Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Ansicht von 15 Beiträgen - 49,651 bis 49,665 (von insgesamt 52,332)
  • Autor
    Beiträge
  • #11401425  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,343

    mozza@motoerwolf Wo guckst du denn diese ganzen alten Schinken? Ich nehme an, auf BluRay liegen die nicht vor..

    archive.org ist eine gute Quelle, aber auch Youtube und Vimeo enthalten viele alte Filme. Teilweise in ganz schrecklicher Qualität, weil der Zahn der Zeit am Film genagt hat, teilweise aber sogar hervorragend restauriert. Und oft findet man einen Film sowohl bearbeitet als auch im unrestaurierten Zustand. Oder als S/W- (bzw monochrome) und als (originale) Farbfassung. Frankenstein von 1910 ist so ein Fall. Da lohnen sich Vergleiche.

    Frankenstein monochrome

    Frankenstein Farbe

     

    --

    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #11401437  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,343

    stormy-monday@ Motoerwolf: Du schreibst richtig Spätestens aus heutiger Sicht ist es unfassbar, wie man gleichzeitig einen schwarzen Helden zeigen und dabei extrem rassistisch sein kann. Eben, aus heutiger Sicht. Ich vermute, 1911 war das ein fortschrittlicher, empathischer Film.

    Nein. Er glorifiziert, romantisiert und verharmlost die Sklaverei. Nur dazu dient die Figur des treuen Haussklaven, der seinen Herren liebt. Es ist dies aber eine geradezu hündische Liebe, die hier gezeigt wird. Und zwar von beiden Seiten. Nichts daran ist auch nur annähernd auf Augenhöhe.

    --

    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    #11401455  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    Naja, was war denn 1911? Kolonialisten mit Genoziden, Kaiser und Könige, Nationalismus, Frauen ohne Wahlrecht, Patriarchat und eine ganz andere Haltung zu Gewalt. Menschenrechte? Genfer Konvention? Nope. Ich meine nur, so ganz in der Tiefe nachempfinden kann das heute keiner von uns. Aber ich will den Film nicht gutreden, mal schauen, ob ich ihn finde.

    --

    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #11401463  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    motoerwolf Charme hat das trotzdem, da stimme ich dir zu.

    Das hat sich über die Zeit zu einer richtigen Unsitte entwickelt, Filmen mit den expandierenden technischen Möglichkeiten immer weiter einen pseudonaturalistischen Look aufzuhalsen, der die Wahrnehmung der Zuschauer in der „Realität“ simulieren soll. Ohne Not beschneidet sich ein Großteil des Kinos damit um eigenen künstlerischen Ausdruck.

    --

    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11401473  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,343

    stormy-mondayNaja, was war denn 1911? Kolonialisten mit Genoziden, Kaiser und Könige, Nationalismus, Frauen ohne Wahlrecht, Patriarchat und eine ganz andere Haltung zu Gewalt. Menschenrechte? Genfer Konvention? Nope. Ich meine nur, so ganz in der Tiefe nachempfinden kann das heute keiner von uns. Aber ich will den Film nicht gutreden, mal schauen, ob ich ihn finde.

    Alles richtig, doch es gab auch damals schon Menschen, die die Sklaverei nüchtern als das gesehen haben, was sie war: ein Menschheitsverbrechen. Auch damals musste man kein reaktionärer Rassist sein.

    Hier findest du beide Teile.

     

    --

    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    #11401495  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,343

    Wo wir beim Thema rechte Tendenzen in alten Filmen sind, das folgende Bild stammt aus A Film Johnnie (George Nichols, 1914) mit Charlie Chaplin. Der außerdem noch ein verdächtiges Bärtchen trägt…

    https://postimg.cc/kVJfH5PH

    Just kidding. Ich bin beim Schauen letztens trotzdem kurz zusammengezuckt.

    zuletzt geändert von motoerwolf

    --

    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    #11401661  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    Danke für den Link, Motoerwolf. Bin gespannt. Und mag auch gerne diese uralten Filme.

    --

    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #11403577  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    Eine der ersten öffentlichen anti-rassistischen Aktionen in der noch jungen BRD, zeigte sich in den Protesten von in Deutschland studierenden Afrikanern, zusammen mit dem SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), gegen den Film Africa Addio, der 1967 in die deutschen Lichtspielhäuser kam. Die italienischen Regisseure Gualtiero Jacopetti und Francesco Prosperi hatten im Stil ihres sehr erfolgreichen Vorgängerwerks Mondo Cane einen weiteren Mondofilm gedreht, der sich speziell auf den afrikanischen Kontinent fixierte. Die nach eben diesem Mondo Cane benannten Filme führten exotische Szenen aus dem Leben fremder Völker auf fernen Kontinenten vor, oftmals sensationsheischend und semi-dokumentarisch, mit dem Fokus auf Sex, Gewalt und Tod. Aus dieser kleinen Welle von exploitativen (Pseudo-)Dokumentationen entwickelte sich später der italienische Kannibalenfilm und Videoreihen wie Faces of Death, wobei vor allem letztere nur noch den niedersten voyeuristischen Bedürfnissen des Publikums huldigten.
    Jacopettis und Prosperis Vision des Mondofilms suhlt sich noch nicht in der niederträchtigen Verwertungslogik der krassen Nachrichtenbilder von Unfällen, Suiziden und Morden, sondern vereinigt Jacopettis vorherige Arbeit als Kriegsberichterstatter mit dem wissenschaftlichen Interesse an Flora und Fauna von Prosperi. Auch die cinematographische Brillanz der Bilder des Kameramanns Antonio Climati hebt Africa Addio weit über den Videothekenschmuddel, welcher überwiegend in den 1980ern produziert wurde. Wir erfahren durch ihn Afrika vor allem aus der Totalen, meist aus einem Hubschrauber heraus gefilmt. Climati pflegt eine Vorliebe für Massenszenen: Er nutzt die Weite des Kontinents, die Masse der Menschen und Tiere, um in einer Kombination aus Schönheit und Schrecken, die Leichen und Kadaver in ihrer erstaunlich geometrischen Anordnung mit den Spektakeln der Natur und den Bauwerken der Zivilisation abzugleichen. Die kunstvolle Spielfilmästhetik und die eingängige Filmmusik von Riz Ortolani, der schon an Mondo Cane beteiligt war und später den sehr bekannten Soundtrack zu Cannibal Holocaust komponieren sollte, verweisen deutlich auf eine Inszenierung der Wirklichkeit, die der gewöhnliche Dokumentarfilm oft zu verschleiern versucht, gerade auch durch bewusst „unprofessionelle“ Kameraarbeit, Tonaussetzer, Beleuchtungsprobleme und ähnliche Kniffe. Ironischerweise bleiben Jacopetti und Prosperi „aufrichtiger“ in der Wahl ihrer filmischen Mittel als die ehrbaren Kollegen des Dokumentarfilms, die im Mondo nur den schmuddeligen kleinen Bruder sehen, der die Welt nach dem Bauchgefühl des Pöbels inszeniert.
    Jacopetti behauptete bis zu seinem Tod, keine der Szenen sei gestellt gewesen, was ihm unter anderem den Vorwurf einbrachte, er habe weiße Söldner bezahlt und betrunken gemacht, um Exekutionen an afrikanischen Soldaten filmen zu können. Vor Gericht konnte er sich dieser Anschuldigungen erwehren, ein negativer Beigeschmack bleibt, sprechen die Bilder von Africa Addio doch eine lautere Sprache als Beteuerungen, Eide und Gerichtsurteile. Die Menschen wurden getötet und anstatt zu versuchen ihnen zu helfen, hat Jacopetti vor allem dafür gesorgt, fantastische Einstellungen der Hinrichtung einzufangen. Üblicherweise reden sich Dokumentarfilmer mit einer verschwurbelten Objektivitätspflicht aus Situationen dieser Art heraus, da sie „die Aufgabe haben, die Wirklichkeit abzubilden, anstatt sie zu gestalten“, doch selbst der filmische Laie weiß um die Inszenierung und Subjektivität eines jeden auf Zelluloid festgehaltenen Vorgangs. Einem Profi nehme ich diese Blauäugigkeit nicht ab. Ich halte sie für eine Lüge.
    Problematisch wird Africa Addio vor allem durch sein pro-kolonialistisches Weltbild. Zu Zeiten des Drehs, in der Mitte der 1960er Jahre, erlebten viele afrikanische Völker die Befreiung von der Knute des Kolonialismus: Briten, Franzosen und andere Europäer traten den Rückzug an, nachdem sie den Kontinent Jahrhunderte ausgebeutet und ausgeblutet hatten. Das daraufhin entstehende Machtvakuum bereitete den Boden für Kriminalität und Grausamkeiten aller Couleur – und das Voice-Over des Erzählers lässt wenig Zweifel daran, dass dies auf die afrikanische Bevölkerung zurückzuführen ist, die ihren ehemaligen europäischen Herren, die Zucht, Recht und Ordnung aufrecht erhielten, in allen sozialen und politischen Aufgaben hoffungslos unterliegt. Tenor: Weitere Jahrzehnte unter europäischer Herrschaft hätten Afrika blühende Landschaften beschert.
    Neben den atemberaubenden Aufnahmen des Naturpanoramas, die meist auf Prosperis Kappe gehen, ergießt sich eine Flut von verstörenden Bürgerkriegsszenen, Hinrichtungen, Aufständen, Massengräbern und Tiertötungen von der Leinwand herab, welche den gesetzlosen Zuständen der jeweiligen Länder Rechnung tragen. Tierfreunde sollten einen Bogen um Africa Addio machen, denn wem die aufgeknüpften Affen zu Beginn des Films und kurz darauf die Kühe mit den durchgeschnittenen Hinterläufen noch nicht genug sind, der kommt spätestens mit dem Nilpferdschlachthof, wo nach Quote getötet wird und man Föten aus den trächtigen Kühen herausschneidet, an seine Grenzen. Beeindrucken kann die folgende Einstellung, die unzählige Kieferknochen geschlachteter Flußpferde an den Ufern des Stroms einfängt. Ein gespenstischer Friedhof, von der Kamera be(d)rückend in ein Stilleben übersetzt.
    Ich muss zugeben, dass mir der Tier-Snuff näher geht als die Gewalttätigkeiten der Menschen untereinander. In dieser Hinsicht bin ich wohl abgestumpft und bar jeder Hoffnung. Die Konflikte der Menschen im Afrika der 1960er sind auch heute noch die Konflikte der Menschen in Afrika – mehr als 50 Jahre später. Als ein Beispiel dient das Massaker an Arabern in Sansibar, von dem Jacopetti und Prosperi die einzigen bekannten Aufnahmen anfertigten: Massengräber von Menschen in weißen Roben, die wie reglose Gespenster wirken.
    Über weite Strecken von Africa Addio würde ich den Ton der Darstellung als pro-kolonialistisch bezeichnen, nicht mal als anti-afrikanisch, leider schlägt der Film kurz vor Schluss noch ins Rassistische um. Die Szenen in Südafrika verhöhnen das zuvor abgebildete Morden und Schlachten und der Erzähler breitet genüsslich aus, warum Südafrika das „reichste Land der Erde“ (war es das damals?) ist: Weil man hier nach europäischem Modell verfährt, unter Anleitung von weißen Menschen, den Buren. Unterlegt mit fetziger Pop-Musik, zu der junge, weiße Damen in Bikinis am Strand tanzen. Grotesk, infam. Der Mund bleibt einem offen stehen.
    Ruggero Deodato entwickelte dieses zurückgebliebene Weltbild im Kannibalenschocker Cannibal Holocaust weiter. In seinem Abkömmling der Mondofilme wirken Europäer und Amerikaner nicht besser als die „Wilden“ – und Filmemacher wie Jacopetti kriegen ebenfalls ihr Fett weg, zeichnet Deodato sie doch als rücksichtslose Manipulatoren. Einen Vorwurf, den sich Jacopetti gefallen lassen muss, immerhin vertraute er für die Arbeit an Africa Addio auf die Hilfe des berüchtigten Nazis Kongo-Müller.
    Die FSK sah keine Probleme und verteilte eine Freigabe ab 18; VZM/X-Rated nutzt sogar den alten widerwärtigen Klappentext (Zitat: „Grausames Afrika! Wilderei, politische Missstände, Bürgerkrieg, Rassenhass und Hinrichtungen dominieren das ’neue‘ Afrika während dem Wechsel zur eigenen Regierung nach der britischen Imperialherrschaft. Nachdem sich die Ureinwohner unter Gewalteinwirkung das zurücknehmen, was ihnen angeblich zusteht, versinkt der ’schwarze‘ Kontinent in einem Sumpf voller Terror und Gewalt. Rassismus steht an der Tagesordung, denn der weiße Mann wird als Unterdrücker verkannt und soll nun für seine Schandtaten büßen. Doch auch die Tierwelt ist einigen Veränderungen ausgesetzt: Schwarze Wilderer töten aus Profitgier Unmengen von Nilpferden und aus Freizeit werden unschuldige Elefanten abgeschossen.Außerdem verkauft sich Elfenbein hervorragend auf dem Weltmarkt. So wird einem auch gegen Ende klar, wer das grauenvollste Tier in Afrika ist – der Mensch!“) für die Blu-ray-Neuveröffentlichung des Films, die seit Ende 2018 in jeder Elektronik- und Drogeriekette ausliegt.
    Wie stehe ich zu Africa Addio? Einem Film, der in seiner Aussage belegbar rassistisch ist, aber voll wunderbar komponierter Bilder und Szenen steckt? Der mir eine Welt vorführt, die mir nicht schmecken mag, aber dies auf eine Art und Weise tut, die mich unmittelbar anspricht? Ich entscheide mich, wie in anderen Fällen, für den Sieg der Ästhetik über die Moral.

    --

    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11403597  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    Brillie Rezi, Pfingstlümmel. Meine Mom erzählte mir von dem Film, den sie in den späten 60-ern (?) gesehen hatte. Mir reichte ein Trailer vor einem anderen Film. So was brauch ich nicht.

    pfingstluemmel Ich muss zugeben, dass mir der Tier-Snuff näher geht als die Gewalttätigkeiten der Menschen untereinander. In dieser Hinsicht bin ich wohl abgestumpft und bar jeder Hoffnung.

    Ich auch.

     

    --

    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #11403607  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    stormy-mondayBrillie Rezi, Pfingstlümmel. Meine Mom erzählte mir von dem Film, den sie in den späten 60-ern (?) gesehen hatte. Mir reichte ein Trailer vor einem anderen Film. So was brauch ich nicht.

    Danke. :-) Ich eigentlich auch nicht, aber wie schon ausgeführt, kann ich mich der Machart schwer entziehen. Das ist einfach ein guter Film, wenn auch auf vielen Ebenen äußerst fragwürdig.

    --

    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11403609  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    Prinzipiell habe ich ja auch kein Problem, wenn das Arschloch Mensch realistisch dargestellt wird. Oder sich darstellt. Trump revisited.

    --

    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #11403619  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    Wenn man den Film als Beweisstück heranzöge, um zu sagen „Ja, so ist Afrika!“, fände ich das problematisch. Man darf einfach nicht in die Falle des Dokumentarischen tappen.

    --

    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11403663  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    Erstens ist auch Afrika seitdem etwas „humaner“ und „tierfreundlicher“ geworden. Und zweitens tickt ja die ganze Welt so. Mal mehr, mal weniger. Zieh den Kopf ein, Tibeter.

    --

    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #11404211  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,881

    The King Of Staten Island (Judd Apatow, 2020)

    Großartig, bester Apatow seit Funny People.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #11407031  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,166

    Ma Rainey’s Black Bottom – George C. Wolfe

    Nach einem Theaterstück von August Wilson v. 1982, läßt diese Bandprobe bis zur Aufnahme in einem Tonstudio so ziemlich viele Musikdokumentaries verblassen. Nach einem ganz kurzen Snippet eines Auftritts, finde ich mich hier in den Vorbereitungen der Musiker für eine Tonaufnahme von Raineys Songs wieder. Das Ganze spielt zu 90% im Probenraum, und Rainey kommt erst nach über 20 Minuten selbst dazu, was die eh schon unter Spannung stehenden Musiker unter Druck setzt. Einfach fabelhaft, wie die Dialoge schon vor Raineys Ankunft hin und her fliegen, das unterschiedliche Selbstverständnis der Musiker aufeinander prallt. Levee (!) Green der junge Trompeter steht für die nachfolgende Generation der aus dem klassischen Arrangement brechenden Trompeter, dessen Name auch für sein Schicksal gewählt wurde.

    Sollte mich mal jemand fragen, wie man Blues erklären kann, muß ich zukünftig nicht mehr mit den Schultern zucken, sondern kann auf diesen Film verweisen. Als Musikfilm unverzichtbar.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
Ansicht von 15 Beiträgen - 49,651 bis 49,665 (von insgesamt 52,332)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.