Das mit den Prominenten kannste hier natürlich vergessen, wahrscheinlich würde sie aber auch keiner erkennen. Ein merkwürdiges, aber doch schönes Ritual ist bei uns, dass alle irgendwie gleich behandelt werden und die meisten sich eher so geben wie sie sind, was mir schon viele Gäste gesagt haben. Es herrscht also wenig bis keine „Disco/Club-“ Stimmung, wie gesagt erinnert alles eher an einem Partykeller. Natürlich haben wir oft die Leute von den Bands da, besonders wenn sie bei mir oder anderen nächtigen. Ultrabekannte Kapellen sind nicht gerade dabei, aber egal. Häufig sind es Skandinavier, eine Zeit lang hatten wir andauernd finnische Bands zu Gast. Die waren immer lustig und bescheiden, was sehr gut ankam. Nichts ist schlimmer als Rockstar-Arschlöcher. Daher finde ich es auch schwierig, trotz diverser Angebote eigene Lieblingsbands zu veranstalten, da es ziemlich enttäuschend sein kann, wenn die sich aufführen wie offene Hose und das ganze D.I.Y. Ding damit kräftig sabotieren. Halt, eins ist doch noch schlimmer als Rockstar-Arschlöcher, nämlich Möchtegern-Rockstar-Arschlöcher. Die wedeln noch penetranter mit ihren 5-seitigen Verträgen in der Gegend rum, nur weil sie mal nachmittags um 15:00 Uhr auf irgendeinem Festival spielen durften oder eine Erwähnung in einer Mini-News Zeile im Visions oder so hatten. Hier kam mal eine solche Band an und verlangte frisch bezogene Betten, obwohl klar war, dass sie im Club pennen sollen. Als es meinem Kumpel, der den Abend betreute, zu bunt wurde, hat er nur noch gesagt: „Alle Bands auf diesem Planeten haben Schlafsäcke auf Tour dabei, außer die verfickten Rolling Stones und ihr oder was?“ Große Lacherei unsererseits, und sie wurden letztendlich in eine Jugendherrberge abgeschoben…mit dem Versprechen, dass sie sich nie mehr blicken lassen sollten.
Jedenfalls genießen die Bands nach ihren Auftritten auch gern mal die aufgelegte Musik. Letztens wurden mal wieder aufstrebende Modern-Rocker (sagt man „Postrocker“? Klingt so nach Briefezustellung) schwer gefordert, da die Mucke nach 1:30 Uhr doch plötzlich schwer in Richtung Iron Maiden, Slayer und sonstigem alten Metal-Geholze tendierte. Lag daran, dass der DJ in entsprechender Laune und entsprechend besoffen war (ich übrigens *gg*). Nach einer gewissen Anlaufphase mit demonstrativem Naserümpfen gingen sie dann jedoch ebenfalls zum Luftgitarrespielen über und alles war gut. Hört sich bescheuert an, ist aber eigentlich immer witzig. Nicht selten bin aber auch ich überrascht, wie z.B. neulich, als ein Pärchen so um die Ende 40 auftauchte und sie sich gleich Judas Priest bei mir wünschte, um danach schwer abzugehen. Ansonsten bewegt sich die Musik bei meiner Anwesenheit aber meistens zwischen 50s/60s und so Neo-Rock´n´Roll Kram, also eher Punk´n´Roll, Surf oder ähnliches. Gern natürlich auch Stooges, MC5, Ramones…das ist so unser Ding in etwa.
Wir haben natürlich noch andere DJ-Abende. Alles was woanders unbeachtet bleibt, z.B. auch einen extra Abend für Art- und Freakrock. Dieser DJ z.B. macht das schon ewig und legt beabsichtigt ultralange Stücke auf, die nur 2 alte Zausel irgendwo in der Ecke mit Kennerraunzen empfangen. Trotzdem hat er seine Gäste, und viele kommen auch, um nicht irgendwo anders immer den gleichen Mist um die Ohren gespielt zu bekommen (evtl. auch, weil unsere Drinks so billig sind?). Ich selbst mache immer wieder mal neue Themenabende. Neben den Metalgeschichten und sowas wie „Little Space Night“ hatten wir auch schon einen sehr schönen Stoner-Rock-Abend. Hauptsächlich läuft aber mein Rock´n´Roll Abend, der inzwischen einige Ableger gefunden hat, z.B. in Variation als „Aloha-Surf-Rock´n´Roll Abend“, wo alle mindestens in Hawaiihemden zu erscheinen haben ;). Als nächstes plane ich schon länger einen „Good Morning Vietnam Rock´n´Roll Abend“, Musik entsprechend der Ära und von ca. 1965 bis Mitte 70. Dresscode natürlich Tarnlook oder Reishut. Mal sehen wie´s wird :)