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Zeilenknecht stillstand veröffentlichte dazu hoch begeistert das Folgende
(übrigens – erstaunlich junges Publikum. Die waren sichert alle wegen Drummer Benny Greb da, vermutete jedenfalls mein Sohn)
Feine Idee, das Konzert mit „Na Gut“ zu be-ginnen, der eingedeutschten Fassung von „Oh Well“, seinerzeit ein Hit der frühen Fleetwood Mac. Schon in diesen drei Minuten zeigt sich die Qualität der umbesetzten Stoppok Band, die neben dem Chef jetzt wie bisher den hy-peraktiven Reggie Worthy am Bass und die „Neuen“, Sebastian Niehoff an Gitarre und Hammond und den jungen Trommelartisten Benny Greb an den Drums enthält. Sie ver-dichten die sowieso schon immer haargenau auf den Punkt gespielten Songs des Stefan Stoppok zu einer noch konzentrierteren, ener-giegeladeneren Darbietung als bisher. Und das, ohne dass auch nur ein bisschen Emotion verloren ginge.
Der Musiker Stoppok hat erwartungsgemäß den Entertainer Stoppok nicht zu Hause gelas-sen, und der kommentiert wiederum launig seine eigene Unfähigkeit, sich Texte zu mer-ken. Oder flicht nebenbei Greenpeace-Werbung ein, und macht sich dabei wiederum nebenbei lustig über alle, die so etwas unpas-send finden, aber Kollegen, die sich mit dubi-osen Sponsoren einlassen, ungeschoren da-vonkommen lassen. Auch dafür liebt das Pub-likum diesen Musiker, dem es so offensicht-lich egal ist, dass er kommerziell nie An-schluss an die Deutschrock-Bundesliga gefun-den hat. Der sich auch nicht scheut, gut zwei Drittel seines aktuellen Albums in den Mittel-punkt des Konzerts zu rücken. Des Albums, dessen Titel „Sensationsstrom“ erst im Kon-zert tatsächlich eine Bedeutung erlangt: Ge-wohnt unspektakulär und dennoch anrührend, ohne in die Altrocker-Trickkiste greifen zu müssen, landen sie dennoch dort, wo das Herz mittels Gitarrenakkorden Flügel kriegt, und sich an Texten wie dem von „Lazarett“ wär-men kann. Zum Reinsetzen, wie er hier das alte Thema „Wir zwei gegen den Rest der Welt“ variiert und damit auch die Grundfarbe dieses Albums (und eigentlich seines gesam-ten Schaffens) auf den Punkt bringt. Dort, wo ein Bruce Springsteen in einem ewigen Kuss mit der Liebsten auf der Straße sterben würde, da singt Stoppok ganz bescheiden „Komm zu mir ins Lazarett, ich geb’ dir was von meinen Pillen ab, und du legst Dich zu mir.“
Alle Verspielte fahren lassen ist die Devise des Klassikers „Du brauchst Personal“. Hier heißt es Rock’n’Roll ohne Wenn und aber, und spätestens da zeigt sich auch die besonde-re Qualität des Gitarristen Stefan Stoppok: völlig unaufgeregte Soli mit dennoch höchst elektrisierender Wirkung zu spielen. Noch eine rollender, stampfender, schlingernder Klassiker („So einfach ist das“) führt direkt und erlösend in den Gänsehaut-Moment des Abends („Aus dem Beton“), die Geschichte von zwei Verlierern, die im richtigen Moment zueinander finden: „Sie hat alleine gelebt, vegetiert auf dem Mond. Es hat leise gebebt, ja, der Mond ist bewohnt, und ihr zittern die Hände“, singt das Publikum textsicher mit, bei den Klassikern „Willi und Gerd“ und Dumpf-backe“ später selbstredend ebenso.
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