blindfoldtest #24 – vorgarten

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  • #10231787  | PERMALINK

    vorgarten

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    #14

    dorothy ashby: moving finger
    the rubaiyat of dorothy ashby.
    dorothy ashby (koto, voc), stu katz (vib), cliff davis (as), fred katz (kalimba), lenny druss (fl), cash mccall (g), ? (b), ? (dm), richard evans (arr).
    cadet records. original compositions inspired by the words of omar khayyam. recorded at ter-mar studios, chicago, november 1969 – january 1970.

    hip shit vom ex-arkestra-bassisten richard evans mit dorothy ashby, davon gab es drei alben, das hier ist aber das durchgeknallteste und schönste. ashby hat viele tolle sachen gemacht, auch im traditionelleren bereich. aber es war immer irgendwie eigen und kein jazz. es kommt aber sehr viel persönlichkeit hindurch. und ich brauchte noch ein bisschen anfang-70er coolness und experimentierlust. (und dass das noch alles ein mystisches material zur grundlage hat, wundert jetzt auch nicht.)

    richard evans (donny hathaway, marlena shaw, terry callier, soulful strings) hier über die zusammenarbeit:

    Where did you first hear Dorothy Ashby, and when did you know you wanted to work with her?

    It was 1962, and I was in New York negotiating with John Hammond, and we were about to watch Ella Fitzgerald. I decided to run to this bar next door, and when I came back, there was this beautiful Black lady with a bass and harp, and I thought I had died and gone to heaven. She really amazed me. I went up to her and told her I really enjoyed her stuff.

    In 1966 or so, I went to Detroit to watch [singer/guitarist] Frank D’Rone. When I went to dinner, I saw Dorothy again playing with another trio at the restaurant I was meeting Frank at. Right then, I asked her if she had a record deal. She said no, and I asked her if she wanted one, and that was it. Then we did Afro-Harping right after.

    From Dorothy’s first LPs to Afro-Harping and The Rubaiyat of Dorothy Ashby on Cadet, the sound changed from straightahead jazz to a very vibey, almost cinematic soul with jazz flourishes. What inspired you to take Dorothy’s recording aesthetic to these new realms?

    Her jazz playing was very New York-ish, very sophisticated. But I wanted things to be very Black, very funky at Cadet. She had a lot of pentatonic scales and stuff, but I wanted a swing. She was an expert on the harp and did things very instinctively. I think she just wanted to please me, and that’s why those recordings are different. By the time we cut her last record, it was very artistic. I thought it was gonna sell five copies. [laughs] But after those three albums with her, I had to use her anytime I needed a harp player.

    Did you keep in touch with Dorothy in her later years?

    No, we didn’t really keep in touch. But I do remember her as a very modest person. She always had a very self-acquired peace about her. Her manner was very gentle.


    dorothy ashby

    1930-86.
    home church: detroit.

    als harfenistin im jazz kaum ernstgenommen, später für hip-produktionen („afro harping“) eingesetzt.

    seit 1952 professionelle jazzharfenistin. eigene radioshow. mit ihrem mann sam ashby theaterproduktionen (ashby players). THE RUBAIYAT ist eine ambitionierte würdigung von omar khadyyam, einem persischen mathematiker und dichter aus dem 11./12. jahrhundert, der sich kritisch mit dem islam auseinandersetzte.

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    #10231791  | PERMALINK

    vorgarten

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    #15



    nick mason / carla bley: can’t get my motor to start

    nick mason’s fictitious sports.
    nick mason (dm), carla bley (comp, arr, prod, key), karen kraft (voc), gary windo (cl, fl), terry adams (harm, p), gary valente (tb), michael mantler (tp), howard johnson (tu), steve swallow (b).
    recorded at grog kill studio, willow, new york in october 1979. mixed at village recorders and the producer’s workshop, los angeles, california in december ’79 and may ’80.

    ironische brechung durch die kirchenchorleitertochter. carla bley musste natürlich dabei sein, und ich habe ewig nach was gesucht, was hier passen könnte. ich finde das stück großartig arrangiert, es macht seine ironischen erzählung von ausfallenden motoren und also bewegungen sehr tanzbar. die üblichen bley-leute sind dabei, pink-floyd-drummer nick mason hat sich aber in den vordergrund gestellt. hier singt vor allem karen kraft (übrigens „the first white soloist in the famed First A.M.E Church Choir“), ansonsten übernimmt robert wyatt diesen job.

    carla bley

    geb. 1936
    home church: oakland, california. lovella may borgs vater emil war kirchenchorleiter und klavierlehrer. sie wollte aber lieber mit 14 eiskunstlaufen und ging nach new york.

    niemand spielte ihre kompositionen („mr. coltrane, would you play my waltz?“), bis paul bley sie ernst nahm und ihr kontakte verschaffte. in der jazz composers guild mitte der 60er war sie die einzige frau; noch dazu jemand, die ihre musikalischen neuerungen nicht auf improvisation gründete. szene-internen gegenwind (vor allem durch sun ra) ignorierte sie. die hochphase des black nationalism verbringt sie in europa. mehr und mehr bleibt sie im hintergund, tritt kaum als performerin auf.

    gründung der jazz composers orchestra association. eigene bigband. nea jazz masters award 2015.

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    #10231801  | PERMALINK

    vorgarten

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    #16

    geri allen: angels
    the gathering.
    geri allen (p), ‘little wally’ wallace roney jr. (tp, 19 mon.), wallace roney (tp), robin eubanks (tb), dwight andrews (fl), buster williams (b), lenny white (dm), ‘little laila’ laila roney (voc, 7).
    produced by teo macero.
    rec. 1998. verve.

    oh my. seit ewigkeiten liebe ich dieses stück auf dem nicht wirklich gelungenen album THE GATHERING, in dem geri allen ihr trio mit williams und white (of BITCHES BREW fame) um ein paar familienmitglieder im eigentlichen und übertragenen sinn erweiterte. hier betrifft das ihren damaligen ehemann wallace roney und die gemeisamen kinder laila (7 jahre) und „little wally“ (19 monate). letzterer ist übrigens heute ein aufstrebender trompetenstar, wie man hier ja schon hört. vor einigen wochen erinnerte ich mich daran, besorgte mir die cd noch mal, beschloss, dieses stück in den bft aufzunehmen – und dann starb die protagonistin. jetzt ist es also eine hommage geworden. für den hall, das echo, die ätherischen stimmen und die gesamte stimmung ist teo macero zuständig, der es hinbekommt, das ausgerechnet lenny white so klingt, als könne er nicht den takt halten.

    geri allen

    1957-2017.
    home church: detroit. ausbildung in der cass technical highschool, wie alice coltrane und dorothy ashby vor ihr.
    lehrerin, eigenständige pianistin, ausgesprochen auf mary lou williams bezogen. nach kurzer beteiligung an der gründungsphase von m-base in new york sofortige emanzipation. all-women-projekt mit terri lyne carrington und esperalda spaulding. „she trascended labels and gender“.

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    #10231805  | PERMALINK

    vorgarten

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    #17



    m-base collective: one bright morning (c. wilson)

    anatomy of a groove.
    cassandra wilson (voc), steve coleman (as), greg osby (as), jimmy cozier (bs), david gilmore (g), james weidman (p), kevin ‘bruce’ harris (elb), marvin ‘smitty’ smith (dm).
    rec. nyc 1991/92. diw.

    cassandra wilson erkennt hier jeder sofort, dachte ich. gelang aber nur @brandstand3000, dem ich das stück mal vorgespielt hatte, wenn ich mich richtig erinnere. und zuletzt noch @friedrich. ein m-base-spiritual mit versetztem beat, generischem klavier und einem nicht allzu strahlenden coleman-solo. aus der 1991er bestandsaufnahme von m-base, da war geri allen schon nicht mehr dabei (james weidman einer ihrer etwas profillosen nachfolger, der klavierstuhl blieb vakant), e-bassist harris in seiner miller/pastorius-seligkeit wurde reaktiviert, auch osby tutet ein bisschen mit. in diesem umfeld finde ich die komposition trotzdem besonders und wilson nehme ich das auch grundsätzlich ab. mit der produktion kann aber heute gerade niemand viel anfangen. ich mag ja die symmetrie sehr, wie das alles auf- und wieder zugeklappt wird, bis nur noch das cassandra-wilson-summen übrigbleibt.

    cassandra wilson

    geboren 1955.

    home church: jackson, mississippi.

    die eltern sind lehrer. wilson spielt klarinette in marching bands, lernt autodidaktisch gitarre. ist mitglied der black arts music society. 1981 geht sie nach new orleans (verbindung zu sweat emma, #1). dort lernt sie ellis marsalis kennen, der sie fördert. ein jahr später schon geht sie nach new york und lernt bei grachan moncur III. sie ist die sängerin von m-base, tritt aber auch in henry threadgills new air auf. spätestens mit ihrem blue-note-album BLUE NIGHT ´TIL DAWN (1993) ist sie ein superstar und fusioniert jazz-, folk- und blues-elemente.

    vielen dank für die beseelten kommentare und andere beteiligungen. mir hat es großen spaß gemacht.

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    #10231809  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

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    Super BFT, damit das auch von mir nochmal gesagt ist! Herzlichen Dank!

    Zu #11, das ist ja toll, kenne ich natürlich nicht, aber von Barbara Donald wollte ich vor Jahren auch mal was auf einen BFT packen, von ihrem einzigen (?) Leader-Album, das mir dann aber nach wiederholten Hören doch nicht so gut gefiel bzw. mich nicht vollends überzeugte (ich kaufte auch eine nicht ganz billige aber auch nicht super teure LP-Ausgabe davon nicht, die ich mehrmals im selben Laden stehen sah).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10231821  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    gypsy-tail-wind
    Zu #11, das ist ja toll, kenne ich natürlich nicht, aber von Barbara Donald wollte ich vor Jahren auch mal was auf einen BFT packen, von ihrem einzigen (?) Leader-Album, das mir dann aber nach wiederholten Hören doch nicht so gut gefiel bzw. mich nicht vollends überzeugte (ich kaufte auch eine nicht ganz billige aber auch nicht super teure LP-Ausgabe davon nicht, die ich mehrmals im selben Laden stehen sah).

    das kenne ich und finde es auch nicht so besonders, der richtige weg sind wohl die aufnahmen mit simmons, die suche ich noch. nach allem, was man so über sie liest, ist ihr starker auftritt hier allerdings kein ausbrecher, sondern eher die regel gewesen. es lohnt sich wohl, da noch mal nachzuforschen. SMILEY ETC. ist auf dem weg zu mir, ich muss also selbst noch überprüfen, wie diese band über die albumlänge wirkt.

    --

    #10231831  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    @friedrich:

    mir sind in meinen antworten auf deine kommentare noch zwei unsauberkeiten unterlaufen. cadet/argo war ein sublabel von chess, insofern warst du auf der richtigen spur. und HIP HARP von dorothy ashby ist von 1958 und war noch keine produktion von richard evans, sondern ein ziemlich traditionelles hardbop-album.

    --

    #10231857  | PERMALINK

    demon

    Registriert seit: 16.01.2010

    Beiträge: 66,870

    vorgarten#13
    adele sebastian: i felt spring
    […] aber dieses stück ist etwas auf dem album versteckt. seine leichtigkeit ist aber besonders. eine abgebrochene karriere, ein kultalbum. auch ein schöner, meditativer, weiblicher jazz-entwurf.

    Mir scheint, ich sollte meine Geringschätzung des Flötenspiels hier überdenken…
    … und bin auch schon dabei!

    Nochmal:

    <ot>
    Als ich so ca. 2005 begann, mich – angeregt durch die Möglichkeiten der Digitalisierung – wieder mehr für Musik zu interessieren, da hätte ich solche „Anleitung“ haben müssen wie hier; dann wäre ich vielleicht beim Jazz gelandet statt beim Rock.
    </ot>

    --

    Software ist die ultimative Bürokratie.
    #10231859  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,126

    Auch von mir noch vielen Dank für den anregenden bft, lieber vorgarten. Habe die Auflösung mit meiner Mischung aus Interesse und Unkenntnis gelesen. Klasse!

    --

    #10231865  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    @gruenschnabel – vielen dank auch von meiner seite. ich hätte natürlich gerne noch deine kommentare zu #7-#17 gelesen. aber schön, dass du irgendwie dabei geblieben bist.

    @demon – es ist ja noch nicht zu spät! ;-)

    --

    #10231905  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 222

    toll konzipierter bft! und sehr schön gemachte auflösung. wenn die arbeit nachlässt, lese ich das nochmal mit genuss. die größte überraschung ist für ich auch barbara donald. hammer! aber auch das schmutzige ts von willene barton. vielen dank!

    --

    #10231917  | PERMALINK

    cloudy

    Registriert seit: 09.07.2015

    Beiträge: 10,406

    Auch von mir ganz herzlichen Dank für den tollen BFT! Ich werde jetzt in Ruhe alles nachlesen, da ich in den letzten Tagen unfreiwillig offline war (keine Internetverbindung – warum auch immer) und folglich hier nicht mehr mitlesen konnte.

    --

    schnief schnief di schneuf
    #10232297  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,857

    Vielen Dank für den schönen BFT!

    Die persönlichen Hightlights sind #2, #6, #9  und #11.   Schön, dass #11 zwar obskur aber doch leicht zu bekommen ist. :-)

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #10232347  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    nicht_vom_forum
    Die persönlichen Hightlights sind #2, #6, #9 und #11. Schön, dass #11 zwar obskur aber doch leicht zu bekommen ist.

    danke für die rückmeldung. und schön, dass dir #6 gefällt. überlege rückblickend, ob ich statt #12 lieber die duo-version von conquest/yamamoto hätte nehmen sollen (die ich nach wie vor sehr berührend finde), aber ich finde die reibung zwischen den beiden klangschichten immer noch spannend. das album, aus dem #11 ist, habe ich mir selber gerade erst bestellt, ich dachte vorher auch, das sei nicht zu bekommen.

    --

    #10232355  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,789

    Kurz ausm urlaub: vielen dank für den schönen bft, vorgarten! Wo ist denn nummer 11 gut zu bekommen (vinyl)? Bei discogs ists ja recht teuer, wenn man porto und mglw. taxes mit einbezieht.

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