2018 hörte ich folgende für mich neue Alben

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  • #10674445  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,874

    @wahrbei hancock bleibe ich auf jeden fall dabei, ich mag ja davon auch einiges der blue-note-sachen, finde anderes aber etwas äh wie eine musikalische begleitung einer angenehmen flaute auf see, wo zur erfrischung melonen gereicht werden. ich weiß, ich liege damit nicht richtig, bzw. muss einfach mal wieder hunger auf melonen bekommen.

    😂

    Aber auch das wäre nicht das Schlechteste!

    african head charge ist toll, du hattest mir auch mal freundlicherweise ein paar dls zukommen lassen. „songs of praise“ ist im moment mein favorit, weil es mir – auch unter dem eindruck von khalabs „black noise 2084“ – gut gealtert scheint. das würde ich nicht von allen alben von african head charge behaupten, manchmal bollert mir das etwas zu sehr in der typischen weise, in der sherwood damals produziert hat. es wird aber auch hier wieder zeiten geben, da möchte ich genau davon so richtig durchgebollert werden.

    Hatte ich das? Kann mich gar nicht mehr erinnern. Freut mich aber, das das gut bei Dir angekommen ist. Muss mir AHC selbst mal wieder anhören.

    Khalab – Black Noise 2084? Noch nie gehört. Warum hat mir das niemand gesagt? ;-)

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #10674609  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 66,994

    @wahr und @kurganrs das Vernetzen von Jazz-Aufnahmen bzw. -Musikern ist von Anbeginn Teil der Faszination, die die Musik auf mich ausübt, wie sich die Leben der Protagonisten immer wieder überschneiden, wie dabei auch mal Erwartungen unterlaufen oder unerwartete Konstellationen entstehen usw. Früher lag das auch am beschränkten Budget, d.h. ich hörte Leute auch mal bloss als Sidemen und es dauerte, bis ich dann mal was eigenes kaufen konnte – da ergibt sich das Beachten der Vernetzungen eigentlich fast schon von selbst.

    Aber klar, das ist alles sehr zeitaufwändig, lesen, Liste führen (ich führe eine Excel-Datei, in der ich auch die Namen der Sidemen zu Alben aufliste, natürlich nicht perfekt und mit Tippfehlern, aber vieles findet man dann doch sofort, heute kann man natürlich auch alles online finden … aber das hilft beim Einkauf ja nicht, wenn ich nicht sicher bin, ob ich etwas z.B. unter anderem Titel nicht doch schon habe, oder letzte Woche jetzt schon gekauft hab oder nicht …) – und das halt schon seit ca. 25 Jahren.

    Kommt mir gerade in den Sinn aus der Diskussion der letzten Posts her, @wahr, Du solltest vielleicht mal „Living By Lanterns“ austesten, Jason Adasiewicz und Mike Reed mit einer handvoll toller Leute (inkl. Tomeka Reid, von der ich definitiv mehr kennenlernen will, das Duo-Album auf Nessa ist sehr schön) – eine Art Sun Ra-Hommage, die aber ganz eigene (Chicagoer) Wege geht:
    http://www.cuneiformrecords.com/bandshtml/livingbylanterns.html

    Die Band ist für eins meiner allerschönsten Jazzkonzerte verantwortlich.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10674627  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,625

    2018 habe ich mich auf Neuerscheinungen konzentriert und nur wenige ältere Platten für mich entdeckt. Und Jazz ging irgendwie gar nicht: ich habe das ganze Jahr über nur zwei Jazz-Alben gehört und wollte auch die am Ende nicht besitzen. Bei beiden spielte Julian Lage, einmal als Leader seines Trios, einmal als Sideman von Nels Cline. Da ich ihn vorher nicht kannte, war er quasi eine „Entdeckung“ für mich: Ich habe zwar noch kein Album von ihm, würde ihn aber gerne mal live sehen. Schon in den Videos seiner Auftritte kommt so viel Freude am Musizieren rüber, dass ich mich selbst freue. Julian Lage ist ein ebenso einfallsreicher wie vielseitiger Musiker; ich habe ihn auch ab und zu als Gastmusiker in (Aufzeichnungen von) Chris Thiles „Live From Here“-Show gesehen, wo eher selten Jazz gespielt wird. Oft gehört habe ich sein Stück „Ryland“, allerdings in der Fassung von I’m With Her mit Lyrics von Aoife O’Donovan („Under the Apple Tree“).

    „Entdeckt“ habe ich außerdem, dass ich alt genug bin, um mich „für Kauntry-Musik zu interessieren“, wie Guz einst sang („Mit dem Alter fängt man an…“). Meine größte Entdeckung in Sachen Country war Sarah Shook, die ich jetzt ungefähr zeitgleich mit ihrem Debüt von 2015, Sidelong, und dem aktuellen Album Years kennengelernt habe (ich finde Years fast noch besser als das Debüt, stehe damit hier im Forum aber alleine da). Sarah Shook schreibt großartige Songs, sowohl in melodischer wie textlicher Hinsicht, und hat eine unverkennbare herbe Stimme, die perfekt zu ihrem Material passt. Sie singt mit Ausdruck, vor allem im Spektrum zwischen Bitterkeit und Selbstbehauptung, und hat eine gute Band an ihrer Seite (besonders der Gitarrist ist herausragend).

    Außer Country habe ich 2018 auch wieder etwas mehr Klassik gehört als in den Vorjahren, besonders Barockmusik. Mit Emma Kirkby habe ich seit kurzem eine neue Lieblingssängerin (das ist natürlich so, als würde man jetzt erst Marvin Gaye für sich entdecken, aber ich bin barocker Vokalmusik bis dahin so konsequent aus dem Weg gegangen, dass sie mir tatsächlich unbekannt geblieben war). Ihr Gesang kommt mir wunderbar natürlich vor, sie hat eine klare und bewegliche Stimme, eine klare Aussprache und ist sparsam im Einsatz von Vibrato oder Tremolo – damit ist sie ja zum Vorbild geworden für viele andere Sängerinnen, die sich nach ihr dem barocken Repertoire genähert haben. Speziell ihr Purcell-Album Songs & Airs mit Christopher Hogwood am Keyboard und Anthony Rooley an der Laute finde ich großartig. Ich habe in den letzten zwei Jahren ohnehin mehr Purcell gehört als je zuvor, vor allem Songs und Bühnenmusiken. „O Solitude“ zählt seitdem zu meinen absoluten Lieblingssongs – zuerst vor allem in den Versionen von Nancy Argenta, aber seit ein paar Wochen gefällt mir die neue Aufnahme von Olivia Chaney genauso gut (Chaney ist im Singer/Songwriter-Fach tätig, nicht in der Klassik, aber sie ist auf ihre Art ebenfalls eine elektrisierende Sängerin).

    Ansonsten habe ich vor allem aktuelle Veröffentlichungen gehört, wie gesagt. Da waren einige Entdeckungen dabei: Folk-Bands aus dem UK wie Young Waters und Bird in the Belly (plus Hickory Signals, ein Duo, das bei Bird in the Belly mitmacht, aber daneben auch ein eigenes Album rausgebracht hat), das US-amerikanische Folk-Duo The Brother Brothers (Adam und David Moss, die neuen Simon & Garfunkel), Singer/Songwriter wie Kitty Macfarlane (aus Somerset, Folk-beeinflusst) oder Christy Hays (Americana aus Texas – die wurde mir treffsicher von latho empfohlen). BJ Barham von American Aquarium ist auch ein großer Songschreiber, den ich bis vor kurzem nicht kannte (Country-Rock). In Sachen Art-Pop war da vor allem Ana Silvera mit ihrem „Trauerarbeits“-Zyklus Oracles (sie ist von Kate Bush und Tori Amos beeinflusst und hat eine schöne Sopranstimme). Erstmals seit längerem konnte ich mich auch wieder für etwas richtig Populäres begeistern, das Debüt des belgischen Popstars Angèle. Und in gewisser Weise gehört Robyn auch zu den „Entdeckungen“: die kenne ich zwar seit 2005, seit „Konichiwa Bitches“, aber erst letztes Jahr habe ich mir ein komplettes Album von ihr angehört (das mich dann zu meiner Überraschung auch noch begeistert hat): schön zurückhaltender Dance-Pop mit viel House, etwas Disco und ein bisschen Art-Pop, konzipiert als Gesamtwerk, nicht als Sammlung von Einzeltracks, das mich mitnimmt auf eine Reise vom Schmerz zur wiedergefundenen Lebensfreude, in einer Verbindung von blank polierter, glatter Oberfläche und emotionaler Tiefe.

    --

    To Hell with Poverty
    #10674999  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,874

    @vorgarten

    friedrich

    Wirklich? Das wäre sehr schade! Willst Du es Dir nicht noch mal überlegen? (…)

    das können wir ja dann mal außerhalb des internets diskutieren

    Sehr gerne – auch wenn ich befürchte, dabei mit meinen schlimmsten Online-Sünden konfrontiert zu werden. ;-)

    Gibt es eigentlich eine Art von RS-Forums-Netiquette? Ich musste nachdenken, wie die wichtigsten Regeln lauten könnten. „Fasse dich kurz“ und „Bleibe beim Thema“ wären für mich zwei davon und deswegen werde ich das hier auch nicht weiter ausbreiten. Außerdem kann man das ja auch im Netz googeln. Ganz hilfreich, sich selbst das mal (wieder) vor Augen zu führen: Die 17 Gebote der Netiquette.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10675023  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    „Fasse dich kurz“ würde ich hier eher als Kreativitäts-Bremse für manche sehen. Da könnte der Schreibfluss leiden. Dementsprechend auch (manchmal) die Qualität.

    --

    #10675115  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    friedrichGanz hilfreich, sich selbst das mal (wieder) vor Augen zu führen: Die 17 Gebote der Netiquette.

    ach, das Usenet. Das war wohl noch vor dem Spex-Forum…

    --

    #10675593  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 5,831

    friedrich

    @vorgarten

    friedrich Wirklich? Das wäre sehr schade! Willst Du es Dir nicht noch mal überlegen? (…)

    das können wir ja dann mal außerhalb des internets diskutieren

    Sehr gerne – auch wenn ich befürchte, dabei mit meinen schlimmsten Online-Sünden konfrontiert zu werden. Gibt es eigentlich eine Art von RS-Forums-Netiquette? Ich musste nachdenken, wie die wichtigsten Regeln lauten könnten. „Fasse dich kurz“ und „Bleibe beim Thema“ wären für mich zwei davon und deswegen werde ich das hier auch nicht weiter ausbreiten. Außerdem kann man das ja auch im Netz googeln. Ganz hilfreich, sich selbst das mal (wieder) vor Augen zu führen: Die 17 Gebote der Netiquette.

    Mit Klarnamen schreiben fällt wohl eher unter Dummheit als unter Netiquette. Und der sparsame Gebrauch von Humor muss mir auch erst noch einleuchten. Und das sind nur die zwei offensichtlichsten Schnitzer in dieser Aufzählung.

    --

    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #10675833  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,874

    12 Alben, die für mich in 2018 anregend waren:

    Albert Ammons & Meade Lux – The First Day (1939)
    Wie das alles überhaupt anfing.

    Sami Baha – Free For All (2018)
    Willkommen in der schönen kühlen Tristesse der Vorstadt.

    Neneh Cherry – Broken Politics (2018)
    Auch Vorstadt, aber reifer, arrivierter, mit Kindern. Aber cool.

    DJ Koze – Knock Knock (2018)
    In einer Party um die Welt.

    Conforce – Autonomous (2017)
    Großstadt, Industrie, Nacht, Nebel.

    Roman Flügel – Themes I – XIII (2018)
    13 zarte klangliche Szenarios.

    Bill Frisell- Music Is (2018)
    Musik wie von einem alten Bekannten. Stimmt ja auch irgendwie.

    The Hillard Ensemble – Ockeghem: Missa Prolationum / Marian Motets (Komposition zweite Hälfte 16. Jhdt., Aufnahme 1988)
    Die Geburt des Minimalismus aus der Renaissance.

    Holly Herndon – Platform (2015)
    Pop, elektronisch zerlegt, anders wieder zusammengesetzt.

    Martyn – Voids (2018)
    Die Leere (= Voids) mit beats füllen.

    Hans Otte – Das Buch der Klänge (1984)
    Ein Mann, ein Piano, eine Musik so klar wie Wasser.

    Waajeed – From the Dirt (2018)
    House von Grunde auf.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10676377  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,899

    go1[…]
    Christy Hays (Americana aus Texas – die wurde mir treffsicher von latho empfohlen).
    […]

    Prima! Dann schieße ich gleich mal Brandi Carliles „By The Way, I Forgive You“ hinterher – das könnte auch etwas für dich sein. Zwar wie Hays Platte auch von diesem Jahr (und deswegen leicht off topic), aber sei’s drum.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #10677233  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,785

    gypsy-tail-wind@wahr und @kurganrs das Vernetzen von Jazz-Aufnahmen bzw. -Musikern ist von Anbeginn Teil der Faszination, die die Musik auf mich ausübt, wie sich die Leben der Protagonisten immer wieder überschneiden, wie dabei auch mal Erwartungen unterlaufen oder unerwartete Konstellationen entstehen usw. Früher lag das auch am beschränkten Budget, d.h. ich hörte Leute auch mal bloss als Sidemen und es dauerte, bis ich dann mal was eigenes kaufen konnte – da ergibt sich das Beachten der Vernetzungen eigentlich fast schon von selbst. Aber klar, das ist alles sehr zeitaufwändig, lesen, Liste führen (ich führe eine Excel-Datei, in der ich auch die Namen der Sidemen zu Alben aufliste, natürlich nicht perfekt und mit Tippfehlern, aber vieles findet man dann doch sofort, heute kann man natürlich auch alles online finden … aber das hilft beim Einkauf ja nicht, wenn ich nicht sicher bin, ob ich etwas z.B. unter anderem Titel nicht doch schon habe, oder letzte Woche jetzt schon gekauft hab oder nicht …) – und das halt schon seit ca. 25 Jahren. — Kommt mir gerade in den Sinn aus der Diskussion der letzten Posts her, @wahr, Du solltest vielleicht mal „Living By Lanterns“ austesten, Jason Adasiewicz und Mike Reed mit einer handvoll toller Leute (inkl. Tomeka Reid, von der ich definitiv mehr kennenlernen will, das Duo-Album auf Nessa ist sehr schön) – eine Art Sun Ra-Hommage, die aber ganz eigene (Chicagoer) Wege geht: http://www.cuneiformrecords.com/bandshtml/livingbylanterns.html Die Band ist für eins meiner allerschönsten Jazzkonzerte verantwortlich.

    höre gerade mal rein in LIVING BY LANTERNS und finde es sehr ansprechend. (notiz: muss dieses jahr mehr jazz live hören)

    #10677251  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,785

    go12018 habe ich mich auf Neuerscheinungen konzentriert und nur wenige ältere Platten für mich entdeckt. Und Jazz ging irgendwie gar nicht: ich habe das ganze Jahr über nur zwei Jazz-Alben gehört und wollte auch die am Ende nicht besitzen. Bei beiden spielte Julian Lage, einmal als Leader seines Trios, einmal als Sideman von Nels Cline. Da ich ihn vorher nicht kannte, war er quasi eine „Entdeckung“ für mich: Ich habe zwar noch kein Album von ihm, würde ihn aber gerne mal live sehen. Schon in den Videos seiner Auftritte kommt so viel Freude am Musizieren rüber, dass ich mich selbst freue. Julian Lage ist ein ebenso einfallsreicher wie vielseitiger Musiker; ich habe ihn auch ab und zu als Gastmusiker in (Aufzeichnungen von) Chris Thiles „Live From Here“-Show gesehen, wo eher selten Jazz gespielt wird. Oft gehört habe ich sein Stück „Ryland“, allerdings in der Fassung von I’m With Her mit Lyrics von Aoife O’Donovan („Under the Apple Tree“). „Entdeckt“ habe ich außerdem, dass ich alt genug bin, um mich „für Kauntry-Musik zu interessieren“, wie Guz einst sang („Mit dem Alter fängt man an…“). Meine größte Entdeckung in Sachen Country war Sarah Shook, die ich jetzt ungefähr zeitgleich mit ihrem Debüt von 2015, Sidelong, und dem aktuellen Album Years kennengelernt habe (ich finde Years fast noch besser als das Debüt, stehe damit hier im Forum aber alleine da). Sarah Shook schreibt großartige Songs, sowohl in melodischer wie textlicher Hinsicht, und hat eine unverkennbare herbe Stimme, die perfekt zu ihrem Material passt. Sie singt mit Ausdruck, vor allem im Spektrum zwischen Bitterkeit und Selbstbehauptung, und hat eine gute Band an ihrer Seite (besonders der Gitarrist ist herausragend). Außer Country habe ich 2018 auch wieder etwas mehr Klassik gehört als in den Vorjahren, besonders Barockmusik. Mit Emma Kirkby habe ich seit kurzem eine neue Lieblingssängerin (das ist natürlich so, als würde man jetzt erst Marvin Gaye für sich entdecken, aber ich bin barocker Vokalmusik bis dahin so konsequent aus dem Weg gegangen, dass sie mir tatsächlich unbekannt geblieben war). Ihr Gesang kommt mir wunderbar natürlich vor, sie hat eine klare und bewegliche Stimme, eine klare Aussprache und ist sparsam im Einsatz von Vibrato oder Tremolo – damit ist sie ja zum Vorbild geworden für viele andere Sängerinnen, die sich nach ihr dem barocken Repertoire genähert haben. Speziell ihr Purcell-Album Songs & Airs mit Christopher Hogwood am Keyboard und Anthony Rooley an der Laute finde ich großartig. Ich habe in den letzten zwei Jahren ohnehin mehr Purcell gehört als je zuvor, vor allem Songs und Bühnenmusiken. „O Solitude“ zählt seitdem zu meinen absoluten Lieblingssongs – zuerst vor allem in den Versionen von Nancy Argenta, aber seit ein paar Wochen gefällt mir die neue Aufnahme von Olivia Chaney genauso gut (Chaney ist im Singer/Songwriter-Fach tätig, nicht in der Klassik, aber sie ist auf ihre Art ebenfalls eine elektrisierende Sängerin). Ansonsten habe ich vor allem aktuelle Veröffentlichungen gehört, wie gesagt. Da waren einige Entdeckungen dabei: Folk-Bands aus dem UK wie Young Waters und Bird in the Belly (plus Hickory Signals, ein Duo, das bei Bird in the Belly mitmacht, aber daneben auch ein eigenes Album rausgebracht hat), das US-amerikanische Folk-Duo The Brother Brothers (Adam und David Moss, die neuen Simon & Garfunkel), Singer/Songwriter wie Kitty Macfarlane (aus Somerset, Folk-beeinflusst) oder Christy Hays (Americana aus Texas – die wurde mir treffsicher von latho empfohlen). BJ Barham von American Aquarium ist auch ein großer Songschreiber, den ich bis vor kurzem nicht kannte (Country-Rock). In Sachen Art-Pop war da vor allem Ana Silvera mit ihrem „Trauerarbeits“-Zyklus Oracles (sie ist von Kate Bush und Tori Amos beeinflusst und hat eine schöne Sopranstimme). Erstmals seit längerem konnte ich mich auch wieder für etwas richtig Populäres begeistern, das Debüt des belgischen Popstars Angèle. Und in gewisser Weise gehört Robyn auch zu den „Entdeckungen“: die kenne ich zwar seit 2005, seit „Konichiwa Bitches“, aber erst letztes Jahr habe ich mir ein komplettes Album von ihr angehört (das mich dann zu meiner Überraschung auch noch begeistert hat): schön zurückhaltender Dance-Pop mit viel House, etwas Disco und ein bisschen Art-Pop, konzipiert als Gesamtwerk, nicht als Sammlung von Einzeltracks, das mich mitnimmt auf eine Reise vom Schmerz zur wiedergefundenen Lebensfreude, in einer Verbindung von blank polierter, glatter Oberfläche und emotionaler Tiefe.

    einer meiner peinlichsten taten im forum im letzen jahr war, als ich dich wegen eines kommentars anranzte, weil ich schlichtweg soziologen und sozialarbeiter verwechselt hatte. sorry nochmal.

    danke für deinen ausführlichen kommentar! von den erwähnten musikern kenne ich niemanden (ok, nels cline und robyn kenne ich). und wieder wird mir klar, dass vieles, was rs-forum-user so hören, im rollingstone selber gar nicht oder nur äußerst marginal vorkommt – zumindest nach meinem kenntnisstand, denn ich kaufe ja nur zwei ausgaben im jahr. warum lässt die redaktion nicht mal z.b. gypsy ein jazz-konzept entwickeln, warum nicht mal einen experten einen mehrseitigen überblick über barockmusik schreiben, warum nicht mal sowas wie eine artists reflection in der jahresendausgabe drucken (wie es die wire macht)? es gäbe so viele möglichkeiten, das heft interessanter zu gestalten.

    alt genug für country – das ist zwar irgendwie auch ein klischee, aber eins, dem ich folgen kann. country ist ja auch die natürliche weiterentwicklung von punks, wenn sie in die jahre kommen. man muss sich akkordmäßig nicht umstellen und auch keine komplizierten metren einstudieren. und trotzdem bewahrt man seine würde.

    #10677525  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,625

    latho

    go1[…] Christy Hays (Americana aus Texas – die wurde mir treffsicher von latho empfohlen). […]

    Prima! Dann schieße ich gleich mal Brandi Carliles „By The Way, I Forgive You“ hinterher – das könnte auch etwas für dich sein. Zwar wie Hays Platte auch von diesem Jahr (und deswegen leicht off topic), aber sei’s drum.

     
    Brandi Carliles Album habe ich gehört (reichlich spät freilich – sie hatte schon ihre Grammy-Nominierungen als ich endlich reingehört habe). „Party of One“, das eindrucksvoll gesungene Beziehungskrisenlied, fand ich gleich ansprechend als ich im Dezember das schöne Video gesehen habe (mit Elizabeth Moss und Nicole Disson als Liebespaar in der Beziehungskrise) – Paul Buckmaster hat ja kurz vor seinem Tod noch ein wirkungsvolles Streicher-Arrangement für den Track geschrieben (mit Bach-Zitat am Ende, glaube ich). Das Album ist größtenteils tatsächlich was für mich (große Stimme, gute Songs, viel Emphase), aber ich brauche noch ein bisschen Zeit für die Urteilsbildung – es gibt zwei, drei Stellen, an denen mir die Arrangements zu dick aufgetragen schienen, und ich weiß noch nicht, ob ich mich von „Hold Out Your Hand“ wirklich mitreißen lassen möchte. Die schwierige Übung, einen guten Song über den eigenen Nachwuchs zu schreiben („The Mother“), ist ihr aber jedenfalls gelungen, weil sie nichts verklärt.

    Was man mir noch hätte empfehlen können: You Are Not Alone von Courtney Robb. Ich habe leider erst 2019 gemerkt, dass dieses Album eigentlich in meine Top 20 gehörte, vielleicht sogar in die Top 10 – wenn ich es denn besitzen würde. Prägnante Songs mit viel Seele (und viel Dunkelheit), überzeugend gesungen, schlackenlos und sparsam arrangiert, getragen und gut gespielt – da ist ein Track schöner als der andere, und „The Next Disaster“ ist einfach groß. Das Album gefällt mir noch besser als die von Christy Hays und Brandi Carlile – es ist eine musterhafte Americana-Platte, auf der folkigen Seite. In Sommers Umfrage wird Courtney Robb zurecht gut abschneiden, denke ich. @pipe-bowl sollte vielleicht auch mal kucken, ob er sie irgendwo kriegen kann.

    --

    To Hell with Poverty
    #10677541  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,625

    wahreiner meiner peinlichsten taten im forum im letzen jahr war, als ich dich wegen eines kommentars anranzte, weil ich schlichtweg soziologen und sozialarbeiter verwechselt hatte. sorry nochmal.

    Ist schon ok. Ich fand’s amüsant.

    wahrdanke für deinen ausführlichen kommentar! von den erwähnten musikern kenne ich niemanden (ok, nels cline und robyn kenne ich). und wieder wird mir klar, dass vieles, was rs-forum-user so hören, im rollingstone selber gar nicht oder nur äußerst marginal vorkommt – zumindest nach meinem kenntnisstand, denn ich kaufe ja nur zwei ausgaben im jahr. warum lässt die redaktion nicht mal z.b. gypsy ein jazz-konzept entwickeln, warum nicht mal einen experten einen mehrseitigen überblick über barockmusik schreiben, warum nicht mal sowas wie eine artists reflection in der jahresendausgabe drucken (wie es die wire macht)? es gäbe so viele möglichkeiten, das heft interessanter zu gestalten.

    Ich kenne ja auch nur eine Handvoll der von Dir erwähnten Musiker und Alben (die berühmten halt).

    Wenn ich mir vom ROLLING STONE etwas wünschen dürfte, wären das wohl ausführliche Artikel über Musik, die nicht aus Deutschland, Österreich, dem UK oder Nordamerika stammt, sondern zum Beispiel aus Brasilien, Mali, Frankreich oder Japan. Schon Australien und Neuseeland werden stiefmütterlich behandelt, erst recht der nicht englischsprachige (oder deutschsprachige) Teil der Welt. Der RS hat einmal Detlef Diederichsen engagiert, um einen Essay über brasilianische Musik zu schreiben – etwas in der Art hätte ich gerne als regelmäßige Einrichtung. Aber wahrscheinlich ist das ein frommer Wunsch; die Themenwahl dürfte sich eher danach richten, was aktuell in Deutschland veröffentlicht oder wiederveröffentlicht wird.

    wahralt genug für country – das ist zwar irgendwie auch ein klischee, aber eins, dem ich folgen kann. country ist ja auch die natürliche weiterentwicklung von punks, wenn sie in die jahre kommen. man muss sich akkordmäßig nicht umstellen und auch keine komplizierten metren einstudieren. und trotzdem bewahrt man seine würde.

    Ja, eben. „Three chords and the truth“ – das reicht für Punk und es reicht ebenso für Country. Fiddle und Steel Guitar sind fein, aber nicht zwingend notwendig (obgleich ich es schätze, wenn Countrymusik nach Country klingt und nicht nach Pop, Rock oder R&B). Die Essenz liegt in den Songs, im Vortrag, im Storytelling. Musicianship spielt auch eine Rolle, aber man muss ja nicht gleich Bluegrass spielen, wo Virtuosität gefragt ist; außerdem lernen Musiker dazu im Laufe der Jahre.

    --

    To Hell with Poverty
    #10677547  | PERMALINK

    pipe-bowl
    Moderator
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    Beiträge: 69,624

    go1In Sommers Umfrage wird Courtney Robb zurecht gut abschneiden, denke ich. @pipe-bowl sollte vielleicht auch mal kucken, ob er sie irgendwo kriegen kann.

    Danke für den Tipp. Ist zunächst mal notiert.

    --

    there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
    #10677661  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

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    go1Wenn ich mir vom ROLLING STONE etwas wünschen dürfte, wären das wohl ausführliche Artikel über Musik, die nicht aus Deutschland, Österreich, dem UK oder Nordamerika stammt, sondern zum Beispiel aus Brasilien, Mali, Frankreich oder Japan.

    das würde ich auch super finden.

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