Eure Album-Top100

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  • #10422143  | PERMALINK

    herr-rossi
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    harry-ragLOL. Mit diesem Sound brennst du Dorfdiscotheken ab. Damals wie heute.

    Selbstverständlich, Du brennst ja auch nach 40 Jahren noch jede Tanzfläche mit „Dancing Queen“ und „I Feel Love“ ab – weil es einfach unglaubliche Produktionen sind, die in ihrer Zeit Maßstäbe setzten. Dass die Timbaland-Produktionen trotz ihrer enormen Popularität Lichtjahre entfernt etwa vom Eurotrash der 90er waren, muss eigentlich aber jedem auffallen, der zwei wahrnehmungsfähige Ohren am Kopf hat.:)

    (Die überhebliche Attitüde, mit der manche auf Menschen blicken, die zu Musik tanzen und nicht ihr Dasein in hermetisch abgeriegelten Bescheidwisser-Nischen verbringen, in denen man bloß keine falsche Bewegung machen darf, beeindruckt mich übrigens nicht so besonders.)

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    #10422149  | PERMALINK

    Anonym
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    Die Industrie hat sich extra Begriffe wie „Urban“ und „Black“ ausgedacht, um ihre verwässerten und verzuckerten Rap-Rip-Offs besser vermarkten zu können. Ol‘ Dirty Bastard hat nicht umsonst bemerkt, dass (Contemporary) R ’n‘ B für „Rap & Bullshit“ steht.
    Und dagegen hätte ja niemand etwas, wenn das Zeug durch seine Popularität nicht so einen unangenehmen Rückschlag auf die eigentliche Rap-Musik hätte. Während die Westside Connection 1996 rappte:

    Check it! Ho, shut your mouth and get naked!
    I’m connected and ain’t no bitches singin on this record
    No R& B tracks, just niggas on wax
    Kickin facts with these gangbang raps…

    …war ein Jahr später die Säusel-Hook fest implantiert und Mack 10 zur Jahrtausendwende der Ehemann von T-Boz.

    --

    #10422151  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    @harry-rag: ODB wusste aber sehr wohl zu unterscheiden, was gut ist und was nicht, weswegen er durchaus z. B. mit einem Neptunes-Beat und Kelis-Feature zu hören war: Klick

    Dass vieles im 90s-R&B klebrig und konfektioniert war und die Plattenindustrie mit Vermarktungsstrategien wie „Black“/“Urban“ oder später „Nu Soul“ nervte, will ich gar nicht bestreiten. Aber an den Timbaland-Produktionen war nun absolut nichts klebrig. Dass Du an solchen Punkten nicht zur Unterscheidung fähig bist, hat wirklich mehr mit den Restriktionen Deines Musikgeschmacks zu tun als mit der Realität. Niemand muss alles mögen, und wenn Du keine Musik magst, die in Richtung Lenden und Beine zielt, dann ist das völlig ok.

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    #10422155  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    Gerade Missy Elliott war auch rein optisch das völlige Kontrastprogramm zu den stereotypen „bitches“, die durch Rap-Videos hüpfen durften. Und Aaliyah strahlte trotz ihrer Jugend eine Würde und Reife aus, die den meisten ihr Leben lang abgeht.

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    #10422157  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ja, ODB hatte vorher auch das hässliche „Ghetto Supastar“ verbrochen. Das meinte ich ja: Nach dem Einfall dieser Seuche wurde man ihr nicht mehr Herr und die Plattenfirmen versteiften sich auf diese Singles, um einen Crossovereffekt zu generieren, also andere „Märkte“ zu erobern, die Rap-Künstlern bisher verschlossen waren. Mit dem joint venture Timbaland und Justin Timberlake gingen die feuchten Träume der Chefetage in Erfüllung: Man hatte einem Teenie-Idol street credibility verpasst, ohne das Standing von Timbaland anzukratzen. (Unter anderem auch weil sämtliche Musikjournalisten auf diesen Sound reingefallen sind.)

    Mit meiner Vorliebe für Little Richard und Howlin‘ Wolf, bin ich (im Bereich Lenden und Beine) Timbaland sicher mehr als nur ein paar Schritte voraus.

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    #10422171  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    „Ghetto Supastar“ war flach, anders als „Got Your Money“. Für mich ist Crossover nichts grundsätzlich verachtenswertes, sondern das Lebenselixier von Popmusik. Wenn alle immer nur in ihrer stilistischen Nische verharren, entwickelt sich nichts. Es kommt halt immer auf den Einzelfall ab. Dass die Industrie ein wirtschaftliches Interesse an Crossover-Effekten hat, ist davon unbenommen. Die moderne Unterhaltungsmusik ist ein Kind der Marktwirtschaft.

    Little Richard und Howlin‘ Wolf: Klar, immer schön auf Nummer Sicher gehen, bloß nichts gutfinden, weswegen einen die Jungs komisch angucken könnten, es muss eine klare Demarkationslinie zur „Mädchenmusik“ gewahrt werden. Du argumentierst wirklich zuverlässig wie ein klassischer Rockist, nur mit dem Unterschied, dass die auch Rap für Dreck halten.;)

    (Ehe wieder das große Heulen anfängt: Nicht jeder, der Rock mag, ist Rockist, das ist eine bestimmte musikalische Weltanschauung …)

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    #10422175  | PERMALINK

    onkel-tom

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 42,929

    Alter „Popist“. ;-)

    --

    Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.
    #10422179  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    Yes, Sir! :) Ich fühle mich gleich wieder frisch wie 2005, da waren solche Diskussionen noch Forumsalltag …

    --

    #10422197  | PERMALINK

    Anonym
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    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    @herr-rossi: Vor der Jahrtausendwende war es auch möglich ein größeres Publikum anzusprechen, ohne sich auf faule Kompromisse einzulassen und einen Rap-Light-Sound aufzufahren. Ich finde, Cypress Hill sind da ein gutes Beispiel. Sie haben immer super eingängige Musik gemacht, die sich auch sehr gut verkauft hat, sogar außerhalb des Rap-Zirkels. Großes Crossover-Potential, das auch ausgeschöpft wurde. Aber selbst Cypress Hill fielen diesem Trend anheim. Erst mit ihrer unseligen und faden Rap-Rock-Mixtur, später dann auch mit Produktionen, die mehr zum Schunkeln und Schwofen als zum Kopfnicken verleiteten.

    Die Musik von Little Richard und Howlin‘ Wolf klingt auch über 60 Jahre später noch aufregend, wild und sexy, während ich mir Timbaland als Patrick Batemans Soundtrack vorstellen könnte, würde „American Psycho“ fünfzehn bis zwanzig Jahre später spielen.

    Ich nehme Timbaland und die Neptunes nicht als Mädchenmusik wahr, im Gegenteil, das soll ja möglichst jedem gefallen, unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft.

    --

    #10422199  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    @harry-rag: Man muss Dir zugute halten, Du lässt Dich nicht aus der Ruhe bringen, Props dafür … Howlin‘ Wolf erschließt sich mir wie der meiste Blues nicht wirklich, daher halte ich mich da raus, bei Little Richard gebe ich Dir recht. Aber die Entwicklung konnte an der Stelle doch nicht stehenbleiben. Wenn Du Timbaland schon damals nicht mochtest, wird er für Dich natürlich jetzt auch nicht „zeitlos“ klingen. Für mich auch nicht, ich höre aber einer Musik sehr gerne an, in welcher Zeit sie entstanden ist.

    Was ist dagegen zu sagen, wenn Musik Menschen jenseits von Alters-, Geschlechter- und sonstiger Grenzen anspricht? Deine geliebten Beatles haben es vorgemacht. Und Rap ist doch vom Ursprung das Musik gewordene Crossover-Prinzip, die Breaks holte man sich von Platten aus allen denkbaren Genres und kühle Roboter-Sounds aus Düsseldorf waren dabei so beliebt wie James Browns Funk oder die Disco-Sounds von Chic – in deren Tradition ich im Übrigen auch Timbaland sehe. Extravagante und supermoderne Dancefloor-Sounds für Hirn, Lenden und Beine, die in den hipsten New Yorker Clubs ebenso funktionierten wie in der „Dorfdisco“.

    Cypress Hill mochte ich übrigens nie besonders, habe aber auch keine Abneigung, die waren mir immer egal.

    --

    #10422205  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    herr-rossiLittle Richard und Howlin‘ Wolf: Klar, immer schön auf Nummer Sicher gehen, bloß nichts gutfinden, weswegen einen die Jungs komisch angucken könnten, es muss eine klare Demarkationslinie zur „Mädchenmusik“ gewahrt werden. Du argumentierst wirklich zuverlässig wie ein klassischer Rockist, nur mit dem Unterschied, dass die auch Rap für Dreck halten.

    Wer zu Musik nie tanzt, kann Musik sowieso nie 100%ig verstehen. Aus der Warte betrachtet finde ich Deine akademischen Auslassungen zur Musik mit dem Dir eigenen Modernisten Habitus immer ein wenig belustigend.
    Davon ab, bei Little Richard oder Howlin‘ Wolf und den anderen üblichen Verdächtigen geht/ging es fast immer nur um die Freuden (i.d.R. Sex) oder die Leiden im Leben. Das sind (ist) für mich universelle Musik(er), die nie outdated sind und bei denen man auch gern ein Leben lang verharren kann.

    --

    #10422241  | PERMALINK

    Anonym
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    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    @herr-rossi: Die Entwicklung ist auch nicht stehengeblieben. Manchmal zeigten sich neue, aufregende Blüten, manchmal endete es in einer Sackgasse aus Klangmüll. Ich verbinde Sounds aber eher mit Genres als mit Jahreszahlen. Ob „Master of Reality“ von Black Sabbath nun 1971 oder 2001 erschienen wäre, ist mir komplett schnurz. Der Sound ist geil.
    Es macht für mich einen Unterschied, ob du eklektische Musik produzierst, weil du von vielen anderen Stilen fasziniert bist und sie in deinen Sound integrieren willst oder ob du dies tust, um noch mehr Platten verkaufen zu können. Und manchmal geht das auch in die Hose, weil die Zutaten schlecht kombiniert sind. Wie bei der Komposition eines Bildes oder der Kombination von Klamotten. Es kann schief wirken, teilweise sogar extrem lächerlich.
    Und das ist im Rap genau wie bei den Beatles. (Wobei es den Beatles in fast allen Fällen gelungen ist, selten mal ein Griff daneben.)
    Ice Cube (Mitglied oben zitierter Westside Connection) warf Cypress Hill vor, sie seien „HipHop-Hippies“, worauf B-Real von Cypress Hill konterte: „But you’re the one who’s got the alternative rockers up in your video.“ (Er bezieht sich auf „Wicked“, in dem Flea von den RHCP zu sehen ist.) Und während Cypress Hill schon mit Sonic Youth kollaboriert hatten, tat sich Ice Cube Ende der 90er mit Korn zusammen. Sie tourten sogar. Da ist also wirklich ein Damm gebrochen.

    --

    #10422267  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

    Beiträge: 12,710

    Sehr spannende, aufschlussreiche und sachliche Diskussion, @harry-rag und @herr-rossi. So macht das Forum Spaß! :good:

    Kurz zwischengeschoben:

    harry-rag
    Ob „Master of Reality“ von Black Sabbath nun 1971 oder 2001 erschienen wäre, ist mir komplett schnurz. Der Sound ist geil.

    :rose:

    (Wobei es den Beatles in fast allen Fällen gelungen ist, selten mal ein Griff daneben.)

    Hier würden mich ein oder zwei weitere Beispiele außer dem von von Dir verhassten Good Night interessieren (hoffentlich nicht Yellow Submarine).

    --

    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #10422297  | PERMALINK

    Anonym
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    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Hier würden mich ein oder zwei weitere Beispiele außer dem von von Dir verhassten Good Night interessieren (hoffentlich nicht Yellow Submarine).

    Ich finde, es wird augenscheinlicher, wenn man mal die Beatles mit z.B. Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich vergleicht. Dort merkt man die Anbiederung an den Pop-Zeitgeist mit der Verwendung von Fuzz-Gitarren, Psych-Elementen, neuen Studiotechiken und „exotischen“ Rhythmen und Schlagwerkzeugen: Wenn diese kurzen inserts abgehandelt sind, versumpfen die Tracks wieder im Schlager.
    Hier soll ein (junges?) Publikum geködert werden, das noch nicht versteht/verstehen kann, was den Eklektizismus bei den Beatles zum integralen Bestandteil ihrer Musik macht – und hier nur ein Verkaufseffekt ist.
    Ähnlich sehe ich das beim Crossover, speziell in seiner Ausprägung als Rap-Rock oder später auch Nu-Metal. Rapper möchten ein Rock-Publikum erreichen und Rocker eine Rap-Audience. Beide Lager haben aber kaum Interesse an der Fusion und so bringt diese Vermengung vor allem die Nachteile beider Stile zur Geltung. In meinen Ohren noch fataler als die leichter konsumierbare Form von Rap-Beats durch Urban/Black/Nu Soul.

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    #10422411  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

    Beiträge: 12,710

    Du bleibst auf der komparativen Schiene, auch fein. Deshalb waren die Beatles ja auch die Beatles und thronen auch heute noch über allem, was es je in der Populärmusik gegeben hat. Sie hatten immer den richtigen Riecher und haben diesen in der Regel auch noch im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern perfekt umgesetzt.

    harry-rag
    Ähnlich sehe ich das beim Crossover, speziell in seiner Ausprägung als Rap-Rock oder später auch Nu-Metal. Rapper möchten ein Rock-Publikum erreichen und Rocker eine Rap-Audience. Beide Lager haben aber kaum Interesse an der Fusion und so bringt diese Vermengung vor allem die Nachteile beider Stile zur Geltung.

    Wie Du ja weißt, bin auch ich abgesehen von wenigen Ausnahmen kein Freund der „Rap-Rock“-Crossover-Idee, aber dennoch wage ich, Dir hier zu widersprechen. Besagter Crossover hat doch in den 90ern – mitten in der Zeit meiner musikalischen Sozialisierung – eingeschlagen wie ein Bombe; das Interesse war riesig. Und das durchaus auch bei Kennern und Liebhabern beider Genres. Ice-T ging mit Body Count durch die Decke, und das nicht nur beim „ahnungs- und geschmacklosen Volk“, denn viele HipHop-Experten fanden zumindest das Debüt großartig. Umgekehrt war es bei Rage Against The Machine und deren Erstling…

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
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