Eure Album-Top100

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  • #226773  | PERMALINK

    rob-fleming

    Registriert seit: 08.12.2008

    Beiträge: 12,842

    Feine Liste, chomi.
    Die ersten zehn Plätze würden bei mir zwar sicher nicht autauchen (Otis Blue kenne ich allerdings noch nicht), aber danach entdecke ich etliche gemeinsame Lieblinge.

    Jan_JanSehr schön Jens Friebe in einer Top100 zu sehen, aber das mit dem Auto wirklich vor „In Hypnose“?

    Das geht absolut in Ordnung, allein Frau Baron würde diese Entscheidung schon rechtfertigen.

    --

    Living Well Is The Best Revenge.
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #226775  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    chocolate milkHat jetzt dann doch noch minimal länger gedauert, als ich vor Tagen dachte. Das mit der Reihenfolge ist die Hölle. Hier dann also mal mein Update:

    01. The Divine Comedy – Absent Friends
    02. John Grant – Queen Of Denmark
    03. Oasis – Definitely Maybe …

    Eine wirklich schöne und vor allem inspirierende Top 100! Meine sieht zwar fast komplett anders aus, aber das hat wenig zu bedeuten. Zwei mal Echo & The Bunnymen findet man auch nicht in jeder Top 100!

    Wie es der Zufall so wollte, habe ich gestern, bevor ich mir deine Liste angeschaut habe, endlich mal The Divine Comedy besternt, um dann festzustelln, dass du ja fast das gesamte Output von Hannon in deiner Liste platziert hast. Wird wohl in einer Aktualisierung meiner Liste auch Berücksichtigung finden!

    Bei den deutschen Interpreten/Bands kenne ich zwar die Namen, aber kaum Alben. Hast du für einen Element Of Crime und Tocotronic-Hörer eine spezielle Empfehlung?

    --

    #226777  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,621

    So, meine Top100 (Stand: 09.09.2014).

    Mit praktischen, mehr oder weniger aussagefähigen und recht spontanen Kurzkommentaren.

    Ich kann einfach keine Listen schreiben, ohne zu kommentieren. Schon gar nicht eine Top100-Alben-Liste. Man kann doch solche Platten nicht einfach so alleine lassen, ohne ihnen einen netten Kommentar an die Hand zu geben! Das wäre höchst ungehörig. Daher ist jetzt alles etwas lang geworden. Ich bitte bei allen Alben, die ich vergessen oder spontan wieder verworfen habe, um Entschuldigung. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag für eine neue Top100-Alben-Liste. :)

    Bewertung: Alle *****

    1 Upsetters – Return Of The Super Ape
    Das letzte Album, das Lee Perrys Black Ark zu deren aktiver Zeit noch einigermaßen unbehelligt verlassen konnte. Danach entzündete sie sich selbst. Ich hätte hier eigentlich „Scratch On The Wire“ genannt, eine Zusammenstellung von Tracks aus der Spätphase der Black Ark. „Return Of The Super Ape“ als ‚echtes‘ Album geht aber auch. Wichtig ist mir, an erster Stelle die Black Ark zu sehen.

    2 The Beatles – The Beatles
    Das kreativ umgesetzte Ende der Lebensform „Band“ und der Anfang der Lebensform „Individuum lässt sich von anderen Individuen helfen, geht dann aber eigene Wege mit teilweise wieder ganz anderen Individuen“. So wie im wirklichen Leben halt.

    3 Neil Young – On The Beach
    Young am Boden und sich gerade wieder aufraffend. Sowas wie die ruhigen, intensiven, schon wieder langsam austeilenden Elegien auf Seite 2 hat er nie wieder hinbekommen. Und bis auf den Herrn auf Platz 7 hat es auch nie wieder jemand geschafft, Young darin das Wasser zu reichen.

    4 Cpt. Beefheart And His Magic Band – Trout Mask Replica
    Das Moby Dick der amerikanischen Musik.

    5 Rufus Wainwright – Poses
    Ließ mich nach dem tollen Van-Dyke-Parks-getränkten Debut erst kalt, traf mich dann wie ein Blitz.

    6 John Lennon / Plastic Ono Band – John Lennon / Plastic Ono Band
    So gut wie das Beste von den Beatles (die ich auf dem Album an keiner Stelle vermisse – zumal Ringo sowieso mitspielt). Roh, offen, reduziert.

    7 Songs: Ohia – Didn’t It Rain
    Ich stellte mal irgendwann die Behauptung auf, dass es jedes Jahr ein Album gibt, das die Stimmung von „On The Beach“ einfängt, man muss es nur finden. Totaler Blödsinn. Es gab in all den Jahren nur ein einziges, das es wirklich tat. Jason Molinas Tod hat mich getroffen.

    8 Robert Wyatt – Rock Bottom
    Kurz nachdem er es für das Beste hielt, eine Party über den Balkon zu verlassen. Schwebezustände und freie Ausbrüche, als wäre alles nur ein Traum mit schlechtem Ausgang.

    9 The Rolling Stones – Some Girls
    Ihre Beste, meiner bescheidenen Meinung nach. Reflektionen über sich selbst und New York, mit Punk und Disco im Hintern.

    10 Sufjan Stevens – Illinoise
    Versuchte sich am großen Popmusik-Roman mit Geschichtsrecherche und Jugendaufarbeitungsdrama – und scheiterte nicht. Dank Peanuts, Heilsarmee-Trompeten und anderem uncoolen Kram.

    11 Velvet Underground – White Light/White Heat
    Brachte Lärm in mein Leben, der sich nie wieder verzog.

    12 Pere Ubu – The Modern Dance
    Die Faszination von Industrieanlagen, klirrende Gläser und ein paar Teenagerprobleme. Clevelands beste Surf-Band.

    13 The Rolling Stones – Beggars Banquet
    Eine Burleske (oder Groteske?) in durchschlagendem, fast rein akustischen Gewand.

    14 Espers – II
    Elektrisch verdröhnter Neo-Psychedelik-Folk der allersorgfältigsten Art. Verbreitet in seiner majestätischen Erhabenheit zu jeder Sekunde den Odem jahrhundertealter Beständigkeit. Ich behaupte, sowas hat niemand vorher oder nachher so perfekt hinbekommen.

    15 Wire – Chairs Missing
    Prog-Punk.

    16 Sunburned Hand Of The Man – Headdress
    Gab mir 2003 den Glauben an Rockmusik zurück. Mit was? Mit lächerlichen 1-Wort-Parolen, weggetretenem Frei-Rock, Kommunen-Bongos, sinnlosen LSD-Soli und Echobesäufnissen in refrainfreien Zonen. Immer noch von mir verehrt.

    17 PiL – Metal Box
    Verlagerte das herkömmliche Soundkonzept von Gitarre-Bass-Drums-Gesang.

    18 The Cocoon – While The Recording Engineer Sleeps
    Stellvertretend für alles, was Jürgen Gleue je veröffentlicht hat. Ist aber innerhalb dessen auch ganz weit oben. Frei-Form-Psychedelik, in der Gunter Hampels Vibraphon flottiert.

    19 Rufus Wainwright – Want Two
    Wainwright mit ganz großem Zirkus. Dieses Mal ging es noch gut, danach verlor ich an seinen Angeboten das Interesse.

    20 Bob Dylan – Modern Times
    Mit Dylan habe ich es im Moment nicht so. Aber Modern Times gab mir als erstes Album einen Schlüssel zur Hand, mit dem ich einen Zugang öffen konnte. Danach rollte ich das Dylan-Feld von hinten auf. Stelle ich die Top100 Liste während eines Dylan-Rappels zusammen, hätten hier 3-5 Alben Platz.

    21 The Beach Boys – Friends
    Doch meine Liebste von ihnen. Danach dann Smiley Smile und Surf’s Up, nein Surf’s Up und Smiley Smile. Wechselt immer mal.

    22 Dennis Wilson – Pacific Ocean Blue
    Die Beach Boys boten viel Gelegenheit zur Erschütterung, aber „Pacific Ocean Blue“ berührt mich von ihrem Output insgesamt doch am tiefsten.

    23 George Faith – To Be A Lover
    Zarteres hat die Black Ark nie verlassen.

    24 Chrome – Half Machine Lip Moves
    Two cool punk-infected chicks listening to Can, Neu! und den Stooges, während im Fernseher der Sci-Fi-Horror-Kanal mitläuft, Teil 2 (Teil 1 ist „Alien Soundtracks“). Helios Creed erlebte als Jugendlicher ein Jimi-Hendrix-Konzert. So hätte es tatsächlich mit Jimi weitergehen können: Hässlich und deformiert.

    25 Dälek – Absence
    Noise-Schreie mit kryptischen Rhymes. A blast.

    26 Neil Young – Rust Never Sleeps
    Best of both worlds (Elektrisch, Folk).

    27 John Cale – Fear
    Zwischen Wut, Romantik und Güte. Aber eigentlich immer gefährlich.

    28 Caetano Veloso – Uns
    Aus persönlichen Gründen ausgewählt. Es gibt bessere von Veloso, aber diese war die erste LP, die ich hörte, nachdem ich sie 3 Wochen in Portugal mit mir rumgeschleppt hatte und morgens nach 2-tägiger Non-Stop-Rückfahrt vorm Schlafengehen noch kurz durchhörte.

    29 Bill Callahan – Sometimes I Wish We Were An Eagle
    Callahan ist wie Goethe. Der reduzierte seine Gedichte zum Alter hin auch immer mehr.

    30 Yes – Close To The Edge
    Eine perfekt komponierte und umgesetzte Ensemble-Platte. Möglicherweise eine provokante Aussage, aber dies hier ist vollkommen ego-lose Musik.

    31 Paul Metzger – Gedanken Splitter
    Metzger aus Minneapolis ist mein Mann am experimentellen Banjo. Das er übrigens 23-saitig spielt, ähnlich wie eine Barocklaute. „Gedanken Splitter“ ist eine teilweise überwältigend aggressive Platte. Besonders auf – nomes est omen – „Zugentgleisung“. Weniger aggressiv, dafür mehr raga-esk ist das Album „Deliverance“, das ich hier ebenfalls sehr empfehlen kann. Man sollte jedoch in beiden Fällen sehr lange Banjo-Improvisationen mögen.

    32 Isis – Oceanic
    Wahrhaftig ozeanisches Metal-Epos, unterbrochen von ruhigen Post-Rock-Passagen. Erhaben wie eine Taucherkugel, die sich von der Kette gelöst hat und im Licht von Laternenfischen langsam zu Boden singt. Unten wartet dann das Beben. Man sollte Metal-Grunzen mögen.

    33 Hüsker Dü – Flip Your Wig
    Die Byrds mit Hardcore-Vergangenheit und ähnlich hohem Streitpotenzial

    34 It’s Immaterial – Song
    Nach ihrem super-charmanten und auch augenzwinkerndem Intellektuellen-Pop auf „Life’s Hard And Then You Die“ ist „Song“ schwere, traurig konstatierende Kost, die sich konsequent weigert, auch nur ansatzweise einen Hit abzuwerfen. Stattdessen Erzählungen über Arbeitslosigkeit und andere resignierende Lebenskämpfe, oder milde Betrachtungen des ordinary life. Die Musik ist eine sorgfältige Begleitung und Verstärkung der Worte. Oft Synthies und Perkussion. Man muss mein Faible dafür sicher nicht teilen. Ich glaube, diese Band ist ein bisschen das für mich, was für andere Talk Talk ist.

    35 The Modern Lovers – The Modern Lovers
    Als die Modern Lovers noch die Velvets beerbten. Mit Krach, Repetition, schneidender Orgel, Beleidigungen an einen bildenden Künstler und einer bewegenden Geschichte über einen Krankenhausaufenthalt.

    36 King Tubby – Harry Mudie Meet King Tubby’s in Dub Conference Volume One
    Tubby macht hier die bisweilen flöten- und streicherbewehrten Tracks von Reggae-Pop-Produzent Harry Mudie nackig. Locker eine der besten Dub-Konferenzen der Reggae-Geschichte. Volume Two ist genauso gut. Volume Three fällt dagegen ab.

    37 Al Green – Call Me
    In den 80ern bei WOM für 5 Mark erstanden, traf’s mich wie der Blitz.

    38 Brian Eno – Another Green World
    Noch Song, schon davon abstrahiert. Die Platte eines unerkannt bleiben wollenden Königs, der in einer untermöblierten Bauhaus-Bude wohnt.

    39 Ann Peebles – Part Time Love
    Selbstbewusstsein ohne dick aufzutragen. Die Peebles ist mir die liebste Soul-Sängerin. Und Hi-Records hatten den besten Sound dazu. Platte ist mit vielleicht 27 Minuten nicht zu lang.

    40 Tim Buckley – Happy Sad
    Jede Platte ein eigenes Genre innerhalb des Über-Genres namens „Tim Buckley“. Total eigen. „Lorca“ ist unbegreiflicher als „Happy Sad“, aber ich kann mich nicht dagegen wehren, wie Buckley das „feelin“ in „I’ve got a strange, strange feelin'“ singt. Daher fällt meine Wahl auf „Happy Sad“. Einer der ganz ganz Großen in der Musik überhaupt. Verschätzte sich nach Tour-Ende in den 70ern nach längerer Heroin-Abstinenz mit der Dosis.

    41 Keiji Haino, Jim O’Rourke, Oren Ambarchi – Imikuzushi
    Ich benötige von Zeit zu Zeit Platten, die mich so fordern und verwirren, wie ich mir vorstelle, wie andere Rockplatten zu ihren Zeiten das unvorbereitete Publikum gefordert und verwirrt haben. Es dürfen daher keine Platten sein, deren Aufbauten zu vertraut sind. Sie müssen unberechenbar sein und überrumpeln. Bis man sie sich wieder vertraut gehört hat. Dann müssen wieder neue Alben diesen Part übernehmen. Vor 11 Jahren hatte diesen Part „Headdress“ übernommen. Vor zwei Jahren war es „Imikuzushi“.

    42 Prince Far-I & The Arabs – Cry Tuff Dub Encounter Chapter III
    Prince Far-I’s Donnerstimme und ausgewählte Cry-Tuff-Tracks in der Sherwoodschen Dub-Wäscherei in die Mangel genommen. Jede Sekunde wert.

    43 The Thirteenth Floor Elevators – The Psychedelic Sounds Of The …
    Der heulende texanische Wahnsinn, der erstmals den „Psychedelic“-Begriff trug. Zu recht.

    44 Judee Sill – Judee Sill
    Wieder so ein Riesensongschreibertalent mit den schönsten denkbaren Melodien, das zu früh starb. Und wieder an Heroin.

    45 Scientist – Scientist Wins The World Cup
    Die Scientist-Serie mit den Comic-Cover auf dem Reggae-Label Greensleeves bildete einen tiefen Sample-Pool für spätere Neo-Dubber wie Unitone HiFi oder die Crooklyn/WordSound Posse. Hier mein liebstes der Dub-„Originale“ von Scientist. Metallischer und klarer als der zischelnde King Tubby (der aber an anderer Stelle in dieser Liste gewürdigt wird)

    46 Curtis Mayfield – Superfly
    Groove-und soundmäßig immer noch erste Sahne. Meine liebste von Mayfield.

    47 PJ Harvey – To Bring You My Love
    Die glamouröse Vamp-Inszenierung. Vielleicht gefällt mir „White Chalk“ doch noch besser. Ich kenne sowieso nichts Schlechtes von ihr. Seit über 20 Jahren around, und hat mittlerweile mehr große Songs geschrieben als die Stones. Und ist immer noch auf kreativem Top-Niveau.

    48 Can – Tago Mago
    Insgesamt in den meisten Parts, den schwierigen und den groovigen, immer noch ziemlich toll. Ich kann vor dieser geballten Ansammlung an Power und Inspiration nur den Hut ziehen und weiß gerade keine Worte dafür.

    49 The Fall – This Nation’s Saving Grace
    Mit schöner Hommage an Can und Damo Suzuki (siehe Nr. 48). Für The Fall sollte man eine eigene Top 10 machen. So glamourös klangen The Fall jedoch nie wieder. Glamour ist aber auch nicht das alles entscheidende Kriterium auf Fall-Platten. Mark E. Smith hat vielleicht die lustigste Autobiografie der Musik-Welt geschrieben.

    50 Portishead – Dummy
    Mit Portishead kam gewaltige Verlangsamung in die Indie-Welt. Eine der prägendsten Platte der 1990er. Etwas überhört, ziehe ich aktuell „Third“ meist vor

    51 Congos – Heart Of The Congos
    Vielleicht der Punkt, an dem die Black Ark am vollkommensten klang und der Wahnsinn noch einigermaßen im Zaum gehalten wurde

    52 Young Marble Giants – Colossal Youth
    Ich bin allem verfallen, was hier spielt. Eine damals völlig neue, karge Sounderfindung. Ich bin sowieso Fan der Rhythmus-Box.

    53 Slits – Cut
    Schlitze. Schnipp! Mit federndem Reggae, Off-Beat-Gesang und selbsterfundenen punky Jingle-Gitarren. Ein feministisches Album, dessen Cover der Feminismus erstmal verdauen musste

    54 Cpt. Beefheart And The Magic Band – Doc At The Radar Station
    Der Kapitän haute allen auf die Finger, die heimlich versuchten, seinem Sound auch nur den leichtesten Hauch von Hall unterzujubeln. Ansonsten regiert hier die Wut und das konstruierte Chaos, etwas demokratischer umgesetzt. Daher das „The“ vor der Magic Band statt dem vormaligen „His“.

    55 Jan Jelinek Avec The Exposures – La Nouvelle Pouvreté
    Ich glaube, es geht um Model-Welten. Der Jelinek-Groove ist so speziell wie derjenige von Can oder Neu!, er ist aber schwieriger zu fassen, weil alle Parts und Bits und Pieces an ihm in magischer Weise teilhaben

    56 Dr. Alimantado – Best Dressed Chicken In Town
    Dr. Alimantado, von John Lydon in seiner berühmten Radio-Playlist den Punks vorgestellt, mit einem Querschnitt seiner DJ-Arbeiten aus den Siebzigern. Der Titeltrack (gelegt in der Black Ark) übertrifft alles, aber der Rest ist trotzdem auf so hohem Niveau, dass noch Platz 56 herausspringt. Darf in keiner Musik-Sammlung fehlen, die über Bob-Marley-Folklore hinausgeht, werfe ich mal etwas besserwisserisch in die Runde.

    57 Cpt. Beefheart And His Magic Band – Lick My Decals Off, Baby
    Der Käptn mit übriggebliebenen Arbeitsgrundlagen von „Trout Mask“ und der genialen Idee, die zweite Gitarre durch ein Marimbaphon zu ersetzen.

    58 Gene Clark – No Other
    Teure, schwer schwelgende Laurel-Canyon-Koks-Platte, die kommerziell völlig unterging.

    59 St Vincent – Strange Mercy
    Beerbt Robert Fripp und Madonna gleichzeitig. Eine der kreativsten MusikerInnen der letzten Jahre.

    60 Television – Marquee Moon
    Jazz.

    61 Stevie Wonder – Songs In The Key Of Life
    Übervoller und vielleicht perfektester Songreigen aller Zeiten.

    62 Comus – First Utterance
    Brutaler Violinen-und Flöten-Folk.

    63 Neu! – Neu!
    Der Groove des Horizonts ohne amerikanische Einflüsse.

    64 This Heat – This Heat
    Macht einsam und Fieber und bringt mich immer in ziemlich angespannte Zustände. Ich rechne selbst nach Jahrzehnten des Hörens noch mit Überraschungen.

    65 Timesbold – Ill Seen Ill Sung
    Folk mit Ofenrohr und Bruchstellen. Klingt wie aus Gegenden ohne Ortsschilder, ist aber aus Brooklyn.

    66 Roddy Frame – Western Skies
    Große Songs in kleinem Gewand, besser noch als die erste Aztec Camera.

    67 The Go-Betweens – Send Me A Lullaby
    Scheint mir ihr perfekter Augenblick zu sein.

    68 Giant Sand – Ballad Of A Thin Line Man
    Noch ohne Zerfaserungen eine der konzentriertesten Giant-Sand-Platten. Und die erste, die ich kennenlernte. Eine Platte wie eine große Erzählung aus einem Amerika fern der Küste.

    69 Giant Sand – The Love Songs
    „Sticky Fingers“ ist Howe Gelbs Lieblingsalbum, las ich mal irgendwo. „The Love Songs“ ist unterm Strich das bessere Album und zusammen mit „Thin Line Man“ mein liebstes von ihm. Ich hege eine Art Hass-Liebe zu den Stones, man möge mir daher den ein oder anderen Seitenhieb verzeihen.

    70 The Seeds – Raw & Alive / Merlin’s Music Box
    Fake-Live-Album mit untergemischtem Teenager-Gekreische. Eat-yer-ya-ya’s out!

    71 Magnolia Electric Co. – Magnolia Electric Co.
    Jason Molina ging nach Songs: Ohia mit großem elektrischen Bahnhof seinen Weg, der dem der Crazy Horse nicht unähnlich war. Ein ganz Großer (gewesen). Rest In Peace.

    72 The Baptist Generals – No Silver/No Gold
    LoFi, bis das Telefon klingelt.

    73 The Byrds – Younger Than Yesterday
    Die freundliche Seite der Psychedelik wird mit recht außerweltlichen Melodien gefeiert.

    74 Keith Hudson – Playing It Cool & Playing It Right
    Ziehe ich seinem allgemein und zurecht als Überwerk gesehenen „Flesh Of My Skin Blood Of My Blood“ vor, eben ein Über-Über-Werk wahrhaftiger Reggae-Psychedelik. WVÖ vor einigen Jahren auf Basic Replay. Teilweise die selben Nummern wie auf „Flesh ..“, aber andere Versionen.

    75 The Thirteenth Floor Elevators – Easter Everywhere
    Der Zweitling der Elevators. Genauso gut wie das Debut, nur ganz anders. Fetter Proto-Hardrock statt Psycho-Gekreisel.

    76 Steffen Basho-Junghans – Waters In Azure
    „One“ ist Pulsieren mit einem Finger auf einer Saite gespielt (und ohne Spielhand!). Alles andere als ein netter Gag. Der experimentellste Stahlsaiten-Gitarrist kommt aus dem Harz.

    77 Kammerflimmer Kollektief – Cicadidae
    Nachts des Sommers, wenn Temperaturen sich schwer auf Körper legen.

    78 Tuxedomoon – Half-Mute
    Zersetzungen im Kreise von Synthie, Beat-Box, Sax, Violine, Tapes, Bass, James Whale und anderen Gothik-ismen.

    79 Antonio Carlos Jobim – A Certain Mr. Jobim
    Jobim und Ogerman sind das Traumteam edel gelackter Bossa-Delik.

    80 Brethren Of The Free Spirit – The Wolf Also Shall Dwell With The Lamb
    Laute (Jozef Van Wissem) und Gitarre (James Blackshaw). Erlöst uns nicht von dem Bösen, hat aber ein Herz für religiöse Splittergruppen früherer Jahrhunderte. Von Blackshaw könnte man einige seiner Solo-Alben hier nennen. Ich lass es aber mal bei Brethren.

    81 Tom Waits – Real Gone
    Stinkendes Drecksalbum. Für mich sein bestes.

    82 Spacemen 3 – The Perfect Prescription
    Eine dunkle, überraschend unlärmige Reise in die Verherrlichung nicht empfehlenswerter Drogen.

    83 Jeffrey Lee Pierce – Wildweed
    Konzentrierter als der Gun Club, bei nicht geringerer Leidenschaft.

    84 Fleetwood Mac – Rumours
    Beziehungszerstörung und -findung und -zerstörung und -findung auf Koks und zigfach-Platin.

    85 Neneh Cherry & The Thing – The Cherry Thing
    Machte mich mit der Energie von Mats Gustafsson bekannt.

    86 A.More (Anthony Moore) – Flying Doesn’t Help
    Angriff der Avantgarde auf den Mainstream – mit manisch-bitterer Pathoswucht und übriggebliebener Studio-Zeit von Manfred Manns „You Angel You“. Hat sich Null verkauft (also Manfred Mann natürlich schon).

    87 The Books – Thought For Food
    Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Samples der Welt (und glaubt mir, es ist Folk).

    88 Wechsel Garland – Liberation Von History
    Wir bauen uns einen Kontext aus Dub, Folk und Kölner Elektronik.

    89 Tony Joe White – … Continued
    Von Billy Swan („I Can Help“) warm und rund produzierte reine Southern-Country-Soul-Magie.

    90 Jesse Sykes & The Sweet Hereafter – Reckless Burning
    Sehnender Americanoir, der gerne an fremden Orten mit dunklen Himmeln landet, den ein oder anderen Schmerz im Gepäck.

    91 Miles Davis – Get Up With It
    Meine liebste von Miles Davis. Mag ich etwa den Orgelspieler Miles Davis lieber als den Trompetenspieler?

    92 The Cruel Sea – Three Legged Dog
    Die Beasts Of Bourbon mögen den grimmigeren Blues gespielt haben, aber die Mischung aus Surf, Dub, Rock und lustigen selbstironischen Geschichten gibt den Ausschlag für The Cruel Sea.

    93 Colleen – Everyone Alive Wants Answers
    Verknurspelt Spieluhren-Loops, Babygebrabbel, Streichersamples, Akustikgitarren aus fernen Jahrhunderten durchs Telefon in konkrete Unheimlichkeiten.

    94 MC 900 Ft Jesus – Welcome To My Dream
    Wieder so ein nachtverdunkelter HipHop, der in die ein oder andere gekrümmte Seele blickt. Durchaus mit einigem Humor.

    95 Annette Peacock – I’m The One
    Warum sich besonders Frauen als Pioniere der elektronischen Musik hervorgetan haben, müsste auch mal untersucht werden. Die erstaunliche Annette Peacock legt hier ihr Leben bloß und schreckt auch nicht vor physischen Inneneindrücken zurück.

    96 Ikara Colt – Chat And Business
    Spielten zwei Platten ein, legten vorher schon quasi das Datum fest, wann sie sich auflösten wollten und lösten ihr Business dann wie vereinbart pünktlich auf. Wurden danach nie wieder gesehen. Ich tausche alles von The Who gegen ihren modernen Mod-Krach ein.

    97 Saint Vitus – Born Too Late
    Die Epigonen sind oft besser als die Originale. So auch diese Sabbath-Wiedergänger, die lähmende Metal-Tracks auf SST veröffentlichten. Der Doom im Metal fand hier seinen Anfang.

    98 Pyrolator – Ausland
    New York, ein heißer Sommer und der Spielzeugbaukasten von Der Plan. Kurt Dahlke hat eine der unterhaltsamsten elektrotropikalischen Platten diesseits des Rheins aufgenommen.

    99 Alexander Spence – Oar
    Nach Monaten in der Psychiatrie im Alleingang in Nashville aufgenommenes Werk von erschütternder Verletztlichkeit.

    100 David Bowie – Hunky Dory
    Berlin-Phase hin oder her, ich mag den etwas überkandidelten, selbstironischen Bowie besonders auf Hunky Dory sehr gerne. Traumhaftes Songgespür allerorten. Und Rick Wakeman ist einfach ein toller Musiker, wenn man ihn im Zaum hält. Voll süß auch, wie Wakeman in dieser Bowie-Doku letztens im TV schwärmte. Aus der Erinnerung: „Also wie Bowie da den Akkord –zack- der eigentlich gar nicht passt, aber den er da hinhaben wollte, und dann klingt das … Moment … ich versuch’s mal eben zu spielen, habe ich seit damals nicht … so, jetzt … (Wakeman spielt eine Passage von „Life On Mars“ auf Anhieb perfekt auf dem Klavier), … also das ist absolut super und typisch David. Muss ich zuhause sofort nochmal nachspielen!“

    #226779  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,186

    Was für eine fantastische Liste. Da verzeihe ich dir sogar Yes. Und Dälek. ;-)

    Real Gone halte ich für eines der schwächeren Alben von Tom Waits. Ich finde, dass er darauf die Effekt und die Dramatik übertreibt. Live hören sich die Songs ganz anders an – und besser, wie ich finde.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #226781  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,749

    Klasse, wahr. Stolze zehn Seiten, das wird meine Guten Abend Lektüre. Feedbacken und so dann die Tage. :-)

    Aber schonmal so viel: Mit diesen Alben könnte ich spielend ein paar Monate überleben ohne unter Entzug zu leiden.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #226783  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    Sechs Übereinstimmungen mit meinen All-Time-Faves. Sehr schön: die Nennung von „Wildweed“ (wenn auch keiner meiner All-Time-Faves, so doch solide * * * *).

    --

    #226785  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Schöne Liste, wahr. Das meiste davon kenne und schätze ich ebenfalls. Aber warum von jedem Künstler jeweils nur eine Nennung? Und „Modern Times“ als liebste Dylan-Album überhaupt, das ist auch selten.

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    #226787  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,749

    pinchAber warum von jedem Künstler jeweils nur eine Nennung?

    Rufus ist zweimal drin. Und Giant sand, Beefheart etc. auch mehrfach.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #226789  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Stimmt, habe ich vor lauter Text glatt übersehen.

    --

    #226791  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 22,773

    @wahr: Sehr gute Idee, die eigenen Favoriten mit etwas Text anzureichern. Wäre vielleicht mal etwas für einen separaten Thread. In etwa habe ich eine solche Liste erwartet, ich kenne (fast) alles daraus und mag vieles ebenfalls sehr gern. Mehr dann nach ausführlicherer Lektüre.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #226793  | PERMALINK

    shanks

    Registriert seit: 08.02.2009

    Beiträge: 16,288

    Sehr stimmig. Alles habe ich zwar noch nocht gelesen, für „Oceanic“ gibts aber schonmal props. ;-)

    --

    Slept through the screening but I bought the DVD
    #226795  | PERMALINK

    the-imposter
    na gut

    Registriert seit: 05.04.2005

    Beiträge: 38,735

    hab da auch einige Alben entdeckt, die mir sehr gut gefallen, sehr individuelle Liste auch, find ich gut
    (.. wie auch die Aufbereitung)

    Man sollte Metal-Grunzen mögen

    :-)

    (dibidi dibida)

    --

    out of the blue
    #226797  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    wahr Aber morgen ist ja auch noch ein Tag für eine neue Top100-Alben-Liste. :)

    Auch diese würde ich dann gern und (höchstwahrscheinlich) wieder mit Vergnügen lesen.

    --

    #226799  | PERMALINK

    rob-fleming

    Registriert seit: 08.12.2008

    Beiträge: 12,842

    Einiges aus deiner Liste schätze ich ebenfalls sehr, wahr. Anderes kenne ich dagegen noch gar nicht, aber deine Beschreibungen machen Lust demnächst auf Entdeckungsreise zu gehen.

    wahr
    59 St. Vincent – Strange Mercy
    Beerbt Jimi Hendrix und Madonna gleichzeitig. Eine der kreativsten MusikerInnen der letzten Jahre.

    Diese Nennung freut mich ganz besonders.

    wahr
    47 PJ Harvey – To Bring You My Love
    Die glamouröse Vamp-Inszenierung. Vielleicht gefällt mir „White Chalk“ doch noch besser. Ich kenne sowieso nichts Schlechtes von ihr. Seit über 20 Jahren around, und hat mittlerweile mehr große Songs geschrieben als die Stones. Und ist immer noch auf kreativem Top-Niveau.

    ***** für den Kommentar, alles richtig.
    Bei mir würde übrigens tatsächlich White Chalk vorne liegen und nur noch von Let England Shake getoppt werden.

    --

    Living Well Is The Best Revenge.
    #226801  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,621

    Erst einmal danke an alle für das schöne Feedback. :)

    nail75Real Gone halte ich für eines der schwächeren Alben von Tom Waits. Ich finde, dass er darauf die Effekt und die Dramatik übertreibt. Live hören sich die Songs ganz anders an – und besser, wie ich finde.

    Ich mag an Real Gone das Archaische und Primitive sehr gerne. Wie eine neuere Fortführung des Old Weird America. Außerdem bin ich als „Dubber“ natürlich Effekten erstmal zugetan. :)

    Rob FlemingBei mir würde übrigens tatsächlich White Chalk vorne liegen und nur noch von Let England Shake getoppt werden.

    Let England Shake ist auch schon wieder fast 4 Jahre her, habe ich heute erschrocken festgestellt, als ich das Album, durch deinen Kommentar inspririert, nochmal hörte.

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