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Anonym
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Nachtrag: Lese gerade in der „Zeit“ in einer Geschichte über Nick Hornby: „Der Pop, so Hornby, habe seit den 60er Jahren immer wieder für die große Zäsur, den Bruch mit der Vergangenheit gesorgt. Die Botschaft der Beatles wie von Punk war: Wir hassen alles, was vor uns war, weg mit der Vergangenheit und der Tradition!“
Einerseits bezweifle ich, ob das so rundum stimmt. Denn natürlich machten sich Beatles, Stones und auch Punk die Vergangenheit in vieler Hinsicht nutzbar, sie kamen nicht aus dem Nichts. Aber eins stimmt wohl schon: Diese „Wir sind neu!“-Idee, diese immer ein bisschen geflunkerte Erneuerungs-Behauptung, diese große Geste, manchmal auch gernegroße Pose gehört schon zum Pop. Es geht um die Akzentuierung, die Betonung – und die liegt auf dem Wort „neu!“ Erst recht wurde das in den 60er-Jahren so rezipiert – Pop war eine stürmisch begrüßte Revolution für die Jungen und zutiefst abgelehnte Revoluzzerei für viele Alte.
Und deshalb ist das, was in den Basement-Tapes durchexerziert wird, womöglich in der Tat „neu“ im Sinne von: quer zum Zeitgeist. Da wird mit Hingabe, Emphase, Respekt, Zuneigung, Hingabe, Lernbegier, Geschichtsbewusstsein die Vergangenheit erforscht, um daraus etwas Gegenwärtiges zu machen. Klar könnte man ähnliches auch von den Stones und ihrer Blues-Aneignung sagen – aber das war kombiniert mit einer revoluzzerischen Attitüde. Bei Dylan und der Band ist das dagegen ganz unverstellt, ungetarnt, nichtmal oberflächlich überschminkt. Motto: Wir ziehen uns mit unseren Familien aufs Land zurück und erforschen unsere Wurzeln.
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