Startseite › Foren › Abt. „Nebenwelten mit Gehalt“ › Meet & Greet › Come together › Die besten Forumszitate
-
AutorBeiträge
-
Herr RossiDas habe ich nicht „flott“ hingeschrieben, sondern ich verfolge die Diskussionen hier aufmerksam und versuche, daraus Schlüsse für mich zu ziehen. Wo Individuen aufeinander treffen, gibt es notwendigerweise Reibung. Hier ist jeder „andersartig“. Die meisten machen nur nicht so ein großes Gewese um sich und ihre Individualität. Wenn jemand Gegenwind bekommt, ist es natürlich die komfortabelste Art, jede „Schuld“ daran von sich zu weisen. Es sind ja immer die anderen, die unduldsam sind. Man selbst ist dagegen eigentlich perfekt.
Ein Aspekt, der hier bislang noch nie wirklich mitbedacht wurde: Wir bewegen uns hier alle auf einer Bühne, in einem öffentlichen Raum. Was wir sagen bzw. schreiben, richtet sich nicht nur an ein bestimmtes Gegenüber, sondern an alle, die mitlesen. Daher ist jeder hier, ob er will oder nicht, auch ein Selbstdarsteller. Ich bin einer, Du bist einer, Hal ist einer, Linn ist einer … Man kann sich in einer solchen Situation gar nicht nicht selbst darstellen. Jeder einzelne Post wird zu einer kleinen Szene des Schauspiels, das man selbst gibt. Auf der Bühne gibt man sich aber immer der Kritik des Publikums preis. Die „Leidensfähigkeit“ des einzelnen, die eigene Selbstdarstellung von anderen reflektiert, kommentiert und kritisiert zu sehen, ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ebenso die Bereitschaft, die eigene Selbstdarstellung zu reflektieren, sich selbst mal mit den Augen anderer zu sehen.
Da das ja gerade der heißeste Scheiß hier zu sein scheint, ein paar Gedanken von mir dazu.
Tatsächlich ist mir viel eher als das Bestehen auf der jeweils eigenen Andersartigkeit bisher das Bestehen auf der Unmöglichkeit und Peinlichkeit der Andersartigkeit des jeweils anderen aufgefallen. Dass ersteres vorkommt, will ich gar nicht bestreiten, ist aber sehr selten. Viel häufiger ist eben das Phänomen, dass Forumsteilnehmer die Vorlieben anderer Forumsteilnehmer verhohnepipeln und sich dafür den Applaus ihrer Droogs abholen. Und genau hier wird es spannend, denn die Rezeption dieses Phänomens hängt extrem stark davon ab, welche Mehrheiten, Koalitionen und Beziehungen sich in den letzten 12 Jahren herausgebildet haben. So gibt es Ausprägungen dieses Phänomens, bei denen es selbst eigentlich nie auffällt oder gar skandalisiert wird, sondern grundsätzlich nur die von seinen Protagonisten anscheinend unerwartete, auf jeden Fall aber unerwünschte Gegenreaktion. Das führt dazu (oder liegt es daran?), dass die geschmäcklerische Grundlage dieses Phänomens vollkommen unreflektiert bleibt. Was als selbstverständlich empfunden wird, wird auch als selbstverständlich kommuniziert.
Und in demselben Rahmen findet dann auch das statt, was hier als Reflexion, Kommentierung und Kritik von Selbstdarstellung figuriert. Es ist ja nicht so, dass diese Reflexion, Kommentierung und Kritik sozusagen „unschuldig“ und völlig unvoreingenommen geschähe. Vielmehr findet das alles vor dem Hintergrund bereits längst gefällter (Vor-)Urteile statt. Mehrheitsmeinungen reproduzieren und verstetigen sich so wie von selbst. Da ich ja schon Fußballvergleiche angeführt habe: ist der Selbstdarsteller Arjen Robben eine absolute Katastrophe und Niete, weil Zehntausende Zuschauer in Dortmund ihm ein gellendes Pfeifkonzert angedeihen lassen? Und ist er plötzlich ein Halbgott, weil Zehntausende in München ihn mit Sprechgesängen feiern? Würde irgendein verständiger Mensch das glauben? Wohl kaum…
Selbstverständlich trifft es zu, dass jemand, der kritisiert wird, dieser Kritik gegenüber eine gewisse „Leidensfähigkeit“ aufbringen muss. Aber siehe, selbst die Äußerungen dieser Leidensfähigkeit werden ja von demselben Publikum beurteilt, das vorher schon die Performanz beurteilt hat. Fängt man nun an, die mehrheitlichen Tendenzen dieser Beurteilungen für bare Münze zu nehmen, entwertet das die tatsächliche „Leidensfähigkeit“ der jeweiligen „Selbstdarsteller“; sie selbst gilt dann weniger als ihre Spiegelung im Urteil des Publikums. Und genau das geschieht hier fortwährend.
--
"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=Highlights von Rolling-Stone.de„I Put A Spell On You“ von Screamin‘ Jay Hawkins: Horror-Heuler
Queen: Darum war ihr Live-Aid-Konzert nicht wirklich spektakulär
25 Jahre „Parachutes“ von Coldplay: Traurige Zuversicht
Paul McCartney kostete „Wetten dass..?“-Moderator Wolfgang Lippert den Job
Xavier Naidoo: Das „Ich bin Rassist“-Interview in voller Länge
Die 75 schönsten Hochzeitslieder – für Kirche, Standesamt und Feier
WerbungHal CrovesSelfmade-Rockmusikerin, mäßig talentiert, zeitweise als RS-Forumsmitglied unterwegs, im Groll gegangen
Ja, das hatte ich gelesen. Ausgehend von ihrer Facebook-Seite war sie hier mit einem Usernamen unterwegs, der viele Smilies gebrauchte.
--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Hal CrovesDa das ja gerade der heißeste Scheiß hier zu sein scheint
Es waren nur meine zwei Cent. Du bist es, der daraus jetzt mehr macht.
Dass sich in den Kommentaren des jeweils mitlesenden und -diskutierenden Publikums immer auch deren eigene Denkweise und Vorurteile spiegeln, klar. Und in Konflikten können auch Schieflagen entstehen, wenn applaudiert und sekundiert wird. Andere zitieren stattdessen irgendwelche Geistesgrößen herbei, um der eigenen Position Gewicht zu verleihen.
Wenn sich hier User immer mal wieder verbal in die Wolle kriegen, dann haben immer beide Mitschuld, das ist meine Sichtweise. Ich glaube nicht an Unschuldslämmer hier und böse Jungs mit ihren „Droogs“ dort, das ist ein (komfortabler) Mythos. Die vermeintlichen Unschuldslämmer haben nämlich auch ihre „Droogs“, die schnell zur Stelle sind, um das gemeine und fiese Verhalten der anderen anzuprangen. Alles sehr menschlich und überhaupt nicht forumsspezifisch. Ich meine sogar, dass wir hier alles in allem ein ganz angenehmes Gesprächsklima haben für Internetverhältnisse.
--
Herr RossiEs waren nur meine zwei Cent. Du bist es, der daraus jetzt mehr macht.
Um es mit Michalis Pantelouris (Geistesgröße) zu sagen: Diese Darstellung ist nicht lebensnah.
Im übrigen war von gut und böse bei mir auch gar nicht die Rede. Der Zweck meiner Einlassung bestand darin zu erläutern, warum ich die Darlegung, dass wir quasi alle gemeinsam vor Publikum auftreten, ein wenig irreführend finde. Dass es hier z.B. höchst eifrige Netzwerker gibt, die durch den permanenten Austausch von Respektsbezeugungen sowie von Ab- und Zuneigungsgleichklängen ihren Status abzusichern suchen, sollte erstens nicht nur mir aufgefallen sein und zweitens einen Denkprozess anstoßen darüber, wie hier gruppendynamische Stimmungen erzeugt werden. Wer da nicht mittut, bleibt eben auf seine Geistesgrößen verwiesen; die können selber allerdings hier nicht eingreifen und eignen sich als Hilfsbataillone daher schlecht, insofern letztlich die Quantität der Zustimmung doch mehr zählt als die Qualität der Argumentation. Und Interventionen auf Mitleidsbasis würde ich für meine Person mir jederzeit strengstens verbitten.
Dass das alles nicht forumsspezifisch ist, kann ich bestätigen; ich wüsste aber auch nicht, dass ich anderes behauptet hätte. Und dass das Gesprächsklima hier für Internetverhältnisse noch relativ annehmbar ist, stimmt wohl auch, sagt über die Internetverhältnisse aber mehr aus als über das RS-Forum.
--
"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=…
--
Hal Croves
Im übrigen war von gut und böse bei mir auch gar nicht die Rede.Natürlich nicht …
Dass es hier z.B. höchst eifrige Netzwerker gibt, die durch den permanenten Austausch von Respektsbezeugungen sowie von Ab- und Zuneigungsgleichklängen ihren Status abzusichern suchen, sollte erstens nicht nur mir aufgefallen sein und zweitens einen Denkprozess anstoßen darüber, wie hier gruppendynamische Stimmungen erzeugt werden. Wer da nicht mittut, bleibt eben auf seine Geistesgrößen verwiesen; die können selber allerdings hier nicht eingreifen und eignen sich als Hilfsbataillone daher schlecht, insofern letztlich die Quantität der Zustimmung doch mehr zählt als die Qualität der Argumentation.
Siehst Du, das ist genau das, was ich meine: Die Selbstinszenierung als Außenseiter ersetzt jeden Ansatz einer Reflexion der eigenen Position in einem gruppendynamischen Prozess, sie ist zugleich auch eine sich zuverlässig selbsterfüllende Prophezeiung.
--
Herr RossiSiehst Du, das ist genau das, was ich meine: Die Selbstinszenierung als Außenseiter ersetzt jeden Ansatz einer Reflexion der eigenen Position in einem gruppendynamischen Prozess, sie ist zugleich auch eine sich zuverlässig selbsterfüllende Prophezeiung.
Ich liebe Sätze, die sich einer Objektivierung komplett entziehen und statt dessen ganz von der jeweiligen Eigenperspektive – in diesem Fall der eines lang Etablierten – zehren.
--
"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=Du bist auch längst etabliert nach drei Jahren. Ich kann für mich sagen, dass es mir nicht um Zustimmung geht, wenn ich hier etwas schreibe. Es gab schon Situationen, da war es mir sogar sehr unangenehm, wenn mir zugestimmt wurde und ich das Gefühl hatte, nicht nur für mich zu sprechen, sondern als Sprecher für wen oder was auch immer zu gelten. Was uns sicher unterscheidet: Ich bin nicht im Forum, um intellektuelles Kräftemessen zu spielen, aber ansonsten auf Distanz zu bleiben, sondern um andere Leute kennenzulernen und mich mit ihnen auszutauschen, gerne auch mal kontrovers, aber es ist auch ganz schön, wenn man sich für eine bestimmte Musik oder anderes gemeinsam begeistern oder andere mit einer Leidenschaft infizieren kann bzw. infiziert wird. Und so erlebe ich es auch bei anderen.
(PS: Damit muss ich es auch erstmal bewenden lassen, ich kann in den nächsten Tagen nicht weiter diskutieren.)
--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
Herr Rossi Ich bin nicht im Forum, um intellektuelles Kräftemessen zu spielen, aber ansonsten auf Distanz zu bleiben, sondern um andere Leute kennenzulernen und mich mit ihnen auszutauschen, gerne auch mal kontrovers, aber es ist auch ganz schön, wenn man sich für eine bestimmte Musik oder anderes gemeinsam begeistern oder andere mit einer Leidenschaft infizieren kann bzw. infiziert wird. )
Amen :bier:
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Aber … es gibt kein Richtiges im Falschen!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaZeit für die nächste Adorno-Diskussion!
--
Da bin ich schon gespannt, welche User sich auf die Jazz- und welche auf die Schönberg- Seite schlagen.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Hello_SkinnyDa bin ich schon gespannt, welche User sich auf die Jazz- und welche auf die Schönberg- Seite schlagen.
es wird geseilt und nicht geschlagen, ein Mix wäre der Reepschläger.
--
Herr RossiAndere zitieren stattdessen irgendwelche Geistesgrößen herbei, um der eigenen Position Gewicht zu verleihen.
Wenigstens schmücke ich mich nicht mit fremden Federn und gebe Gedanken von anderen als die meinen aus.
--
I hunt aloneSharkattack…so ähnlich hatte ich es auch schon mal, vor einigen Monaten geäußert gehabt…das wurde damals eher kontrovers aufgenommen…
Das ist mir dann leider entgangen und ich habe zu Unrecht behauptet, dass dies noch nie thematisiert worden sei, sorry. Womit wir dann gleich nahtlos hier anschließen:
genosse schulzWenigstens schmücke ich mich nicht mit fremden Federn und gebe Gedanken von anderen als die meinen aus.
An Dich hatte ich dabei gar nicht gedacht. Gegen Zitate ist an und für sich auch nichts einzuwenden, die meisten Gedanken sind ja schon mal besser formuliert worden als man selbst es könnte. Es ist allerdings ein Stilmittel, das bei häufiger Anwendung doch eher einer Diskussion hinderlich ist. Meine ich.
--
-
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.