Re: Wenzel

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http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=96456&IDC=4

04.09.06
Guthrie, Bragg & Wenzel
Singer-Songwriter im Berliner Schiller-Theater

Von Thomas Grossman

Was passiert, wenn drei verschiedene Singer-Songwriter – Arlo Guthrie, Hans-Eckardt Wenzel und Billy Bragg (als Gast) – aus drei verschiedenen Ländern und Kulturkreisen und mit drei verschiedenen Fan-Blöcken zusammenkommen? Das war die spannende Frage für das Freitagabend-Konzert im Berliner Schiller-Theater, dem Auftakt zur Guthrie & Wenzel-Deutschland-Tournee.
Das Konzert begann mit Wenzel (51), der Gitarre, Akkordeon oder Klavier spielte und von seiner Band (mit seiner Tochter Karla an der Orgel) begleitet wurde. Der Künstler brachte seine vor allem vom deutschen Lied geprägten Songs und machte im Verlauf seines einstündigen Sets immer wieder witzige bis geistreiche Bemerkungen. Beeindruckend war vor allem sein Lied »Globalisierungs-Tango«, in dem er erzählt, wie weltweit die Grenzen fallen und das Geld ungehindert marschieren kann. Im Refrain heißt es dann folgerichtig: »Wer reich ist und satt, ist so gern ein Demokrat«. Weiter brachte er ein melancholisches Herbstlied, seinen einprägsamen Song »Zeit der Irren und Idioten« sowie Lieder über die Ostsee.
Als nächster erschien Punk-Folk-Legende Billy Bragg (48) – mit knappem T-Shirt, kurz geschnittenen grauen Haaren und silbern blinkender E-Gitarre vor dem Bauch. Brachte er zunächst Punk-Rock, griff er sich bald eine irre klingende Konzert-Gitarre und sang über die Härte von Arbeitslosigkeit. Dann bot er Songs gegen den Krieg, einen in Anlehnung an Bob Dylans »With God On Our Side« über Bombardements auf Zivilisten, die angeblich durch »Gott« gerechtfertigt sind. Auch Leadbellys »Bourgeois Blues« hat Bragg umgemodelt und zwar zu »Bush-War Blues« und es mit neuem scharfen Text versehen: wie die Welt immer sicherer wird – zumindest für die Firma Halliburton – und dass die Soldaten endlich aus Bagdad abgezogen gehören und stattdessen nach New Orleans geschickt werden sollten.
Dann bot Bragg Songs der Folk-Musik-Legende Woody Guthrie (1912-1967), bat dafür Wenzel und die Tochter von Woody, Nora Guthrie, auf die Bühne. Gemeinsam sangen sie Woodys »Eisler On The Go« zu dem Bragg schon vor Jahren eine überaus lyrische Melodie gefügt hatte (der Song handelt vom Komponisten Hanns Eisler, der zur McCarthy-Zeit aus den USA ausgewiesen wurde). Auch Wenzel hat zu Texten von Woody Musik erfunden und so sang auch er gemeinsam mit dem Publikum – eine ziemliche Leistung – einen Guthrie-Song.
Der zweite Teil des Abends gehörte dem sympathischen Althippie Arlo Guthrie (58), ältester Sohn von Woody. Er erschien mit schulterlangen weißen Haaren, spielte Gitarre, Klavier und Mundharmonika und wurde von seinem Sohn Abe Guthrie an den Keyboards sowie einem Gitarristen begleitet. Arlo erzählte, wie er 1961 als Teenager dem blutjungen Bob Dylan, der seinen Vater besuchen wollte, die Tür öffnete und wie sie dann beide zusammen Mundharmonika spielten. Und brachte am Freitag dazu passend Dylans wunderbares »Mr. Tambourine Man«. Mehrere Songs widmete Arlo der Hurrikan-Katastrophe von New Orleans. Danach brachte er seine beiden größten Hits: »Coming Into Los Angeles« (mit Rauschgift-Andeutungen und deshalb im USA-Radio boykottiert) sowie »City Of New Orleans« (über den Zug von Chicago nach New Orleans).
Auch Arlo griff sich schließlich einen Song seines Vaters, den er vor kurzem mit einer Melodie versehen hat. Zum Schluss des Konzerts – kurz vor Mitternacht – sangen Guthrie, Bragg und Wenzel gemeinsam und mit viel Harmonie Leadbellys »Goodnight Irene«.

http://www.jungewelt.de/2006/09-02/048.php

Da schreiben sich die Leute hier die Finger wund über Dylans neue Scheibe und zu einem der Glanzkonzerte: Wenzel – Bragg – Guthrie ist fast nichts zu vernehmen. Freue mich schon riesig auf Wenzel und Arlo in München 18. September.

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Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.