Re: Karlsruhe kippt Rauchverbote in Baden-Württemberg und Berlin

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big-hat

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Möchte gewiss nicht den Gesundheitstaliban spielen, aber das Folgende ist derart verrückt, dass ich es hier schon noch anbringen möchte.

2006 veröffentlichten Barone-Adesi et al. in einem seriösen Journal eine Untersuchung der kurzfristigen Wirkung des Rauchverbots im Piemont auf die Zahl der Herzinfarkte (siehe auch Beitrag gestern). In der Gesamtbevölkerung war kein Rückgang, sondern vielmehr ein kleiner Anstieg zu beobachten. Immerhin: bei den unter 60jährigen gab es einen Rückgang der Herzinfarkte um 11%. Kurz die Stichworte „Herzinfarkte und Piemont“ gegoogelt – und man wird auf der ersten Seite zu den folgenden Nachrichten geleitet:

Stern.de: „… Untersuchungen in Europa haben diesen Trend bestätigt: Um elf Prozent gingen beispielsweise in der italienischen Region Piemont die Herzinfarkte zurück, nachdem Italien im Januar 2005 Glimmstängel aus öffentlichen Gebäuden, Gaststätten und Büros verbannt hatte.“ (FALSCH)

Medizin-aspekte.de: „Auch in Italien haben Epidemiologen der Universtität Turin untersucht, ob sich das allgemeine Rauchverbot niederschlägt. Ergebnis: Die Klinikeinweisungen bei akutem Herzinfarkt sanken signifikant. (FALSCH) Untersuchungszeitraum war das Jahr 2005. Besonders bei Personen unter 60 Jahren sanken die Einweisungen wegen akuten Herzinfarkts.“

News.at: „Das drastische Rauchverbot in Italien hat ersten medizinischen Studien zufolge zu einer spürbaren Verringerung von Herzinfarkten geführt. Allein in der Region Piemont seien in den ersten fünf Monaten nach Einführung des Rauchverbots elf Prozent weniger Patienten im Alter bis zu 60 Jahren mit akutem Herzinfarkt ins Krankenhaus gekommen. (RICHTIG) … Die Studie beschränkt sich auf die Untersuchung von Patienten unter 60 Jahren, weil in dieser Altersgruppe der Einfluss des Rauchens auf die Herzinfarktgefahr besonders groß sei. (FALSCH)

Apotheken-rundschau.de: Dass aktives und passives Tabakrauchen einen Herzinfarkt begünstigt, ist anerkannt. Die Studienergebnisse schwankten jedoch bislang sehr stark: Im US-Staat New York soll die Zahl der Herzinfarkte um 8 Prozent, in vier italienischen Regionen um 13 Prozent, in Schottland um 23 Prozent zurückgegangen sein. Zwei Studien aus Neuseeland und dem Piemont konnten überhaupt keinen Rückgang feststellen. (RICHTIG)

Angesichts dieser Fülle an Fehlinterpretationen einer leicht verständlichen, gerade mal fünfseitigen Studie kann doch niemand mehr ernsthaft behaupten, die Tabaklobby kontrolliere den Diskurs. Es ist halt nicht immer alles schwarz/weiss. So, jetzt sage ich aber zum Thema nix mehr.

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