Startseite › Foren › Kulturgut › Print-Pop, Musikbücher und andere Literatur sowie Zeitschriften › Die Drucksachen › Forums-Anthologie (Lyrisches)
-
AutorBeiträge
-
.
--
Highlights von Rolling-Stone.deDie letzten Stunden im Leben von Amy Winehouse
Großer ROLLING STONE Hausbesuch: Ozzy Osbourne im Interview
Alle 5-Sterne-Alben von Elvis Costello
„I Put A Spell On You“ von Screamin‘ Jay Hawkins: Horror-Heuler
Queen: Darum war ihr Live-Aid-Konzert nicht wirklich spektakulär
25 Jahre „Parachutes“ von Coldplay: Traurige Zuversicht
WerbungJoseph Freiherr von Eichendorff
Mondnacht
Es war, als hätt‘ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blüten – Schimmer
Von ihm nun träumen müßt.Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.[1835]
--
Käse ist gesund!Das Böse
Ein Mensch pflückt, denn man merkt es kaum,
ein Blütenreis von einem Baum.Ein andrer Mensch, nach altem Brauch,
denkt sich, was der tut, tu ich auch.Ein dritter, weils schon gleich ist, faßt
jetzt ohne Scham den vollen Ast.Und sieh, nun folgt ein Heer von Sündern,
den armen Baum ganz leer zu plündern.Von den Verbrechern war der erste,
wie wenig er auch tat, der schwerste.Er nämlich übersprang die Hürde,
der unantastbar reinen Würde.Eugen Roth
--
Weltlauf
Ein Mensch, erst zwanzig Jahre alt,
Beurteilt Greise ziemlich kalt
Und hält sie für verkalkte Deppen,
Die zwecklos sich durchs Dasein schleppen.
Der Mensch, der junge, wird nicht jünger:
Nun, was wuchs denn auf seinem Dünger?
Auch er sieht, daß trotz Sturm und Drang,
Was er erstrebt, zumeist mißlang,
Daß, auf der Welt als Mensch und Christ
Zu leben, nicht ganz einfach ist,
Hingegen leicht, an Herrn mit Titeln
Und Würden schnöd herumzukritteln.
Der Mensch, nunmehr bedeutend älter,
Beurteilt jetzt die Jugend kälter
Vergessend frühres Sich-Erdreisten:
„Die Rotzer sollen erst was leisten!“
Die neue Jugend wiedrum hält …
Genug – das ist der Lauf der Welt!Eugen Roth
--
Ich dacht‘ beim Lesen des Titels, dass User hier eigene Gedichte posten. Schade.
(Herbsttag von Rilke ist natürlich trotzdem schön.)
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Peter Hacks, Das Vaterland
Nachdruck/Vervielfältigung nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Rechteinhabers. © Eulenspiegel Verlag, Berlin
So wie das Einhorn vor den Geistern allen
Hervorsticht durch Empfindsamkeit und Wissen,
Wie der Demant vor minderen Kristallen,
Der Kaviar vor sonstigen Leckerbissen,
So wie der Panther vor den Waldnaturen
Und Greta Garbo vor den anderen Huren,So stach einmal mein liebes Vaterland
Unter den Reichen dieser Welt hervor.
Das Land, wo keiner darbte, keiner fror.
Das Land, wo jeder Dach und Arbeit fand.
Wie lob ich es? Wie enden, wie beginnen?
Ich sage, es war ganz und gar bei Sinnen.Wer reifen wollte, war befugt zu hoffen.
Die Seelen nahmen Form an und die Leiber.
Dem Ärmsten stand die höchste Stelle offen.
Was Männer durften, durften auch die Weiber.
Und weder Aberglauben, weder Schulden
Fand sich ein stolzes Herz bereit zu dulden.Und keine Krankheit, wenn sie heilbar war,
Blieb von der Kunst der Ärzte ungeheilt.
Und kein Verdruß, sofern er teilbar war,
Ward redlich nicht von Fürst und Volk geteilt.
Kein Eigentümer konnte uns befehlen,
Zu seinem Vorteil uns zu bestehlen.Wie aufgeklärt hier alles. Wie durchheitert.
Wie voller Frische, voller Ahnungen.
Ins Morgen ward die Gegenwart erweitert.
Des Vaterlands durch seine Planungen.
Es ist ein Hochgenuß, von ihm zu sprechen.
Es war ein Staat und scheute das Verbrechen.Wer kann die Pyramiden überstrahlen?
Den Kreml, Sanssouci, Versailles, den Tower?
Von allen Schlössern, Burgen, Kathedralen
Der Erdenwunder schönstes war die Mauer.
Mit ihren schmucken Türmen, festen Toren.
Ich glaub, ich hab mein Herz an sie verloren.Das war das Land, in dem ich nicht geboren,
Das Land, in dem ich nicht erzogen bin.
Das ich mir frei zum Vaterland erkoren,
Daß bis zum Grab ich atme darin.
Das mit dem Grab hat sich nun zerschlagen.
Doch war das Glück mit meinen Mannestagen.In dieser Hundewelt geht vieles ohne
Ideen, aber nichts ohne Spione.
Schuld, dass ich alles deutlich offenbare,
Schuld trug das KGB. Wohl zwanzig Jahre
Hat insgeheim mit Langley oder Harvard
Es über unsern Untergang palavert.Die Sowjetmacht, sie schenkte uns das Leben.
Sie hat uns auch den Todesstoß gegeben.
Nur täuscht euch nicht. Russland und wir, wir beiden,
Sind niemals, auch nicht durch Verrat, zu scheiden.
So viel für jetzt. So viel zum künftig schwierigen
Verhältnis zwischen Preußen und Sibirien.Fremd ist die Sonne, die mir heute leuchtet.
Und bloß im sich versenkenden Gemüte
Seh ich die Landschaft, die hier vormals blühte.
Nicht immer bleibt mein Auge unbefeuchtet.
Man weinte um Hellas. Sonst geschah es selten,
Daß einer Staatseinrichtung Tränen gelten.Und deren lasst mich denken, die es schufen,
Das Vaterland, ihm Hirn und Willen liehen,
Es kräftigend zu menschlichen Behufen.
Kaum einer ist mehr. Laßt mich nicht verziehen,
Als Greis dem Sterbenden mich mitzuteilen.
Für Alfred Neumann schrieb ich diese Zeilen.[Edit]Urheberreechtshinweis auf Wunsch der Eulenspiegel Verlagsgruppe nachgetragen
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
kaesen
MondnachtDanke für die Erinnerung an dieses Gedicht. Hier gibt es die Schumann-Vertonung (Nr. 5).
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Canzione Der Redende wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben – er wird sich einschränken, Mäzene suchen und dichten. Was muß auch nicht alles geleistet werden!
Eben. Hier hat der redende Rilke aber zu viel geredet, wie manches Mal. Macht nichts, dann kamen ja doch noch die „Duineser Elegien“ und die „Sonette an Orpheus“. Meinetwegen kann man das auch eine „Leistung“ nennen, ich nehme mal an, das war ironisch gemeint – Rilke selbst schwimmt leider manchmal in diesen Vokabeln allzu gern. Sei’s drum.
--
Nein. Ich habe (übrigens) die „Sonette“ sehr gern gelesen, und ich mag vor allem die „Duineser Elegien“.
--
.
--
Die Wolke
Die letzte der Wolken nach Sturmes Gedräue
Nur du fliegst dahin durch die heitere Bläue,
Nur du wirfst den Schatten hinab auf die Au,
Nur du hüllst den festlichen Mittag in Grau.Noch jüngst überdeckte den Himmel dein Dunkel
Und drohend umwand dich der Blitze Gefunkel,
Geheimnisvoll tönte den Donner dein Mund,
Du tränktest mit Regen den durstigen Grund.Genug, geh von hinnen! die Zeit ist entwichen,
Die Erde ward kühl und die Stürme verstrichen
Und streichelnd die Blätter der Bäume gelind
Vom ruhigen Himmel verjagt dich der Wind.(Alexander Puschkin)
--
Hold on Magnolia to that great highway moon
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
.
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
.
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
.
--
Übersetzungen kann man das wohl kaum nennen… vielleicht Adaptionen, eher neue Gedichte, vom Original inspiriert (und im ersten Fall unfreiwillig komisch/schlecht gealtert?)… zeigt mal wieder schön, wie das nicht geht – weder die Stimmung, die Melodie noch der Ton werden auch nur annähernd getroffen. Und Deutsch ist so eine unelegante Sprache… lakonisch und zugleich poetisch gelingt kaum je!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.