Die 100 beliebtesten Sinfonien

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  • #7880769  | PERMALINK

    satiee

    Registriert seit: 09.07.2006

    Beiträge: 2,515

    @katharis – von mir Respekt und Dank für die ausführlichen Anmerkungen zu und über Gustav Mahler.
    Insbesondere solche kontroversen Teilnahmen fehlen anregender im IGMG-Forum mehr als hier !!
    Weil von allzu argen, vermeintlich zu ‚intellektuellen Überspannungen‘, ist man zunehmend befindlich,
    sich selbst dort zu lösen :-)

    --

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    #7880771  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ja, danke für die Erläuterung, katharsis. Das, was psychogrammatisch ermittelbar oder bekannt ist, halte ich auch für wichtiger für das Werk als die bloße Tatsache seiner Dirigierverpflichtungen – obwohl die sicher auch ins Psychogramm gehörten. Dass die „Traumatisierungen“ ebensolche gewesen sein könnten, dass das Hören der Marschkapellen und des Leierkastenmanns Bedeutung haben – unbestritten. Zu schweigen von Madame A., da lässt sich wenig zu sagen, so weit im Hass gegen sie wie Wollschläger würde ich vielleicht doch nicht gehen, da Mahler ihr auch ein paar Steine in den Weg gelegt hat.
    Was Du dann schreibst, ist so ungefähr das, was ich meinte, seltsam manchmal die Diskussionen. Nicht alle Schattengemüter sind wohl Mahler. Erinnert mich an Sartre über Flaubert: „Flaubert war ein Bürger, aber nicht jeder Bürger Flaubert.“
    Einmal mehr glaube ich, dass die Frage, welche „Erhellung“ irgendein Weg, z. B. der über die psychische Erfahrung, für das Werk bedeutet, eine Interessensfrage ist. Aus den Interessen folgt dann, welche Zentrierungen erhellend sind für den Hörer. Mich interessieren Biografien immer weniger, es sei denn, sie sind gut geschrieben, as far as I’m concerned. Aber für das Werk hat mir das noch nie irgendetwas gebracht. Mir ist daher dieser Umkehrschluss lieber: aus dem Werk eine Biografie zu konstruieren. Nein, auch nicht wirklich, das geht meistens schief bis hin zum Kitsch.

    (Mahrendorff kenne ich nicht, aber als Musikwissenschaftler sollte er selbstverständlich auch Autor sein.)

    --

    #7880773  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    Na da freue ich mich doch, dass ich meinen Standpunkt erhellen konnte.
    Natürlich kommt es immer auf das eigene Interesse an, obwohl auch das nicht immer gleich sein muss.
    Mancher Komponist interessiert mich von seiner Biographie her überhaupt nicht, bei manch anderen reichen die Liner notes. Bei wieder anderen strömt die Musik gleich etwas derartig interessantes aus, dass mich unbedingt das dahinterstehende Psychogramm interessiert.
    Mahler (ich verstehe ihn heute noch nur zu einem Bruchteil) habe ich einfach besser verstehen können, nachdem ich um ein paar Facetten wusste. Vorher habe ich mir oft gedacht, was soll der sch…?!
    Auch muss ich dazu sagen, dass mir die Psychologie viel näher ist, als die Musikwissenschaft, das lenkt den Fokus natürlich auch.
    Egal wie, man sollte niemals pathologisieren, sondern wenn, dann verstehen.

    Bzgl.: Mahrendorff: Vielleicht verstehe ich Dich falsch, aber warum muss er zwangsläufig Autor sein? Im Sinne musikwissenschaftlicher Publikationen, oder als Romanautor?

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #7880775  | PERMALINK

    satiee

    Registriert seit: 09.07.2006

    Beiträge: 2,515

    clasjazJa, danke für die Erläuterung, katharsis. Das, was psychogrammatisch ermittelbar oder bekannt ist, halte ich auch für wichtiger für das Werk als die bloße Tatsache seiner Dirigierverpflichtungen – obwohl die sicher auch ins Psychogramm gehörten. Dass die „Traumatisierungen“ ebensolche gewesen sein könnten, dass das Hören der Marschkapellen und des Leierkastenmanns Bedeutung haben – unbestritten. Zu schweigen von Madame A., da lässt sich wenig zu sagen, so weit im Hass gegen sie wie Wollschläger würde ich vielleicht doch nicht gehen, da Mahler ihr auch ein paar Steine in den Weg gelegt hat.
    Was Du dann schreibst, ist so ungefähr das, was ich meinte, seltsam manchmal die Diskussionen. Nicht alle Schattengemüter sind wohl Mahler. Erinnert mich an Sartre über Flaubert: „Flaubert war ein Bürger, aber nicht jeder Bürger Flaubert.“
    Einmal mehr glaube ich, dass die Frage, welche „Erhellung“ irgendein Weg, z. B. der über die psychische Erfahrung, für das Werk bedeutet, eine Interessensfrage ist. Aus den Interessen folgt dann, welche Zentrierungen erhellend sind für den Hörer. Mich interessieren Biografien immer weniger, es sei denn, sie sind gut geschrieben, as far as I’m concerned. Aber für das Werk hat mir das noch nie irgendetwas gebracht. Mir ist daher dieser Umkehrschluss lieber: aus dem Werk eine Biografie zu konstruieren. Nein, auch nicht wirklich, das geht meistens schief bis hin zum Kitsch.

    (Mahrendorff kenne ich nicht, aber als Musikwissenschaftler sollte er selbstverständlich auch Autor sein.)

    Gilt nicht dennoch in aller erster Linie das WERK, also hier das ‚Gesamtwerk‘ Gustav Mahler’s an sich?
    DIE MUSIK ?
    Bildet G.Mahler irgendeine sonderliche Ausnahme, ihn ‚psychogrammatisch‘ unter eine spezifische Lupe zu halten?
    Ich denke absolut nicht und kann auch keinen absonderlichen Beweggrund dafür erkennen.

    Künstlerischen GENIE’s – ja ich wende diesen Begriff für Mahler hier bewusst noch an – , die Herausragendes für die Musik/Kunstgeschichte auf immer schufen, ist ’nur‘ mit ‚Psychologie‘
    undenkbar auf die Spur zu kommen. Das betrifft selbst BACH / MOZART / BEETHOVEN usw.

    G.Mahler als Komponist „empfing“ , wie er selbst sinngemäß sagte, seine Inspirationen für seine Werke
    „nicht von dieser Welt“. Ihm sei, als „spräche das Universum“ durch ihn hindurch, und er schriebe
    nur auf sein Notenpapier nieder, was ihn insperiere.
    NIEMAND von uns hier besitzt auch nur annähernd diese Gabe.

    Was ausschließlich hinterlassen werden sollte und wollte, bleibt die „Sprache der Musik“.
    Sie fasziniert mich unverändert primärst als alles sonst , was darüber in Worten versucht wird,
    ihr und ihrem WARUM unverändert vergeblich näher zu kommen.

    Was MUSIK mir gibt, bleibt nur in eben diesem Kontext stehend, den die wunderbaren Komponisten
    meinten, als sie ihre Werke einst niederschrieben. Kaum zu sagen, wie >arm und leer< unsere oxydente Musikgeschichte dastände, hätte es sie und ihre inspirativen Energien nicht gegeben.

    --

    #7880777  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Der Fokus wird gelenkt, irgendwie, das meinte ich mit den Interessen. Anders geht’s ja auch nicht. „Was soll der Sch …“ denke ich eher bei Telemann, obwohl mir dann schon einfällt, dass der zur Tafel aufgespielt hat, ist nur ein Beispiel, mag sein, dass da noch was anderes schlummert, aber wirklich anderes wohl auch nicht).

    Ja, ein Musikwissenschaftler – in diesem Fall – sollte wohl schreiben, das muss nicht veröffentlicht werden, aber Autor ist er damit trotzdem. Ein Autor ist einfach jemand, der irgendetwas schreibt (oder auf anderem Weg in die Welt setzt) – das muss kein Romanautor sein oder wie so oft zu lesen: ein Buchautor.

    (Kleingedrucktes in meinem letzten post übrigens keine Absicht, wird an den Neuerungen hier liegen.)

    --

    #7880779  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Satiee, Mahler war doch nur ein Anlass, wir sind ohnehin langsam alle im falschen Thread. Die psychologische Lesart ist eine unter anderen, für den anderen wichtiger als für den anderen, bei mancher Musik drängt sie sich dem einen eher auf , dem anderen weniger – so ungefähr würde ich das zusammenfassen. Viel ist das nicht, einverstanden.

    Das Gegenmodell, das Du nennst, ist das der göttlichen – oder technischer: universalen Inspiration. Das mag Mahler auch selbst gesagt haben, für mich ist das Vokabular, das in der Zeit lag, bis heute liegt, mehr nicht. Oder so wieder: Mahlers Worten gegenüber wäre ich misstrauisch (wahlweise: ratlos), aber nicht seiner Musik.

    --

    #7880781  | PERMALINK

    satiee

    Registriert seit: 09.07.2006

    Beiträge: 2,515

    clasjazSatiee, Mahler war doch nur ein Anlass, wir sind ohnehin langsam alle im falschen Thread. Die psychologische Lesart ist eine unter anderen, für den anderen wichtiger als für den anderen, bei mancher Musik drängt sie sich dem einen eher auf , dem anderen weniger – so ungefähr würde ich das zusammenfassen. Viel ist das nicht, einverstanden.

    Das Gegenmodell, das Du nennst, ist das der göttlichen – oder technischer: universalen Inspiration. Das mag Mahler auch selbst gesagt haben, für mich ist das Vokabular, das in der Zeit lag, bis heute liegt, mehr nicht. Oder so wieder: Mahlers Worten gegenüber wäre ich misstrauisch (wahlweise: ratlos), aber nicht seiner Musik.

    Das Phänomen genialer Begabungen bleibt ~unergründlich~ ;-) Warum das Mißtrauen ?
    Warum falscher thread ? Wie kannst Du denken, das Phänomen sei gestrig ? Die solch
    großartige Musik resultiert daraus. Wie konnte Mozart bereits als fast ‚Kind‘ bereits komplexe
    Kompositionen spielend niederschreiben.

    Oliver Sacks fasziniert mich diesbezüglich mehr als psychologische Versuchungen :
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/801456/

    --

    #7880783  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Falscher Thread, weil es hier nicht um Mahler, sondern um eine Liste beliebtester Symphonien geht. War nur eine Nebenbemerkung.

    Ich habe nichts gegen „geniale“ Musik, ich würde sie so aber nie nennen – gegen das Wort also schon einiges, vielmehr alles, das deckt mir ein bisschen zu viel ab: Kunst, Sport, Rennpferde, Lebensweisheiten, wahrscheinlich auch Schuhe mit Leuchtsohle. Dieses Sprachphänomen ist leider überhaupt nicht gestrig.

    Danke für den Sacks-Link!

    --

    #7880785  | PERMALINK

    maniac

    Registriert seit: 25.05.2007

    Beiträge: 56

    Obwohl ich kein Klassikfreak bin kenne ich 7 der Top10. Sind halt zum Großteil die alten Bekannten in der Liste.

    --

    #7880787  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    Ich möchte gerne noch einmal darauf hinweisen, dass es nicht darum gehen soll, psychologische Konstrukte auf den Komponisten insofern anzuwenden, dass man dadurch die Musik besser versteht – und das als logische Herangehensweise zu sehen. Auch ist der Kausalschluss nicht hinreichend, bspw. Mahler hat deswegen so komponiert, da er als Kind…während seiner Ehe…undsoweiterundsofort.

    Ich persönliche sehe das Primat immer in der Musik selbst, sie erreicht mich zu erst und emotional. Darüber hinaus gibt es Personen, die ich mir auf andere Art gerne aneignen möchte, oder bei der mir eben solche Abrisse der Persönichkeit erst helfen, die Musik zu verstehen und einzusortieren. Auch suche ich bei manchen Komponisten bewusst nach bestimmten Meilensteinen in der persönlichen Entwicklung, da ich meine, bestimmte Verarbeitungsmechanismen in der Musik herauszuhören.
    Das ist meine persönliche Art, mich mit der Musik zu beschäftigen. Die Persönlichkeit eines Menschen steckt in allem, was dieser auch tut.

    Bzgl. Oliver Sacks wollte ich noch anmerken, dass gerade er auf interessante Weise versucht, die Psychopathologie oder Sympomatologie anhand konkreter Fälle zu beschreiben und einzusortieren. So weit ist er also auch davon nicht entfernt, eben solche psychologischen Konstrukte anzuwenden und nutzbar zu machen.

    Nun noch zur Top 100-Liste: Beim Überfliegen finde ich die Liste gar nicht schlecht, da vieles wichtiges enthalten ist und auch einiges an unbekannteren Werken. Natürlich kann man sich streiten ob Brahms‘ Vierte oder Dritte, Sibelius Fünfte oder eine andere und ob Mozart überhaupt drin sein muss (:teufel_2:), aber letztlich hat das auch nur wieder mit der eigenen Persönlichkeit zu tun.

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #7880789  | PERMALINK

    satiee

    Registriert seit: 09.07.2006

    Beiträge: 2,515

    katharsisIch möchte gerne noch einmal darauf hinweisen, dass es nicht darum gehen soll, psychologische Konstrukte auf den Komponisten insofern anzuwenden, dass man dadurch die Musik besser versteht – und das als logische Herangehensweise zu sehen. Auch ist der Kausalschluss nicht hinreichend, bspw. Mahler hat deswegen so komponiert, da er als Kind…während seiner Ehe…undsoweiterundsofort.

    Ich persönliche sehe das Primat immer in der Musik selbst, sie erreicht mich zu erst und emotional. Darüber hinaus gibt es Personen, die ich mir auf andere Art gerne aneignen möchte, oder bei der mir eben solche Abrisse der Persönichkeit erst helfen, die Musik zu verstehen und einzusortieren. Auch suche ich bei manchen Komponisten bewusst nach bestimmten Meilensteinen in der persönlichen Entwicklung, da ich meine, bestimmte Verarbeitungsmechanismen in der Musik herauszuhören.
    Das ist meine persönliche Art, mich mit der Musik zu beschäftigen. Die Persönlichkeit eines Menschen steckt in allem, was dieser auch tut.

    Bzgl. Oliver Sacks wollte ich noch anmerken, dass gerade er auf interessante Weise versucht, die Psychopathologie oder Sympomatologie anhand konkreter Fälle zu beschreiben und einzusortieren. So weit ist er also auch davon nicht entfernt, eben solche psychologischen Konstrukte anzuwenden und nutzbar zu machen.

    Nun noch zur Top 100-Liste: Beim Überfliegen finde ich die Liste gar nicht schlecht, da vieles wichtiges enthalten ist und auch einiges an unbekannteren Werken. Natürlich kann man sich streiten ob Brahms‘ Vierte oder Dritte, Sibelius Fünfte oder eine andere und ob Mozart überhaupt drin sein muss (:teufel_2:), aber letztlich hat das auch nur wieder mit der eigenen Persönlichkeit zu tun.

    Ich freue mich heute über Deinen Beitrag. Mein einstiger Zugang besonders zur SINFONIK geschah
    Ende der 60er-Jahre pur autodidakt und hing mit der „Stereophonie“ zusammen. Ich war knapp 19 und
    noch vollkommen unbedarft. Das ‚Primat der Musik‘, wie Du richtig sagst, fing mich zuerst emotional
    ein. Anfänglich der 2. Satz Beethovens‘ 7-ter infolge einer damaligen Plattenschenkung zu einer
    ‚Veranstaltung‘. Erst als ich dann später erstmals auf ‚Mahler‘ aufmerksam wurde, interesssierte
    mich der Hintergrund seiner Persönlichkeit. Damals (um 1971) gab’s grad neu eine rororo-Biographie
    über ihn. Ausschlaggebend für mich blieb und bleibt seitdem dennoch mein ‚erster Eindruck‘ von seinem sinfonischem Werk.

    Grad im Kontext zum ursächlichen Thread hier, interessiert und fasziniert mich die „Geschichte der Sinfonik“ innerst der Musikgesichte als gesonderte Form der „weltlichen Ausdrucksweise“ ausschließlich
    ab Beethoven im 19.Jahrhundert. Im 20.Jahrhundert hielt sich diese ‚trad. Form‘ am Beispiel vor allem
    Schostakowitsch’s selbst als indirekt bezwecktes ‚politisches Ausdrucksmittel‘. Den enormen Peinigungen, denen dieser Komponist ausgesetzt war, ist kaum mit ‚psychologisch/persönlichen‘
    Analysen beizukommen, um sein ‚intellektuelles Werk‘ emotional anzuznehmen und sich seinem Werk erschliessen zu wollen. Ähnliches betr. Gorecki’s Werk, bzw. u.a. das des Alfred Schnittke.

    SINFONIK bedeutet trad. in erster Linie ANHÖRAUFGABE an die von den Komponisten vorausgetzten
    HÖRER. (Nicht etwa „auserkorene Konzertbesucher“ oder dergleichen Oberschichtenklientelen)
    Ihre ‚universell zu verstehende Sprache‘ ist a ll e n „zum Anhören“ zur Verfügung gestellt gedacht.

    Unverändert widerspricht zumindest mir daher eine 100-TOP-Liste dem bedeutenderen Sinn und Grund der
    SINFONIK.

    PS: O. Sacks‘ benannte Literatur behandelt ausschließlich extrem spezifische Vorkommnisse überdies aus
    neurologischer Perspektive, und gesteht ja in seinen Recherchen ein, den ‚Phänomenen‘ nicht auf die Spur
    gekommen zu sein.

    --

    #7880791  | PERMALINK

    coleporter

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 4,085

    SatieeGrad im Kontext zum ursächlichen Thread hier, interessiert und fasziniert mich die „Geschichte der Sinfonik“ innerst der Musikgesichte als gesonderte Form der „weltlichen Ausdrucksweise“ ausschließlich
    ab Beethoven im 19.Jahrhundert.

    Echt? Ich finde die „Vorgeschichte“ zu Beethoven mit den Mannheimern, Haydn und co. auch sehr interessant – und es gibt auch viele zum Teil zu unrecht vergessene unbekanntere Komponisten, die es zu entdecken lohnt.

    --

    Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
    #7880793  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    SatieeIch freue mich heute über Deinen Beitrag. Mein einstiger Zugang besonders zur SINFONIK geschah
    Ende der 60er-Jahre pur autodidakt und hing mit der „Stereophonie“ zusammen. Ich war knapp 19 und
    noch vollkommen unbedarft. Das ‚Primat der Musik‘, wie Du richtig sagst, fing mich zuerst emotional
    ein. Anfänglich der 2. Satz Beethovens‘ 7-ter infolge einer damaligen Plattenschenkung zu einer
    ‚Veranstaltung‘. Erst als ich dann später erstmals auf ‚Mahler‘ aufmerksam wurde, interesssierte
    mich der Hintergrund seiner Persönlichkeit. Damals (um 1971) gab’s grad neu eine rororo-Biographie
    über ihn. Ausschlaggebend für mich blieb und bleibt seitdem dennoch mein ‚erster Eindruck‘ von seinem sinfonischem Werk.

    Das teile ich insofern, als dass mich einst das „Poco Allegretto“ der Dritten von Brahms unvorbereitet erwischt hat und ich die Töne zutiefst emotional aufgesogen habe. Auch heute schauert’s mich bei einer guten Einspielung trotz des ausgelutschten Themas. Über Brahms habe ich seitdem einiges en passant gelesen, nicht weil mich die Person besonders interessiert, sondern weil man über ihn einfach viel liest.
    Mahler hat mich dagegen bei meinen ersten Berührungen kalt gelassen. Irgendwann habe ich dann gedacht, dass es das nicht sein kann – und habe ein bißchen in seiner Biographie gewühlt, ohne mich -zugegebendermaßen darin zu vertiefen. Und siehe da, ich verstehe mittlerweile was an Mahler fasziniert, ich verstehe auch, was mich an ihm stört. Das hilft mir, nicht einfach zu sagen „Mahler gefällt mir nicht“, sondern zu differenzieren. Das hat alles mit Psychologie nur am Rande zu tun, aber doch gehört sie für mich dazu.
    Ein anderes Beispiel wäre Alexander Zemlinsky, mein „Hausgeist“. Die Musik hatte sofort einen dermaßen emotionalen Impact auf mich, dass ich rasend alles zusammen suchte, was es auf dem Markt gab, gleichzeitig wollte ich aber auch wissen, was diesen Mann dazu veranlasste, so aufgekratzt, melancholisch und einfach emotional zu komponieren. Also auch hier wieder das bewusste Auseinandersetzen mit seiner Persönlichkeit um dieses in den Dienst der Musik zu stellen.
    Ich entkopple dabei bewusst Emotion von Ratio, weiß aber beide für mich zu vernetzen.

    Um das Ganze vielleicht noch von einer anderen Seite aufzudröseln. Neben Zemlinsky schätze ich die Musik jüdischer Komponisten wie Franz Schreker, Korngold oder auch Karl Weigl. Bei vielen hört man einfach die exisenzialistische Bedrohung durch die emotionale Kraft der Musik. Schreker bspw. hat seine Stelle durch Kollegen wie Max von Schillings verloren. Ich weiß darum, aber es verstellt mir nicht die Sicht auf das Werk, auf die Kraft der Musik an sich. Ich kann ihn oder Pfitzner genauso schätzen.
    Ich könnte diesbezüglich noch viele Beispiele nennen, aber ich denke, es ist klar geworden, wie ich meine Herangehensweise verstehe.

    SatieeGrad im Kontext zum ursächlichen Thread hier, interessiert und fasziniert mich die „Geschichte der Sinfonik“ innerst der Musikgesichte als gesonderte Form der „weltlichen Ausdrucksweise“ ausschließlich
    ab Beethoven im 19.Jahrhundert. Im 20.Jahrhundert hielt sich diese ‚trad. Form‘ am Beispiel vor allem
    Schostakowitsch’s selbst als indirekt bezwecktes ‚politisches Ausdrucksmittel‘. Den enormen Peinigungen, denen dieser Komponist ausgesetzt war, ist kaum mit ‚psychologisch/persönlichen‘
    Analysen beizukommen, um sein ‚intellektuelles Werk‘ emotional anzuznehmen und sich seinem Werk erschliessen zu wollen. Ähnliches betr. Gorecki’s Werk, bzw. u.a. das des Alfred Schnittke.

    Interessanterweise habe ich mit Shostakovich ähnliche Probleme wie Mahler, daher gilt eigentlich nahezu das Gleiche. Die Musik selbst liegt nicht mehr in meinem Kernrepertoire und es gibt einiges, was ich als kühl, technokratisch beschreiben würde, weshalb sie sich mir versagt. Aber auch hier hilft mir die Biographie, das erlebte Leid sehr, Shostakovich zu verstehen und nachzuvollziehen, was seine Musik transportiert. Noch einmal deutlicher: Diese Herangehensweise is für mich hilfreich, auch zu verstehen, was mir nicht gefällt. Gerade bei so wichtigen Komponisten.

    SatieeSINFONIK bedeutet trad. in erster Linie ANHÖRAUFGABE an die von den Komponisten vorausgetzten
    HÖRER. (Nicht etwa „auserkorene Konzertbesucher“ oder dergleichen Oberschichtenklientelen)
    Ihre ‚universell zu verstehende Sprache‘ ist a ll e n „zum Anhören“ zur Verfügung gestellt gedacht.

    Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Ein bißchen passt Adorno dazu, der gesagt hat: „Nichts gegen schöne Stellen in der Musik, aber man muss sie sich verdienen indem man das Vorher und Nachher klaglos und aufmerksam anhört.“ Das setzt voraus, dass ich mich dem Werk als solches voraussetzungsfrei widme. Daher suche ich stets nach Neuem, da es so vieles gibt. Und gerade in der klassischen Musik steckt so viel werthaltiges drinnen, dass es kaum ausreichend ist, etwas ad acta zu legen, was einem beim ersten Hören nicht gefällt.

    SatieeUnverändert widerspricht zumindest mir daher eine 100-TOP-Liste dem bedeutenderen Sinn und Grund der
    SINFONIK.

    Das sowieso. Listen sind ja nur ein Abgleich des eigenen Geschmacksprofils mit der Konfomität anderer. Man freut sich, dass vieles bekanntes enthalten ist und profiliert sich über das Fehlende.
    Dennoch sind solche Listen ein guter Konsens für Menschen, die davon ausgehen können, um Neuland zu entdecken, gleichzeitig damit aber eine Basis konformen Wissens haben.

    SatieePS: O. Sacks‘ benannte Literatur behandelt ausschließlich extrem spezifische Vorkommnisse überdies aus
    neurologischer Perspektive, und gesteht ja in seinen Recherchen ein, den ‚Phänomenen‘ nicht auf die Spur
    gekommen zu sein.

    Keine Widerrede meinerseits.

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #7880795  | PERMALINK

    coleporter

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 4,085

    Ich habe übrigens vor Kurzem mal wieder einen „Mahler-Marathon“ gemacht und festgestellt, das alle, wirklich alle seine Sinfonien grandiose Meisterwerke sind. Wollte ich nur kurz festhalten…

    --

    Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
    #7880797  | PERMALINK

    satiee

    Registriert seit: 09.07.2006

    Beiträge: 2,515

    Auch wenn nicht ganz on-topic,
    aber dieser „Sinfonie-link“ sei hier
    einmal erlaubt:
    so h ö r t man Beethoven :-))
    http://www2.choralnet.org/268945.html

    --

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