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Gestern auf DVD – und damit bin ich bei den Filmen von Demy, die ich noch nicht kenne, angekommen: Model Shop (FR/US, 1968). Lola (Anouk Aimé) läuft im weissen Kostüm durch L.A. und verdient sich das Geld für ihren Rückflug nach Nantes, indem sie in einer Art Strip-Foto-Studio auftritt. Zufällig begegnet sie dem arbeitslosen Architekten George Matthews (Gary Lockwood), der in einer scheiternden Beziehung mit einer Frau, die er nicht liebt, lebt, auf den „Draft Letter“ wartet, in einem nicht abbezahlten Vintage M.G. Cabrio durch L.A. fährt, während im Radio die Nachricht von den Friedensverhandlungen in Paris kommt. Ein coup de foudre, eine letzte Nacht, nach der Lola die erste ist, die sich dank dem geliehenen Geld von George aus dem Staub macht … eine Art Road Movie (dafür reichen zwei, drei Strassen in L.A.), ein ganz einfacher Film, wie Demy selbst sagte, sehr schnell gedreht, ohne die ganzen Kostüme und Farben, fast ohne Musik und ganz ohne Choreographien. Der Soundtrack stammt zum Teil von der Gruppe Spirits, die im Film auch auftritt – und von deren Leader George 100$ kriegt, mit denen er die nächste Rate für seinen M.G. zahlen sollte, doch dann läuft ihm Lola ein zweites Mal über den Weg, er folgt ihr in diese Peep-Studio und gibt ihr am Ende die noch verbleibenden 75$ für ihre Heimreise.
Die Demy-Figuren-Familie wird auch sonst fortgespinnt hier: der grosse Held Michel aus „Lola“ (es gibt in einer Szene ein Fotoalbum mit Stills/Set-Fotos von „Lola“, Lola in ihrer Variété-Aufmachung und mit ihrem Sohn, Michel mit seinem Sohn) hat diese betrogen und in Las Vegas mit einer „Jacqueline“ (Jeanne Moreau aus „La Baie des Anges“) sein ganzes Geld verspielt … Franky, der US-Soldat aus „Lola“, sei ein paar Tage vor Ende seines Einsatzes im Vietnamkrieg gestorben.
Ein klasse Film, der damals wohl total floppte – die Amis kriegten nicht das Bubblegum-Musical, das sie sich erhofften, Demys Hollywood-Karriere war damit vom Tisch. Und doch ist das ein hervorragender Film – und vermutlich ein Film, den zumindest die Hardcore-Cinephilen New Hollywood-Leute gesehen haben dürften (George Lucas vor allem, so meint ein jüngerer frz. Regisseur in den Beigaben der DVD).
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