Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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redbeansandrice

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Jack van Poll Tree-Oh + One – Jackpot!

warum geht man jeden Tag in den Plattenladen? Weil man dann gelegentlich bei den Neueingängen sowas hier findet, eine Platte, die man schon ewig sucht in perfektem Zustand zu einem extrem fairen Preis… die Frage, die Jack van Poll, vorne links im Bild, und seine Band sich auf diesem Album von 1968 offenbar stellen ist eine ganz einfache: Wieviele Singles hätte John Coltrane wohl von My Favorite Things verkaufen können, wenn es ein Beatles Cover gewesen wär? Oder vielleicht Sinatra oder Dionne Warwick? Das Argument, dass sowas nicht genug Akkorde für Jazz hat, sollte im modalen Jazz ja nicht zählen…

Um all dem auf den Grund gehen zu können, packt Produzent Tony Vos, hinten links, nochmal das Saxophon aus – er hat eigentlich die Jazzkarriere schon längst gegen eine als Schlagersänger und Produzent getauscht – und diesmal ist es natürlich ein Sopran und nicht wie sonst bei ihm ein Alt… van Poll zeigt, dass er neben seinen Haupteinflüssen – Oscar Peterson, Herbie Hancock und Keith Jarrett, so schreibt er – auch ein bisschen McCoy Tyner gehört hat… wobei natürlich immer auch eine grosse Schippe Cocktailpiano mitschwingt… was die vier Musiker hier eint, ist, dass für alle der Jazz ein Hobby war… van Poll hatte gerade von seinem Vater die Druckerei der Familie van Poll übernommen, Drummer Ruud Pronk (hinten rechts) war Lehrer in einer Mittelschule… und auch im wikipedia Eintrag des Dokumentarfilmers Mary Hehuat (b) wird die Musik nur am Rande erwähnt… die Musik ist fröhlich, die Lieder hört man immer wieder gerne… und dass von Zeit zu Zeit Sidney Bechet eine Spur näher ist als Coltrane ist nicht das Ende der Welt… Tony Vos war ein toller Saxophonist, schon auf den legendären Jazz behind the Dikes Sessions, wo er noch mehr nach Paul Desmond klingt… Extrapunkte natürlich fürs Cover – allein schon, weil es so schön selbstbewusst zeigt, dass die Niederlande bereits 1968 kein Land von Bleichgesichtern mehr waren…

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