Forums-Anthologie (Lyrisches)

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  • #1360629  | PERMALINK

    anne-pohl

    Registriert seit: 12.07.2002

    Beiträge: 5,438

    Originally posted by Aimee@6 Mar 2004, 18:30
    Wir haben doch schon die Forums-Anthologie (Lyrisches).

    Hab die beiden Threads verbunden.

    --

    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #1360631  | PERMALINK

    aimee
    Moderator

    Registriert seit: 12.07.2002

    Beiträge: 6,563

    sehr schön. :)

    --

    #1360633  | PERMALINK

    mark-oliver-everett

    Registriert seit: 14.12.2003

    Beiträge: 18,065

    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
    so müd geworden, daß er nichts mehr hält.

    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

    und hinter tausend Stäben keine Welt.

    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

    in der betäubt ein großer Wille steht.

    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

    sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,

    geht durch der Glieder angespannte Stille –

    und hört im Herzen auf zu sein.

    (Rainer Maria Rilke- Der Panther)

    --

    TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONA
    #1360635  | PERMALINK

    joerg-koenig

    Registriert seit: 09.08.2002

    Beiträge: 4,078

    @ MOE

    Das größte Gedicht überhaupt. Mit Abstand.

    --

    Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.
    #1360637  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    ich schwanke beim panther immer zwischen like a rolling stone und smoke on the water der lyrik! seltsame balance! tendiere derzeit eher zu smoke on the water. :unsure:

    --

    FAVOURITES
    #1360639  | PERMALINK

    joerg-koenig

    Registriert seit: 09.08.2002

    Beiträge: 4,078

    Originally posted by otis@29 Apr 2004, 23:51
    seltsame balance! :unsure:

    Stimmt.

    --

    Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.
    #1360641  | PERMALINK

    mitchryder

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 25,961

    --

    Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de
    #1360643  | PERMALINK

    suckmydick

    Registriert seit: 09.05.2004

    Beiträge: 61

    von wem ist dieses machwerk? von dir? :D

    #1360645  | PERMALINK

    deleted_user

    Registriert seit: 20.06.2016

    Beiträge: 7,399

    Der Wein der Lumpensammler

    Oft sieht man bei Laternen in dem roten Licht,
    Wenn Wind die Flamme zaust und fast das Glas zerbricht,
    In schlammig alten Gassen mit winkeligem Lauf,
    Dort, wo die Menschheit brodelt, als zög Gewitter auf,

    So einen Lumpensammler übers Flaster holpern,
    Kopfschüttelnd wie ein Dichter gegen Mauern stolpern;
    Ihn kümmern nicht die Lauscher, die sich um ihn scharen,
    Er muß sein Herz in kühnen Plänen offenbaren.

    Und er erläßt Gestze, leistet einen Eid,
    Zermalmt die Bösen alle und erhebt das Leid;
    Das Sternenzelt ist wie ein Baldachin gebauscht,
    Vom Glanz der eigenen Tugend ist er ganz berauscht.

    Ja, diese Leute, die zu Hause Sorge plagt,
    Zerschlagen von der Arbeit, vom Alter ganz verzagt,
    Lahm unter einen Haufen Abfall hingeduckt,
    Vom riesigen Paris verworren ausgespuckt,

    Sie kehren duftend heim, vom Faßgeruch umflossen,
    Gefolgt von in der Schlacht ergrauten Kampfgenossen,
    Und ihre Bärte hängen wie alte Fahnen nieder.
    Es richten Siegespforten, Banner, Blumen wieder

    Sich neu vor ihnen auf, erhabenes Gaukelspiel!
    Sie bringen in dem grellen, tosenden Gewühl
    Von Trommeln und Trompeten, von Sonnenlicht und Schrein,
    Dem liebestrunkenen Volke einen Glorienschein!

    So durch die Menschheit hin in ihrem Leichtsinn rollt
    Als funkelnder Paktol der Wein sein helles Gold;
    Durch dieser Männer Kehlen singt er seine Taten
    Und herrscht als wahrer König nur durch seine Gnaden.

    Den Hader zu ertränken, die Trägheit einzuwiegen
    Von all den Verdammten, die im Sterben liegen
    Schuf Gott, den Reue rührte, des Schlafes tiefe Ruh;
    Ihm fügt der Mensch den Wein, der Sonne Sohn hinzu!

    ( Charles Baudelaire )

    --

    #1360647  | PERMALINK

    deleted_user

    Registriert seit: 20.06.2016

    Beiträge: 7,399

    Originally posted by Jörg König@29 Apr 2004, 22:28
    @ MOE

    Das größte Gedicht überhaupt. Mit Abstand.

    ab stellen :ph34r:

    Heidegger:

    Ununterbrochen unbeschreiblich
    Ununterbrochen das unbeschreiblichste Gefasel

    --

    #1360649  | PERMALINK

    hotte

    Registriert seit: 09.06.2004

    Beiträge: 21

    Originally posted by Jörg König@29 Apr 2004, 23:28
    @ MOE

    Das größte Gedicht überhaupt. Mit Abstand.

    NIE ÜBERTREIBEN. Es sei ein wichtiger Gegenstand unserer Aufmerksamkeit, nicht in Superlativen zu reden; teils um nicht der Wahrheit zu nahe zu treten, teils um nicht unseren Verstand herabzusetzen. Die Übertreibungen sind Verschwendungen der Hochschätzung und zeugen von der Beschränktheit unserer Kenntnisse und unsers Geschmacks. Das Lob erweckt lebhafte Neugierde, reizt das Begehren, und wenn nun nachher, wie es sich gemeiniglich trifft, der Wert dem Preise nicht entspricht, so wendet die getäuschte Erwartung sich gegen den Betrug und rächt sich durch Geringschätzung des Gerühmten und des Rühmers. Daher gehe der Kluge zurückhaltend zu Werke und fehle lieber durch das Zuwenig als durch das Zuviel. Die ganz außerordentlichen Dinge jeder Art sind selten; also mäßige man seine Wertschätzung. Die Übertreibung ist der Lüge verwandt, und durch dieselbe kommt man um den Ruf des guten Geschmacks, welches viel, und um den der Verständigkeit, welches mehr ist. (Balthasar Gracian, Handorakel)

    --

    #1360651  | PERMALINK

    hotte

    Registriert seit: 09.06.2004

    Beiträge: 21

    ROBERT DESNOS

    Letztes Gedicht

    Vor lauter Von-dir-Träumen,
    Lauter Gehn, lauter Sprechen
    Mit deinem Schatten,
    Lauter Ihn-Lieben,
    Bleibt mir nun nichts mehr von dir,
    Bleibt mir nur dies;
    Der Schatten Schatten zu sein,
    Des Schatten-Schemen,
    Das ein und aus geht
    Bei deinem sonnigen Leben.

    DESNOS, Robert, 4. Juli 1900 Paris – 8. Juni 1945 KZ Theresienstadt; Dichter, Romancier, Filmszenarist, Hörspielautor, Kritiker, Essayist, auch Zeichner.

    --

    #1360653  | PERMALINK

    hotte

    Registriert seit: 09.06.2004

    Beiträge: 21

    EDITH THOMAS

    All meine Freunde sind tot

    All meine Freunde sind tot –
    oder ach! gefangen …
    Und ich, fern meinem Hafen, in Not
    von Gewittern umfangen.

    Gewitter entzünden die Erd
    und bringen das Meer zum Kochen.
    Vom Sturm umkreist, wie eingesperrt
    sitz ich da, gebrochen …

    Doch ich muß aufstehen und eilen,
    vebergen die Herzqual, auf daß
    ich mit ihnen im Kampf kann teilen
    den Mut und den Haß! …

    Und möcht doch, wie andere Frauen,
    wiegen ein Kindlein, das selig döst,
    möcht in geflochtener Wiege schauen
    ein Kindlein, in Tränen ganz aufgelöst …

    Thomas, Edith, 1909 Montrouge (Seine) – ???; Historikerin, Erzählerin, Lyrikerin, Journalistin

    --

    #1360655  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Der Lindenbaum

    Am Brunnen vor dem Tore
    Da steht ein Lindenbaum;
    Ich träumt in seinem Schatten
    So manchen süßen Traum.
    Ich schnitt in seine Rinde
    So manches liebe Wort;
    Es zog in Freud' und Leide
    Zu ihm immer fort.

    Ich musst' auch heute wandern
    Vorbei in tiefer Nacht,
    Da hab' ich noch im Dunkel
    Die Augen zugemacht.
    Und seine Zweige rauschten,
    Als riefen sie mir zu:
    Komm her zu mir, Geselle,
    Hier find'st du deine Ruh'!

    Die kalten Winde bliesen
    Mir grad ins Angesicht;
    Der Hut flog mir vom Kopfe,
    Ich wendete mich nicht.

    Nun bin ich manche Stunde
    Entfernt von jenem Ort,
    Und immer hör' ich's rauschen:
    Du fändest Ruhe dort!

    (Wilhelm Müller 1794-1827)

    --

    #1360657  | PERMALINK

    mark-oliver-everett

    Registriert seit: 14.12.2003

    Beiträge: 18,065

    Jochen Distelmeyer (Blumfeld- Old Nobody)

    Eines Tages
    Du wirst ihn vergessen
    Du trittst aus dem Schatten
    und siehst Dich verlassen
    es war'n keine Geister.
    Du schließt Deine Augen
    um Dich zu beschützen
    Dir schwinden die Sinne
    ein Zerfall, kein Verschwinden
    Du stürzst und versteinerst
    und sinkst ohne Frage
    durch schlaflose Nächte
    in grundlose Tage
    niemand versteht Dich
    nichts mehr wird kommen
    Deine innere Stimme
    niemand hat sie vernommen
    sie wollte nicht klingen
    Du suchst Dich zu finden
    in den Stimmen der ander'n.
    2
    In Lieder getaucht
    in Legende und Nachricht
    Du bist nur die Abschrift
    dessen was man Dir vor schreibt
    ein Nichts ohne outfit
    sobald Du es abstreifst
    zum Schweigen gebracht
    im Himmel der Geigen
    da spielst Du die erste
    ganz fur Dich und die ander'n
    die wenn sie Dich ansehen
    sehen was sie sein wollen
    so wie Du sie ansiehst
    siehst Du was Du bist
    Gestalt aus Gerüchten
    Du fühlst wie sie kochen
    und fragst ununterbrochen
    wo kann ich noch hinfahr'n
    zur Hölle – wo liegt das
    3
    Mit einem Fuß in der Wildnis
    mil dem ander'n am Highway
    stehst Du für Dich allein
    in Gedanken versunken
    Du kannst sie nicht lesen
    und willst ihnen nachgehen
    Deinem Geist auf den Grund
    ihm an Kreuzungen zusehen
    wie seine Blitze verrückt spielen
    und funkeln
    und tappst nur im Dunkein
    mit der Weisheit am Ende
    ein Blinder mit Krückstock
    der es besser verstünde
    ein Lied davon zu singen
    will sich ein Bild davon machen
    Du schaust aus dem Fenster
    und siehst schwarz
    in den Spiegel.
    4
    Ein zweites Gesicht
    kommt Dir wie gerufen
    erscheint aus dem Nichts
    und bringt Licht in Dein Dunkel
    seine Augen beleuchten
    wie Laser die Punkte
    sein Blick öffnet die Nacht
    legt einen Schnitt in die Welt
    läßt sie im Dunkein
    und setzt Dich ins Bild
    Deiner eigensten Enge
    gilt die Lichtung als Weite
    Deiner freien Entfaltung
    zur Verfügung gestellt
    tritt in Deinen Schatten
    black box, die Zweite
    Deine andere Seite
    und führt Dich ins Feld
    Du gehst mit der Zeit
    in eine innere Ferne
    mit magischen Kräften
    Dein Geheimnis zu lüften
    zerstreust Du den Zweifel
    und stehst in den Sternen.
    5
    Eine Frage im Raum
    in sprachlosen Zeiten
    Du kursierst als Pulsar
    durchquerst luftleere Weiten
    und wirst zum Begriff
    gegen alle Natur
    in drei Teufels Namen
    leistest Du Deinen Schwur
    er bringt Dich zur Sprache
    Du hüllst sie in Schweigen
    darin bist Du bewandert
    und so kommst Du zur Welt
    ein Monster vom Himmel
    ein Engel, der fällt
    bilingual born hobo
    Dein Weg ist bereitet
    die Weichen gestellt
    für eine Stunde der Wahrheit
    vergeh'n die Jahre wie Strobo.
    6
    2000 Light Years
    in 20 Minuten
    ein ewiges Selbst
    im Zentrum des Zweifels
    ein Fremdes auf Erden
    papierene Routen
    ein Wunsch ohne Ziel
    ein Glück ohne Spur
    Du machst einen Anfang
    zwischen Gärten und Gleisen
    als Ganzes erschaffen
    eine innere Uhr
    zählst die Stunden, die Minuten
    verläßt das Haus
    durchtrennst die Schnur
    und gehst durch Wunden
    die noch bluten
    wie durch ein Tor
    zu einer anderen Weit.
    7
    Unten am Fluß
    die Nacht ist ein Meer
    so wie die Wellen
    im Winde sich wiegen
    läßt Du Dich treiben
    und suchst Deinesgleichen
    Kinder der Nacht
    an Orten des Lichts
    stehen im Freien
    und geben Dir Zeichen
    das Zwischen von Zweien
    unterwandert das Nichts
    Du nennst es Liebe
    und heiligst die Mittel
    es bricht Dir das Herz
    und zeitigt die Schrift
    Du hütest den Schmerz
    und lenkst Deine Schritte
    von Dunkel zu Dunkel
    allem Abschied voran.
    8
    Gefühle, Gedanken
    im Geheimen gesammelt
    das Schwarze der Zeit
    ein verlorener Sohn
    jenseits von Jedem
    mit dem Leben im Rückstand
    ein schlafender Blitz
    oder Loop – das Phantom
    ein Zwilling im Geiste
    ihr kennt Euch vom Sehen
    weiß Dunkles zu sagen
    und spricht Dir aus der Seele
    die Wahrheit schreibt mit
    der Text sprengt die Party
    eine eigene Welt
    in der ersten Person
    melodisch verkörpert
    in Worte gekleidet
    läßt Du Dich fallen
    und trittst in Aktion.
    9
    Neue Wege
    neue Nächte
    die Welt ist jung
    Du trägst den Traum
    durch weiße Seiten der Geschichte
    als Bild aus einer and'ren Zeit
    scheint das Glück
    in Deinen Worten
    ein Strom von dem kein Dritter weiß
    nach Nirgendwo
    zwischen den Orten
    mise en abyme
    riding the blinds
    New York, London, Paris, Munich
    in der Schwebe, wie im Flug
    besonnen aufgetaucht in Formen
    Zeitenwende
    Epilog.
    10
    Zurückgegeben
    an das Dunkel
    das Bild erlischt
    der Traum ist aus
    oh, you understand change
    and you think it's essential
    am eigenen Leib
    findest Du keinen Frieden
    Du bist es gewohnt
    jemand anders zu sein
    um die Wahrheit zu sagen
    dem hast Du Dich verschrieben
    Du fühlst Dich leer
    Du bist allein
    zur Trauer des Tages
    verstummen die Lieder
    Du gilst als vermißt
    und verschwindest noch mehr
    in den Bergen der Schrift
    findest Du Dich nicht wieder.
    11
    Jetzt kommt die Angst
    Du atmest sie bitter
    kein Ton bringt Hilfe
    die Welt wird Dein Feind
    Du fliehst in die Schuld
    und siehst wie durch Gitter
    Du bist ein Gefangener
    vergangener Zeit
    stehst vor dem Nichts
    und erinnerst Dich dunkel
    ein kommendes Wort
    glänzt durch Abwesenheit
    Du fasst Dir ans Herz
    und greifst nur ins Leere
    ein Schmerz ohne Ränder
    schlagt Dich in seinen Bann
    Du sinkst in die Kissen
    mit bleierner Schwere
    und erwartest das Ende
    das gestern begann.
    12
    Alles macht weiter
    die Welt geht nicht unter
    Rechnungen kommen
    Du wirst müde vom Warten
    Geduld der Vereisung
    Du hälst Dich in Grenzen
    es gibt kein Entkommen
    Du bist was Du bist
    älter, nicht schlauer
    zu schwach um zu glänzen
    Deine Worte verfaulen
    Du nimmst ein Blatt vor den Mund
    Deine Hand schreibt
    kein verlorenes Leben
    die letzten Seiten
    kein Testament.
    Eines Tages
    Du wirst ihn vergessen
    Du trittst aus dem Schatten
    und siehst Dich verlassen
    es war'n keine Geister.

    --

    TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONA
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