Re: Don Cherry

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gypsy-tail-wind
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Danke für den Hinweis, dann werd ich mir das Heft wieder mal kaufen!

Bin mit Cherry nie ganz warm geworden – oder eher: ich liebe einiges sehr, mag ihn überhaupt gerne, aber das schlägt sich nicht immer in meine Reaktion auf die Musik durch bzw. mein Interesse hält sich an manchen Stellen seines grossen Oeuvres eher in Grenzen.

Was ich ganz enorm schätze, sind seine Beiträge zu Ornettes klassischem Quartett und die Aufnahmen von 1964 mit Albert Ayler (bei Sonny Rollins kam er unter die Räder, da war er der Katalysator, hatte musikalisch aber wenig beizutragen dünkt mich, Rollins überrollt da einfach alles mit seinem unglaublichen Einfallsreichtum und seiner Spielfreude), die Aufnahmem mit der New York Contemporary Five, seine eigenen frühen Aufnahmen: die drei Blue Note Alben, das Konzert aus Deutschland mit George Russell (Beethoven Hall, MPS), die Live-Aufnahmen, die 1966 im Café Montmartre entstanden, im selben Jahr die Aufnahmen mit Giorgio Gaslini, danach wieder mit Ornette („Crisis“ – damn, das sollte endlich komplett aufgelegt werden, aber den Tag werden wir wohl kaum erleben), Hadens erstes Liberation Music Orchestra … und 1982 war er erneut mit dabei … und auch Old and New Dreams fand ich immer toll.

Danach wird’s komplizierter. Die Sonet-Alben, „Eternal Rhythm“ – da sind wundervolle Dinge zu hören, aber auch Hänger. Aber es entstanden auch Alben wie „Blue Lake“ (mit Johnny Dyani und Okay Temiz) oder Dyanis „Song for Biko“

„Brown Rice“ halte ich für überproduziert und etwas überschätzt (ich würde es gerne mehr mögen, früher redete ich mir ein, es grossartig zu finden). Sehr schön finde ich dann aber das späte akustische Quartett-Album mit James Clay, „Art Deco“.

Wird wohl Zeit, die Codona-Alben mal wieder hervorzukramen.

Insgesamt ist in der obigen Aufzählung soviel Tolles dabei, dass ich mich gerade selbst frage, warum ich es so empfinde, als dass ich Cherrys Musik nicht gänzlich positiv empfinde.

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