Re: Inglourious Basterds

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chet

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Declan MacManusBist du sicher? Kann ich mir nicht vorstellen.
Langsamkeit gab es bei ihm mindestens in „Jackie Brown“ und Passagen von „Kill Bill“ auch schon. Aber was genau meinst du mit der Ernsthaftigkeit, die man nicht mit ihm in Verbindung bringe?

Mit Langsamkeit meine ich nicht, dass 10 Minuten am Stück keine „Action“ zu sehen ist. Die Art des Dialogs zwischen Hans Landa und dem Bauern Perrier Lapadite, die Szenerie, der Text, der Charakter „Hans Landa“. War in dieser Form noch in keinem Tarantino zu sehen (möglicherweise schon und mir gelingt es nur nicht, eine Parallele zwischen der Rolle eines Nazi-Offiziers und eines „Crack-N****r“ zu ziehen; mag an den Rollen und dem historischen Kontext an sich liegen). Dieser gänzliche Verzicht auf „Coolness“. Tarantino versucht hier nicht, ein Filmgenre zu zitieren und in seiner typischen Art damit zu spielen, sondern sich „einzureihen“ in die Riege großer emotionaler NS-Dramen. Mit „Ernsthaftigkeit“ (zugegeben schwammig formuliert) meine ich die „Jüdische Familie, die unter dem Fußboden versteckt ist, wird von Nazi-Trupp erschossen“-Ernsthaftigkeit. Eine Szene, die sich über 10 Minuten andeutet und bei der einem der Atem stockt. Der für mich größte Moment des Films, der durch die Flucht von Shosanna endet. Von nun an wird alles anders.

Declan MacManusKein Wunder, dass du enttäuscht wurdest. Für mich ist nur fraglich, wie du so etwas überhaupt erwarten konntest, nachdem du Tarantinos anderen Filme schon gesehen hattest.

Zunächst einmal habe ich im Vorfeld bewusst darauf verzichtet, Kritiken und überhaupt irgendetwas über diesen Film zu lesen. Nur den ersten veröffentlichten Trailer hatte ich vor ein paar Monaten gesehen (der einen völlig falschen Eindruck vermittelt). Gerade weil ich seine anderen Filme gesehen habe, bin ich mit dieser Erwartungshaltung ins Kino gegangen. Er nimmt sich ein Genre vor (wie schon bei Jackie Brown, Kill Bill usw.), bewegt sich zwischen Parodie und Verneigung, bricht das Genre auf, in dem er eine neue – seine – Ebene hinzufügt (Beispiel: „Jackie Brown“ ist kein Blaxploitation-Film, dennoch spielt er mit dessen Ästhetik, Handlung und Figuren). Wenn Tarantino sagt, er drehe einen WWII-Film, dann denke ich natürlich daran, dass er besagte Genrefilme aufgreift.

Declan MacManusIch habe den Film übrigens selbst noch nicht gesehen, staune nur über deine Eindrücke.

Ich werde mir auf jeden Fall den Spass bereiten, mir den Film nocheinmal in der synchronisierten Fassung anzusehen (wenn es überhaupt eine reine deutsche Fassung gibt… weiß ich gar nicht!?). Das dürfte nun absolut gar nicht funktionieren. Mag sein, dass es an den „Rezeptionsbedingungen“ lag und ich mir den Film ein zweites Mal anschauen muss. Premiere eines Tarantino-Films ist selten ein Vergnügen, da man im Kinosaal umgeben ist von „Kennern“, die ständig dazwischen quatschen…

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