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@bullschuetz, @mick67, @laban, @cycleandale, @herr-rossi, @demon, @gipetto, @catch-23, @gypsy-tail-wind, @fictionmaster, @stormy-monday
Wir redeten im James Brown-Thread und im Sam Cooke-Thread sehr angeregt über die Umstände, unter denen diese Künstler lebten und Musik machten, wie diese Umstände deren Persönlichkeit und Musik prägten und was das über die conditio americana, insbesondere über die conditio black america sagt. Es fielen außerdem die Namen Nina Simone und Miles Davis, man könnte die Reihe sicher noch fortsetzen: Sun Ra, Marvin Gaye, diverse Rapper …
Ich finde es irgendwie eigenartig, dass ich als mitteleuropäischer weißer middle class kid fortschreitenden Alters von dieser Musik so fasziniert bin. Der Druck, der Stolz, die Leidenschaft, die darin steckt, das begeistert mich. Man könnte zu der Auffassung gelangen: Mieses Leben gebiert gute Musik.
Wir redeten dabei aber immer aus sicherer Distanz über Fälle aus den 50er, 60er, 70er Jahren. Aber was ist eigentlich heute los?
Ein gewisser Childish Gambino hat durch ein Musikvideo in letzter Zeit sehr viel Medienpräsenz erfahren. Man ist hinsichtlich Gewaltdarstellungen ziemlich viel gewohnt und etwas unsensibel geworden. Aber alleine die Verbindung eines hinterrücksen Kopfschusses auf einen gefesselten Mann und der Einsatz einer automatischen Schusswaffe gegen einen schwarzen Kirchenchor (sowie offenbar vieler Anspielungen, die ich nur zum Teil verstehe) in einem Video mit dem Songtitel „This Is America“ lässt unerfreuliche Rückschlüsse auf den aktuellen Zustand der us-amerikanischen Gesellschaft zu.
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WerbungKenn ich, haben mich meine Kinder drauf gestoßen. Und packt mich. Geprägt bin ich eben durch klassischen Soul, seine Zeit und ihre Ikonen (Muhammad Ali, Malcolm X, Martin Luther King usw). Das fand ich alles immer nicht nur politisch inspirierend, sondern auch intellektuell packend und vor allem kulturell endlos faszinierend. Mehr Strahlkraft und Aura als bei den großen Soulsaengern dieser Zeit, Ali oder X geht kaum. Von da ausgehend hat sich mir vieles andere erschlossen, das in dieses Bild mit hineingehoert, von Jazz bis zu Geschichte (Nat Turner) und Literatur (William Baldwin). Aber mich fesselt auch die Linie, die von haargenau dieser Tradition in die Gegenwart führt: Hiphop. 2Pac. Kendrick Lamar, der sich wiederum auf dieses ganze kulturpolitische Geflecht bezieht, von James Brown bis Nat Turner, von Kunta Kinte (Alex Haley, „Roots“) bis 2Pac. Die Kombination aus existenziell-politischer Dringlichkeit und kulturellem Charisma, die in all dem steckt, bewegt und begeistert mich, und ich sehe Childish Gambino definitiv als Stein in diesem Mosaik.
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Das Ganze ist auch so spürbar ein kulturelles Kontinuum, in dem alles mit allem zusammenhängt: Wenn Du Dir die Pressekonferenzen des jungen Ali anschaust, dann hörst Du da einerseits Echos der Gospeltradition (das Predigende, das Theatralische) und andererseits sowas wie Rap avant la lettre (die Rumreimerei, die rhythmisierte Rede, das witzige Geprahle). Und der Hiphop nimmt wiederum diese ganze Tradition in sich auf, den Stolz (und auch den Materialismus) von James Brown, die Selbstermaechtigungswucht von Ali, die Ueberwaeltigungsrhetorik der Gospelprediger und so weiter und so fort, paart es mit aktuellen Strassenerfahrungen, dem neuesten heißen Technikscheiss (Sampling, Drumcomputer) und erschafft den Next-Generation-Soul. Und das geht immer weiter…
Deshalb hatte mich To Pimp A Butterfly seinerzeit auch so gepackt: weil ich da in der Musik wie in den Texten dieses lebendige Strömen einer wirklich tief verinnerlichten Tradition wahrnahm, eines kulturellen Erbes, das aber nie museal wird, sondern sich ständig erneuert (und leider immer wieder aufs Neue gegen denselben alten beschissenen Rassismus aufbegehren muss).
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Donald Glover aka Childish Gambino ist ein Multitalent (Schauspieler, Comedian, Rapper, Sänger, Songwriter …) und in den USA bereits eine etablierte Größe. Sein letztes Album „Awaken My Love“ von 2016 sollte sich eigentlich jeder mal anhören, der etwas mit klassischem R’n’B/Soul anfangen kann. „This Is America“ dürfte der ikonischste Musik-Clip der letzten Jahre sein. Die Spannung auf sein viertes Album ist damit nochmal enorm gewachsen …
Childish Gambino in 3 easy steps:
Sweatpants (2014)
Redbone (2016)
Feels Like Summer (2018)
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Awaken My Love kann ich auch nur Jedem ans Herz legen (und ich sage nicht woran es mich teilweise erinnert)
zuletzt geändert von themagneticfield--
"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Redbone ist ganz großes Kino!
Aus seiner Battlerap Zeit gibt’s auch ein paar ganz lustige Tracks, trotzdem wird er nie ein Künstler werden, den ich mir auf Albumlänge geben werde, dafür ist er einfach ein zu großer Tryharder.--
This is America und Sweatpants sprechen mich musikalisch nicht an, das ist nicht meine Art von Musik. Feels like summer find ich wesentlich besser.
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l'enfer c'est les autres...@bullschuetzKenn ich, haben mich meine Kinder drauf gestoßen. Und packt mich. Geprägt bin ich eben durch klassischen Soul, seine Zeit und ihre Ikonen (Muhammad Ali, Malcolm X, Martin Luther King usw). Das fand ich alles immer nicht nur politisch inspirierend, sondern auch intellektuell packend und vor allem kulturell endlos faszinierend. Mehr Strahlkraft und Aura als bei den großen Soulsaengern dieser Zeit, Ali oder X geht kaum. Von da ausgehend hat sich mir vieles andere erschlossen, das in dieses Bild mit hineingehoert, von Jazz bis zu Geschichte (Nat Turner) und Literatur (William Baldwin). Aber mich fesselt auch die Linie, die von haargenau dieser Tradition in die Gegenwart führt: Hiphop. 2Pac. Kendrick Lamar, der sich wiederum auf dieses ganze kulturpolitische Geflecht bezieht, von James Brown bis Nat Turner, von Kunta Kinte (Alex Haley, „Roots“) bis 2Pac. Die Kombination aus existenziell-politischer Dringlichkeit und kulturellem Charisma, die in all dem steckt, bewegt und begeistert mich, und ich sehe Childish Gambino definitiv als Stein in diesem Mosaik.
bullschuetzDas Ganze ist auch so spürbar ein kulturelles Kontinuum, in dem alles mit allem zusammenhängt: Wenn Du Dir die Pressekonferenzen des jungen Ali anschaust, dann hörst Du da einerseits Echos der Gospeltradition (das Predigende, das Theatralische) und andererseits sowas wie Rap avant la lettre (die Rumreimerei, die rhythmisierte Rede, das witzige Geprahle). Und der Hiphop nimmt wiederum diese ganze Tradition in sich auf, den Stolz (und auch den Materialismus) von James Brown, die Selbstermaechtigungswucht von Ali, die Ueberwaeltigungsrhetorik der Gospelprediger und so weiter und so fort, paart es mit aktuellen Strassenerfahrungen, dem neuesten heißen Technikscheiss (Sampling, Drumcomputer) und erschafft den Next-Generation-Soul. Und das geht immer weiter…
Deshalb hatte mich To Pimp A Butterfly seinerzeit auch so gepackt: weil ich da in der Musik wie in den Texten dieses lebendige Strömen einer wirklich tief verinnerlichten Tradition wahrnahm, eines kulturellen Erbes, das aber nie museal wird, sondern sich ständig erneuert (und leider immer wieder aufs Neue gegen denselben alten beschissenen Rassismus aufbegehren muss).Sehr schön geschrieben!
Solche Kinder hätte ich auch gern, bzw. ich hätte gern Eltern gehabt, die sich für sowas begeistert hätten.
Mir fehlt aktuell leider die Zeit, mich ausführlich dazu zu äußern. Offen gesagt stecke ich da auch nicht so tief drin, als dass ich allzu viel Schlaues dazu sagen könnte. Aber die Faszination für dieses „kulturelle Kontinuum“ (wenn man sich etwas hip ausdrücken wollte, würde man sagen: dieser „Narrativ“ ) verspüre ich auch. Selbst wenn ich mich wiederhole: RJ Smith beschreibt ja auch James Brown als eine Figur, die tief in der Geschichte von Black America verwurzelt ist. Gleichzeitig gibt es auch aus heutiger Zeit immer noch und immer wieder Rückbezüge nicht nur auf ihn sondern auf vieles aus der Vergangenheit, nicht nur im Hip Hop. Apropos: Kendrick Lamars How To Pimp a Butterfly habe ich mir inzwischen auch besorgt. Aber dafür brauche ich noch etwas Zeit.
Aber zurück zu Childish Gambino. Ich habe ihn erst durch das This Is America-Video kenngelernt und kenne von ihm bislang zwei Alben, bzw. ein Mixtape und ein Album.
Culdesac (2010), ein sehr gutes Mixtape bzw. ein Album, das man legal und kostenlos hier downloaden kann und soll. Und da gibt’s auch noch anderes.
„Awaken, My Love!“ (2016), das letzte reguläre Album.Dazu hoffentlich später mehr.
Eigenartiges Zusammentreffen der Ereignisse: Bei der gerade ebigen Oscarverleihung gewann ausgerechnet das schwedisch-stämmige Weißbrot Ludwig Göransson den Oscar für den besten Film Score, Black Panther. Genau dieser Ludwig Göransson ist auch der engste musikalische Partner von Childish Gambino. Er ist CGs Co-Autor, Co-Produzent und Multiinstrumentalist zugleich.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)herr-rossiDonald Glover aka Childish Gambino ist ein Multitalent (Schauspieler, Comedian, Rapper, Sänger, Songwriter …) und in den USA bereits eine etablierte Größe. Sein letztes Album „Awaken My Love“ von 2016 sollte sich eigentlich jeder mal anhören, der etwas mit klassischem R’n’B/Soul anfangen kann. „This Is America“ dürfte der ikonischste Musik-Clip der letzten Jahre sein. Die Spannung auf sein viertes Album ist damit nochmal enorm gewachsen
Ich hatte mal’n Faible für die Serie „Community“ und war irgendwann auch mal überrascht, als ich feststellte, dass Donald Glover hinter „Childish Gambino“ steckt und eng mit Ludwig Göransson zusammen arbeitet, den man ja aus den Credits als Composer für die Serie kannte. Stecke sonst gar nicht in Soul/Hiphop drin — höre da nur so Einzelnes, über das ich meist aus anderen Zsh. heraus stolpere. Das Album „Because the Internet“ hat mich irgendwie fasziniert und „Awaken, MyLove“ finde ich sehr gelungen… auf das Video „This is America“ bin ich interessanterweise über brasilianische Websites gestoßen, auf denen die User sowohl das Video als auch die Zustände in Brasilien diskutierten… da habe ich echt gedacht, „wow, er stößt was an“…
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@yaizaNEUES ALBUM
3.15.20
… gefällt mir richtig gut
Review The GuardianVielen Dank für den Hinweis!
Habe noch nicht hineinhören können, aber bin gespannt. Und das trifft mich ausgerechnet in einer Phase, in der ich mir ein Plattenkaufmoratorium auferlegen wollte …
Habe mir gestern noch mal die Auslassungen von @bullschuetz über Black Music weiter oben im Thread durchgelesen. Sehr gut!
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Kurzer Beitrag vom Deutschlandfunk zur Veröffentlichung
Ich lasse es derzeit noch als Gesamtes wirken, habe mich noch nicht in die einzelnen Zeitstempel vertieft.
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Jubelnde Kritik von Tim Sendra bei allmusic („unpredictable, classic, timeless“), völlig gegensätzlicher, genervter Verriss von Anthony Fantano’s The Needle Drop („derivative, underwritten, weakly produced“).
Was sagt man dazu?
Gibt es das Album nur als download?
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)friedrich Gibt es das Album nur als download?
nach meiner -bisher kurzen- Recherche sieht es vorerst so aus…
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@ friedrich: Ich fand ja witzig, dass Anthony die Rezension „untitled unflattering“ betitelt hat in Anlehnung an das Kendrick Lamar-Album/Mixtape „unmastered unwritten“ mit einer ähnlichen Tracklist (nur aus Aufnahmedaten bestehend).
Man kann es auch streamen.;) Eine physische Version gibt es (noch) nicht. Weiß auch nicht, ob CD- und LP-Veröffentlichungen wegen des Lockdowns nicht größtenteils verschobe werden.
PS: Ich habe es noch nicht gehört.
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