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tina toledoDie Reduzierung auf „bloßes Entertainment“ finde ich gerade problematisch. Das schlägt in die altbekannte Kerbe: Weil ein Film ein gigantisches Budget hat und entsprechenden Verwertungsmechanismen unterliegt, kann nicht die gleiche Leidenschaft und Substanz hineingeflossen sein wie in den kleineren Arthaus-Film und er kann schon per se nicht für voll genommen werden – es sei denn er besitzt eine Ästhetik, die ihm eine leichte Aura von Avantgarde verschafft, oder aber irgendwie besonders subversive Züge.
Gerade beim MCU lohnt sich aber eine bessere Auseinandersetzung, denn das Projekt ist nicht auf die Rolle einer tumben Geldmaschine festzupinnen, die nur genau so viel Anstrengung tätigt wie nötig, um den gemeinen Kinogänger bei der Stange zu halten, sondern eine durchaus ambitionierte Unternehmung, die auf allen Ebenen überwiegend von Comic- und Fantasy-Begeisterten geführt wird – inklusive dem Produzenten aller bisherigen Filme. Hinzu kommt, dass die MCU- und X-Men-Franchises bei allem Nischendasein des zugrunde liegenden Materials einen wirklich beachtlichen Teil des aktuellen Hollywood-Talent-Lagers auf sich vereinen können.
Im Ergebnis sind natürlich bei Weitem nicht alle Einzelfilme auch gelungen, aber als pauschal stumpfen „Einheitsbrei“ kann man das Ganze halt auch nur empfinden, wenn man keinerlei Affinität zum Fantasy-/Sci-Fi-/Superhelden-Bereich hat. Wobei man die Filme selbstverständlich auch ohne Vorkenntnisse mögen oder nicht mögen kann. Die Frage ist nur, ob man dann die geeignetste Instanz ist, um sie einzuordnen, geschweige denn ein dermaßen hochmütiges Gesamturteil zu erlassen.
Um den Kommentar zu den Marvelfilmen so negativ zu sehen, muß man ihn aber losgelöst von allen anderen Besprechungen des Kommentators sehen. Es ist ja nicht so, als lehne er Blockbuster, Mainstream- oder Hollywoodkino oder die von dir genannten Genres Fantasy-/Sci-Fi-/Superhelden prinzipiell ab.
Im übrigen sehe ich keinerlei Nischendasein bei den Vorlagen. Verwechsle da nicht Deutschland und Amerika. Die Superhelden-Comic-Kultur dort ist deutlich ausgeprägter als hier, wo wirklich viele Menschen erst durch Verfilmungen mit den Comic-Helden in engeren Kontakt kamen. Natürlich hat jeder schon mal irgendwo Batman, Superman und Spiderman gesehen, aber wirklich verankert waren diese Comics in Deutschland nie.
@Einheitsbrei: mir geht es da wie dem Filmanalysten, eine eigene Handschrift der Regisseure erkenne ich nicht wirklich. Dabei wäre es durchaus denkbar, ein zusammenhängendes MCU zu schaffen, in dem jeder Film (bzw. jede Reihe) eine eigene Sprache, Form, Gestaltung, you name it, hat. Bei den Comics ist es ja auch so. Einen Batman von Miller wirst du nicht mit einem von Moore verwechseln.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame