Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #4521019  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
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    #4521021  | PERMALINK

    Anonym
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    Der Leichenverbrenner
    (Regie: Juraj Herz – Tschechoslowakei, 1968)

    Prag, Ende der 1930er: Karl Kopfrkingl führt ein perfektes Leben: Alles darin ist sauber und hat seinen Platz. Er liebt die Arbeit so innig wie seine Familie, kümmert sich um seine Frau und die beiden Kinder genauso rührend wie um die Toten, die er täglich einäschert. Dank seiner buddhistischen Überzeugung, dass die Verbrennung das irdische Leid verkürzt, geht er seiner Arbeit denn auch mit Begeisterung nach. Die Rechnung dabei ist simpel: während ein Leichnam im Sarg jahrelang verrottet, dauert eine Einäscherung nur 75 Minuten – sozusagen das Expressticket ins Himmelreich. Bislang leistete er zufrieden im kleinen Rahmen seinen Beitrag. Doch als ihm ein alter Freund von einer Partei erzählt, die gerade in Deutschland große Erfolge feiert, stellt sich für ihn plötzlich die Frage, ob er wirklich schon genug Erlösungsarbeit leistet…

    Die Karriere von Regisseur Juraj Herz lief nie so, wie sie bei seinem Talent eigentlich hätte laufen müssen. Von den Kollegen der Tschechoslowakischen Neuen Welle geschnitten, von Staat und Zensur verfolgt und von Steven Spielberg plagiiert, gab es trotzdem einen großen Lichtblick im Laufe seines künstlerischen Schaffens: „Spalovac mrtvol“ (Originaltitel), den er 1968 völlig nach seinen eigenen Vorstellungen drehen konnte. Jeder Fehler, den man dort finden könne, sei einzig und allein auf ihn selbst zurückzuführen, da man ihm freie Hand ließ, betont er stets in Interviews.
    Die Darstellung der Lebens- und Gedankenwelt eines Kleinbürgers, der zunehmend einer menschenverachtenden Ideologie verfällt, dies aber immer wieder vor sich rechtfertigt und schönredet, da er einen eigenen Vorteil daraus zieht, wird nicht nur hervorragend von Rudolf Hrusínský (in der Rolle des Karl Kopfrkingl) gespielt, sondern spiegelt sich auch in den ungewöhnlichen Bildern wieder, die vom deutschen Expressionismus inspiriert erscheinen. Kontrastreiche, verfremdete Schwarz-Weiß-Bilder, oft surrealistisch gefärbt und aus ungewöhnlichen Perspektiven und Winkeln aufgenommen, ziehen sich durch „Der Leichenverbrenner“. Der Schnitt trägt dazu bei, dass der Zuschauer sich im „stream of consciousness“ von Kopfrkingl wiederfindet, aus dessen Sicht und Erleben so gut wie alle Ereignisse des Films dargestellt werden. Dass Kopfrkingl nicht ganz richtig im Kopf ist, merkt man immer wieder durch Zwischenschnitte und Rückblenden, die Vorausgegangenes mit Neuem in Verbindung bringen.
    „Der Leichenverbrenner“ wird bestimmt durch eine gespenstische, verstörende Atmosphäre, von der Filmmusik getragen und forciert, kann sich aber auch auf einen schwarzen, brutalen Humor verlassen, der jedoch nicht zur Auflösung der Anspannung führt, die man im gesamten Film spürt.
    Gespannt verfolgt man die Exkurse Kopfrkingls, der sich seine Lebensphilosophie immer wieder vorsagt, vielleicht um sich zu vergewissern, dass er überhaupt eine besitzt, viel eher aber, um diese der neuen Situation entsprechend anzupassen. Dabei greift er immer wieder auf sein Wissen über den Buddhismus zurück, das er aus einem einzigen Buch bezieht.
    Juraj Herz spielt im Film auf die Nazis und den Holocaust an, sie werden aber nie explizit benannt. Ebenso könnte man Kopfrkingls Verhalten, dass er die Menschheit „erlösen“ will, dass er Familie, Freunde und Bekannte verrät, um einer „hehren“ Sache zu dienen, auf den Kommunismus beziehen. Nach dem kurzen Prager Frühling fiel die Endphase der Produktion von „Der Leichenverbrenner“ schon mit der Niederschlagung des Aufstandes zusammen. Auch ein alternatives Ende, das gedreht wurde, aber noch vor dem Untergang des Sowjet-Reiches verschwand, deutet eine solche Richtung an.
    „Der Leichenverbrenner“ ist ein durch Mark und Bein gehendes psychologisches Horrordrama, das Humor und Härte gekonnt zu einem schaurigen Bewusstseinsmosaik des im Kleinbürgertum wohnenden und keimenden Faschismus verbindet. Meisterwerk.

    Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=nQeMvEzEpvU

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    #4521023  | PERMALINK

    matz

    Registriert seit: 17.10.2010

    Beiträge: 2,024

    Mensch, Harry. Gönne Dir doch auch mal etwas leichtere Kost. ;-)

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    #4521025  | PERMALINK

    krautathaus

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    Beiträge: 26,166

    MatzMensch, Harry. Gönne Dir doch auch mal etwas leichtere Kost.;-)

    Warum? Der Film ist einfach klasse und hat mehr Biss als mancher Zombiestreifen. Keine schwere Kost, aber schön fies.

    Schöne Zusammenfassung, Harry!

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    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #4521027  | PERMALINK

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    @ Matz: Ja. Vielleicht. Wenn der Frühling kommt. :-)
    @ Krautathaus: Dankeschön.

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    #4521029  | PERMALINK

    matz

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    Beiträge: 2,024

    KrautathausWarum? Der Film ist einfach klasse und hat mehr Biss als mancher Zombiestreifen. Keine schwere Kost, aber schön fies.

    Das bezog sich auch weniger auf die Komplexität als auf die oft sehr bedrückenden Themen.

    @harry: Dann hagelt es sicherlich täglich RomCom-Reviews :-)
    Hast du eigentlich „Warm Bodies“ gesehen? Den fand ich ja überraschend gelungen.

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    #4521031  | PERMALINK

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    Nee, „Warm Bodies“ kenne ich noch nicht. Eine RomComZom. :lol:

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    #4521033  | PERMALINK

    matz

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    Beiträge: 2,024

    Comedy eher selten, aber wenn, dann sehr witzig und ohne Albernheiten. Insgesamt eine nette Kombination aus „Land Of The Dead“ und Nicholas Sparks. Kein Scherz.

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    #4521035  | PERMALINK

    Anonym
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    Ich glaube, der Begriff kommt von „Shaun Of The Dead“, da stand auf dem Plakat: „A romantic comedy. With zombies.“ :lol:

    Nicholas Sparks musste ich googlen, um mich zu vergewissern, dass es dieser schlimme Typ ist. Aber gerade diese Mixtur könnte reizvoll sein, zudem John Malkovich mitspielt.

    --

    #4521037  | PERMALINK

    shanks

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    Beiträge: 16,081

    Carrie – Brian De Palma * * * 1/2

    --

    Slept through the screening but I bought the DVD
    #4521039  | PERMALINK

    matz

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    Beiträge: 2,024

    Harry RagIch glaube, der Begriff kommt von „Shaun Of The Dead“, da stand auf dem Plakat: „A romantic comedy. With zombies.“ :lol:

    Nicholas Sparks musste ich googlen, um mich zu vergewissern, dass es dieser schlimme Typ ist. Aber gerade diese Mixtur könnte reizvoll sein, zudem John Malkovich mitspielt.

    Jep, stimmt. Shaun ist dann aber doch ne Ecke graphischer und schwärzer im Humor.
    Nicholas Sparks ist größtenteils nicht mein Fall. „The Notebook“ hat mir allerdings recht gut gefallen.
    Das macht „Warm Bodies“ praktisch zum ersten Date-kompatiblen Zombiefilm.

    --

    #4521041  | PERMALINK

    Anonym
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    Harry RagDer Leichenverbrenner
    (Regie: Juraj Herz – Tschechoslowakei, 1968)

    „Karl Kopfkringl“, was für ein toller Name! :liebe:

    --

    #4521043  | PERMALINK

    bodacious-cowboy

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 3,580

    The Band Wagon von Vincente Minnelli (1953) * * 1/2

    Mein erster Film mit Astaire, habe mir wesentlich mehr erwartet.

    --

    #4521045  | PERMALINK

    Anonym
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    Bodacious CowboyMein erster Film mit Astaire, habe mir wesentlich mehr erwartet.

    Unfassbar! Was in aller Welt hast du denn erwartet? Alleine die „Girl Hunt“-Tanzszenen sind doch schon pures Gold.

    --

    #4521047  | PERMALINK

    bodacious-cowboy

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 3,580

    pinchUnfassbar! Was in aller Welt hast du denn erwartet? Alleine die „Girl Hunt“-Tanzszenen sind doch schon pures Gold.

    Die Tanzszenen fand ich mittelmäßig bis fad, fast alles, was ich von G. Kelly kenne, gefällt mir um ein Vielfaches besser. Vielleicht liegt mir sein Stil aber auch einfach mehr.

    Die Story ist uninteressant, in den letzten 10 Minuten bin ich kurz eingenickt.

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