dylan in hh am 18.10

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    stumbler

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    Bob Dylan Hamburg Docks 18.10.2003

    How does it feeeeeeel?

    Während der Fan um 18.55 Uhr genervt auf dem Spielbudenplatz in der Schlange steht – zwischen besserwisserischen und selbstverliebten Dylanologen, die natürlich schon am Vorabend da gewesen sind – bekommt er von netten jungen Damen einen Flyer für eine Wolf Biermann Lesung in die Hand gedrückt. „Biermann liest Dylan“. Auch das noch! Doch die schlimmen Erwartungen er würde das Vorprogramm bestreiten erfüllen sich glücklicherweise nicht. Und überhaupt: Das Wort des Meisters mag ja für sich schon klug sein, doch Wirkung und Bedeutung erhält es doch erst durch seinen ureigenen Vortrag. Bohlen würde Dylan dafür sicherlich verhöhnen und hochkant rausschmeißen – welch ein Gütesiegel. Dylan ist das alles eh egal und ist somit über jeden Zweifel erhaben.
    Höre ich da jemanden sagen: „Da kann ich ja besser singen!“? Na klar, Deine Großmutter malt ja auch besser als Picasso.
    Dann ist man endlich drinnen. Der Laden ist gerammelt voll und überpünktlich um 19 Uhr betreten Dylan und seine Weggefährten die Bühne. Im mit silbernen Sternen besetzten schwarzen Anzug torkelt Dylan im Zombie-Swagger zum unscheinbaren E-Piano am linken Bühnenrand. Ohne Worte! Die Band spielt die ersten elektrisch Verstärkten Töne von „Maggie’s Farm“ und Dylan stimmt klimpernd mit ein. Dylan kratzt die Worte von seinen Stimmbändern wie ein Rabe auf einem alten Baum gleich neben dem Farmhaus. Die Band spielt Dylan zu, Freddie Koella und Larry Campbell füllen die Lücken mit delikaten Licks. Tosender Beifall bricht los. Jede Bewegung des „Exzentrikers“, die auf eine Gefühlsregung schließen ließe, wird vom Publikum umjubelt.
    Im Anschluss hieß es „It’s All Over Now, Baby Blue“. Nein, das Konzert hat erst begonnen, es war nicht zu Ende. Selbst wenn das Lied – wie unzählige Dylankompositionen – ein endgültiges Statement abgibt, dem nichts hinzuzufügen ist.
    Höhepunkt folgt auf Höhepunkt: „To Ramona“, „Highway 61 Revisited“, „Man in The Long Black Coat“, „Don’t Think Twice“.
    Herausragend sind „Just Like Tom Thumb’s Blues“ und „It’s Allright Ma (I’m Only Bleeding)”. Ersteres dehnt die Band zu einer langen Jamsession, die niemals in Kraftmeierei verfällt, jedoch ihre natürliche Kraft entfaltet. Melodisch hält sich Dylan gar nah an der Vorlage vom großen „Highway 61 Revisited“-Album.
    Zweiteres verwandelt die Band in eine diabolische Höllenblues-Version. Goerge Recelis Schlagzeug stampft, die Gitarren dräuen und Dylan ringt die Worte hervor als seien es seine letzten. Er hämmert stakkatohafte Akkordfolgen in sein E-Piano und als Höhepunkt der Ekstase setzt Dylan zum Ausfallschritt an. Tony Garnier legt mit seinem Bass stets im Hintergrund den Teppich aus. Des Meisters Stimmbänder müssen mit Hornhaut überzogen sein. Oder doch nicht? „It’s alright Ma, I’m only bleeding.“ Dylan ist der Messias, der sich die Stimmbänder blutig singt, um uns Jüngern seine Lehren mitzuteilen? Eine eigenwillige Vorstellung.
    „While preachers preach of evil fates/Teachers teach that knowledge waits/Can lead to hundred-dollar plates/Goodness hides behind its gates/But even the president of the United States/Sometimes must have to stand naked”, singt Dylan und lässt die Vorstellung gar nicht mehr so abwegig erscheinen. Das Publikum folgt ihm, jolt ihm zu nach diesen Zeilen. Gibt es dafür vielleicht einen aktuellen Anlass?
    Nach einem sehnsüchtigen – wenn es das bei Dylan gibt – „Summer Days“ geht er ab; nicht jedoch ohne gnädig den Applaus der Menge abzuwarten. Doch soll er noch einmal zurückkommen und jeden Zweifel über seine Größe aus dem Weg räumen. Die Zugabe endet mit zwei furiosen Versionen von „Like a Rolling Stone“ und „All Along The Watchtower“. „There must be some way outta here…“ Wir wollen aber gar nicht gehen Bob!
    :)

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    i'm searchin' for a sound/travellin' round/i'm sound bound/but i haven't found -- this song is just a stone/pavin' this way i'm walkin' alone/till i'm dead and distanced from now.
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    #1202023  | PERMALINK

    b-b-grunt

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 782

    Sehr schöne Konzertbeschreibung – Herzlichen Dank!

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    If you dance, you might understand the words better. David Byrne
    #1202025  | PERMALINK

    mrsgarthi

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,888

    Schließe mich an. Wirklich sehr schöne Konzertbeschreibung. Thx.

    Auszüge aus aus diesem „Biermannbuch“ habe ich kürzlich im Fernsehen gesehen. Worte wären zu schade dafür. … zum Glück gibt es die hier: :roll: :roll: :roll: :roll: :roll:

    --

    Yet there's no one to beat you, no one t' defeat you, 'Cept the thoughts of yourself feeling bad.
    #1202027  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,480

    Sehr schoene Beschreibung.
    Lustig, dass weder Garthi noch BBGrunt aufgefallen ist, dass „It’s alright ma“ natuerlich auf „Bringing it all back home“ und nicht auf „Highway 61“ ist.
    Aber dafuer kennt stumbler den Text. :D :twisted:

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #1202029  | PERMALINK

    stumbler

    Registriert seit: 13.08.2002

    Beiträge: 34

    rede doch aber vom ersteren „just like tom thumb’s blues“ lied 8 auf highway 61 :-x

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    #1202031  | PERMALINK

    stumbler

    Registriert seit: 13.08.2002

    Beiträge: 34

    den text habe ich kopiert ausm netz! :lol:

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    #1202033  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Folks Verräter

    Bob Dylan im Hamburger Docks

    Bob Dylan gibt sich gern rätselhaft. Wegen Gelenkschmerzen spiele er nur noch selten Gitarre, heißt es. Manche behaupten, er habe Arthritis. Deswegen sei er ans Piano gewechselt. Eine Stellungnahme des schweigsamen Mannes zu diesen Gerüchten liegt nicht vor. Die zu jeder Art von Analyse bereiten Dylanologen grübeln sich ihre Gehirne fusselig. Wahrscheinlich hat er einfach nur Lust auf Klavierspielen. In Hamburg startete er mit zwei ausverkauften Konzerten im Docks vor jeweils 1500 Leuten seine Deutschlandtournee.

    Auch warum Charlie Sexton nicht mehr in der Band ist, weiß niemand. Den schönen Charlie ersetzte Dylan durch den früheren Willy-deVille-Gitarristen Freddie Koella. Schon beim ersten Song „Maggie’s Farm“ wird klar: Mit Sexton ist der Folk weg. Wieder einmal. Man möchte fast „Verräter“ rufen, wie damals, als Dylan erstmals seine elektrische Gitarre einstöpselte. Die Band rockt hart. Der Alte schwitzt, als wolle er irgend etwas beweisen, obwohl er doch schon lange außer Konkurrenz antritt.

    Es gibt selten gespielte Songs zu hören: „Señor (Tales Of Yankee Power)“, den Walzer „To Ramona“ und das wunderbar düstere Mundharmonika-Stück „Man In The Long Black Coat“ von „Oh Mercy“.

    Überhaupt greift der Meister der Metaphern häufig zur Mundharmonika. Er setzt sie an wie einer, der sich die Tränen mit einer flüchtigen Handbewegung aus dem Gesicht wischt. Und so kommt auch die wehmütige Pedal Steel Guitar an beiden Abend nur je einmal zum Einsatz, am ersten bei „Love Minus Zero/ No Limit“, am zweiten bei „It’s All Over Now, Baby Blue“. Für Tränen ist kein Platz, Baby Blue – Dylan und Band mit Allradantrieb. Besonders bei „Highway 61 Revisited“ sowie „Honest with me“ und „Summer Days“ vom jüngsten Album „Love And Theft“ denkt man eher an den harten Bluesrock von AC/DC als an den Heiligen des Folkrocks.

    Was hat es also auf sich mit diesem Arthritis-Gerücht und warum dieser Soundwechsel? Wahrscheinlich hatte Dylan, der auf seiner niemals endenden Tournee an seinen Songs feilt wie kein zweiter und diese immer wieder in neuen Versionen vorstellt, einfach nur Lust auf Rock. Am Ende beider Konzerte stolpert der schweigsame Alte an den Bühnenrand und signalisiert dem Publikum mit beiden Daumen seine Dankbarkeit. Dann deutet er ein Lächeln an, was für ihn schon eine großartige Geste ist. Schmerzen hat er wohl keine.

    Mathias Begalke

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    #1202035  | PERMALINK

    mrsgarthi

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,888

    Sehr schoene Beschreibung.
    Lustig, dass weder Garthi noch BBGrunt aufgefallen ist, dass „It’s alright ma“ natuerlich auf „Bringing it all back home“ und nicht auf „Highway 61“ ist.

    :lol:
    Solche „Tests“ bestehe ich nie. ;-)
    Ich sag doch: MiniDylanologin ( Also bitte auch keine Fragen nach konkreten Jahreszahlen ) Aber dafür weiß ich wer Echo ist und so Zeug. :D

    --

    Yet there's no one to beat you, no one t' defeat you, 'Cept the thoughts of yourself feeling bad.
    #1202037  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,480

    rede doch aber vom ersteren „just like tom thumb’s blues“ lied 8 auf highway 61 :-x

    Zurecht gebashed.
    Habe ich wohl nicht genau genug gelesen.
    Nehme alles zurueck.
    Nur das „schoene Beschreibung“ nicht. :twisted:

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #1202039  | PERMALINK

    dock

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 4,485

    war ein wunderbares ein fantastisches Konzert !

    --

    #1202041  | PERMALINK

    cannaarkotic

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,230

    war ein wunderbares ein fantastisches Konzert !

    Im ganzen Satz bitte. Soviel Zeit muss sein. :D

    --

    Nun gründe nicht gleich ein Wrack-Museum, wenn Dir ein Hoffnungs-Schiffchen sinkt!
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