Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Bob Dylan – Düsseldorf 08.11.
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Neulich in Düsseldorf.
17.30Uhr
Mit offenem Fenster und lässig zur Musik aus meinen Boxen mitsummend bog ich auf den Parkplatz vor der Philipshalle. Nichts böses ahnend blickte ich nach links und plötzlich tauchte vor mir das Gesicht einer Dame im sehr fortgeschrittenen Alter auf. „Haben sie noch eine Karte“, fragte sie und hielt mir ein Pappschild vor die Nase, auf dem eben jene Frage in großen schwarzen Buchstaben drauf gepinselt war. Leider musste ich diese Frage verneinen, fuhr ein kleines Stück weiter, versuchte mich zu sammeln und mich auf die Parkplatzdame in der orangenen Jacke zu konzentrieren.
„Das macht 3 Euro“, sagte sie grinsend. Ob das Grinsen zu so einer Art professioneller Arbeitsauffassung gehörte oder sie mich einfach nur auslachte, kann ich nicht sagen. Ich gab ihr die 3€ und wurde sogleich von mehreren Jacken auf eine Parkmöglichkeit hingewiesen. Ich quittierte ihren freundlichen Hinweis mit einem „JAWOHL!“
Ich war da! Es war 17.35Uhr, plus minus 30 Sekunden, und ich schaute mich erst einmal um. Schließlich hatte ich den Bericht von NiteOwl gelesen und dürstete nach Bestätigung. Oder auch Widerlegung der ganzen Geschichte.
Ich machte es mir bequem, war ja noch genug Zeit, öffnete eine Flasche Bier und drehte die Anlage wieder auf. Bei vielen Gesichtern allerdings beschlich mich das Gefühl, sie würden mich verabscheuen. Denn sobald sie an meinem Wagen vorbei kamen und wildes Geschrei und hoffnungslos verzehrte Gitarren (im Folgenden: At The Drive-In) vernahmen, bekamen ihre Gesichtszüge etwas unentspanntes und ihr Schritt beschleunigte sich. Gut, dachte ich, du solltest ein wenig Rücksicht nehmen. Beim Gedanken blieb es dann aber auch.
Der Parkplatz fühlte sich langsam. Im Rückspiegel erkannte ich mehrere Automobile der Luxusklasse, und ich fragte mich, ob ich in 40 Jahren mit einem Vertreter eben jener Klasse zu einem Strokes-Konzert (die At The Drive-In hatte ich nämlich unterdessen gegen die Room On Fire ausgetauscht) fahren würde. Auch hier blieb ich mir eine Antwort schuldig, denn unvermittelt hatte ich eine Erscheinung! Ich sah Jesus! Jesus! Man muss sich das vorstellen! Dass Jesus einen grünen Parka und braune Kordhosen trägt, und dazu noch Filterzigaretten raucht, wollte mir zwar nicht ganz einleuchten, aber egal. Es war Jesus, da bestand gar kein Zweifel.
Jesus verlor ich mit der Zeit aus den Augen, die Warteschlange allerdings nicht. Noch nie habe ich eine so ordentlich aufgestellte Warteschlange gesehen! Und das 15 Minuten vor ein Einlass. Nur fragte ich mich langsam, wo die ganzen Unter 30-Jährigen blieben? Kamen die wirklich alle zeitlich knapp, oder kamen sie gar nicht?
Wie dem auch sei. Kurz nach Sechs mache ich mich auf zum Eingang. Mit einer zweiten Flasche Bier in der Hand kam ich dort an und musste prompt feststellen, dass ich vollkommen underdressed war. Zum Glück sah ich dann doch noch ein paar Menschen, die nicht meine Eltern hätten sein können und war beruhigt ob ihrer Kleidung. Ich war nicht der Einzige, der sich in Bezug auf den Dresscode daneben benahm. Die Sache mit der Bierflasche wollte aber so recht niemandem gefallen. Und als ich dann noch anfing mir eine Zigarette zu drehen, schien die Stimmung langsam zu kippen. Kommentare wie, „Muss das denn sein?“ „Wo es hier doch so eng ist!“ „Kannste nicht warten?“ Ich beantwortete die an mich heran getragenen Fragen knapp und ehrlich. „Ja!“ „Wie zu Hause!“ „Nein!“
Hinter mir hörte ich Leute über diverse Setlisten reden, darüber welche eine Enttäuschung war, welche nicht, wo sie als nächstes Bob sehen würden, wo sie ihn überall schon gesehen hatten, auch durch einen Spalt im Zelt, jajaja. Dylanologen? Keine Ahnung, alte Männer halt, die gerne 200€ für das Konzert in Amsterdam ausgeben, inklusive Übernachtung natürlich, kann man ja keinem zumuten dann noch zurück zu fahren.
Nach kurzer aber intensiver Leibesvisitation war ich drin und bewegte mich erstmal zum Bierstand. Heinecken frisch aus der Flasche in den Plastikbecher. YummYumm, lecker. Mit meinem formschönen Becher machte ich mich auf die Suche nach den Ökos (Ex-, immer noch-, zukünftigen), von denen NiteOwl berichtet hatte. Nach fünf Minuten hatte ich keine Lust mehr sie zu zählen und begann die Erdkunde-Lehrer (oder waren es Sowi-Lehrer?) mit ihren minderjährigen Freundinnen zu suchen. Und ich fand tatsächlich eines dieser nett anzuschauenden Paare. Er sah aus wie mein ehemaliger Sowi-Lehrer, mit Leinenhose, knapp über dem Bierbauch sitzenden T-Shirt und einem grauen Pferdeschwanz. Sie hatte schwarze Dreadlocks und auch sonst schien alles schwarz an ihr zu sein. Sie schien eindeutig einen Vaterkomplex zu haben. Sehr niedlich die beiden!
Ich holte mir ein zweites Bier und schlich damit in der Halle umher. Mir fiel auf, dass Mützen, Kopfbedeckungen jeglicher Art bei Männern mittleren Alters schwer angesagt sind. Ein zweiter (und ein dritter, vierter und fünfter) Jesus kam an mir vorbei und wurde genauso höflich begrüßt wie der vor ihm und alle nach ihm. Seltsame Leute, dachte ich. Hier laufen fast nur seltsame Leute herum, und ich bin mittendrin.Als der große Meister endlich, nach mehreren vergeblichen Versuchen seitens des Publikums ihn früher heraus zu locken, so gegen 20.15 Uhr die Bühne betrat, hatte ich gerade einen Platz am linken Rand der Bühne ergattert. So konnte ich nun also den Hinterkopf eines der größten Musiker der Neuzeit betrachten. Nach zwei Songs wurde mir das dann aber doch zu albern und ich verband einen Ausflug zum Klo mit einem Seitenwechsel.
Auf der anderen Seite angekommen, staunte ich nicht schlecht. Ich muss wirklich dringender zum Augenarzt, als ich mir eingestehen will. Ein Herr neben mir war allerdings so freundlich mir kurz sein Fernglas (ein solches Gerät hatten übrigens sehr viele dabei, um so älter um so größer natürlich) zu leihen. Und so konnte ich ihn ganz aus der Nähe betrachten und dachte: Mein Gott ist der alt!
Ich gab das Fernglas wieder an seinen rechtmäßigen Besitzer und wurde langsam vom Alkohol übermannt. Es war definitiv Zeit die Augen ein wenig auszuruhen und die Musik zu genießen. Sehen konnte ich schließlich eh nicht viel. Gesagt, getan. Ich hatte schon fast alles um mich herum vergessen, war ganz eins mit den Tönen, da fing neben mir jemand an zu schreien. Kurz geschaut, es schien nichts weltbewegendes zu sein. Nur ein Fan. Ich begab mich zurück an meinen Platz in dem ich die Augen wieder schloss. Der Fan allerdings hatte nicht vor mich und alle anderen um uns herum in Ruhe zu lassen. Ob er wirklich ein Fan war, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Jedenfalls schien er sehr aufgebracht über die Titelwahl und die Art der Darbietung derselben. Er schrie und schrie in einem fort. Ich verstand kein Wort.
Nach einer halben Stunde, in der ich zwischen meditativem Musikgenuss und beunruhigten Seitenblicken auf meinen schreienden Nachbarn oszillierte, rief mich meine Blase zur Ordnung. Da stand ich nun am Urinal und überlegte, ob sich die 50€ für die Karte wirklich gelohnt hatten, als sich mein kleiner Schreihals dazu gesellte und mit einem Blick in meine Richtung ungefähr folgendes von sich gab: „I thought I was in fucking Grateful Dead Concert.“ Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, denn er hatte recht.Ich sparte mir die von den Massen geforderte Zugabe und machte mich auf den Weg zu meinem Wagen. Und um meine Überlegung vom Klo zu ende zu führen. Natürlich haben sich die 50€ gelohnt! Natürlich war es ein großartiges Gefühl einen großartigen Musiker live zu sehen und ich bereue keine Sekunde das alles erlebt zu haben! Aber, eines ist für mich klar geworden. „No more Grateful Dead Concerts!“
In diesem Sinne…
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WerbungDieses literarische Mitteilungsbedürfnis nach dem Besuch eines Bob Dylan Konzertes ist schon bemerkenswert :lol: . Ich hab´ wohl wirklich was verpasst.
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Dieses literarische Mitteilungsbedürfnis nach dem Besuch eines Bob Dylan Konzertes ist schon bemerkenswert :lol: . Ich hab´ wohl wirklich was verpasst.
:lol:
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BSPDieses literarische Mitteilungsbedürfnis nach dem Besuch eines Bob Dylan Konzertes ist schon bemerkenswert :lol: . Ich hab´ wohl wirklich was verpasst.
:lol:und da lacht wieder jemand,der keine 3 zusammenhängende sätze herausbringt.oh man….
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I'm forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air... Girls, go home! ...verdammt gut schaut er aus!Dieses literarische Mitteilungsbedürfnis nach dem Besuch eines Bob Dylan Konzertes ist schon bemerkenswert :lol: . Ich hab´ wohl wirklich was verpasst.
:lol:und da lacht wieder jemand,der keine 3 zusammenhängende sätze herausbringt.oh man….
und nun ?
was willst du mit dieser stumpfsinnigen Behauptung erreichen? (ausser zu spammen aus langeweile/deinem übertriebenem Geltungsbedürfnis nach zu kommen usw.)willst du den nobelpreis ?
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Weiter gehts mit Bob.
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BSPDieses literarische Mitteilungsbedürfnis nach dem Besuch eines Bob Dylan Konzertes ist schon bemerkenswert :lol: . Ich hab´ wohl wirklich was verpasst.
:lol:und da lacht wieder jemand,der keine 3 zusammenhängende sätze herausbringt.oh man….
und nun ?
was willst du mit dieser stumpfsinnigen Behauptung erreichen? (ausser zu spammen aus langeweile/deinem übertriebenem Geltungsbedürfnis nach zu kommen usw.)willst du den nobelpreis ?
ich lach‘! :lol:
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I'm forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air... Girls, go home! ...verdammt gut schaut er aus!fein, frenzy.
eine klasse story.
(manche wissen es schon, aber ich wiederhole mal: habe vor 20 jahren meine ganze dylan-7″-sammlung, welche nicht ohne war, im grunde wg dylan-fan-tums verkauft. )edit: du hast forever young verpasst. :D
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FAVOURITESIhr treibt mich echt noch so weit, dass ich am Dienstag Urlaub nehme ( morgen geht leider nicht ), nach Amsterdam fahre und mir mal dieses ganze Drum Herum Spektakel bei einem Dylankonzert anschau. ;-))))
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Yet there's no one to beat you, no one t' defeat you, 'Cept the thoughts of yourself feeling bad.@otis
danke, danke! Ehrlich gesagt, kenne ich „Forever Young“ gar nicht. Ist das schlimm? Ich meine, von welchem Album ist es denn und lohnt es sich da mal reinzuhören?@mrsgarthi
Wenn du es tust, musst du auf die Details achten! DIe Kleinigkeiten geben richtig viel her!--
"Problems can be solved, and if not, ignore them. Play it for laughs."Forever Young ist gleich zweimal auf „Planet Waves“ (****, wenn Du mich fragst! :twisted: )
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueForever Young ist gleich zweimal auf „Planet Waves“ (****, wenn Du mich fragst! :twisted: )
Danke! Mal sehen wo ich mir die mal anhören kann!
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"Problems can be solved, and if not, ignore them. Play it for laughs."Schon interessant, vielleicht sollte ich beim nächsten mal auch ein bißchen mehr auf die Leute um mich herum achten. :D
Ansonsten, schön geschrieben, frenzy. Nur Grateful Dead schreiben müssen wir noch üben. :D
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?:oops: :oops: :oops:
Komisch, es ist keinem anderen aufgefallen. Waren wohl erschlagen von der Masse an Text!
(Danke für den Hinweis!)
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"Problems can be solved, and if not, ignore them. Play it for laughs."Ihr treibt mich echt noch so weit, dass ich am Dienstag Urlaub nehme, nach Amsterdam fahre und mir mal dieses ganze Drum Herum Spektakel bei einem Dylankonzert anschau. ;-))))
…was sie nicht davon abgehalten hat, rechtzeitig loszuspurten.
Just in diesem Moment steht die liebe MrsGarthi in der ersten Reihe. Links.
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Ihr treibt mich echt noch so weit, dass ich am Dienstag Urlaub nehme, nach Amsterdam fahre und mir mal dieses ganze Drum Herum Spektakel bei einem Dylankonzert anschau. ;-))))
…was sie nicht davon abgehalten hat, rechtzeitig loszuspurten.
Just in diesem Moment steht die liebe MrsGarthi in der ersten Reihe. Links.
Die hat´s gut :D
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