Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Das Dekaden-Forum › Seventies › BAP – Wolfgang Niedecken´s BAP rockt andere kölsche Leeder ( 1979 )
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„Eure Musik ist Scheiße. Euer Gitarrist ist Scheiße, das Schlagzeug ist zu zurückhaltend, der ganze Sound ist zu zahm, schwammig, unentschieden…“
Man möchte beim Hören von „Wolfgang Niedecken´s BAP rockt andere kölsche Leeder“ Klaus Heuser auf Anhieb kopfnickend der Einschätzung einer Band, der er zu diesem Zeitpunkt noch nicht angehörte, beipflichten. Doch sollte man bedenken, dass diese Platte fast das Optimum dessen darstellt, was BAP damals zu leisten imstande waren. Nicht nur, dass die Aufnahme unter zeitlichem Druck und mit Mini-Budget ausgestatten Quasi-Hobby-Musikern entstand, die ansonsten anderen Berufen nachgingen und nur an Wochenenden „einen Kasten Bier leerprobten“. Auch das Repertoire dieser frühen Phase war zunächst nicht darauf zugeschnitten, von einer Band umgesetzt zu werden, da es sich fast ausschließlich um Solo-Material Niedecken´s handelte, welches er, sich selbst auf der Gitarre begleitend, in den Kneipen Kölns zum Besten gab. Die Texte bilden ein zum Teil sozialkritisches Themen-Sammelsurium und persiflieren auf sarkastische Art die Ignoranz und den Muff bürgerlichen Daseins. Das dies manchmal recht platt erscheint, liegt sicher an Niedecken´s Unerfahrenheit und nicht zuletzt an der ursprünglichen Zielgruppe der Kneipengänger. Bei Stücken wie „Liebesleed“ und „Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg“ ist jedenfalls Potential und deutlich höheres Niveau erkennbar, denn hier wird Inhalt nicht durch unnötigen Klamauk verschüttet.
Musikalisch ist das Ganze zum Teil herrlich unprofessionell, wohin die Reise gehen sollte, wusste noch keiner so genau, und im Hüllentext heißt es fast rührend : „Die Rockarrangements wurden von der gesamten Gruppe erarbeitet“. Das man sich dabei Mühe gegeben hat, sei wohlwollend unterstellt und zum durchaus nicht schlechten, wenn auch wenig rockenden Ergebnis tragen schließlich auch die von professionellen Gastmusikern eingespielte Instrumental-Linien bei. So sind Sopransax und Flöte, gespielt von Büdi Siebert sehr angenehm und passend., genau wie die auf „Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg“ zu hörende Buzouki ( Arno Fries ).
Abschließend stellt sich „Wolfgang Niedecken´s BAP rockt andere kölsche Leeder“ als ambitioniertes Debüt einer Gruppe dar, die damals schon als Band um Wolfgang Niedecken herum verstanden werden sollte. Ein Konzept. dass sich bis in die Gegenwart gehalten hat. Das Klaus Heuser aufgrund seiner unverschämten, wenn auch richtigen Feststellung für die folgenden Platten die musikalische Federführung übernehmen und BAP auf einen erfolgreichen Kurs bringen sollte, ist hinlänglich bekannt und nur folgerichtig. Manchmal wird Musikgeschichte halt auf einem Kneipenklo geschrieben…
Insgesamt : ** 1/2
Highlights von Rolling-Stone.deWerbungDie wenigsten dürften wegen dieser Platte auf BAP gestoßen sein. In der Mehrzahl wurde sie bestimmt gekauft, nachdem man „für usszeschnigge“ oder ein anderes Album bereits hatte. „Rockt andre kölsche Leeder“ ist ja ein Sammelsurium klassischer Liedermachermusik, angefüllt mit Klamauk und Gemeinschaftsgefühl. Neben den langen Texten ragen nur wenige Songs heraus. „Liebesleed“, „Stell dir vüür“ und „Wahnsinn“ haben es wenigstens bis in die Neuzeit geschafft. Der Rest fällt besser unter den Tisch.
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.DJ@RSO Manchmal wird Musikgeschichte halt auf einem Kneipenklo geschrieben…
Ein schöner Satz. Außerdem geallen mir Deine Beschreibungen. Nicht zuletzt, weil ich mir nach und nach jedes Album mal wieder anhöre, obwohl ich die Band für mich eigentlich schon ad acta gelegt hatte.
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.KritikersLieblingAußerdem gefallen mir Deine Beschreibungen.
Das tun sie. Applaus auch von mir.
Das Thema ist ja nicht nur angenehm..--
?@ KL & thomlahn
Schön, dass es Euch gefällt. Hat mir, wie an anderer Stelle schon geschrieben, auch Spaß gemacht, die BAP-Platten wieder mal „am Stück“ zu hören, wobei dann natürlich das „Gefälle“ einiger Werke sehr deutlich wird.
Mir gefällt außerordentlich, dass ich doch den ein oder anderen dazu anregen konnte, sich der Materie noch einmal anzunehmen.
@ KL
Die wenigsten dürften wegen dieser Platte auf BAP gestoßen sein. In der Mehrzahl wurde sie bestimmt gekauft, nachdem man „für usszeschnigge“ oder ein anderes Album bereits hatte.
Genau. bei mir war es erst „Ahl Männer, aalglatt“
@ thomlahn
Das Thema ist ja nicht nur angenehm…
Wohl wahr…
“BAP rockt andere kölsche Leeder (Remaster)
BAP
24.03.2006
3580382 2 CD+Bonus-CDDISC 1
1. Das große Schu-bi-du
2. Stell dir vüür
3. Sinnflut
4. Liebesleed
5. Et Neuste Testament
6. Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg
7. Alptraum eines Opportunisten
8. Hang On Sloopy
9. Wahnsinn
DISC 2
1. Chauvi Rock (Single, 1980)
2. Et letzte Leed (Live, „Bess Demnähx“, 1983)
3. Wahnsinn (Crossover-Vers., 1995, „Wahnsinn/Die Hits v.79-95)
4. Wahnsinn (Irrsinns-Mix feat.DJ Lupe, Maxi-Single, 1995)
5. Gespräch Wolfgang Niedecken & Frank Laufenberg ’06 (Teil I)
6. Neuleed inkl. Einleitung (Proberaum-Version 1978)
7. Aachterbahn inkl. Einleitung (Proberaum-Version 1977)
8. Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg inkl. Einleitung (Akustik-Version 1978)
9. Jraaduss inkl. Einleitung (Akustik-Version 1978)Auf die Proberaumversionen von 77/78 freue ich mich am meisten!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue -
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