Re: Der Album-/Compilation-Definitions-Thread

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herr-rossi
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motörwolfNur ganz kurz, weil ich zur Arbeit muß: Wikipedia ist aber auch in der Lage, eine einigermaßen stimmige Definition des Begriffes Album zu liefern.

Die Einleitung des (englischen) Artikels liefert eine Beschreibung der technischen Formate und der Entwicklung des Albums. Die eigentliche Definition ist allerdings so allgemein gehalten, wie nur eben möglich: „When long-playing records were introduced, a collection of pieces on a single record was called an album; the word was extended to other recording media such as compact disc, MiniDisc, Compact audio cassette, and digital or MP3 albums, as they were introduced.“ Dass es einen solchen weiteren Begriff von „Album“ gibt, will ich nicht bestreiten, aber in der Regel sind damit „Studio-Alben“ gemeint, die ja weiter unten im Wikipedia-Artikel im Mittelpunkt stehen und so definiert werden: „A studio album contains newly written and recorded or previously unreleased or remixed material, distinguishing itself from a compilation or reissue album of previously recorded material, or live recording made at a performance venue.“ Und diese Unterscheidung ist so einfach, dass wir sie in aller Regel mühelos vornehmen können. Alle mir etwas künstlich erscheinende Aufregung führt doch nicht darum herum, dass wirklich jeder, der „Push Barman …“ oder „Singles Going Steady“ zu seinen Albumfavoriten zählt, sich bewusst ist, dass es Kompilationen sind und keine originären Veröffentlichungen.

Die Single ist keine Idee, sondern einer technisch vorgegebenen Einschränkung geschuldet.

Das ist Unfug. Wenn Labels/Künstler und Käufer/Hörer/DJs nicht eine Idee davon gehabt hätten, worin der spezielle künstlerische Eigenwert der Single liegt, dann wäre das Format schnell wieder vom Markt verschwunden. Sie war aber als eigenständige Veröffentlichungsform in der Vinyl- wie in der CD-Ära überaus populär. Im Download- und Streaming-Zeitalter weicht der „Single“-Begriff auf, da im Prinzip jeder Track einzeln verfügbar ist. Und doch gibt es weiterhin wie selbstverständlich Tracks, die wir als Single wahrnehmen, weil sie im Radio laufen, weil Clips dazu produziert und angeklickt werden usw.

Die ersten Alben sind in erster Linie Single-Sammlungen mit ein paar neuen Tracks. Die Idee, die hinter eurem Albumbegriff steht, kommt eigentlich erst später auf (allgemein wird ja gern Sgt. Pepper als Meilenstein genommen).

Ist doch unbestritten, aber dieses „später“ ist Deine und meine Lebenszeit. Ich finde das keine randständige Entwicklung, wir reden von fünf Jahrzehnten. In den Albumrankings, mit denen die Diskussion mal begonnen hat, tauchen doch nur selten Alben aus der Zeit vor 1965 auf – und bei denen wird man häufig feststellen können, dass sie in ihrer Entstehung durchaus schon dem „Studio-Album“ entsprechen, PS: denn auch vor 1965 waren Alben längst nicht immer Zweitverwertungen von Singles, sondern konnten durchaus von vornherein als solche konzipiert und produziert worden sein.

Noch kurz zu Bonustracks: auch hier möchte ich wieder den Vergleich mit Büchern anstrengen. Alben (RIs) mit Bonus entsprächen in etwa erweiterten Auflagen, evtl. auch HKAs. Wo ist das Problem, außer daß ihr so tut, als wäre Musik eine so statische Kunstform wie die Bildhauerei?

Ich sprach von Bonus Tracks bei aktuellen / neuen Veröffentlichungen. Die sind oft auf allen Formaten enthalten, so dass sich die Frage stellt, was genau daran „Bonus“ sein soll. Man verlängert die Alben damit um Tracks, die irgendwie aber auch nicht richtig dazugehören, sonst würde man sie ja nicht als „Bonus“ ausweisen. Ansonsten ist das eine andere Diskussion, die wir hier nicht führen müssen.

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