26.05.18 – The very special Glory + gypsy goes Jazz # 71

01.

Marianne Faithfull – Prologue (Dante Alighieri, A. Badalamenti); A secret Life, 1995.

“A Secret Life” ist das zweite Studioalbum, das Marianne Faithfull nach ihrem endgültigen Drogenausstieg veröffentlichte, und es ist eindeutig Neuland, welches sie da betritt. Mit „Strange Weather“ hatte sie es sich komfortabel gemacht und ihren Lieblingsproduzenten Hal Wilner machen lassen. Nun wagt sie sich an Angelo Badalamenti, durch David Lynchs „Twin Peaks“ bekannt geworden, der die Musik schrieb und alles instrumentierte und produzierte. Beeinflusst wurde er durch Faithfulls Interesse an klassischer Musik, und ihr Faible für hochliterarische Texte zeigt sie gleich im ersten Track des Albums – „Prologue“. Sie wählte einen Text von Dante Alighieri aus seiner „Comedia“, was schwer zu toppen ist, aber… das Album hat natürlich auch einen Epilog.

https://en.wikipedia.org/wiki/A_Secret_Life_%28album%29

https://genius.com/Marianne-faithfull-prologue-lyrics

Ich habe mir das schon korrigieren lassen …. …

02.

Powersolo – Sonic sauce (Kix, Child); The real Sound, 2014.

Nein, hochliterarisch geht es jetzt nicht weiter. Wenn die Interpreten Powersolo sind, dann stehen die beiden Brüder Kim „Kix“ (Keks) und Bo „Atomic Child“ Jeppesen für kauzige, auch ein wenig derbe Inhalte in perfekter musikalischer Umsetzung, und wenn der Titel dann noch „Sonic Sauce“ heißt, ist doch alles klar! Kim, der ältere der beiden „Railthin Brothers“ bellt und brüllt seinen Text, sodass man nichts verstehen kann, aber im Grunde ist doch alles klar, oder?

https://crunchyfrog.bandcamp.com/album/the-real-sound

03.

Hannes Wader – Der Tankerkönig (H. Wader); 7 Lieder, 1972.

Sorry, aber das muss jetzt sein! Schließlich jährt sich die 68er Zeit zum 50. Mal, alle möglichen Fernsehprogramme ziehen Bilanzen, und ein Ergebnis war das In-Erscheinung-Treten einer neuen Generation von Musikern, die dem deutschen Lied neue Facetten hinzufügten. Darunter auch Wader, und der „Tankerkönig“ begeisterte uns damals völlig. Okay, ich gebe zu – so richtig gut gealtert ist der Titel nicht, aber wir klatschten uns auf die Schenkel beim „herrenlosen Damenfahrrad“ oder Sätzen wie „Ich bin der Rattenfänger von Hameln – wo sind hier die Mäuse?“ Wader war 1969 mit seinem ersten Album in Erscheinung getreten, gehörte eindeutig zur linken Szene und war Anfang der 70er nach Hamburg gezogen. Als er auf lange Tournee gehen und vorher per Anhalter durch Europa reisen wollte, überließ er seine Wohnung einer Frau, die sich Hella Utesch nannte und vorgab, NDR-Journalistin zu sein. Es war Gudrun Ensslin, und Waders Wohnung wurde in seiner Abwesenheit zum Stützpunkt der Baader-Meinhof-Gruppe. Von der Bühne weg wurde er verhaftet und mit einem Medienboykott belegt. Dieser wurde eingestellt, weil sich etliche Kollegen solidarisierten und ebenfalls den Boykott erklärten. So, jetzt ist aber die Zeit des echten, deutschen Talking Blues!

https://de.wikipedia.org/wiki/7_Lieder

https://genius.com/Hannes-wader-der-tankerkonig-lyrics