Blind Fold Test #15 – Friedrich

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  • #89119  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    Ein Hallo in die Runde,

    der Blind Fold Test #15 steht im Netz. Der entsprechende link wurde per PN an die üblichen Verdächtigen verteilt.

    Es handelt sich um einen Mix von 10 Stücken mit insgesamt knapp 60 Minuten Laufzeit, eine überschaubare Angelegenheit also. Stilistisch ist das eine recht bodenständige Sache mit einer starken Neigung in Richtung R&B. Bei einigen Stücken würde die Jazzpolizei ggf. einschreiten, anderes würde wahrscheinlich nicht mal in deren Zuständigkeitsbereich fallen. Aber egal, ob Jazz, ob R&B oder was auch immer, so gibt es doch bei allen Stücken etwas, das sie verbindet.

    Ich habe mich bemüht, mich knapp zu fassen und bitte, dies auch bei den Kommentaren zu beherzigen. In der Kürze liegt die Würze! Auch kommt es mir weniger darauf an, die Stücke bzw. deren Interpreten zu erraten, als viel mehr darum, eine Reaktion auf die Musik zu bekommen. Einiges kann man sowieso babyleicht erraten, anderes ist fast unmöglich. Es gibt ebenso ein paar Gassenhauer wie auch Obskuritäten, von denen ich selber nicht viel mehr weiß als Titel und Interpret. Auch Kommentare zu nur einzelnen Stücken oder ein einziger Kommentar zum gesamten Mix sind willkommen.

    Bei Fragen, Wünschen, Interesse an der Teilnahme bitte PN an mich.

    Viel Spaß!

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #8995517  | PERMALINK

    udw
    so little gets done

    Registriert seit: 22.06.2005

    Beiträge: 3,284

    Danke für die Zusammenstellung. Ich freu mich auf den Mix und hoffe, dass ich in den nächsten Tagen genügend Zeit finde.

    --

    so little is fun
    #8995519  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,005

    bin schon einmal durch und ziemlich begeistert. ein stück ist dabei, dass bei mir sowieso an der wand hängt, anderes erkenne ich in teilen, aber ich mag vor allem den variationsreichtum in den anstrengungen, das zusammenzubringen, was zusammengehört.
    freue mich auf die diskussion!

    --

    #8995521  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,059

    Allererste Eindrücke, beim ersten Hören live mitgetippt …

    #01 – Kommt mir sehr bekannt vor … aber ich komme nicht drauf. Toll, der Wechsel zwischen pedal point und dem Swingenden 4/4, das gibt dem Stück immer wieder Schub – und dass der zweite Hälfte der Soli dann nur in 4/4 gespielt wird, bringt wiederum eine gewisse Ruhe rein, die ein anderes Entwickeln, mehr Storytelling erlaubt. Der erste Name, der mir hier einfällt, ist Stanley Turrentine, naheliegenderweise dann Tommy an der Trompete. Aber nein, das sind sie wohl doch nicht … mein Hardbop-Kompass tut sich hier schwer, zumal ich seit Jahren nur noch wenig und in den letzten eineinhalb Jahren sozusagen gar keinen Hardbop mehr gehört habe (und wenn, dann öfter ein paar altbekannte Lieblingsalben wie „Soul Station“). Aber das hier ist klasse, der Trompeter hat etwas von der Verletzlichkeit und Sensibilität eines Kenny Dorham, aber auch etwas leicht unstetes (daher fällt Blue Mitchell weg, Lee Morgan sowieso) – ist das doch Tommy? Beim Tenor bin ich mir aber erstaunlich unsicher, ich halte Stanrely Turrentine zumal in den frühen und mittleren Sechzigern eigentlich für einen Saxophonisten, den ich stets erkenne, und z.B. das Motiv bei 2:25 klingt schon arg nach ihm. Beim Klavier denke ich an Sonny Clark, aber im Ton ist etwas anders, im Anschlag etwas weicher … Ich habe zur Sicherheit rasch nachgeschaut und das Stück findet sich nicht auf den Stanley T-Alben, die ich da habe (oder den Parlan-Alben mit den Turrentines … und Roach ist das hier natürlich nicht). Das Stück lief jetzt dreimal, der Fade-Out … es klingt schon alles nach einer klassischen Blue Note-Aufnahme hier, aber ich komme noch nicht drauf … weiter zur Nr. 2.

    #02 – Hoppla … ein simpler Blues mit einer rinky dink-Orgel, die mir nicht sonderlich gut gefällt. Mir R & B habe ich gar kein Problem, aber die alte Orgel (Bill Doggett? Wild Bill Davis?) finde ich doch selten wirklich gut. Milt Buckner? Ach, es gibt doch noch Bläser – yowzah! Ein gar breiter Ton, der kaum in den Takt passen will, so raumgreifend ist er. Yeah! Diese Linie aufwärts, das harte Vibrato, die Kanten und Ecken … gefällt mir sehr gut, das Tenorsolo! Mittlere Fünfziger?

    #03 – YEAH! Klasse! Toll die Passagen nur mit den Drums! Das ist alles nicht ganz so zickig wie bei James Brown, aber geht doch in die Richtung … Retro-Soul, ja? Oder doch ein obskurer alter Track, der hier klanglich völlig aufgeräumt wurde? Auch das Stück lief gleich mehrmals (vier Mal sogar).

    #04 – Das geht stilitisch etwas weiter zurück … gefällt mir gut, mit dem obstinaten Beat … hat jedenfalls Ohrwurmcharakter und viel Charme und ein hübsches verschattetes Tenorsaxophon, das nicht gleich durchdreht, wenn es losgelassen … allerdings hätte ich davon doch gerne ein klein wenig mehr gehört.

    #05 – Ein Bossa, wenigstens anfänglich leicht verschroben – was gut tut jetzt … dann eine Art „Song for My Father“-Riff, fetter Orgelbass (mag ich!), ein einfaches Bläser-Riff … und dann die Gitarre – wohl der Leader hier? Klingt nach Grant Green, aber falls er es ist, ist das aus der Zeit, die ich nicht mehr gut kenne. Aber ja, klar ist er das, sonst müsste es nämlich ein Klon sein! Och, und jetzt noch etwas Mogie dazu? Us3? Das ganze Ding hier ist eine Collage, verdammt raffiniert gemacht, die Zitate in den zusammengeklaubten Soli bringen doppelte und dreifache Böden mit, es gibt sogar mal eine Stelle (im Tenorsolo), wo ich an Esquivel denke … nicht ganz meine Baustelle, jedenfalls keine Herzensangelegenheit – aber Spass macht es, das zu hören!

    #06 – Das ist mir zu vorgespurt … im Sound fett, kompetent gemacht … nein, es ist mehr als das, aber es nicht so ganz mein Ding.

    #07 – YEAH! Das ist nun klar, für einmal! :sonne:
    [SPOILER]klick

    #08 – Auch das Stück kenne ich … habe ich vor Jahren mal selbst in einer Band gespielt, die leider nie über den Proberaum hinausfand. Aber damn, ich komme grad nicht drauf, wie es heisst.
    [SPOILER]Billy Cobham? Mike Brecker? Eine etwas härter groovende, dichtere Version von „Red Baron“, nicht?

    #09 – Hier ist Herbie Hancock mein erster Gedanke, wegen des Sounds des E-Pianos … die Nummer ist mir etwas zu langatmig, aber der Beat am Anfang ist verdammt geil! Ron Carter? Das Ding wächst mir bei den Wiederholungen, die ich einschalte, immer mehr ans Herz – und klingt verdammt vertraut.

    #10 – Mehr funky E-Piano … schön, wie hier über dem tief ausschwingenden Bass der Groove langsam aufgebaut wird, die Gitarre hinzustösst (Jimmy Nolen lässt kurz grüssen), sich dann aber eine flache Melodie drüberlegt, ein ruhiges Thema, das raffiniert mit dem Beat der Rhythmusgruppe verzahnt ist. Diese beiden letzten Tracks gefallen mir zwar gut, aber das ist doch auch Musik, bei der ich recht schnell abschweife, merke, dass ich nicht mehr aufmerksam hinhöre – Musik, die irgendwie vorbeizieht, bei der ein aufmerksames Hören aber dennoch belohnt wird. Der Beat ist mir aber bei beiden auf die Länge etwas zu simpel, oder auch: zu geschliffen, zu wenig roh und aufregend. Die Drums verfallen in irgendwelche Muster (das hier könnte fast schon aus der UK Acid Jazz-Szene der Neunziger stammen?), der Bass ist zu rund im Sound, auch wenn er schön wummert, spielt wohl am Ende fast zuviel … und hat man hier Keith „No End“ Jarrett eingeladen, um zu stönen? ;-). Mir ist das wohl etwas zu unterkühlt, auch das E-Piano beginnt mir der Zeit zu perlen, zu tröpfeln. Das klingt jetzt nach viel fundamentaler Kritik, als intendiert, ich finde alle Stücke hier hörenswert, würde keinem einzigen weniger als *** geben.

    Danke für diese unterhaltsame Zusammenstellung! Ich will mir einiges sicher noch einige Male anhören und möchte wenigstens dem Opener noch auf die Spur kommen!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8995523  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    Vielen Dank für Deine ersten und schon sehr ausführlichen Kommentare.

    gypsy tail wind#01 – Kommt mir sehr bekannt vor … aber ich komme nicht drauf. T(…) Der erste Name, der mir hier einfällt, ist Stanley Turrentine, naheliegenderweise dann Tommy an der Trompete. (…) Aber das hier ist klasse, (…) es klingt schon alles nach einer klassischen Blue Note-Aufnahme hier, aber ich komme noch nicht drauf (…)

    Ein sehr catchy Stück, fast wie ein jingle, toller drive, finde ich, daher für mich ein idealer opener. Hard Bop mit Neigung zum Soul Jazz. Du bist mit Deinen Vermutungen eigentlich recht nah dran aber eben doch knapp daneben. Nicht BLUE NOTE sondern PRESTIGE bzw. ein Sublabel. Der Saxofonist und leader hat seine Brötchen meist eigentlich nicht mit Jazz verdient, aber gelegentlich Ausflüge dahin unternommen. Der Trompeter hingegen ist zwar in diesem Stil zuhause, wird aber meist mit einem anderen leader verbunden.

    #02 – Hoppla … ein simpler Blues mit einer rinky dink-Orgel, die mir nicht sonderlich gut gefällt. Mir R & B habe ich gar kein Problem, aber die alte Orgel (Bill Doggett? Wild Bill Davis?) finde ich doch selten wirklich gut. Milt Buckner? Ach, es gibt doch noch Bläser – yowzah! Ein gar breiter Ton, der kaum in den Takt passen will, so raumgreifend ist er. Yeah! Diese Linie aufwärts, das harte Vibrato, die Kanten und Ecken … gefällt mir sehr gut, das Tenorsolo! Mittlere Fünfziger?

    Fast sowas wie ein Boogie, oder? Das rockt! Der Pianist und leader kommt natürlich vom Blues. Der Organist ist mir vom Namen völlig unbekannt, aber der Saxofonist mit dem slashing solo (Zitat aus den liner notes) ist – festhalten! – mit dem leader von #01 identisch. Von 1960.

    #03 – YEAH! Klasse! Toll die Passagen nur mit den Drums! Das ist alles nicht ganz so zickig wie bei James Brown, aber geht doch in die Richtung … Retro-Soul, ja? Oder doch ein obskurer alter Track, der hier klanglich völlig aufgeräumt wurde? Auch das Stück lief gleich mehrmals (vier Mal sogar).

    Für mich unglaublich mitreißend! Eine fast schon verboten simple Begleitung und ein Sänger, der kontrolliert die Fassung verliert. Verrückt, wie die Intensität gesteigert wird, indem mal bloß ein Tamburin dazu kommt oder die Orgel aus- und wieder einsetzt. Offenbar ein edit einer live-Aufnahme. Könnte meinetwegen endlos weitergehen. Kein retro sondern original von 1968.

    #04 – Das geht stilitisch etwas weiter zurück … gefällt mir gut, mit dem obstinaten Beat … hat jedenfalls Ohrwurmcharakter und viel Charme und ein hübsches verschattetes Tenorsaxophon, das nicht gleich durchdreht, wenn es losgelassen … allerdings hätte ich davon doch gerne ein klein wenig mehr gehört.

    Eine grandiose Übung in understatement. Ich habe dieses Stück von einer Blues Label-Compilation. Es ist da eins der ungewöhnlicheren aber auch besten Stücke. Der Sänger, leader – und eigentlich auch Pianist – hat aber auch nur eine einzige Session für dieses Label gemacht und dieses Stück war bis dahin unissued. Er war in den späten 40ern und 50ern eine große Nummer und bis in die 2000er Jahre aktiv. Das ist aber auch das einzige Stück, das ich von ihm kenne.

    #05 – Ein Bossa, wenigstens anfänglich leicht verschroben – was gut tut jetzt … dann eine Art „Song for My Father“-Riff, fetter Orgelbass (mag ich!), ein einfaches Bläser-Riff … und dann die Gitarre – wohl der Leader hier? Klingt nach Grant Green, aber falls er es ist, ist das aus der Zeit, die ich nicht mehr gut kenne. Aber ja, klar ist er das, sonst müsste es nämlich ein Klon sein! (…) Das ganze Ding hier ist eine Collage, verdammt raffiniert gemacht, die Zitate in den zusammengeklaubten Soli bringen doppelte und dreifache Böden mit, (…) – aber Spass macht es, das zu hören!

    Hauptsache es macht Spaß! Auch das ist ein Original, aus dem Jahr 1963. Der robuste Saxofonist ist der leader, der Gitarrist nicht Grant Green und zum Aufnahmezeitpunkt noch blutjung. Das Stück zitiert völlig ungeniert einen Jazz-Gassenhauer, den übrigens der Trompeter von #01 geschrieben hat. Ein unglaublicher groove und kaum zu glauben, dass das aus den frühen 60ern ist.

    #06 – Das ist mir zu vorgespurt … im Sound fett, kompetent gemacht … nein, es ist mehr als das, aber es nicht so ganz mein Ding.

    Ja, das sind Profis, die fast sowas wie die Hausband eines bekannten Labels waren. Hier haben sie einen leichten Latin-Einschlag. Ich finde es toll, wie hier Spannung auf- und abgebaut wird. Vielleicht aus Jazzperspektive etwas schlicht, aber ich finde hier passt das.

    #07 – YEAH! Das ist nun klar, für einmal! :sonne:
    [SPOILER]klick

    Klar, was sonst! Aber gehört einfach hierhin.

    #08 – Auch das Stück kenne ich … habe ich vor Jahren mal selbst in einer Band gespielt, die leider nie über den Proberaum hinausfand. Aber damn, ich komme grad nicht drauf, wie es heisst.
    [SPOILER]Billy Cobham? Mike Brecker? Eine etwas härter groovende, dichtere Version von „Red Baron“, nicht?

    Nee, weder Cobham noch Brecker. Wenn vorgarten erfährt, dass Du diesen Saxofonisten mit Brecker verwechselst, geht er Dir an die Gurgel … ;-) Vielleicht kommst Du drauf, wenn Du Dir noch mal #07 anhörst?

    #09 – Hier ist Herbie Hancock mein erster Gedanke, wegen des Sounds des E-Pianos … die Nummer ist mir etwas zu langatmig, aber der Beat am Anfang ist verdammt geil! Ron Carter? Das Ding wächst mir bei den Wiederholungen, die ich einschalte, immer mehr ans Herz – und klingt verdammt vertraut.

    Nee, nicht Herbie Hancock, aber Du bist mit dem Topfschlagen ganz nah dran. Heiß, ganz heiß, aber Du verwechselst was. Es ist eine leaderin, eine Pianistin, die später aber auch als R&B-Sängerin erfolgreich wurde. Ich mag einerseits den groove und andererseits die etwas schrägen Harmonien. Der Saxofonist ist ein großer und spielt auch auf #08.

    #10 – Mehr funky E-Piano … schön, (…) Diese beiden letzten Tracks gefallen mir zwar gut, aber das ist doch auch Musik, bei der ich recht schnell abschweife, merke, dass ich nicht mehr aufmerksam hinhöre – Musik, die irgendwie vorbeizieht, bei der ein aufmerksames Hören aber dennoch belohnt wird. Der Beat ist mir aber bei beiden auf die Länge etwas zu simpel, oder auch: zu geschliffen, zu wenig roh und aufregend. Die Drums verfallen in irgendwelche Muster (das hier könnte fast schon aus der UK Acid Jazz-Szene der Neunziger stammen?), (…) Mir ist das wohl etwas zu unterkühlt, auch das E-Piano beginnt mir der Zeit zu perlen, zu tröpfeln.(…)

    Ein entspannter Groove zum Abschluss. Slick, professionell, auf einem Label, das in den 70ern sehr erfolgreich mit solcher oder ähnlicher Musik war. Der drummer ist der leader.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8995525  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    „Der Saxofonist und leader hat seine Brötchen meist eigentlich nicht mit Jazz verdient, aber gelegentlich Ausflüge dahin unternommen. Der Trompeter hingegen ist zwar in diesem Stil zuhause, wird aber meist mit einem anderen leader verbunden.“

    wenn ich das richtig lese (kc+na) ist das ein Album, das mir vor ziemlich vielen Jahren mal ein sehr weiser älterer Herr in einem Plattenladen vor die Nase gehalten hat, ich müsse es mitnehmen, und ich hab es trotz allem nicht getan… hab nur einen sehr flüchtigen Eindruck vom bft bisher (und auch hier nur flüchtig gelesen), aber der Track stach heraus…

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    #8995527  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,877

    redbeansandricewenn ich das richtig lese (kc+na) ist das ein Album, das mir vor ziemlich vielen Jahren mal ein sehr weiser älterer Herr in einem Plattenladen vor die Nase gehalten hat, ich müsse es mitnehmen, und ich hab es trotz allem nicht getan… hab nur einen sehr flüchtigen Eindruck vom bft bisher (und auch hier nur flüchtig gelesen), aber der Track stach heraus…

    Chapeau!

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #8995529  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,483

    ich glaub es war der gleiche tag an dem besagter älterer Herr diese CD in der Hand hielt und meinte, das Cover sei durchaus gelungen, aber das Originalcover habe eins seiner Fotos gehabt, und er brauche das Geld – ein echter Kenner…

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    #8995531  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Aha, alles klar, was Nr. 1 betrifft (ohne redbeans‘ wie erwartet folgende Auflösung), war mir schon klar, nach Deiner Antwort, Friedrich! Das sind tolle Aufnahmen, die ich noch nicht sehr lange (und nicht sehr gut) kenne. Aber die Tromplete klingt hier etwas shaky (in einem charmanten aber an sich für den Herrn hier etwas erstaunlichen Ausmass). Aber das ist wohl das Los des Sidemans, der kann keinen weiteren Take einfordern, bei Prestige tat man das wohl eh fast nie.

    Dass der Herr in #2 nochmal derselbe ist, überrascht mich jetzt wirklich! Aber ich kenne ihn eh besser als Bandleader oder Mitglied der Bläser-Section von Soul-Alben denn als Leader – d.h. ich kann seinen Sound und alles nicht wirklich einschätzen.

    Was #4 betrifft, war das hier meine erste Assoziation:

    Ich habe die Nummer tatsächlich dank Jim Jarmusch zum ersten Mal gehört – und erst vor ein paar Jahren. Der ist natürlich wesentlich durchgeknallter, exzentrischer, aber die Nummer ist schon ganz ähnlich aufgezogen (das Sax-Solo ist allerdings umwerfend, das fehlt hier in #4 wirklich, finde ich – wer spielt das eigentlich?).

    #5 ist dann also eine Überraschung – wirklich! Wer klang damals so schamlos nach Grant Green? Pat Martino? Das Stück ist dann wohl der „Jive Samba“, oder wie das Ding heisst? Bin nie so recht damit warmgeworden, ehrlich gesagt, gehört nicht zu meinen Lieblingsstücken der Brüder (weshalb ich auch nicht drauf kam). Aber klar, das von den Bläsern im Satz gespielte Riff klang mir schon enorm vertraut – aber ich hielt das für eine wirklich gut geamchte Pastiche … wo ich das jetzt zum fünften oder sechsten Mal höre, ist mir schon klar, dass es das nicht ist – bzw. es schon ist, aber eben quasi live gespielt ;-)

    Bei #6 dachte ich spontan an Booker T. & The M.G.s – wollte ich eigentlich oben schon schreiben, ging aber unter.

    #8 irritiert mich … ich höre es jetzt auch wieder … das Stück ist jedenfalls entweder „Red Baron“ oder sehr schamlos abgeguckt (oder halt umgekehrt, ich weiss ja nicht, ob das hier wirklich später entstand). Beim Saxophonisten gibt es einen dieser Coltrane-Momente – daher dachte ich an Brecker (den es bei Cobham ja auch mal zu hören gibt) … jedenfalls war mir schon vorher klar, dass die Nummer so nicht auf einem von Cobhams Atlantic-Alben steht, das hatte ich nachgeschaut … ich komme hier jedenfalls nicht weiter.

    #9 hingegen habe ich, alles klar! Wollte ich schon lange mal wieder anhören, das Album!
    [SPOILER]http://www.discogs.com/Patrice-Rushen-Prelusion/release/791596klick

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    #8995533  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandriceich glaub es war der gleiche tag an dem besagter älterer Herr diese CD in der Hand hielt und meinte, das Cover sei durchaus gelungen, aber das Originalcover habe eins seiner Fotos gehabt, und er brauche das Geld – ein echter Kenner…

    A propos: MPS steht anscheinend immer noch zum Verkauf – es gehört zu dem Drittel, das abgestossen werden musste, bevor Universal EMI übernehmen durfte … Schweinehunde geben also auch noch Label auf, die an sich schon dazugehörten. Das ist dann wohl auch das aus für die Jazzclub Originals.

    Hier gibt’s das Originalcover und einen Namen: Volker Hartmann. Ob das der Herr war?

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    #8995535  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,483

    Der Herr war Hans Harzheim, wenn man den Namen im Kopf hat, begegnet er einem immer wieder auf Jazzfotos aus den 70er, 80er etc Jahren, oft auf sehr guten, und er kannte viele Leute und hatte viel zu erzählen (Philly Joe Jones, Barney Wilen…), hat aber gelegentlich Zeug durcheinandergeworfen…

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    #8995537  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Beiträge: 67,059

    Harzheim, klar, den Namen kenne ich … aber auf dem Sugarcane-Album taucht er nicht auf.

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    #8995539  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,005

    [noch nichts gelesen]

    #1 ein unerwartet ernsthafter opener, JAZZ in großbuchstaben und ohne anführungszeichen. hardbop, beinahe würde ich sagen „von der stange“, aber das klänge viel zu pejorativ für dieses wirklich sehr schöne und stimmungsvolle stück. ein motiv aus drei tönen, das reicht schon, die variationen sind nicht komplex, aber ungemein effektiv, man muss das nur einmal hören und könnte es zwei tage später sofort erinnern. durch das aufwärts- und abwärtsspielen des kleinen motivs ist die ganze zeit bewegung drin.
    das könnten jetzt eine menge leute sein, die so was auf derart hohem niveau gespielt haben. die hi-hat-rolls des drummers sind interessant, ich würde hier zuerst an blakey denken. beim trompeter überraschen mich die triller, das ist jemand, den ich nicht auf anhieb identifizieren kann. tenor ist ganz toll, mit dieser blues-angerautheit, die sofort kickt – kenne ich auch eher nicht. so wie der pianist sein solo zelebriert, klingt es so, als sei er der leader, zumindest der komponist. mag das sehr, was er da macht – er bemüht sich sehr darum, sich nicht zu wiederholen, setzt auch tolle pausen, sehr schön. wahrscheinlich habe ich alle schon mal gehört, bin aber nie so richtig begeistert gewesen, dass ich sie mir eingeprägt habe.

    #2 gar nicht mein fall. da fühl ich sofort den gute-laune-druck. auf daszweite hinhören ist das natürlich interessant, dass hier klavier und bass die stereotype boogiewoogie-grundierung machen, während eine orgel dazwischen gurgelt und kreischt. das klaviersolo zwischen orgel und tenor ist allerding so langweilig, dass die laune so oder so in die keller gehen dürfte (alles ganz furchtbar auf die 1). tenor muss es also rausreißen und macht das dann auch auf knopfdruck. showtime, wie liberace in der sechsten wiederholung der immergleichen extase.

    #3 das ist ganz toll. ganz, ganz toll. ein minimalismus, der mindestens auf afrika zurückgeht. hier geht es wirklich gar nicht ums nachfühlen, um den heiligen ausdruck, die interpretation – das ist reine trance. was für ein wahnsinniger moment, als das tamburin dazukommt. etwas gewagte vermutung – ist das screaming jay hawkins? mir ist die stimme vertraut, obwohl ich so was nie höre, aber mit seinem constipation blues wurde ich mal eine ganze klassenfahrt lang behelligt.

    #4 komisch, das ist auch total minimalistisch, gefällt mir aber viel weniger. vielleicht, weil hier eine emotionalität dazukommt, die ich im starren gerüst (begleitung auf einem ton!) etwas verloren finde. das tenor behauptet den voodoo, der in #3 aus dem totalen nichts kommt. trotzdem ist das natürlich sehr hübsch, für entsprechende fans.

    #5 der beginn ist toll. ein jazzschlagzeuger, der sich langsam in einen bossa-rhythmus eingrooven muss. und dann kommt der jive samba. schwieriges stück, jedenfalls für mich: ein einziger akkord ist dann doch auf dauer eintönig. könnte jetzt von einem mojo-club-sampler sein – the groove is the message. soll ich mir jetzt noch anhören, wie die solisten noch versuchen, sich darin zu bewegen? öde (gitarre), angestrengt (trompete), lässig (tenor). der komponist wäre nat adderley – aber der ist das hier nicht, oder?

    #6
    noch ne orgel. und noch ne bossa. und vergleichsweise eintönig. gefällt mir gar nicht, verstehe ich alles nicht. sowas ist eine lick- und skalendreschmaschine, damit kann man als jazzimprovisator nichts machen, diese herren hier schon gar nicht. die frage ist, ob sie in aufregenderen settings mehr machen würden.

    #7 danke für die abwechslung. lehrstück aus dem funk-seminar. aus der linken gitarre hat steve coleman irgendwann mal m-base entwickelt. ah, der mann mit der wassermelone. der drummer ist natürlich so toll, wie er sein muss. ist das eine quincy-jones-version? soli finde ich hierbei auch ziemlich überflüssig. ganz hübsch, im detail.

    #8 so, das wäre das, was ich mir so an die wand hänge. könnte jetzt hier so auf 8000 zeichen schwärmen, aber ich soll ich ja knapp halten. ich habe das stück schneller in erinnerung – müsste ich auf meiner cd mal nachprüfen, oder das ist hier eine andere einspielung.
    aber: was für ein wahnsinns-drummer! über den ging es hier mal kurz, für mich war das immer ein weltwunder, was er auf dieser slicken, eigentlich recht kommerziellen platte macht. aber hier stimmt sowieso alles, die glocken, das tamburin, die gitarre, das selbstverliebte und sich selbst verloren gehende e-piano, die ganzen arrangements. und dann einer der vielen wahnwitzigen einstiege dieses tenorsaxophonisten, ein wahrlich wohlstrukturierter ausbruch. und meine lieblingsstelle, mitten im solo – diese rhythmusänderung; aber die ist wahrscheinlich auch festgelegt. überhaupt: sehr sorgfältig zusammengebaute musik, die am ende wieder zu was wahnsinnig lässigem wird. und dann noch die beckenschläge auf die e-piano-akzente… ein traum.
    der ursprünglichen verwendungszusammenhang habe ich nie recherchiert – das war eine tv-serie, oder?

    #9 gefällt mir deutlich weniger, obwohl vieles vergleichbar ist. beim pianisten weiß ich es nicht genau, aber der tenorsaxophonist ist der gleiche (und sein einstieg wieder toll). der sound ist tighter, mehr mitte70er, die drums viel flacher. einpaar verkopfte spielereien im thema deuten schon die 80er an. wenn das aus der milestonephase des tenoristen ist, finde ich es spätestens heute abend raus. schönes solo, das kann der aber im schlaf (und ein bisschen so klingt es auch). ok, pianist ist auch hancock oder? so oder so: hier wird etwas abgerufen. ist ja nicht schlecht, wenn es zu solch guten ergebnissen führt. aber das hat trotzdem keinen wirklich inspirierten moment. am schönsten ist es eigentlich auch, wenn es nur groovt, wie kurz vor themawiederaufnahme.

    #10 sehr schöner fender-sound. überhaupt schön, das langsame aufbauen des grooves. ich kenne das irgendwoher. ist jünger, oder? hat wieder mehr raum als #9, darf etwas mehr atmen. schön, wie das thema immer größere kreise zieht. beim gitarrensolo denke ich doch wieder: das ist schon original 80er. trompeter klingt sehr vertraut, hubbard, oder? dessen elektrische sachen kenne ich noch zuwenig. hier passt alles wirklich gut zusammen, das schwebt in so einer angespannten melancholie, die nicht aufgelöst wird. der saxophonist greift das schön auf. toll gebautes solo, das hier, in so einem mitfedernden groove, auch sinn macht. gitarre macht auch so kleine, schöne sachen. gefällt mir echt gut.

    vielen dank für diese herbstliche groovesammlung!

    --

    #8995541  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,059

    vorgarten#9 … aber der tenorsaxophonist ist der gleiche (und sein einstieg wieder toll) …

    Dacht ich’s mir doch … ich suchte gestern auch schon rasch, aber nicht sehr gewissenhaft, fündig geworden bin ich nicht … ist das Stück denn „Red Baron“ oder falls nicht (wovon ich jetzt ausgehe) ist es früher oder später eingespielt? Die Verwandtschaft ist ja schon frappierend.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,005

    FriedrichWenn vorgarten erfährt, dass Du diesen Saxofonisten mit Brecker verwechselst, geht er Dir an die Gurgel … ;-)

    ja, unfassbar, forumsverweis! :teufel_2:

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