Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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ford-prefect
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In den letzten Wochen wurde der Netflix-Dokumentarfilm „Babo – Die Haftbefehl-Story“ über den Rapper Aykut Anhan alias Haftbefehl von den beiden Filmemachern Sinan Sevinc und Juan Moreno heiß dikutiert, in vielen Feuilletons. Darum hab ich mir den 93-Minüter nun reingezogen. Hafti, wie ihn Fans nennen, wuchs in Offenbach im Plattenbauviertel Mainpark auf, ein trostloser und grauer Ort. Und ein sozialer Brennpunkt. Mit Bezug auf sein hessisches Heimatviertel schrieb Haftbefehl, der als Kind ein Nachwustalent der Offenbacher Kickers war, den Song „Mainpark Baby“. Der Titel der Doku „Babo“ ist kurdisch und bedeutet „Vater“. Durch den Film erfährt man, wer Aykut Anhan wirklich ist, von seiner Herkunft, dem Suizid seines Vaters, wer seine beiden Brüder sind … und wie Haschisch und vor allem Kokain sein Leben beinahe zerstörten. Es sprechen Jan Delay, Marteria, Peter Fox und Rap-Journalist Nico Backspin, die Haftbefehl unkritisch in den höchsten Tönen anhimmeln, als wäre er der Charles Bukowski der deutschen HipHop-Szene.

Im August 2022 hatte Haftbefehl einen Auftritt im Open-Air-Club Hafen49 in Mannheim, bei dem sich der 1985 geborene Rapper kaum auf den Beinen halten konnte … und fast hinstürzte. Konzert musste ausfallen. Im Dezember 2023 feierte der Deutschrapper in der Jahrhunderthalle in Frankfurt/Main seinen 38. Geburtstag. Diese Show verlief überragend … doch eine Woche später erlitt Haftbefehl in einer Hotelsuite eine Drogenüberdosis durch zu viel Kokain und musste im Krankenhaus reanimiert werden. In einer türkischen Entzugsklinik in Istanbul schafft Haftbefehl, auf Drängen seines Bruders, doch noch den Absprung und scheint mittlerweile geheilt und drogenfrei zu sein. Mit dramatischer Musik unterlegt rekapituliert der Dokumentarfilm die Höhen und Tiefen von Haftbefehls Leben in einem dramatischen Spannungsbogen. Weshalb die von Elyas M’Barek und Oliver Berben produzierte Doku stellenweise wie eine Tatort-Folge wirkt. Über den Menschen Aykut Anhan erfährt man viel … über seine Kompositionen jedoch fast gar nichts. Wenn ich das nächste Mal in Offenbach bin, muss ich mal in die Hermann-Steinhäuser-Straße fahren, in der Haftbefehl aufwuchs. Um dort ein bisschen seinem „Genius Loci“ nachzuspüren.

zuletzt geändert von ford-prefect

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