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Aida Loos über Nadja Abd el Farrag:
Jetzt ist sie also tot, diese Frau, die alle nur unter dem verniedlichenden Kosenamen „Naddel“ kannten, als wäre sie ein Plüschtier und nicht ein Mensch mit Würde, Wurzeln und einem eigenen Namen: Nadja Abd el Farrag.
Ein echter Mensch also mit Träumen und wahrscheinlich mehr Talenten als wir jemals erfahren werden, weil alles, was wir über sie wissen durften, war, dass sie die „Ex vom Bohlen“ war, als wäre das eine Berufsbezeichnung und nicht ein trauriges Detail.
Ich stell mir vor, wie sie ganz früher war: Eine junge, hübsche, bissl zu nette Frau mit Migrationshintergrund, die vielleicht ein bissl unsicher war, ein bissl verletzlich, ein bissl auf der Suche nach Liebe und Anerkennung. Genau solche Frauen werden am schnellsten von der patriarchalen Maschinerie zermahlen. Erst sexualisiert, dann dämonisiert, dann pathologisiert und schließlich mystifiziert. Die perfekte Verwertungskette. Ihr Tod ist das fertige Produkt einer frauenfeindlichen Gesellschaft, die so tief in unseren Köpfen sitzt, dass wir nicht einmal merken, wie wir täglich dabei mithelfen, Frauen zu vernichten.
Sie hätte eine großartige Apothekerin sein können und vielleicht sogar Leben retten können. Sie war nur ein paar falsche Entscheidungen und einem beschissenen Freund davon entfernt, glücklich zu werden. Stattdessen ist sie in die untere Schublade des Showbusiness gestoßen worden. Dorthin, wo Männer die Krawatten tragen und Frauen die Schande.
Bei den Männern in der Unterhaltungsbranche ist das anders. Die dürfen alt, fett und gschissn werden. Sie dürfen saufen und koksen und werden trotzdem als „Lebemänner“ und „Legenden“ verehrt. Eine Frau wie Nadja kriegt nur den Stempel „kaputt“ aufgedruckt und darf als Gruselgeschichte für brave Mädchen herhalten, die nicht so enden sollen wie sie.
Und was soll eigentlich dieses ganze „Leberzirrhose und Alkoholsucht“-Gerede? Als ob es eine Überraschung wäre, dass eine Frau, die systematisch zerrieben wurde, sich täglich zudröhnt. Überhaupt, wenn ich jeden Tag neben dem Bohlen hätt aufwachen müssen, hätt ich nicht nur gesoffen, ich hätte Batteriesäure intravenös genommen, nur damit ich die Gänsehaut vom Fremdscham nicht mehr spür, wenn er „Cheri Cheri Lady“ im Schlafanzug singt.
Dieter Bohlen hat in seinen Memorien übrigens über ihr Alkoholproblem geschrieben, als wäre es ein amüsantes Anekdötchen und das Buch millionenfach verkauft. Er hat viel Geld verdient mit ihrer Zerstörung, genauso wie die Medienhaie. Ich wette, sie planen schon in der Redaktion eine „Naddel – ihr tragisches Leben“- Doku, während sie mit den gleichen Händen, die letzte Woche noch „Pleitegeier Naddel am Ende“-Geschichten getippt haben, jetzt „RIP Naddel“ posten.
Sie ist nicht am 9. Mai gestorben, sondern schon vor 20 Jahren, als man sie glauben hat lassen, dass eine Frau ohne prominenten Mann an ihrer Seite keinen Wert mehr hat. Der Rest war nur ein längerer Verwesungsprozess, den RTL und alle anderen für die Quote mitfilmten.
Ich wünsche Nadja, dass der Alkohol im Himmel wenigstens gratis ist und Amy Winehouse die Drinks mixt, während Whitney Houston dazu singt, Marilyn Monroe, Anna Nicole Smith, Brittany Murphy und alle anderen „tragischen Frauenfiguren“ tanzen und über all die Idioten lachen, die zurückgeblieben sind und sich ärgern, dass man nicht mehr alles sagen darf. Ich hoffe, dass Nadja dort endlich ihre Talente ausleben kann und lernt, wie sich echte Freundschaften anfühlen. Ohne Kater am nächsten Tag. Endlich frei.
https://www.facebook.com/aidaloosjetzt
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Joe Louis Walker (1949–2025) ist im Alter von 75 Jahren am 30. April gestorben. Ich kenne seine Musik kaum, aber das Album von James Cotton mit Walker und Charlie Haden ist wirklich stark:
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deBeck und sein Meisterwerk „Odelay“: Ode auf den fransigen Hund
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WerbungBereits vor 10 Tagen verstorben. Habe es auch erst jetzt gesehen, der „Spiegel“ berichtete kurz, die „Taz“ ausführlicher. Eine beeindruckende Hamburger Künstlerin und Zeitzeugin ist gestorben, geboren und aufgewachsen in St. Pauli.
RIP Marie Nejar (Leila Negra), 1930 – 2025
Interview von 2014
Die süßesten Früchte (1951), mit Peter Alexander, mit dem sie eine echte Freundschaft verband
Virginia Blues (1952), mit Kenneth Spencer
Mach nicht so traurige Augen (1951)
Das auch der Titel ihrer sehr lesenswerten und unterhaltsamen Autobiographie von 2007 über ihr Aufwachsen und frühe Karriere in der NS-Zeit und Nachkriegsdeutschland. Daraus kann man nebenbei auch einiges lernen, u.a. über ein Leben mit dem Wort „Neger“ unter lauter Nichtnegern …
PS: Tragisch ist ihre Geschichte gleichwohl glücklicherweise nicht. Silvester 1957 beendete sie ihre Karriere selbstbestimmt mit einem Konzert, bei dem sie erstmals die Lieder singen konnte, die sie wirklich singen wollte. „Es war wunderbar.“ Dann wurde sie Krankenschwester.
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gypsy-tail-windAida Loos über Nadja Abd el Farrag:
Nachträglich noch danke dafür!
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RIP, Marie Nejar.
RIP, Michael B. Tretow – Abba trauern um Tontechniker.
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How come the lights dim every time I plug you in?Goodbye, Michael B. Tretow.
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R.i.P. Michael B. Tretow
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herr-rossi
gypsy-tail-windAida Loos über Nadja Abd el Farrag:
Nachträglich noch danke dafür!
Ich fand den Text nicht besonders. Erstens nervt es mich, dass so getan wird, als ob ihr alles Schlimme widerfahren ist, weil sie eine Frau war. Dabei wäre sie als Mann mit ähnlicher Persönlichkeit genauso leicht das Opfer von Typen wie Bohlen geworden, wenn auch auf eine etwas andere Art. Das dieser Kotzbrocken keine Unterschiede macht und einfach jedem Menschen gegenüber widerlich ist, ist doch das einzig Gute an ihm.
Überall heisst es zur Zeit, Frauen würden gezielt kleingehalten, hätten schlechtere Chancen als Männer usw. Zum Teil sicher richtig, aber wenn z. B. weibliche Comedians heute auf großer Bühne und im TV so tun, als habe man mit Schwanz in der Branche automatisch Erfolg und ohne keine Chance, dann stört mich das. Ich sehe da nur einen graduellen Unterschied zum Wutbürger, der sich selbst als im Gegensatz zu den ganzen Woken und den Ausländern als chancenlos und diskriminiert darstellt. Der glaubt, zensiert zu werden, während er bei Lanz seine Positionen vertritt.
Im Unterschied zum Wutbürger haben Frauen zwar tatsächlich einen Punkt (Gender Pay Gap usw), aber überall eine Verschwörung der Männer gegen alle Frauen zu sehen, dass ist eine Beobbachtung, die ich nicht teilen kann.
Mittlerweile merke ich, dass es mich immer mehr anfasst, unabhängig von meinen Taten, Worten und Gedanken von bestimmter Seite automatisch als gefährliches Arschloch gelesen zu werden, weil ich männlich, weiß und über den Lebensmittelpunkt hinaus bin. Aber ich muss das hinnehmen, weil ich bin, was ich bin, und dass ich nicht mehr bin als eben ein alter weißer Mann. Identitätspolitik sucks.Zweitens betreibt der Text in gewisser Weise die Leichenfledderei, die er kritisiert. Frau Loos nutzt Nadja Abd el Farrags Schicksal zur eigen Profilierung.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame@motoerwolf: Fair enough, ich lese den Text aber deutlich anders. Aber das sollten wir im entsprechenden Thread diskutieren, nicht hier.
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R.I.P. Michael B. Tretow
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R.I.P. Rudi Edgar
Sänger Twelve Drummers Drumming--
There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdRICK DERRINGER:
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R.I.P. Rick Derringer
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there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you killR.I.P. Rick Derringer
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"...das mag ja alles sein...aber es gibt Baldrian..."R.I.P. Rick Derringer
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Savage bed foot-warmer of purest feline ancestryR.I.P. Rick Derringer
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words. -
Schlagwörter: Dead & Gone, verstorbene Musiker
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