Antwort auf: Sinead O'Connor

#12125673  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

Registriert seit: 01.01.1970

Beiträge: 0

His Bobness Jr. oder II eben. Ich habe Niedecken schon auch gerne gehört, aber so richtig passt’s nicht. Danke Euch jedenfalls für die weiteren Aufklärungen, alberto, claque, padam, sparch, stormy, wa. Ich habe das Konzert damals nicht gesehen, wie ich auch von Sinéad O’Connor (kann jemand den Akut mal auf das „e“ im Thread-Titel setzen?) damals nichts wusste. Da war ich tief im Einbruch in die Klassik. Aber man kann ja auch nacharbeiten oder nachsitzen, so heißt das, glaube ich. Und sich immer noch aufregen. Es ist dann z. B. eben eine Haltung, für mich: seltsame Haltung, von Dylan, sich um nichts zu kümmern, was da vor sich geht. Wie diese ganze Hysterie der Massen aber wirklich funktioniert – und man damit wirklich nichts mehr zu tun haben will -, weiß ich einfach nicht. Ich fürchte, es ist sehr einfachsimpel. Die Masse. Umso schlimmer.

Es ist doch belegt, wie dieses Musikbusiness O’Connor geschnitten, abgewürgt hat. Und sie sagt noch, ihre ersten drei Platten seien ein Fehler gewesen. Was höre ich daraus? Wie sie aus einem höchst gefährlichen, elenden Missbrauch (einer Zerstörung) heraus Wege sucht, die sie irgendwie noch verantworten kann, gleichsam unheilsam suchend. Jeder gefundene kleine Anker bedeutet sofort drei Riesenanker. Ist er weg, verschwinden gleich zehn Riesenanker, die Langsamkeit und Schnelligkeit der Psyche zugleich. O’Connor konnte mühelos in späteren Jahren einem E-Gitarren-Solo mit ihrer Stimme beistehen, die ging nicht unter, die Stimme. Die Klugheit bei allem, die „Instant Emotions“ (um ein Wort abzuwandeln, das ich drüben heute gelernt habe), in einem Song wie von selbst von der Arktis in einem Schritt in Afrika sein zu können, das soll hinweggewischt sein mit dem Hinweis auf das Problematische bei alledem? Nur, wer ist die Ursache des Problematischen? Und da, Roland (danke talkinghead), magst Du mir nun sehr widersprechen, ja, gut. Aber ein Weltjugendkirchentag, vulgo Gottesparty, empfinde ich als sehr abstoßend. Eine Party mit Gott kann man auch gepflegt mit den Lana del Rey oder Talk Talk oder Gainsbourg, oder was weiß ich, wen wir hier alles verhandeln, haben. Wie hörte ich im Radio: Da trugen ein paar Leute Regenbogenfahnen, ein paar der guten jungen Christen haben sie entwendet, zerbrochen, irgendwohin geworfen. Auf einer Gottesparty, wo alles so toll ist! Nein. Und ich finde Glauben nun einmal eine eigenartige Lebensweise. Meist ist da auch nichts dahinter. Im Zweifel sind sie halt, sollen sie Kant oder Schopenhauer oder Nietzsche lesen, in dieser Reihenfolge, das ist wichtig zur Heilung. Und wenn sie da begründet wider den Stachel löcken, kick against the pricks, o. k. Und O’Connor hat da nicht nur Texte zur Kirche geschrieben (und sag nicht, Kirche und Christsein seien verschieden, stimmt nicht, der erste Grundsatz der Christen ist die Gemeinschaft, und, so schlicht ist das, wo zwei sind, müssen doch drei sein, und wo drei, auch vier usw. … das Überzeugen, die Mission, der anderen, und das muss organisiert sein, das gehört in diese vernagelte Weltkruxauffassung unabdingbar dazu, ist ihr höchst jämmerlicher Boden: Mir geht’s gut, irgendwann, weil jemand für mich gestorben ist. Mach das für mich, Kirche. Einfach nur schräg. Wie heißt es in Kommentaren oft: „Das kann man sich nicht ausdenken.“ Doch.), also, sie hatte sich das nicht nur ausgedacht, sie hatte die Wut und, abgedroschen, aber ja, Sehnsucht in ihrer Stimme. Sie machte keine Musik – wie K-Pop (ich weiß immer noch nicht, was das sein soll, traue mich nicht zu googlen, aber habe die Beispiele gehört, also fünf Sekunden, mehr ging nicht) – sie ist Musik. Nimm das Pathos raus, dann stimmt’s. Oder lass es drin, dann stimmt’s auch.

Ich weiß, Religionsfragen hier interessieren Dich nicht mehr. Ich habe sie auch nur für O’Connor benannt. Und das würde ich auch noch einmal machen.

--