Re: Jazzecho-Artikel

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herspi

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Als Christina Bjordal 19 Jahre alt war, arbeitete sie noch an Bord des größten norwegischen Öltankers und sang in der Küche im Duett mit dem Chefkoch. Seitdem sind sieben Jahre vergangen und statt in der Bordküche vor kleinem Publikum zu singen, tritt sie nun auf großen Jazzfestivals in Norwegen auf oder auch schon einmal in London oder Edinburgh.

An ihren allerersten öffentlichen Auftritt erinnert sich die Blondine noch immer mit Schrecken. Da war sie 14 Jahre alt und Mitglied des lokalen Gospelchors. In der vollbesetzten Kirche sollte sie eines Tages als Solistin auftreten. Schon beim Gang zum Mikrophon bekam sie allerdings weiche Knie, und als schließlich ihr Einsatz gefragt war, versagte ihr vor lauter Aufregung die Stimme. Nie wieder, so schwor sie sich, wollte sie danach als Solosängerin in Erscheinung treten. Der Leiter des Chors meinte lediglich unbeeindruckt: „Das werden wir schon sehen…“

Daß er mit seiner diesbezüglichen Skepsis Recht hatte, zeigte vor drei Jahren Christina Bjordals erstes Album. Schon der Titel „Where Dreams Begin“ legte nah, daß sie ihr albtraumhaftes Debütdebakel offenbar überwunden hatte. Das Album machte die junge Sängerin und Songschreiberin in ihrer Heimat auf Anhieb populär.

Nun präsentiert sie mit „Brighter Days“ endlich ihr zweites Werk. Die Songs schrieb sie in Kooperation mit den Musikern der Band größtenteils selbst. Eine kleine Hilfestellung erhielt sie bei zwei Songs allerdings von einem sehr bekannten norwegischen Songwriter-Gespann: Silje Nergaard komponierte mit Christina Bjordal „At My Side“, und Siljes Texter Mike McGurk schrieb mit Schlagzeuger Harald Levang die Nummer „Marking Time“. Als musikalische Vorbilder nennt Christina Bjordal u.a. Radka Toneff, Billie Holiday und Joni Mitchell.

Eingespielt hat die Sängerin die Songs mit ihrem Trio, das aus dem Pianisten Espen Eriksen, dem Bassisten Ole Marius Sandberg und dem Schlagzeuger Harald Levang besteht, sowie einer Reihe von Gästen.

Der Schlagzeuger, Perkussionist und Produzent Harald Levang studierte am Berklee College of Music in Boston und arbeitet seit 1990 als Freelancer mit norwegischen Künstlern wie Ola Bremnes, Bjørn Berge, Kenneth Sivertsen und Odd Nordstoga zusammen. Harald ist für seine stilistische Vielseitigkeit bekannt, obwohl sein Herz im Grunde für den Jazz schlägt. In Haugesund (wo übrigens auch Christina Bjorlund lebt) hat er ein eigenes Studio, in dem er selber produziert.

Pianist Espen Eriksen studierte in Oslo Musik und verfügt durch die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Marius Reksjø (Beady Belle), Wetle Holte (Wibutee) und Gunnar Halle sowie die Mitwirkung in Bands wie Briskeby und Paronsoda über weitgefächerte Erfahrung in verschiedensten Stilen. Espen moderiert bei dem norwegischen Radiosender NRK außerdem eine eigene Jazzsendung und unterrichtet mittlerweile selber an der Osloer Universität und dem dortigen College Of Music.

Bassist Ole Marius Sandberg studierte – wie so viele junge Musiker der norwegischen Jazzszene – am inzwischen europaweit bekannten Musikonservatorium von Trondheim. Er lebt in Bergen und arbeitet mit so unterschiedlichen Künstlern wie Erlend Skomsvoll und Natalie Nordnes sowie dem weiblichen Performance-Trio Kvinner På Randen.

Für die Aufnahmen von „Brighter Days“ konnte die junge Sängerin zudem einige sehr prominente Gastmusiker gewinnen. Allen voran ist da der New Yorker Vibraphonist Mike Mainieri zu nennen. Auch der Saxophonist Bendik Hofseth (der 1987 Michael Brecker in Mainieris Fusionband Steps Ahead ersetzte und mit dem Ensemble die Alben „NYC“ und „Yin-Yang“ aufnahm) ist in der internationalen Jazzszene ganz und gar kein Unbekannter. Das Cikada String Quartet schließlich hat sich durch diverse Aufnahmen für das Münchner ECM-Label (etwa mit Trygve Seim, Anette Peacock, Arild Andersen, Mats Edén und Morton Feldman) einen hervorragenden Namen gemacht.

quelle http://www.jazzecho.de/christina_bjordal_brighter_days_120566.jsp

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