Country – eine reaktionäre Musik?

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  • #7047195  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    ricochetEigentlich müssten die heimatlos gewordenen deutschen Rockfans einiges für Country übrig haben.

    So klingt Country heutzutage:

    [B]Kip Moore – Beer Money

    Aber es hat ja sowieso keinen Sinn. Moderne Countrymusik wird von den deutschen Medien ignoriert, statdessen breitet sich überall derselbe Top-40-Einheitsbreis aus, die musikalschen Fachblätter bewegen sich am liebsten in kleinen alternativen Nebengres oder in vergangenen Dekaden und die millionenfach angeklickten Country-Videos auf Youtube werden von der GEMA blockiert. Deutschland wird allmählich zum Land der musiksalischen Analphabeten und Entwicklungsverweigerer.

    Ach ja, das alte Lied – die sträfliche Vernachlässigung der bösen, bösen Medien. Die verbreiten in der Regel ja doch nur das, was in der Gesellschaft, die sie – wie auch immer vermittelt – spiegeln, jeweils angesagt ist. Es gibt kaum einen industriellen Bereich, der so nah am Puls der Verbraucher und damit der gesellschaftlichen Verfassung steht wie die Medienindustrie; ganz einfach, weil hier der Misserfolg meist sehr schnell in Zahlen spürbar wird. Das kriegen auch die Redakteure um die Ohren gehauen, und dies meist früher als später. (Ausnahmen gibt es vor allem im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, zum Beispiel werden auffallend viele Sportredaktionen ungeachtet der Publikumsreaktionen wie Erbhöfe behandelt – ich sage nur „Bela Rety“. Was aber auch wiederum an der extrem korrupten Organisation des Sports liegen kann.)

    Dass also moderne Country-Musik, die in den USA Massenerfolge feiert, in Deutschland und Europa nicht gehört wird, hat eher etwas mit mangelnden Identifikationsmöglichkeiten zu tun. Die Clips die du bspw. postet, zeigen meist sehr amerikanische Realitäten, die auf Europa schwer übertragbar sind, schon gar nicht auf Deutschland. Trucks, die auf endlos scheinenden Highways (nicht Freeways) mit vereinzelt auftauchenden Autos kämpfen, scheinen in Texas denkbar – halt dem einfach mal die Realitäten des deutschen Verkehrswesens entgegen. Football- und Highschool/College-Kulturen klaffen in vielen alltäglichen Dingen (warme Sommer, Pickup-Trucks, Marshmellows mit vielen jungen Leuten am Lagerfeuer) meilenweit auseinander von der Lebenswirklichkeit in deutschen Kuhkäffern, wo man in der örtlichen Kleinstadt am Freitag- und Samstagabend wegen der Kosten zum Vorglühen bis 9.30 am örtlichen Supermarkt auftankt, um anschließend stockbesoffen die Großraumdiscos unsicher zu machen.

    Das Biertrinken ist andererseits meist immer noch verbunden mit deutscher Gemütlichkeit (Schunkeln zu Karnevals-, Mallorca- und Volkstumsschlagern) – das ist die deutsche Entsprechung von Contemporary Country. Vielleicht kommt aus dieser Erfahrung auch der Generalverdacht „reaktionär“ gegen den heutigen US-Country. (Verhältnis Bierzelt zu denkenden Menschen: „Kehraus“ von Polt, oder auch Achternbusch.)

    Dass heißt nicht, dass sich nicht gelegentlich mal einer der universeller, etwas breiter angelegten US-Schlager – meist über irgendeinen Herz/Schmerz-Teil – in die deutschen Hitparaden verirren könnte. Man hat hier ja sogar manchmal schon Anklänge an Bollywood-Weisen gehört, obwohl die indische Community bei weitem nicht so stark ist wie in England.

    Musik wird doch eigentlich immer schon von besonders gepolten, entsprechend talentierten und ausgebildeten Minderheiten produziert und von der Mehrheit konsumiert. „Musikalische Analphabeten und Entwicklungsverweiger“ ist mithin der Normalzustand in allen modernen Massengesellschaften (außer in Venezuela, wo der örtliche Diktator Klassikmusik-Eliten züchtet). Chinesische Löwenmütter etwa sind ja nur eine besondere Form des Bildungsbürgertums. Na, wenigsten lernen zwei meiner vier Kinder ein Instrument; die anderen beiden wollen oder können nicht.

    --

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    #7047197  | PERMALINK

    paschik

    Registriert seit: 02.02.2009

    Beiträge: 5,765

    Ich weiß ja, dass ich mit meinen Beiträgen oftmals eine Diskussion beende, hier – sofern das eine Diskussion war – würde mich das freuen.

    Ricochet, du hast vielleicht mitbekommen, dass ich deine 90er Country-Beiträge gerne gelesen und zum Anlass genommen habe, auch mal wieder in alten Platten zu kramen.

    Ich mag Country (bis auf J. Cash), aber ich lasse den anderen auch ihre Meinung – zumindest was ein ganzes Genre angeht; einzelne Bands zählen nicht ;-). Aber ich würde nie soweit gehen, weder in Gedanken, noch würde ich so einen Unfug rauslassen, mich auf der einen Seite als „leidlich tolerant“ zu bezeichnen – was ich im Übrigen hoffentlich bin – und auf der anderen Seite einen derartigen Blödsinn, der noch dazu eine odentliche Unverschämtheit ist

    Deutschland wird allmählich zum Land der musiksalischen Analphabeten und Entwicklungsverweigerer.

    zu verzapfen.

    Abschluss: wenn ich Country hören will, der für mich etwas neues ist, dann suche ich im Internet, lese über die Einflüsse, die andere Bands oder Interpreten auf den einen oder anderen Künstler hatten/haben und arbeite mich so durch. Wenn ich das nicht mache, habe ich kein Interesse und dann helfen auch keine Pöbeleien von sogenannten, selbsternannten Spezialisten. Und wenn du nicht nur Country auf YouTube siehst (warum überhaupt? Ich will Country hören, nicht sehen) dann sollte dir aufgefallen sein, dass es nicht nur Countrysachen sind, die von der GEMA blockiert werden.

    --

    a rose is a rose is a rose Dienstag, 30.05.2017 21:00 bis 22:00 Uhr auf RadioStoneFM
    #7047199  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    ricochet… Country war zwar nie frei von Klischees, aber das gilt auch für andere Musikrichtungen.

    Toby Keith – I Wanna Talk About Me

    Toby Keith ist okay. Der hat sogar eine schöne Stimme.

    .

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    #7047201  | PERMALINK

    ricochet

    Registriert seit: 04.09.2009

    Beiträge: 149

    #7047203  | PERMALINK

    ricochet

    Registriert seit: 04.09.2009

    Beiträge: 149

    Daniel_BelsazarDie Clips die du bspw. postet, zeigen meist sehr amerikanische Realitäten, die auf Europa schwer übertragbar sind, schon gar nicht auf Deutschland. Trucks, die auf endlos scheinenden Highways (nicht Freeways) mit vereinzelt auftauchenden Autos kämpfen, scheinen in Texas denkbar – halt dem einfach mal die Realitäten des deutschen Verkehrswesens entgegen.

    Das ist doch nur ein Teil der Wirklichkeit. Das jugendversessene Zeitungsverleger-Privatradio unserer Tage hat es grundsätzlich nur noch auf die 14-25-Jährigen abgesehen, oder glaubst du, dass sich viele 30-Jährige Deutsche mit Hip-Hop und techno-lastigem Dance-Pop identifizieren können?

    Musik ist in erster Linie Unterhaltung, wer stellt da schon die Frage nach kultureller Kompatibilität? „Sweet Home Alabama“ gilt dem Freitagnachtvolk als Partyhymne, ist aber nichts anderes als ein rockiges Heimatlied, das den Geschmack der Deutschen ganz gut trifft. Wenn’s danach ginge, dürfte die Hälfte der auf US-Teenies zugeschnittenen Top-40-Mucke hierzulande gar nicht im Radio laufen.

    Eine eigene, gesellschaftlich breit anerkannte Stilrichtung / Musikszene hat Deutschland ja nicht. Das kommt wohl daher, dass sich angesichts der öden Mischung aus dem Radio bald kein Erwachsener mehr für aktuelle Musik interessiert und das musikalische Analphabetentum auf dem Vormarsch ist. Die Puristen und Ideologen haben das Radio genau so in den Abgrund geritten wie die Kinderpop-Vermarkter.

    Mich stört nicht der Top-40-Pop an sich, sondern seine Ausschließlichkeit und Unentrinnbarkeit im deutschen Medienzirkus. In anderen Ländern werden unterschiedliche Geschmacksrichtungen und demographische Schichten bedient, nicht so in Deutschland. Oder hört hier noch jemand Musik im Radio?

    In den USA und anderen Ländern habe ich die Möglichkeit im Radio zwischen unterschiedlichen Musikrichtungen mit Gegenwartsbezug auszuwählen, in Nordamerika beispielsweise zwischen Top-40-Pop, Adult Contemporary, R&B, Country, Rock, Latin und Jazz. In Deutschland findet man überall nur Einheitsbrei. Da darf man doch danach fragen, ob gerade wir Deutschen uns als Vorhut in Sachen Musikkultur gebärden und Gütesiegel verteilen dürfen, schließlich ist das Radio auch ein wenig der Spiegel der Volksseele. Und da läuft nicht viel mehr als Top-40-Pop, Foxschlager und Oldies aus längst vergangenen Zeiten.

    Country Summer Mix 2012

    Country Radio June 2012

    [B]Country Radio August 2012

    Modern Country Mix (a sort of proven country tunes)

    Exkurs:

    Urban Radio August 2012

    Alternative Radio / Triple A June 2012

    Mainstream Rock Radio June 2012

    Wenn ich heutzutage Musik bekannt machen will, komme ich leider immer noch nicht ganz am Radio vorbei.

    --

    #7047205  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    ricochetDas ist doch nur ein Teil der Wirklichkeit.

    Wir sehen immer nur Teile der Wirklichkeit. Das gilt aber auch für dich.

    ricochetDas jugendversessene Zeitungsverleger-Privatradio unserer Tage hat es grundsätzlich nur noch auf die 14-25-Jährigen abgesehen, oder glaubst du, dass sich viele 30-Jährige Deutsche mit Hip-Hop und techno-lastigem Dance-Pop identifizieren können?

    Es gibt – meist in größeren Ballungsräumen – durchaus Sender, die sich anderen Zielgruppen widmen. Die hörst du vielleicht nicht, weil du möglicherweise auf dem Land lebst oder sie kein Contemporary Country bringen. Dafür gibt es zumindest aus Sicht der Betreiber offenkundig schlicht nicht genügend Nachfrage in Deutschland. Viele Deutsche um 30 hören aber zum Beispiel Rammstein, Böhse Onkelz, Grönemeyer, Silbermond, Heavy Metal in sämtlichen Unter- und Abarten, deutsche Hits aller Coleur, englische Hits … und manchmal natürlich auch amerikanische Hits. Aber eben nur manchmal. Ich denke weiterhin, dass das Spaßhaben an bestimmter Musik zumindest nicht unwesentlich auch etwas mit kultureller Nähe und Identifikationsmöglichkeiten zu tun hat. Warum kaufen und hören die (erwachsenen) Massen denn Grönemeyer, Nickelback, Westernhagen, Duffy, Amy Winehouse usw.? Und aus welchem Grund sollten die plötzlich den Country infizierten Mainstreamrock der Amis bevorzugen? Den nimmt man mal mit, der stört nicht weiter, manches kann man mitsummen, aber eben meist auch nicht mehr.

    ricochetEine eigene, gesellschaftlich breit anerkannte Stilrichtung / Musikszene hat Deutschland ja nicht.

    Das ist eine Behautpung, die man auch anders sehen könnte. Dafür gibt es nämlich verdammt viel Musik mit deutscher Zunge in allen Medienkanälen, für mich gefühlt deutlich mehr als vor 15 bis 20 Jahren. Der Schlager lebt und gedeiht nach meiner Empfindung prächtig, er hat nur andere, zeitgemäßere Gewänder angezogen.

    ricochetDas kommt wohl daher, dass sich angesichts der öden Mischung aus dem Radio bald kein Erwachsener mehr für aktuelle Musik interessiert und das musikalische Analphabetentum auf dem Vormarsch ist. Die Puristen und Ideologen haben das Radio genau so in den Abgrund geritten wie die Kinderpop-Vermarkter.

    Mich stört nicht der Top-40-Pop an sich, sondern seine Ausschließlichkeit und Unentrinnbarkeit im deutschen Medienzirkus. In anderen Ländern werden unterschiedliche Geschmacksrichtungen und demographische Schichten bedient, nicht aber in Deutschland.

    Eine recht kulturkonservative Haltung, scheint mir. Allüberall Verfall und Dekadenz. Andere würden vielleicht reaktionär sagen.

    ricochetOder hört hier noch jemand Musik im Radio?

    Ich wage die These, dass die sehr weit überwiegende Mehrheit in Deutschland Radio nahezu ausschließlich im Auto hört und dem ganzen ein entsprechendes Interesse widmet: Es darf beim Fahren auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen – mit einem enorm höheren Stressfaktor als auf amerikanischen Straßen – nicht weiter stören. Wirkliche Spartenprogramme werden heute wohl eher im Internet bedient.

    ricochetIn den USA und anderen Ländern habe ich die Möglichkeit im Radio zwischen unterschiedlichen Musikrichtungen mit Gegenwartsbezug auszuwählen, in Nordamerika beispielsweise zwischen Top-40-Pop, Adult Contemporary, R&B, Country, Rock, Classic Hits und Jazz. In Deutschland findet man überall nur Einheitsbrei.

    Nun ja, die Radiokultur der Amerikaner ist aber auch traditionell völlig anders als unsere. Vielleicht ist der Einheitsbrei eine Folge des Volksempfängers. Da war ja auch immer schon das Gleiche zu hören, geht die Kunde.

    ricochetDa darf man doch danach fragen, ob gerade wir Deutschen uns als Vorhut in Sachen Musikkultur gebärden und Gütesiegel verteilen dürfen ….

    So etwas wirst du von mir wohl kaum hören oder lesen. Völlig absurde Idee.

    --

    The only truth is music.
    #7047207  | PERMALINK

    ricochet

    Registriert seit: 04.09.2009

    Beiträge: 149

    Daniel_BelsazarVielleicht ist der Einheitsbrei eine Folge des Volksempfängers. Da war ja auch immer schon das Gleiche zu hören, geht die Kunde.

    Ein interessanter Gedanke.

    Daniel_BelsazarEine recht kulturkonservative Haltung, scheint mir. Allüberall Verfall und Dekadenz. Andere würden vielleicht reaktionär sagen.

    Beim deutschen Radio ist der Verfall offensichtlich, ganz anders als im deutschen Fernsehbetrieb.

    --

    #7047209  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Eben (bezieht sich auf den Beitrag von Daniel B.). Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Du wem eigentlich vorwirfst / ankreidest, ricochet?

    Die Mehrzahl der User dieses Forums kannst Du nicht meinen. Die Mehrzahl der deutschen Musikkonsumenten interessiert sich für Deine Thesen aber auch nicht.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #7047211  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    ricochetBeim deutschen Radio ist der Verfall offensichtlich, ganz anders als im deutschen Fernsehbetrieb.

    Eine seltsamere und abstrusere These habe ich selten gehört oder gelesen. Was macht das deutsche Fernsehen – in Bezug auf Musik – so viel innovativer als das deutsche Radio?

    Wie Daniel B. schon schrieb, Radio in Deutschland kommt recht unterschiedlich daher. Es ist sicher ausgesprochen kritikwürdig. Aber so völlig eindimensional, wie Du es darstellst, ist es bestimmt nicht.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #7047213  | PERMALINK

    ricochet

    Registriert seit: 04.09.2009

    Beiträge: 149

    MikkoDie Mehrzahl der User dieser Forums kannst Du nicht meinen.

    Natürlich nicht. Aber man darf dem schlichten und meist blindlings verpassten Attribut „reaktionär“ wenigstens ein paar beherzte Statements entgegenhalten. Über Motherf…..g und Machismo in der Hip-Hop-Landschaft regt sich hier ja auch keiner auf. Ein paar wenige versuchen statt dessen unentwegt die Schlachten der Vergangenheit zu schlagen (guter Afroamerikaner, böser weißer Mann), mit allen kulturellen Konsequenzen, die das militante Schwarz-Weiß-Denken nun mal so mit sich bringt.

    MikkoDie Mehrzahl der deutschen Musikkonsumenten interessiert sich für Deine Thesen aber auch nicht.

    Richtig, sie kennen sie ja auch gar nicht. Eine öffentlicher Diskurs über die „musikalische Vielfalt in der deutschen Medienlandschaft“ wäre zwar angebracht, noch fehlt aber die Sensibilität für dieses Thema.

    --

    #7047215  | PERMALINK

    blossom-toe
    Vena Lausam Oris, Pax, Drux, Goris.

    Registriert seit: 07.08.2007

    Beiträge: 4,198

    Am meisten macht mir das Musizieren Spaß. Oftmals zupfe ich „Country Songs“ quietschfidel in einer Reihe mit „Rocksongs“ und kann wenig Unterschiede erkennen. :-)

    --

    I was born with a plastic spoon in my mouth
    #7047217  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,480

    Das gleiche Problem hat ricochet auch.

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #7047219  | PERMALINK

    ricochet

    Registriert seit: 04.09.2009

    Beiträge: 149

    Doch ich kann, denn wie man aus dem Nachbarthread „Country Music der 90er Jahre“ ersehen kann, war Country in den 90er-Jahren trotz modernster Produktionsweise und immenser Radioreichweiten noch näher an der echten amerikanischen Musiktradition (Honky Tonk, Bluegrass, Rockabilly).

    Da moderne Rockmusik im Radio nicht mehr richtig zieht (es gibt nur eine handvoll Kleinformate) und Top-40-Musik jenseits der 25 mehrheitlich abgelehnt wird, arbeitet Nashville zunehmend mit 80er-Rock-Klischees, immerhin hat eine ganze Generation ihr Heimatformat verloren. Dessen ungeachtet gab es auch während der 90er-Jahre jede Menge modernen Country Rock, meist bediente jeder Interpret mehrere Stilrichtungen. Dass 90’s Country insgesamt charmanter war will ich nicht bestreiten.

    Trotzdem darf man nicht vergessen, dass man auch heute im Radio noch viel traditionelle Country Music findet, man denke nur an Easton Corbin, Chris Young, Craig Campbell, Justin Moore, Jana Kramer, The Band Perry oder Little Big Town.

    Easton Corbin – Lovin‘ You Is Fun (die aktuelle Nr. 7 der Country-Airplay-Chart, wer denkt da nicht unwillkürlich an Alan Jackson & Co.?)

    The Band Perry – Postcard from Paris

    Little Big Town – Pontoon
    (derzeit in den Top-10, das aus Deutschland selbst mithilfe von Proxies nur schwer erreichbare Originalvideo hat 6,3 Millionen Klicks)

    Das erinnert doch an einige Hits der Neo-Traditionalist-Ära, immerhin der erfolgreichsten Epoche der Country-Geschichte:

    Sammy Kershaw – She Don’t Know She’s Beautiful (1993)

    MikkoEine seltsamere und abstrusere These habe ich selten gehört oder gelesen. Was macht das deutsche Fernsehen – in Bezug auf Musik – so viel innovativer als das deutsche Radio?

    Doch nicht in Bezug auf die Musik, sondern auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung.

    BonjourViel Gerede, aber keine Antwort auf meine Frage zum musikalischen Fachblatt „Rookie“.

    Nett, aber zu weig Bezug zur aktuellen Country-Szene. Viel Indie und Americana, aber wenig Mainstream.

    Daniel_BelsazarGroßraumdiscos

    Diese Musik (Discofox) ist aus meiner Sicht wirklich nur besoffen zu ertragen.

    Ein Tip noch, lieber Daniel_Belsazar:

    Bilde dir erst ein Urteil über ein Genre, wenn du den größten Teil seiner Interpreten und Stilrichtungen überblickst, dann kannst du über Titel, die dir weniger sympathisch sind, leichter hinwegsehen.

    --

    #7047221  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    ricochet… wie man aus dem Nachbarthread „Country Music der 90er Jahre“ ersehen kann, war Country in den 90er-Jahren trotz modernster Produktionsweise und immenser Radioreichweiten noch näher an der echten amerikanischen Musiktradition (Honky Tonk, Bluegrass, Rockabilly). Da moderne Rockmusik im Radio nicht mehr richtig zieht (es gibt nur eine handvoll Kleinformate) und Top-40-Musik jenseits der 25 mehrheitlich abgelehnt wird, arbeitet Nashville zunehmend mit 80er-Rock-Klischees. Immerhin hat eine ganze Generation ihr Heimatformat verloren.

    Wirst du deinen dortigen Feldzug in Sachen New Country in diesem Thread fortführen? Die von dir so fleißig verlinkten Musikkostproben der Country-Fließbandproduktion halte ich allerdings nicht gerade für gute Werbung im Sinne von Country music im Allgemeinen und New Country im Besonderen. Dieses ausgewählt seichte Gedudel ist auch kaum in Verbindung mit einem Teil amerikanischer Musiktradition zu bringen, sondern eher mit perfektioniertem Mainstream-Marketing der Musikindustrie.

    Im Grunde ist Country etwas ähnliches passiert, wie der Popmusik: die Vereinnahmung durch Großkonzerne, denen es nicht um Musik geht, sondern um Massentauglichkeit, Charts und Verkaufskurven. Die Methoden der Vermarktung von Popmusik unterscheiden sich dabei auch nur marginal von denen, die sich in anderem Segment der Country-Maskerade bedient, weil es gilt eine andere Zielgruppe zu bedienen bzw. daran zu verdienen. Clevere Clowns mit Stetson und in Cowboystiefeln bzw. trällernde Miss-Schönheitsköniginnen ergeben nicht automatisch das, was man eigentlich Country music nennt bzw. nannte. Man verwechselt in Deutschland ja auch gerne und konsequent Volksmusik mit volkstümlicher Musik.

    Ich sehe auch nicht, wo – wie von dir behauptet – ‘eine ganze Generation ihr Heimatformat’ verloren haben soll. Abgesehen davon, dass mir diese Sichtweise wie tümelnder Weißbrot-Nationalismus vorkommt, vermisse ich bei der von dir ausgemachten ‘Generation’ das schwarze Amerika, das der Hispanics, das der Latinos und all der anderen Emigranten. Auch scheinen sich Musiktraditionen wie Blues, Folk, R&B und Soul in deiner Betrachtung ganz in Luft aufgelöst zu haben – und mit ihnen ihre Hörer, die ja eigentlich ebenso Generationsangehörige sind (oder waren).

    Die im Thread erwähnten Umfragemethoden und -ergebnisse von Arbitron würde ich mit Vorsicht genießen. Die sind selbst in den USA nicht unumstritten. Zum einen ‘überwacht’ dieses Marktforschungsunternehmen (in diesem Fall) speziell das Verhalten von Radiohörern und nicht auch jenes von Internetnutzern, iPodern oder gar Musikkonsumenten und Konzertbesuchern, zum anderen sind manche der verschickten und ausgefüllt zurückzusendenden ‘Diaries’ im Zusammenhang mit den nachfolgenden Auswertungen und Aussagen doch recht kurios – oder waren dies.

    So wurden zum Beispiel Hörer einmal nur der kommerziellen Frühstückradioshows befragt, welche Art Musik sie denn zum Tagesstart am liebsten hören – quasi als Hintergrundrauschen täglicher morgendlicher Verrichtungen. Dass hier häufig Country music genannt wurde, spricht dann allerdings nicht gerade für diese Musik wenn man bedenkt was der durchschnittliche amerikanische Hörer hört wenn er sich nebenbei duscht, sich wäscht, Zähne putzt, gurgelt, sich rasiert, sich föhnt, und danach (mit oder ohne Familie und Haustieren) frühstückt, während er Radio hört, Zeitung liest und diverse Kanäle mit TV-News staunend verfolgt – meist alles gleichzeitig. Da ist dann das ‘Geräusch’ Country music nicht viel mehr, als das Brummen des Kühlschranks oder das säuseln der Klimaanlage. Nicht einmal Country music verdient eine solche Behandlung.

    .

    --

    #7047223  | PERMALINK

    blossom-toe
    Vena Lausam Oris, Pax, Drux, Goris.

    Registriert seit: 07.08.2007

    Beiträge: 4,198

    waDas gleiche Problem hat ricochet auch.

    There´s no problem, cowboy.

    --

    I was born with a plastic spoon in my mouth
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