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Danke auch von mir. Kann da mit meiner Konzerterfahrung selbst nicht mithalten, war nach 2009 erst mein zweites, aber es ging mir deutlich tiefer unter die Haut als das erste, und nicht nur des schöneren Ortes wegen. Es waren Momente wie der schon beschriebene bei „Something“, als das „Threetles“-Bild im Hintergrund erschien und spontan gigantischer Jubel losbrach, oder als sich Ähnliches zu Beginn des Zugabenteils wiederholte, nachdem Paul und Wix ihre Deutschland- bzw. Union Jack-Fahnen wieder seitlich abgegeben hatten und sich die ganze Band stattdessen in tagesaktueller Anspielung auf den Anschlag von Orlando mit einer großen Regenbogenfahne an der Rampe versammelte. Das war so simpel und so groß, die Publikumsreaktion so überwältigend, dass mir die Erinnerung immer noch Tränen in die Augen treibt und sogar das unmittelbar folgende „Yesterday“ plötzlich gar nicht mehr abgedroschen klang, sondern mich vielleicht zum ersten Mal überhaupt gänsehautmäßig voll erwischte.
Klar ist da ein abgebrühter Show-Profi am Werk, der genau weiß, wie er die Leute „kriegt“, über die Programm-Dramaturgie, die ortsspezifisch modifizierten Plaudereien zwischendurch, die optische Inszenierung der Songs und nicht zuletzt die gekonnte Pflege der Illusion, die gefühlte Vertrautheit der Menschen mit ihm beruhe auf Gegenseitigkeit. Er gibt sich nahbar, wie ein alter Kumpel, der gerade mal wieder in der Stadt ist, während gleichzeitig permanent der Mythos der ewig unerreichbaren Ikone beschworen wird. Aber selbst mit dem Wissen darum (und um die Eintrittspreise für das zwanglose „Wiedersehen unter Freunden“): Es funktioniert!
Schon dafür kann man ihn nur uneingeschränkt bewundern.
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)