Deutscher Jazz der Siebziger / Krautjazz

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  • #12112381  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,342

    Bevorzugst Du Kartoffeljazz? Da könnten dann wenigstens die anderen aus dem DACH-Schaden-Raum auch mitmachen ;-)

    Magog kommt mir da auch noch in den Sinn:

    Ist zwar eine CH-Band, aber das Jazz Live Trio war Teil davon, dazu die Bläser Hans Kennel, Paul Haag und Andy Scherrer (Scherrer ist auch im Joe-Haider-Umfeld inkl. Dusko Goykovich hie und da zu hören und dann aber den 90ern oder so mit dem Vienna Art Orchestra).

    Dann könnte man mal noch Charlie Mariano nachgehen … neulich schrieb irgendwo ein Ami, dass es ihm vorkäme, als sei Mariano über viele Jahre auf fast jedem europäischen Jazzalbum zu hören gewesen. Das ist natürlich masslos übertrieben, aber es gibt schon ziemlich viel, und auch einiges, was zu „Kraut-“ passt (beim UJRE war er ja auch dabei).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #12112391  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 5,620

    @gypsy-tail-wind

    Kartoffeljazz ist auch zu mampfig aber DACH-Schaden- Raum finde ich klasse :yahoo:

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12112859  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    ich poste das mal hier statt im Hoerthread, deutscher Jazz ca 1970, und ein etwas laengerer post… bloss weder Kraut noch Empfehlung…

    AMIGA 8 55 149 – Jazz

    In einer Diktatur leben bedeutet vieles… Zum Beispiel: wenn der Herr Gerlach aus der Leitung der zentralen Arbeitsgruppe Tanzmusik des Staatlichen Rundfunkkomitees dich fuer sein Lyrik & Jazz Konzeptalbum gewinnen will, kannst du dir ein Nein kaum leisten… „Neben dem Schlager galt sein besonderes Interesse der sich entwickelnden Beat-Musik“ heisst es in Herrn Gerlachs Wikipedia-Eintrag, der Titel „Die Junge Welt Ist In Berlin Zu Gast“ duerfte eines seiner sichtbarsten Werke gewesen sein… Aber sozialistische Gedichte ueber Jazz verfasste er auch… Sozialistisch heisst, in dem Fall, dass alles von den aeusseren Umstaenden gepraegt ist… dass sich aus dem rassistischen Umfeld die Suchtproblematiken entwickelt haben, aus denen der Bebop entstand, liest man noch vergleichsweise haeufig, wenn auch selten in dieser Deutlichkeit… aber dass die Musik von Chick Webb sich aus dessen Behinderung ergab, ist bestimmt nicht das erste, was mir einfallen wuerde… Stilistisch bewegt sich Herrn Gerlachs Lyrik irgendwo zwischen einer humorlosen Version von Bertolt Brecht und einer Holzhammerversion von Georg Trakl…. „der Hunger ist ein mieser Kerl“ ist die Zeile, an die ich mich am besten erinnere, aus seinem Gedicht ueber Bessie Smith, die kommt gleich mehrfach… und da war irgendwas mit Elektronenhirnen in seinem Gedicht ueber Lennie Tristano… die ertraeglichsten Momente sind jedenfalls die etwas abstrakteren, die ueberwiegend von Drogenerfahrungen handeln… (historische Randbemerkung: Kokain bei der Original Dixieland Jazzband hat mich ueberrascht… ob das mal nicht frei erfunden ist). Selber vorlesen muss Herr Gerlach hier natuerlich nichts, neben den besten Jazzmusikern der DDR hat er auch zwei ihrer besten Schauspieler gewinnen koennen Gisela May (fuer Wessis: die Mutter aus „Adelheid und ihre Moerder“) und Fred Dueren (der seine Sache im Rahmen der beschraenkten Moeglichkeiten extrem gut macht).

    Genug schlechtes ueber einen anderen Jazzfan gesagt, der Gerlach mutmasslich war, warum sonst ein Album wie dieses… Die beteiligten Jazzmusiker wie Friedhelm Schoenfeld, Hubert Katzenbeisser, Klaus Koch, Guenter „Baby“ Sommer durften wenig spaeter eine ebenfalls „Jazz“ betitelte Split-LP aufnehmen, fuer die sich der Unfug hier absolut gelohnt hat, falls er denn noetig war… Hier begleiten sie Lesungen von sehr unterschiedlichen Gedichten, kriegen aber doch immer wieder ganze Minuten, in denen sie frei aufspielen koennen… Wenn man sich die Titel der Gedichte ansieht, koennte man erwarten, eine grosse Bandbreite an Jazzstilen zu hoeren, Bessie Smith, Blind Boy Fuller, Pinetop Perkins, Billie Holiday, Miles Davis… Tatsaechlich ist die Musik fast durchgaengig Hard Bop, sehr gut gemacht, fur Charlie Parker gibt es Bebop, fuer Django Reinhardt ein Basssolo und fuer Lennie Tristano einen Track, der nahelegt, dass Schoenfeld sich als Saxophonist bei Mingus extrem gut gemacht haette… einzig der Pianist Bernd Wefelmeyer („Gemeinsam mit den Puhdys, Karat, Silly & Anna Loos, Ute Freudenberg, Veronika Fischer und dem Filmorchester Babelsberg präsentierte er die Produktion Ostrock in Klassik (CD, DVD und Konzerte). 1986 erhielt er den Kunstpreis der DDR.“ steht bei wiki) fuehlt sich gelegentlich in der Pflicht, Boogie Woogie Piano zu spielen… Manchmal wuensch ich mir, ich waer jemand, der eine Platte wie diese einfach im Laden stehenlaesst…

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    .
    #12285709  | PERMALINK

    jimmydean

    Registriert seit: 13.11.2003

    Beiträge: 3,647

    jetzt ist mir zufällig der mojo-artikel wieder untergekommen…

    anscheinend ging es da vor allem um das MPS-Label… eine tagline neben krautjazz war auch „jazzin the black forest“..
    namen die gedroppt wurden: das schon von @gypsy-tail-wind erwähnte dave pike set, bora rokovic, wolfgang dauner / the oimels, peter herbolzheimer (als peter herbolzimer), novi singers, karel velebny…

    kenne ich alles nicht…

    --

    i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)
    #12285719  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,342

    Dave Pike Set geht sehr gut rein, aber ist auf Dauer nicht so super spannend finde ich … die MPS-Alben sind alle gut, vielleicht ist „Infra-Red“ mein liebstes? Schwer zu sagen, so richtige Lieblingsalben sind sie eh nicht. Es gibt auch eine ältere CD-Compilation, „Masterpieces“, die mal mein Einstieg war, und die vielleicht auch ausreicht?

    Rokovic und Herbolzheimer gehen eher nicht an mich. Rokovic hab ich da und dort als Sideman, v.a. bei Dusko Goykovich, er taucht auch im Umfeld von Edelhagen und dann der Clarke/Boland Big Band auf. Bei Edelhagen bin ich (willentlich) blank. Hab zu Zeiten, als es hier auch noch Plattenläden mit vernünftigem Sortiment gab hie und da mal in was reingehört, aber nie was mitgenommen.

    Dauner ist auch eher zwiespältig … beim United Jazz + Rock Ensemble treffen die sich alle wieder (Ack van Rooyen, mit dem Rokovic auch gespielt hat, Volker Kriegel vom Dave Pike Set, Albert Mangelsdorff, Christoph Lauer … und auch ein paar Engländer*innen) – aber mir ist das irgendwie oft etwas zu glatte, zu stromlinienförmige Musik. Von Dauner gibt es aber schon Sachen, die ich ganz gerne mag, nicht zuletzt sein frühes SABA-Album „Free Action“ oder „Kunstkopfindianer“ mit Hans Koller etc. „Dream Talk“ hab ich viel zu lang nicht angehört, sein ECM-Album „Output“ kenne ich leider nicht – aber seinen Sideman-Auftritt dortselbst mit Robin Kenyatta („A Girl from Martinique“) mag ich wiederum sehr … eigentlich seltsam, dass der damals nicht auch mal bei Enja gelandet ist.

    Von Karel Velebny höre ich allerdings ganz gerne ab und zu mal ESP-Disk‘-Album mit seinem super Cover sowie eine Compilation, die mir mal wer gebrannt hat, mit weiteren Aufnahmen derselben Combo:

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