen wurde um Jahre spaeter im Carmell Jones Mosaic zu erscheinen). Ansonsten hat Sam Notos Sohn ein paar live Aufnahmen von seinem Vater im Quintet mit Bonati auf youtube gestellt – das ist so ungefaehr das Gesamtwerk.. Ich glaub mein Zwischenfazit ist, dass diese Unterteilung in Bop, Cool, West Coast, Modern Mainstream und Hard Bop in den weniger klaren Faellen wie hier schlicht keinen Sinn hat… sind aber eine handvoll (auch nicht essentielle aber immerhin) sehr schoene Tracks, die erheblich zwingender sind als die schwaecheren 75% des West Coast Jazz

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    #10887447  | PERMALINK

    lotterlotta
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    gypsy-tail-windIn Sachen Jazz-Reissues von frühen deutschen Modern Jazz-Aufnahmen tat sich aber auch fast gar nichts in den letzten 30 Jahren … Bear Family mit seinen Luxussachen (aber sooo viel Deutsches ist da auch nicht, oder?), jüngst manchmal Sonorama, und dann das viel zu kleine MPS-Programm von Universal (Edel hat ja ausser DLs anzubieten wieder keinen Plan mehr, dünkt mit … Gulda, fein, aber schon wieder Oscar Peterson und sonst gar nichts?)

    Kann man so nicht unbedingt sagen (was sind DLs?), es gibt zumindest audiophile Neuauflagen von Baden Powells „tristeza und images on guitar“, also nicht nur Peterson und Gulda. Hoffe bei Powell auf reissues des kompletten Backkatalogs in gleicher Qualität (deutsche Pressung, schon lange keine Neupressung mehr gehabt, wo Stille auch tatsächlich Stille ist wie hier!) und es gibt das hier

    https://juliakadel.com/videos

    Komplett analoge Neu-VÖ, in dem als Kulturdenkmal geschützten Villinger MPS-Studio aufgenommen. In Zusammenarbeit mit dem dies tragenden Verein sollen auch neue Talente gefördert werden und mit alten Aufnahmen aus dem Archiv wieder die Ohren neuer Zuhörer erreicht werden. Klingt also nicht unbedingt nach „keinem Plan“!

    Beim jazzin the black forest war ein Stand mit mps-neuauflagen alter Sachen, wenn ich mich recht entsinne waren das ca. 18 Neuauflagen u.a. Mangelsdorff and his Friends, Ella Fitzgerald, Baden Powell u.a.m.! Reihe nennt sich „reforest the legend- edel A/A/A series…..

    zuletzt geändert von lotterlotta

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #10887473  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ist Baden Powell ein deutscher Cool-Jazzer, der in den 50ern EPs auf Metronome oder Brunswick oder sonstwen rausbrachte? ;-)

    Das MPS-Programm sprach ich ja an, aber die teuren Vinyl-Reissues sind nicht für mich gemacht/gedacht, doch eben: da gab es ja bei Universal immerhin ein paar Dutzend (CD-)Reissues, auch von Alben, die die Welt eher nicht braucht, und von anderen dafür nicht (von Don Cherry oder Archie Shepp muss man sich gebrauchte Japan-Ausgaben besorgen).

    Ich störe mich ja nicht weiter an den Luxus-Vinyl-Reissues, aber eben: für mich sind sie nicht. Dass in so einer Reihe aber das grauenvolle Möchtegern-Pop-Album von Ella Fitzgerald wiederaufgelegt wird, lässt mich schon an den Kopf greifen (zwei Sterne, wenn man grosszügig ist):
    https://www.discogs.com/label/787488-Reforest-The-Legend

    Die Hauptkritik lautet aber, wenn man einen Schritt zurück tritt und sich die Reissue-Politik seit Motor Music/BMG-Zeiten anschaut: Immer wieder das gleiche.

    Die Reihe von Most Promising war sicherlich die kreativste und brachte auch ein paar einst eher rare Sachen wieder zum Vorschein (Prof. Leary, Afrodisiaca, Fly Fly Fly …), die für BMG und Universal wohl zu, äh, progressiv (oder schlicht: zuwenig kommerziell) waren.

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    #10887483  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

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    gypsy-tail-windIst Baden Powell ein deutscher Cool-Jazzer, der in den 50ern EPs auf Metronome oder Brunswick oder sonstwen rausbrachte?
    Das MPS-Programm sprach ich ja an…..,

    Hab ich damit ja auch nicht behaupten wollen, sondern lediglich, das da schon was passiert und klar verstehe ich deine Kritik.
    Label wollen Geld verdienen, ist leider so….
    Ohne Knete keine Fete, dass da auch schrottiges nur wegen des Mammons rauskommt ist leider klar.
    So wie ich das am letzten Wochenende bei „jazzin the black forest“ verstanden habe ist das Archiv von MPS in den Händen des Fördervereins zur Erhaltung des MPS-Studios!
    Und man wird und will versuchen, dass eine oder andere wieder ans Licht der Öffentlichkeit zu holen, klar das es da auch ums Geld geht, es gilt das Studio zu erhalten und das Festival zu etablieren, das geht nun mal nicht über die Vereinsbeiträge und Spenden allein. Ob es bei den bisherigen Wieder-VÖ von Naura und Kriegel sowie Mangelsdorff aus dem „deutschen Jazzbereich“ bleibt muss man abwarten. Ich hoffe auf mehr, sowohl davon als auch von teilweise exotischem, siehe auf dem in 2018 veröffentlichem , von Conte editiertem Sampler….ob das dann mit Edel klappt als Label-Namensrechteinhaber bleibt abzuwarten. Bin da verhalten optimistisch!

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #10887495  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-windIst Baden Powell ein deutscher Cool-Jazzer, der in den 50ern EPs auf Metronome oder Brunswick oder sonstwen rausbrachte? Das MPS-Programm sprach ich ja an, aber die teuren Vinyl-Reissues sind nicht für mich gemacht/gedacht, doch eben: da gab es ja bei Universal immerhin ein paar Dutzend (CD-)Reissues, auch von Alben, die die Welt eher nicht braucht, und von anderen dafür nicht (von Don Cherry oder Archie Shepp muss man sich gebrauchte Japan-Ausgaben besorgen). Ich störe mich ja nicht weiter an den Luxus-Vinyl-Reissues, aber eben: für mich sind sie nicht. Dass in so einer Reihe aber das grauenvolle Möchtegern-Pop-Album von Ella Fitzgerald wiederaufgelegt wird, lässt mich schon an den Kopf greifen (zwei Sterne, wenn man grosszügig ist): https://www.discogs.com/label/787488-Reforest-The-Legend Die Hauptkritik lautet aber, wenn man einen Schritt zurück tritt und sich die Reissue-Politik seit Motor Music/BMG-Zeiten anschaut: Immer wieder das gleiche. Die Reihe von Most Promising war sicherlich die kreativste und brachte auch ein paar einst eher rare Sachen wieder zum Vorschein (Prof. Leary, Afrodisiaca, Fly Fly Fly …), die für BMG und Universal wohl zu, äh, progressiv (oder schlicht: zuwenig kommerziell) waren.

    Naja als Universal Deutschland am Zug war kamen doch in 2003 mal etwas ausgefallenere Titel von Fritz Pauer, Hans Koller (beides unter der wertigen Ägide einer Enthusiastin bei Universal Österreich) und Don Menza zur veröffentlichten Wiederbelebung …. aber auch dieses Feuer flackerte nur kurz ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #10887525  | PERMALINK

    imernst

    Registriert seit: 16.08.2019

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    gypsy-tail-windStimmt natürlich, Buschi Niebergall! Und nichts gegen Günter Lenz (und Eberhard Weber, wobei doch, so manches von ihm ist wirklich nicht meins und das hat nicht nur aber auch mit dem Bassspiel zu tun) … aber Trunk halte ich für ein Ausnahmetalent im europäischen Jazz jener Zeit (also vor dem Free Jazz – so ist wohl auch die Bemerkung zur Mangelsdorff Gruppe zu verstehen, vermute ich? andernfalls wäre sie natürlich widersinnig, das ist schon klar). Zum Thema zurück: gestern lief nochmal CD 2 aus dem neuen Set von Barney Wilen – ich bin ziemlich begeistert!

    Günter Lenz! Den habe ich tatsächlich vergessen… Eberhard Webers „Ranking“ sehe ich so wie Du. Auch ist mir klar das sich die Bemerkung zur Mangelsdorff Gruppe auf die Zeit vor dem Free Jazz beziehen muss. Aber es wurde aber nicht so formuliert…

    Und zu der Wiederveröffntlichungspolitik von Edel bzw. zuvor Universal kann man feststellen, das in den meisten Fällen nur das wieder kommt was sich „rentiert“. Als damals Edel MPS übernommen hatte, erzählte mir der Vetreter von Edel das ca. 50 Wiederveröffentlichungen auf CD/LP geplannt sind. Das kann sich natürlich mittlerweile geändert haben. Aber ob Edel wirklich so handelt wie ‚Konsul Bodo‘ es mit seinem Label Promising Music getan hat, bleibt doch zu bezweifeln. Entsprechend verhält es sich aktuell auch bei ECM. Zwar hat Eicher nun (fast) den kompletten Katalog von ECM und JAPO als Download (= DL) verfügbar gemacht. Aber einen Tonträger wird es für viele Veröffentlichungen nicht geben. Zudem sind die DLs (wie meistens in diesen Fällen) editorisch ein klägliches Unterfangen. Ausser einem Cover gbt es keine Informationen. Ein anständiges PDF wäre wohl nicht zu viel verlangt, zumal der Preis von über 17 Euro für die verlustfreien Dateien auch nicht eben günstig ist.

    Absurd auch (oder zumindest nicht sonderlich entgegenkommend) ist auch das ein bis dahin unveröffentlichtes Oscar Peterson Album nur und ausschlieslich in der CD/LP Box erhältlich sind. Gerade da macht das doch keinen Sinn. Praktisch kein Kunde unserer Abteilung war bereit sich die OP Box zu kaufen um das bislang unbekannte Album zu erwerben. Hatten die allermeisten die „Exclusively for my friends“ Aufnahmen schon bei Universal als CD gekauft. Entsprechend wird es nun bei der demnächst erscheinenden Rolf Kühn LP Box sein. Die beiden raren Aufnahmen gibt es – zumindest erstmal – nicht einzeln. Allgemein lässt sich meiner Meinung nach feststellen das Firmen wie Edel und insbesondere Konzerne nicht die geeigneten Mediatoren für solche kulturellen Aufgaben sind. Deren Primat ist ja auch das Geldverdienen und gegebenenfalls die Share-holder zu befriedigen. Was aber leider nicht ausschließt das private Erben darin besonnener wären. Denke zum Beispiel an die 10000 Euro (oder warens nur Dollar) welche die Kinder von Jeanne Lee forderten um eine Wiederveröffentlichung ihrer LP ‚Conspiracy‘ zu ermöglichen. Zwar gab es dann letztes Jahr die LP wieder, bezweifle aber ob die von den Erben autorisiert wurde. Der Musikmarkt ist halt doch ein Becken voller Haifische, Piranhas, Elektroaalen, Seeigeln und verklemmten Muscheln.

     

     

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    #10887531  | PERMALINK

    imernst

    Registriert seit: 16.08.2019

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    gypsy-tail-wind hat im Thread ‚Deutscher Jazz, Jazz aus Deutschland‘ in Zusammenhang mit Albert Mangelsdorff ein Lob auf Masahiko Togashi ausgesprochen. Dazu sehr gerne einige meiner Favoriten aus seinem doch recht umfangreichen Oeuvre – von und mit ihm.

    Noch im erweiterten Mainstream zu verorten aber doch schon mit deutlichen Anklängen an „freiere“ Klänge.

     

     

    „Speed and Space“ (Nov. 1969) sowie „We Now Create“ (Mai 1969) sind mit die ersten japanischen Veröffentlichungen aus dem Free Jazz.  Trotz mitunter stürmischer Klänge wesentlich ‚ausbalancierter‘ als so manches Album aus den amerikanischen oder europäischen Anfängen des Free Jazz.

     

    Hier dominiert eindeutig Gary Peacock. Trotzdem erweist sich Togashi als kongenialer Partner, vor allem nachdem sich sein Spiel am Schlagzeug aufgrung seiner 1969 erlittenen Querschnittslähmung, wesentlich verfeinert und vor allem offener und luftiger geworden war.

    Grandiose, gar psychedelische Big Band Aufnahme mit einer Komposition Togashi’s.

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    #10887611  | PERMALINK

    imernst

    Registriert seit: 16.08.2019

    Beiträge: 405

    In Vorbereitung meiner nächsten Sendung höre ich eben die einzige veröffentlichte Komposition eines unbekannten Komponisten aus Georgien. Zuvor habe ich aber eine CD gehört die wohl gut in diesen Thread passt, da sie zwar keinen ‚lupenreinen‘ Jazz bringt aber sicherlich Black Music from America. Die Stimme von Lonnie Holley könnte von einem der Blues Musiker aus den 1930 – 1950er Jahren sein, so Richtung Howlin‘ Wolf (das Rauhe ist gemeint weniger der sublunare Bass) . Die Musik auf ‚Mith‘ hat oft was düsteres, geschuldet nicht zuletzt den Themen der Texte. Da Afro-Amerikanische Bürger der USA davon leider mehr als nur ein Lied singen können ist es auch kein Wunder. Elemente des Blues gehen eine faszinierende Mischung mit Jazz und Rockelementen ein. Und auf „I Woked Up in a Fucked-Up America“ vermeint man die Posaunen von Jericho zu hören – und liegt damit nicht ganz falsch. Holley hat zwar schon drei CDs gemacht ist aber vor allem als bildender Künstler bekannt geworden. Mitunter auch als The Sandman fimierend ist er mit seinen Assemblagen und Installationen weltweit ausgestellt worden. Der letzte Titel auf ‚Mith‘ enthält dann die Aufforderung – wie zum Trotz oder auch einfach zum Überleben – ‚Sometimes I Wanna Dance“.

    Und hier noch ein Link zum Liede mit den Posaunen https://www.youtube.com/watch?v=Ss3cz9FgGnA&feature=youtu.be

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    #10888597  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,483

    Danke imErnst fuer die Tips zu Togashi! Habe vor drei Jahren in einer Masabumi Kikuchi Phase (Thread gibt es noch…) ziemlich viele gemeinsame Sachen der beiden gekauft und wollte mich immer mal mehr in Richtung Togashi vertiefen… In diesem Sinne nun

    New Herd + M. Togashi – Canto of Aries

    in Sachen Japan hat sich spotify in den letzten Monaten sehr gemacht (auch wenn es natuerlich laengst nicht alles gibt)… ist allerdings nur bedingt office-friendly

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