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AutorBeiträge
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Versteh ich nicht was hat Schlager mit Blumfeld zu tun! Kommt aber denk ich darauf an was man unter „Schlager“ versteht! Ich versteh unter Schlager abgedroschene Texte und harmlose Melodien zum Mitsingen vorgetragen von „Superstars“ wie Bata Ilic oder Drafi Deutscher! Obwohl ich mir eingestehe doch auch schon öfters mitgesungen zu haben! Und da muss ich sagen seh ich zu Blumfeld nicht mal einen Hauch von Parallele!
Blumfeld hat mit „Jenseits von Jedem“ ein sehr intelligentes, melodisch wunderschönes Album hingelegt, das ich mehr unter Deutsch Pop einordne! Distelmeyer spricht mir teilweise so sehr aus Seele, ich dachte schon ich hätte einen verlorenen Bruder wiedergefunden! Zu Dylan seh ich auch nicht viel Paralellen, obwohl das keine Abwertung sein soll!
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WerbungMehry hat folgendes geschrieben:
Zu Dylan seh ich auch nicht viel Paralellen, obwohl das keine Abwertung sein soll!
Hoffen wir mal, das Bob Dir das nicht übel nehmen wird. :lol:
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Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.Nach all der Lobhudelei gibt es tatsächlich auch in der Presse kritische Artikel:
Martin Büsser – Alchemie des Banalen
Blumfeld lassen mit »Jenseits von Jedem« selbst Protest zu Sentimentalität gerinnen
Die Begeisterung fiel in der Presse bislang verhaltener als sonst aus, so mancher Text bestand fast nur noch aus schlangenförmigen Windungen, die sich einem eindeutigen Urteil zur neuen Blumfeld-Platte entzogen haben. Dennoch glaubte keine Redaktion, auf einen Kommentar, wenn nicht sogar auf ein Titelthema zu Blumfeld verzichten zu können und verlieh ihnen damit bereits die entsprechende, abermals nicht hinterfragte Relevanz. Eingeschüchtert vom Konsens, daß es sich bei Blumfeld im allgemeinen und bei Jochen Distelmeyer im speziellen um ein intellektuell komplexes Phänomen handele, wagte kaum einer unter den sich notfalls auf deutsche Tugenden wie Autoritätsgläubigkeit zurückziehenden Journalisten, eine Platte wie »Jenseits von Jedem« als die Banalität zu benennen, die sie doch ist. Was die »Diktatur der Angepaßten« bedeutet – übrigens einer der schönsten Songtitel, den Blumfeld je verfaßt haben –, läßt sich nirgendwo besser als an der öffentlichen, fast immer devoten Resonanz zu Blumfeld ablesen.
Bereits das »Jochen hier, Jochen da«, mit dem das strahlendste Sonnenblumengesicht jenseits der volkstümlichen Hitparade von Schwärmen fragend belagert wird, als sende die Sphinx hier ihre Rätsel aus, macht deutlich, worum es Blumfeld schon lange nicht mehr geht oder vielleicht auch nie gegangen ist: Von dem demokratischen Ansatz und der Idee einer Band als Kollektiv sind Blumfeld so weit entfernt, daß die beiden – wie hießen sie doch gleich? – Nicht-Jochens auf genau den Begleitcharakter reduziert werden, den auch die angetrauten Damen einnehmen, die als Beiwerk nebst Obst, Gemüse und einem Schachbrett die Rückseite des Covers zieren. Alles nur ein Manet-Zitat und mit Gender-Klischees spielende Ironie? Hier schnappt bereits die zweite Falle zu: Immer dann, wenn die Sätze allzu banal erscheinen, wird Ironie herbeizitiert. Zeilen wie »Krankheit als Weg« oder »Gib nicht auf – es kommt ein neuer Morgen«, was hier beinahe selbstredend auf »Sorgen« gereimt wird, sind von Pur nicht weit entfernt, werden aber, weil es sich ja schließlich um Blumfeld handelt, nicht als kleinbürgerliche Durchhalteparolen betrachtet, sondern zitathaft, ironisch oder doch in irgendeiner Weise gebrochen gelesen. Seltsam nur, daß zwar die ganze aus Zeilen wie »Die Welt ist schön, ich lebe gern« hervorbrechende Affirmation Ironie oder Zitat sein soll, die platten Protestbekundungen à la »Die Geschichte macht weiter / die herrschende Klasse/ der Haß auf die Frauen / die Versklavung der Massen« dagegen wörtlich genommen, mit einem »Endlich sagt es mal einer!« rezipiert werden, obwohl sich beides in Sachen Banalität nicht unterscheidet. – Umso deprimierender an alldem, daß die Form das Gesagte selbst dort noch, wo es einfach wahr und richtig ist, als Phrase unter Phrasen erschlägt.
Wenn all das Dargebotene nur ein Spiel mit Sprechweisen wäre, ein Verweis auf festgefahrene Rhetorik und auf das müde Lord-Chandos-Gefühl, daß einem die Sprache bereits auf der Zunge modert, wäre es nicht der Rede wert, da niemand wirklich auf einen Nachweis darüber gewartet hat, wie determiniert Texte im Pop oft daherkommen. Dies ist ein bekanntes, aber umgehbares Problem. Wenn Blumfeld es nicht umgehen, sondern selbst noch Protest zu Sentimentalität gerinnen lassen, wird die allseits gestellte Frage nach dem »Was will Jochen uns damit sagen?« obsolet: Es steht da und hat sich mutwillig der Gefahr ausgesetzt, wörtlich genommen zu werden. Wer inzwischen wie Marius Müller-Westernhagen reimt, muß sich auch gefallen lassen, wie Westernhagen wahrgenommen zu werden, nämlich ohne irgendein mögliches Dahinter und damit mit beiden Füßen in der Authentizitätsfalle.
Die Humorlosigkeit und Direktheit eines mit starken Gefühlen besetzten Sprechens verleihen »Jenseits von Jedem« einen autoritär einschüchternden Gestus, eine von jeglichem Sex-Appeal weit entfernte Strenge, die umso schwerer lastet, je heiterer die Musik dazu aufspielt. Letztere hält keinen Raum mehr für Überraschungen bereit, sondern besteht aus eingelerntem Standardpop, dessen Ideenlosigkeit und Hang zur Berieselung die Aufmerksamkeit nur leider umso mehr auf Gesang und Texte leitet. Wer das mit Verweisen auf den ähnlich fröhlichen Zitatpop der frühen Achtziger und dessen Strategie der Scheinaffirmation schönreden möchte, muß sich zugleich die Frage stellen, für wen und wogegen gerichtet hier überhaupt noch affirmiert werden soll – eine Abgrenzung von der in den frühen Achtzigern als dominant und abgeschmackt empfundenen Negativität von Punk ist derzeit wohl kaum mehr nötig. Entsprechend klingen die permanent freudig nach vorne preschenden Bläser nicht mehr wie einst bei Haircut 100 nach Aufbruch, sondern überanstrengt, geradezu trotzig beseelt. Was »Jenseits von Jedem« fehlt, ist auch nur der Hauch von Distanz zur eigenen Sache, zu dieser Gewichtigkeit des Vortrags, die vom Habitus her wie Rilke daherkommt und doch auf halbem Wege im Poesiealbum-Jargon steckenbleibt. Kein Problem, wenn sich hier einer selbst überschätzt, doch solange kaum jemand wagt, sich gerade wegen einer solchen Überschätzung gegen diese Platte auszusprechen, wird sich die Spirale weiterdrehen und unvermeidlich weitere Legionen von Blumfeld-Adepten und von sentimentaler Jungs-Befindlichkeit durchtränkte Platten mit sich bringen. Es ist an der Zeit, die Fragwürdigkeit all dessen schon am Original zur Kenntnis zu nehmen.
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.Rrrrrummmms!!!
Wenn ich mir das Album jetzt zulege, werde ich mich als Egal-ich-lass-mich-gern-von-der-Wichtigkeit-der-Namen-verarschen-Hörer outen und finde es womöglich auch noch toll.
Es ist schon richtig, hinter einem Namen nicht immer gleiche Qualität zu vermuten oder gar einen Sinn zu entdecken. Wenn aber Songzitate aus dem Zusammenhang gerissen und dann in ein, für den Schreiber passendes Mosaik gesetzt werden, ist auch dieser Artikel von Martin Büsser wiederum nur eine Sicht der Dinge. Außerdem habe ich das Gefühl, es geht ihm weniger um Blumfeld, als um die Jünger (Fans und Journalisten), die er salbungsvoll kritisiert.
Ich behaupte einfach: Diesen Text kann man auf jeden Künstler stricken. Sogar oder gerade auf Tom Waits und Bob Dylan.
Selbstreflektiert fällt mir hierzu (mal wieder) Tom Liwa ein: „…jeder Scheiß, den ich schreib, geht ihm unter die Haut, über jeden schlechten Witz muss er lachen…“--
Das fiel mir ein als ich ausstieg.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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macht doch was ihr wollt, mir macht ihr die Platte nicht schlecht.
Und zur Belohnung geh ich jetzt George Michael hören…--
macht doch was ihr wollt, mir macht ihr die Platte nicht schlecht.
Und zur Belohnung geh ich jetzt George Michael hören…Huuuuh (das Geräusch von Frank N.Furter in „In Just Seven Days…“) George Michael. Der vornehm schwarz gekleidete Disco-Sänger…
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.@KL: Sicher, bild dir deine eigene Meinung und leg dir die Platte zu. Rezensionen sind Rezensionen sind Rezensionen. Subjektives Empfinden des jeweiligen Schreiberlings. Ich stimme auch nicht mit allem überein, was Herr Blüssen hier schreibt. Aber wenn er darauf verweist, dass letztendlich nur noch der Name und die Legende Blumfeld davor schützt, die Texte von Distelmeyer nicht auf gleiche Ebene wie die von Pur oder Westernhagen zu stellen, obwohl sie da mitunter tatsächlich hingehören, dann trifft er damit genau den Nagel auf den Kopf.
Bist du bereit für eine kleine Utopie? Dann komm mit ins Abenteuerland!
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.@ Filter ja warum rechtfertigst du dich eigentlich? :D
Sehr schöne Cd meiner Meinung nach um Länegn besser als
Testament der Angst und immer dieser schlagervergleich-
da kenn ich wohl die falschen Schlager ( ist doch diese von
den Flippers , Andy Borg , Tommy steiner praktizierte Musikrichtung
oder?). Mit dem Nonsens wollt ihr das nicht allen Ernstes vergleichen.
Darf deutsche Musik nicht auch mal kitschig sein ?Und Jenseits von JEdem -Dylan hin oder her -ganz groß und keine
Minute zu lang.kitsch haben wir in der deutschen musik mehr als genug!
blumfeld sind auf grund ihrer texte selbstverständlich nicht kitsch! vielleicht liegt der hier vorgebrachte schlagervergleich ein wenig an seiner stimme und einige stellen sich hier möglicherweise vor, er soll seine songs bellen oder knurren. das macht distelmeyer zum glück nicht.
er bringt auch das prinzip hoffnung in seine musik ein.--
@ Filter
Ich glaube, wir meinen das gleiche, aber in unterscheidlicher Farbe. In dem Artikel wird zwar in Bezug auf Blumfeld konkretisiert, aber die Zielgruppe verallgemeinert. Außerdem scheint ja bei Blumfeld für den Autor eine recht große Erwartungshaltung zu bestehen, die sich nicht erfüllt hat.
Vgl. das letzte Tocotronic-Album mit den vorangegangenen. Für mich eins ihrer besten, begründet durch den Mut der Veränderung. Ach, sollen doch diese ganzen Deutschrock-Denker ihre Alben zweisprachig anbieten – dann gibt es diese Diskussion erst gar nicht.
Musik sollte nicht so ernst genommen werden.--
Das fiel mir ein als ich ausstieg.Rrrrrummmms!!!
Wenn ich mir das Album jetzt zulege, werde ich mich als Egal-ich-lass-mich-gern-von-der-Wichtigkeit-der-Namen-verarschen-Hörer outen und finde es womöglich auch noch toll.
Es ist schon richtig, hinter einem Namen nicht immer gleiche Qualität zu vermuten oder gar einen Sinn zu entdecken. Wenn aber Songzitate aus dem Zusammenhang gerissen und dann in ein, für den Schreiber passendes Mosaik gesetzt werden, ist auch dieser Artikel von Martin Büsser wiederum nur eine Sicht der Dinge. Außerdem habe ich das Gefühl, es geht ihm weniger um Blumfeld, als um die Jünger (Fans und Journalisten), die er salbungsvoll kritisiert.
Ich behaupte einfach: Diesen Text kann man auf jeden Künstler stricken. Sogar oder gerade auf Tom Waits und Bob Dylan.
Selbstreflektiert fällt mir hierzu (mal wieder) Tom Liwa ein: „…jeder Scheiß, den ich schreib, geht ihm unter die Haut, über jeden schlechten Witz muss er lachen…“wenns mir dreckig geht findet er sich drin wieder ( blöd das mir das bei Tom liwa Texten auch oft so geht-ich hoffe er verzeiht mir das )
wobei wir wieder beim besten Texter deutscher Sprache angelangt wären
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Ich habe das Album noch nicht, aber wenn hier wieder die Schlager-Variante genannt wird, verstehe ich es im Blumfeld-Kosmos als gewollten Reibungspunkt und würde mich in dem Kontext auch nicht stören. GErade weil Herr Diestelmeyer doch sehr kopflastige Texte schreibt, müssen die schlagerhaftigen nicht weniger Aufwand gebraucht haben und kommen im Gesamtalbum dann augenzwinkernd daher. So ähnlich wie grinsend geschrieben. So lese ich jedenfalls die Kommentare hier und ich merke, wie es mich gerade mächtig in einen Laden zieht. Abteilung Deutschrock, Buchstabe „B“.
Wenn Distelmeyer singt „ich liebe dich, die Welt ist schön, ich lebe gern“ nehme ich das gar nicht augenzwinkernd oder ironisch auf. Und das finde ich sehr schön! Denn das Blumfeld keine „Heile Welt“-Band sind, das ist stets offensichtlich.
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Nach all der Lobhudelei gibt es tatsächlich auch in der Presse kritische Artikel:
Martin Büsser – Alchemie des Banalen
Blumfeld lassen mit »Jenseits von Jedem« selbst Protest zu Sentimentalität gerinnen
Die Begeisterung fiel in der Presse bislang verhaltener als sonst aus, so mancher Text bestand fast nur noch aus schlangenförmigen Windungen, die sich einem eindeutigen Urteil zur neuen Blumfeld-Platte entzogen haben. Dennoch glaubte keine Redaktion, auf einen Kommentar, wenn nicht sogar auf ein Titelthema zu Blumfeld verzichten zu können und verlieh ihnen damit bereits die entsprechende, abermals nicht hinterfragte Relevanz. Eingeschüchtert vom Konsens, daß es sich bei Blumfeld im allgemeinen und bei Jochen Distelmeyer im speziellen um ein intellektuell komplexes Phänomen handele, wagte kaum einer unter den sich notfalls auf deutsche Tugenden wie Autoritätsgläubigkeit zurückziehenden Journalisten, eine Platte wie »Jenseits von Jedem« als die Banalität zu benennen, die sie doch ist. Was die »Diktatur der Angepaßten« bedeutet – übrigens einer der schönsten Songtitel, den Blumfeld je verfaßt haben –, läßt sich nirgendwo besser als an der öffentlichen, fast immer devoten Resonanz zu Blumfeld ablesen.
Bereits das »Jochen hier, Jochen da«, mit dem das strahlendste Sonnenblumengesicht jenseits der volkstümlichen Hitparade von Schwärmen fragend belagert wird, als sende die Sphinx hier ihre Rätsel aus, macht deutlich, worum es Blumfeld schon lange nicht mehr geht oder vielleicht auch nie gegangen ist: Von dem demokratischen Ansatz und der Idee einer Band als Kollektiv sind Blumfeld so weit entfernt, daß die beiden – wie hießen sie doch gleich? – Nicht-Jochens auf genau den Begleitcharakter reduziert werden, den auch die angetrauten Damen einnehmen, die als Beiwerk nebst Obst, Gemüse und einem Schachbrett die Rückseite des Covers zieren. Alles nur ein Manet-Zitat und mit Gender-Klischees spielende Ironie? Hier schnappt bereits die zweite Falle zu: Immer dann, wenn die Sätze allzu banal erscheinen, wird Ironie herbeizitiert. Zeilen wie »Krankheit als Weg« oder »Gib nicht auf – es kommt ein neuer Morgen«, was hier beinahe selbstredend auf »Sorgen« gereimt wird, sind von Pur nicht weit entfernt, werden aber, weil es sich ja schließlich um Blumfeld handelt, nicht als kleinbürgerliche Durchhalteparolen betrachtet, sondern zitathaft, ironisch oder doch in irgendeiner Weise gebrochen gelesen. Seltsam nur, daß zwar die ganze aus Zeilen wie »Die Welt ist schön, ich lebe gern« hervorbrechende Affirmation Ironie oder Zitat sein soll, die platten Protestbekundungen à la »Die Geschichte macht weiter / die herrschende Klasse/ der Haß auf die Frauen / die Versklavung der Massen« dagegen wörtlich genommen, mit einem »Endlich sagt es mal einer!« rezipiert werden, obwohl sich beides in Sachen Banalität nicht unterscheidet. – Umso deprimierender an alldem, daß die Form das Gesagte selbst dort noch, wo es einfach wahr und richtig ist, als Phrase unter Phrasen erschlägt.
Wenn all das Dargebotene nur ein Spiel mit Sprechweisen wäre, ein Verweis auf festgefahrene Rhetorik und auf das müde Lord-Chandos-Gefühl, daß einem die Sprache bereits auf der Zunge modert, wäre es nicht der Rede wert, da niemand wirklich auf einen Nachweis darüber gewartet hat, wie determiniert Texte im Pop oft daherkommen. Dies ist ein bekanntes, aber umgehbares Problem. Wenn Blumfeld es nicht umgehen, sondern selbst noch Protest zu Sentimentalität gerinnen lassen, wird die allseits gestellte Frage nach dem »Was will Jochen uns damit sagen?« obsolet: Es steht da und hat sich mutwillig der Gefahr ausgesetzt, wörtlich genommen zu werden. Wer inzwischen wie Marius Müller-Westernhagen reimt, muß sich auch gefallen lassen, wie Westernhagen wahrgenommen zu werden, nämlich ohne irgendein mögliches Dahinter und damit mit beiden Füßen in der Authentizitätsfalle.
Die Humorlosigkeit und Direktheit eines mit starken Gefühlen besetzten Sprechens verleihen »Jenseits von Jedem« einen autoritär einschüchternden Gestus, eine von jeglichem Sex-Appeal weit entfernte Strenge, die umso schwerer lastet, je heiterer die Musik dazu aufspielt. Letztere hält keinen Raum mehr für Überraschungen bereit, sondern besteht aus eingelerntem Standardpop, dessen Ideenlosigkeit und Hang zur Berieselung die Aufmerksamkeit nur leider umso mehr auf Gesang und Texte leitet. Wer das mit Verweisen auf den ähnlich fröhlichen Zitatpop der frühen Achtziger und dessen Strategie der Scheinaffirmation schönreden möchte, muß sich zugleich die Frage stellen, für wen und wogegen gerichtet hier überhaupt noch affirmiert werden soll – eine Abgrenzung von der in den frühen Achtzigern als dominant und abgeschmackt empfundenen Negativität von Punk ist derzeit wohl kaum mehr nötig. Entsprechend klingen die permanent freudig nach vorne preschenden Bläser nicht mehr wie einst bei Haircut 100 nach Aufbruch, sondern überanstrengt, geradezu trotzig beseelt. Was »Jenseits von Jedem« fehlt, ist auch nur der Hauch von Distanz zur eigenen Sache, zu dieser Gewichtigkeit des Vortrags, die vom Habitus her wie Rilke daherkommt und doch auf halbem Wege im Poesiealbum-Jargon steckenbleibt. Kein Problem, wenn sich hier einer selbst überschätzt, doch solange kaum jemand wagt, sich gerade wegen einer solchen Überschätzung gegen diese Platte auszusprechen, wird sich die Spirale weiterdrehen und unvermeidlich weitere Legionen von Blumfeld-Adepten und von sentimentaler Jungs-Befindlichkeit durchtränkte Platten mit sich bringen. Es ist an der Zeit, die Fragwürdigkeit all dessen schon am Original zur Kenntnis zu nehmen.
treffende Rezension :twisted: :twisted: :twisted: wo isse eigentlich erschienen :?:
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Outing? Okay. Beilage der Jungen Welt! Habs aber im Netz gefunden.
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.scheint ne gute zeitschrift zu sein
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Nun ja. War zu DDR-Zeiten das Zentralblatt für die FDJ. Wußte gar nicht, dass die überhaupt noch erscheint.
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack. -
Schlagwörter: Blumfeld, Jenseits Von Jedem
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