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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,976
Mal Waldron „Suicide is Painless (Baybridge) 1983 …. Mal Waldron hatte sich über die Jahre den Ruf eines Magiers erworben, welcher im Piano Trio Format Sidemen mit limitiertem Bekannheitsgrad widerholt weit über sich hinauswachsen liess …. mit „Breaking New Ground“ (sic !) holte mit Reggie Workman und Ed Blackwell zwei arrivierte Stars an Bord, aber am Ergebnis änderte es wenig aka es entstand auch hier herausragende Musik …. btw Reggie Wokman fabriziert hier die Definition modernen Bassspiels …. wird keine Platz im meiner Liste finden, zu gross ist die Auswahl bzw hart die Konkurrenz in Mal Waldron’s Discografie ….
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Walter Bishop Jr. Trio – Speak Low / Milestones | Gestern nach Drew noch eingelegt … das hat eine dunkle Tönung, die mir sehr gefällt (so gesehen ist das Black Lion-Cover auch ganz passend), die auch von Jimmy Garrisons Bass kommt. Am Schlagzeug G.T. Hogan, aufgenommen wurde das Album am 14. März 1961 – also noch bevor Garrison zur Band von Coltrane stiess. Bishop ist ein Bebopper – und die allermeisten von denen haben das Trio-Format zumindest im Studio erst später genutzt (also nicht schon ab 1945 oder 1946). Davon merkt man hier kaum was, das wirkt alles sehr durchdacht und funktioniert prächtig, bis zur über neunminütigen Version des Titeltracks von Kurt Weill am Ende. Auf der CD gibt es von der Hälfte der Stücke noch Alternate Takes, das ist dann etwas viel … ein Lieblingsalbum ist das so oder so gar nicht, aber mir gefällt die Stimmung hier einfach gut. (Und ich muss wohl die ersten zwei Blue Note-Alben von Duke Pearson auch nochmal hervorholen – andere Stimmung dort, aber eben auch eine, die mir total gefällt).

Davor und gerade erneut lief:

Miss Blossom Dearie – Jazz-Sweet | Es gibt ein rein instrumentales Album von Blossom Dearie, ihr Debut, eine 10″-Platte aus Frankreich, aufgenommen 1955 in Paris für Barclay mit Herman Garst (b) und Bernard Planchenault (d). Acht Standards, alles Songs, die meisten auch in Vokalversionen im Jazz überaus präsent – natürlich auch in Dearies eigenem Katalog. Ein paar eher selten gehörte Stücke sind dabei, z.B. „Moonlight Saving Time“ oder „Down the Depths of the 90th Floor“. Die Begleitung ist eher zweckdienlich, aber das passt ja hervorragend zu Dearies eigenem minimalistischen Piano. Das ist vielleicht sowas wie die Slow-Motion-Variante von Jamal – nicht auf der Suche nach dem kollektiven Höhepunkt, dem Rausch, der ist hier schon vorbei, das ist entspannt, gelassen, und doch immer total auf den Punkt. Und beim Klavierspiel frage ich mich, ob die Kollegin Horn aus D.C. nicht vielleicht hingehört hat? Auch das kein Lieblingsalbum, aber bestimmt eine kleine Entdeckung, die man im Rahmen des Piano-Trios machen kann, wenn man mag.
Das Album kriegt man auf der CD hier, zusammen mit einer EP der Blue Stars vom November 1954. Mit der Vokalgruppe arbeitete Dearie damals in Paris auch (Christiane Legrand, Fats Sadi, Roger Guérin usw. gehören dazu – eine Art Vorläufer der Double Six):

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
René Urtreger – Joue Bud Powell | Noch ein Debut, noch eine 10″ aus Paris und von 1955 – redbeans hatte das auch gerade gehört, bei mir läuft natürlich auch das Jazz in Paris-Reissue (es gibt auch eine Fresh Sound-CD mit „René Urtreger Trio“ auf Versailles, 1957, sowie den Urtreger-Tracks von „Jazz Boom“ von 1954 und „Jazz Piano International“ von 1957) … ein hervorragendes Album, diese Powell-Hommage, mit Benoît Quersin (b) und Jean-Louis Viale (d), die deutlich moderner agieren als die Begleiter von Dearie. Es gibt ein paar der schönsten Powell-Originals – „Dance of the Infidels“, „Budo“, „Parisian Nightmare“, „Celia“ … – sowie zwei Stücke von Urtreger, „À la Bud“ und „Mercedes“. Wie die Monk-Hommage von Powell in meiner erweiterten Favoriten-Liste. Falls Urtreger wirklich in die Ränge kommen sollte, dann allerdings doch eher mit dem Trio HUM (Humair-Urtreger-Michelot).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind

Miss Blossom Dearie – Jazz-Sweet | Es gibt ein rein instrumentales Album von Blossom Dearie, ihr Debut, eine 10″-Platte aus Frankreich, aufgenommen 1955 in Paris für Barclay mit Herman Garst (b) und Bernard Planchenault (d). Acht Standards, alles Songs, die meisten auch in Vokalversionen im Jazz überaus präsent – natürlich auch in Dearies eigenem Katalog. Ein paar eher selten gehörte Stücke sind dabei, z.B. „Moonlight Saving Time“ oder „Down the Depths of the 90th Floor“. Die Begleitung ist eher zweckdienlich, aber das passt ja hervorragend zu Dearies eigenem minimalistischen Piano. Das ist vielleicht sowas wie die Slow-Motion-Variante von Jamal – nicht auf der Suche nach dem kollektiven Höhepunkt, dem Rausch, der ist hier schon vorbei, das ist entspannt, gelassen, und doch immer total auf den Punkt. Und beim Klavierspiel frage ich mich, ob die Kollegin Horn aus D.C. nicht vielleicht hingehört hat? Auch das kein Lieblingsalbum, aber bestimmt eine kleine Entdeckung, die man im Rahmen des Piano-Trios machen kann, wenn man mag.danke für die entdeckung! „sweet“ und „danse“ sind hier die wichtigen markierungen, glaube ich, das ist ein act, der nicht richtig ernstgenommen werden will – im sinne einer intensiven arbeit an der form, die auch reibung einkalkuliert. dearie verschiebt sehr viele akkorde, die später noch sehr viel spannender werden, wobei das programm aber eigentlich schon steht. mir scheint es da noch an selbstbewusstsein zu fehlen, aber kein wunder, das hat bestimmt niemand von ihr verlangt. spannend finde ich das als vorgeschmack, wobei ich da ja jetzt immer überlege, ob bill evans da schon zugehört hat.
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Ich hab das seit Jahren nicht gehört (20? erschienen ist die CD 2002 und ich hab sie seit da). Fand die Aufanhme damals eher enttäuschend, weil ich halt Dearie als Sängerin/Pianistin sehr mochte und in diesem netten Trio gar wenig zu geschehen schien … heute mag ich das aber wirklich gerne. Kann schon sein, dass dass das noch nicht ausgereift ist, dass es an Selbstbewusstsein mangelt – und doch ist sie immer da, wo sie sein muss, aber noch mit einem viel weicheren (sweet?) Gestus als später, wo sie ja knallhart phrasierte (da denke ich auch mal Mose Allison?).
Ich blieb und bleibe in Paris – zwei Jazz in Paris-CDs versammeln diverse Aufnahmen von Bernard Peiffer für Blue Star (1952/53) und Barclay (1954), das allermeiste davon im Trio (Trio-Alben mit ein, zwei Solo-Stücken waren ja üblich, das ist z.B. bei beiden Norgan/Verve 10″ von Drew so – hier ist „Caravan“ so ein Solo, das tatsächlich auch nicht auf einer der LPs landete, und die A-Seite zur „Toccata“ ist Pfeiffers „Prélude“):




„Bernard Peiffer et Son Trio“ (Blue Star, 1954; rec. 1952 mit Pierre Michelot/Jean-Louis Viale bzw. Joe Benjamin/Bill Clark)
„Bernard Peiffer Trio – Jazz“ (Blue Star, 1954; rec. 1952/53 mit Michelot/Viale bzw. Benjamin/Clark)
„Bernard Peiffer – Piano et Rythmes“ (Barclay; rec. 1954 mit Jean-Marie Ingrand/Roger Paraboschi)Musikalisch bewegt sich das sehr frei zwischen Waller, Wilson und Powell – eine Art Solal-Vorläufer, wenn man so will, ein sehr virtuoser Musiker, die die Changes oft buchstäblich zu verschlingen scheint, dessen Läufe sich überstürzen, aber immer sauber umgesetzt sind (wenn er auch eine „Prélude“ und eine „Toccata“ komponiert, wird er wohl klassisch geschult worden sein) … für Blue Star gab es noch eine 10″ mit Sextett und Arrangements von Francy Boland (Guérin, Jaspar, Monville, Ingrand, Mac Kac – „I Want to Be Happy“ aka „The Most“, bei Jazz in Paris auf der CD „Modern Jazz at Saint-Germain-des-Prés“, zusammen mit einer Big Band von Bernard Zacharias). Pfeiffer machte noch ein paar Aufnahmen für Decca und weitere Label bis in die Sechziger (einiges ist auf der Doppel-CD „Improvision“ wieder erschienen, ergänzt um ein paar Radio- und Live-Aufnahmen), lebte in den USA – und 2005 erschien noch ein faszinierendes Dokument, „Formidable…!“, mit Aufnahmen von 1970-75, grossteils aber Solo-Improvisationen.


In den USA gab es Peiffer auch schon in den Fünfzigern zu hören: Verve koppelte französische Aufnahmen von Don Byas mit acht der 1952/53er Trios für eine hübsch aufgemachte LP mit David Stone Martin-Cover:

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavorgartenaber mich würde schon auch interessieren, was ihr von dem bley-album haltet.
Ok, frischer Eindruck: gut gemacht klar, von der Interaktion mit Bass und Schlagzeug her sicher seiner Zeit vorraus… Aber ich find’s irgendwie nicht charmant, verstehe nicht gut was es mit sagen will, wie es sich zur Tradition positioniert… Vielleicht find ich es teilweise auch einfach ein bisschen langweilig
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.@soulpope: Ja, das ist eine tolle Version von Suicide is Painless, wurde ja vor allem nach 1977 zu einem großen Klassiker im Repertoire von Bill Evans.
Die englische Ausgabe des Albums verzichtete leider auf die Farbe

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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
sonny clark trio (1957)
im gegensatz zu paul bley erkennt man hier natürlich sofort, was das will und wie es sich positioniert. super, wie chambers manchmal erst beim zweiten ton einsteigt, wie um dem leader den aufschlag zu überlassen. nicht ganz meine ecke, aber schön zu hören.
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gesetzt bei mir, aber das wisst ihr ja eh schon
– bestes Hard Bop Piano Trio-Album?--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Paul Bley | Nicht sein erstes Album natürlich, 1955 bei EmArcy erschienen, aber dennoch trägt es keinen Titel. Eine Japan-Ausgabe (CD) ist seit einer Weile da und liegt in Griffweite, weil ich mich damit bisher recht schwer tue … und das ändert sich auch heute nicht. Das ist sehr gefällig, das Trio swingt, Bley hat Ideen, manches ist wirklich schön, der Flow ist auch gut – aber Bley auch immer wieder in bluesige Klischees ab und oft plätschert das irgendwie dahin. Die Begleitung – Peter Ind bzw. Percy Heath und Al Levitt – bleibt die meiste Zeit im Hintergrund (Heath spielt nur auf zwei Stücken vom Februar 1954, „Drum One“ und „Autumn Breeze“, die restlichen zehn entstanden bei zwei Sessions im August. Bley singt hier stellenweise echt aufdringlich mit – Warnung für Jarrett- und Kikuchi-Verächter also … und ich finde obendrein das Foto etwas seltsam, es wirkt, als wolle man den (halben Franko-)Kanadier als Schwarzen darstellen.
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sonny clark trio (1957)
im gegensatz zu paul bley erkennt man hier natürlich sofort, was das will und wie es sich positioniert. super, wie chambers manchmal erst beim zweiten ton einsteigt, wie um dem leader den aufschlag zu überlassen. nicht ganz meine ecke, aber schön zu hören.genauso so! hab es eben auch ein bisschen gehört… 100% meine Baustelle ist es auch nicht, dafür ist vielleicht die Spannung nicht hoch genug, und Hard Bop ohne Bläser ist immer schwierig… aber es ist schon sehr sehr gut
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,976
Hampton Hawes „South Hampton (aka Footprints)“ (Freedom) 1975 …. Aufnahme vom 2ten September 1971 @ Jazzhus Montmartre Kopenhagen …. das Hampton Hawes Trio mit den handfertigen Bassisten Henry Franklin und der Naturgewalt Michael Carvin am Schlagzeug war (wie auch die Aufnahmen aus Montreux zu dieser Zeit zeigen) höchst kompatibel …. die Komposition hier natürlich Wayne Shorter’s „Footprints“ …. die Auswahl in der Hampton Hawes Trio Discographie ist beträchtlich ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
Tommy Flanagan – OverseasOb ich den Kalauer auf dem Cover putzig finden kann, da bin ich mir mit mir selbst nie einig… Die Rhythmusgruppe von JJ Johnson nimmt 1957 in Schweden ein eigenes Album auf, das in Amerika dann Overseas heißt… Bei den meisten dieser eher frühen Alben scheint mir die Interaktion mit dem Bassisten das wichtigste, aber hier ist es anders, Elvin Jones spielt die grosse Rolle und Wilbur Little stabilisiert eher… Das Album hat eine ziemliche Bandbreite an Stimmungen, die Band ist perfekt eingespielt… Bei der Frage nach dem besten Hard Bop Trioalbum will man das hier nicht ignorieren…
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Maurice Vander – Piano Jazz | Ich bin nochmal in Paris, 1955 (10″ LP) und Februar 1956 (EP), Maurice Vander (p), Benoît Quersin (b) und Jacques David (d) – gefällt mir beim Wiederhören nach vielen Jahren ein ganzes Stück besser als ich erwartet hatte … immerhin auch als Jazz klassifiziert bei Discogs, nicht als Easy Listening (wie z.B. einiges von Peiffer). Vander spielt elf Standards wi „Pennies from Heaven“, „I’ll Remember April“, „How About You“ usw., bis am Ende er EP mit „One Bass Hit“ immerhin noch ein Jazz-Tune zu hören ist – Repertoire ist ja auch ein interessantes Thema, da ist Sonny Clark dann auch entschieden anders unterwegs. Aber da sollte man wohl auch die Amis nicht unbedingt mit den Europäern vergleichen, denn 1951 oder 1955 waren die halt wirklich noch nicht annähernd freigespielt.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbain das flanagan-album wollte ich unbedingt auch noch reinhören, ich mag das cover ja sehr (und hab den witz dahinter bis heute nicht verstanden).
hier auch blue note:


damit bin ich wahrscheinlich alleine, aber hier wäre für mich auch ein (bzw. zwei) kanditat(en) für beste hardbop-klaviertrios. so viel besser und eigener als das album mit zoot sims, oft wirklich mitreißend, rhythmisch beweglich, dunkel, rollend, emanzipiert, mit einer tollen auswahl an standards. es bleibt ein skandal, das hipp sich danach nicht weiter entfalten konnte.
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Schlagwörter: Jazz, Piano, Piano Trio
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