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Und so war’s im Ulmer Zelt. Angeblich „nicht übel“:
30. Saison des Ulmer Zelts mit Gov’t Mule eröffnet
Das 30. Ulmer Zelt? Da durfte es zum Auftakt der Jubiläums-Saison etwas mit Geschichte sein: Gov’t Mule boten gediegenen Bluesrock.
MAGDI ABOUL-KHEIR | 20.05.2016
„Nicht übel!“ So riefen Fans am Ende der gediegenen Nummern von Warren Haynes und seinen Mannen immer wieder auf die Bühne. „Nicht übel!“ Bis der amerikanische Musiker doch mal wissen wollte, was seine Zuhörer im Zelt da von sich gaben. Die Übersetzung „Not so bad!“ ließ ein Lächeln auf dem Gesicht des 55-jährigen Bluesrockers erscheinen. Ja, so ein eher maulfauler, in sich ruhender Musiker aus North Carolina und die ziemlich überwiegend männliche, ziemlich überwiegend nicht ganz so junge Zuhörerschaft aus Schwaben, das passte zur Eröffnung des diesjährigen Ulmer Zelts ziemlich gut zusammen. Nicht übel, das kann man gewiss zu dem sagen, was Gov’t Mule da vor mehr als 900 Musikliebhabern ablieferten. Zum Auftakt der sage und schreibe 30.?Zelt-Saison eine Band spielen zu lassen, die ihrerseits geschichtsträchtig ist, das passte.
Dieser Haynes gehört seit einem Vierteljahrhundert zur Allman Brothers Band, hat zudem bei etlichen Projekten mit ehemaligen Musikern der Grateful Dead zusammengearbeitet, und mit seiner eigenen Band Gov’t Mule ist er auch schon seit gut 20 Jahren am Start – mit ebenso kompetenten Mitstreitern.
Die Zeit-Saison ging diesmal am Mittwochabend schon um 19 Uhr los, Haynes spielt gern etwas länger, und da im Zelt um 22 Uhr der Stecker gezogen werden muss, wurde der Beginn eben vorverlegt. Der erste Applaus des Abends freilich galt dem Zelt-Team. Das hat erstens erneut ein qualitativ überzeugendes Programm aufgelegt, neun Abende sind schon ausverkauft (zweimal High Voltage, Open Stage, Namika, DORO, Willy Astor, Ohne Rolf, Jochen Malmsheimer, Sportfreunde Stiller). Und zweitens hat es technisch einen Schritt in die Zukunft getan – in den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob bei hoffentlich tollem Wetter die neue Ausschankanlage für kürzere Warteschlangen sorgt; und ob das Scannen der jetzt von den Zeltgängern auch selbst ausdruckbaren Tickets verlässlich funktioniert. Beim Verlassen des Zelts bekommt man übrigens weiterhin eine schöne altmodische Zelt-Eintrittkarte in die Hand gedrückt.
Apropos altmodisch: Für zeitgeschmäcklerischen Schnickschnack sind Gov’t Mule nicht zu haben, das war schon nach den ersten Nummern wie „Hammer and Nails“ und „Banks of the Deep End“ klar. Es sind meist getragene Bluesrock-Nummern, die nicht nur die Stimme, sondern vor allem das ausdrucksstarke Gitarrenspiel Warren Haynes’ zur Geltung kommen lassen – da geht es nicht um Tempobolzerei, es geht um eine Haltung, ums Auskosten. Mal wird es etwas rauer, dann ballt sich der Klang, mal schimmert auch Psychedelisches aus den 70ern durch, aber fast immer ist es eine kernige Angelegenheit. Danny Louis lässt es an den Tasten breit orgeln und röhren, Matt Abts ist ein punktgenauer Drummer, während Jorgen Carlsson den Bass eher zurückhaltend lässig spielt. In den besten Momenten erzeugt Gov’t Mules echte Sogwirkung.
Wie gesagt, Haynes ist eher maulfaul, was die direkte Kommunikation mit dem Publikum betrifft: Nach 70 Minuten sagt er die ersten Worte, „thank you“, und bittet zur Pause. Nach der geht’s aber nochmal großzügig weiter mit fleischigem Sound, saftigen Riffs und ausgiebigen Soli. Nach der Zugabe „Look on Yonder Wall“ heißt es „thank you so much“ – und Abgang. Nicht übel.
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